ISA (Intelligent Speed Adaptation) - kann man dagegen sein?
"Vom Ende der Raserei: Autos sollten endlich eine automatische Geschwindigkeitskontrolle haben – serienmäßig. Die Technik dazu gibt es"
DIE ZEIT No 3 vom 15. Januar 2015, Wissen - Seite 33
Ich wollte den Artikel schon überblättern, bin ich doch gegen Eingriffe und Einmischung in Dinge, die die Bürger selbst verantwortlich beherrschen sollten.
Aber dann las ich doch, und zwar u.a. dass "... ISA über das Navigationssystem weiß, wo das Auto gerade fährt und welches Tempo dort erlaubt ist. Zusätzlich erfassen kleine Kameras die Verkehrszeichen am Rand der Fahrbahn, damit auch kurzfristige Änderungen an Baustellen berücksichtigt werden, die auf der Navi-Karte noch nicht verzeichnet sind." Ich lese weiter, dass "... ISA bis zu zehn Prozent Überschreitung duldet, fährt das Auto noch schneller, macht sich ISA bemerkbar - entweder mit einer sanften optischen und akustischen Ermahnung, einem nervig blinkenden und piependen Signal oder aber indem es das Tempo automatisch drosselt. Gleichzeitig erhöht das Gaspedal den Gegendruck oder beginnt zu zittern. Mit einem kräftigen Tritt aufs Gaspedal kann der Fahrer ISA im Notfall außer Kraft setzen, etwa wenn beim Überholen auf der Landstraße plötzlich Gegenverkehr auftaucht. Ein Alarmton fordert ihn dann allerdings dazu auf, das Tempolimit so schnell wie möglich wieder einzuhalten. Im Stadtverkehr oder gar in Tempo-30-Zonen muss der schlaue Tempomat wohl nicht übersteuerbar sein".
Aha. Anders als andere Assistenzsysteme, die man abschalten kann, greift ISA also ohne den direkten Willen des Fahrers ins Geschehen ein. Das kann doch keiner wollen, oder?
"Aber stimmt das? Schließlich möchte jeder Fahrer unfallfrei ans Ziel kommen", lese ich weiter. "Sollte ihm das Auto also tatsächlich das Rasen gestatten und damit die Unfallgefahr erhöhen? Juristen nennen so etwas 'vorhersehbare Fehlanwendung'. Eine Kettensäge, die ohne Griffschutz gestartet werden kann, wäre solch ein Fall. Der Hersteller muss das verhindern, sonst ist er haftbar. Warum sollte der Fall bei einem Auto, das sich zum Rasen eignet, anders liegen? Das Bundverkehrsministerium mogelt sich um eine Antwort auf diese Frage herum. 'Es gilt das Prinzip des eigenverantwortlichen und verantwortungsvollen Kraftfahrers', teilt die Pressestelle nach einwöchiger Bedenkzeit lapidar mit. Ein automatisiertes System müsse deshalb auf jeden Fall 'übersteuert oder abgeschaltet' werden können."
Sag ich doch, der Bürger kann das selbst verantwortlich beherrschen. Ich lese weiter "Aber warum sollte ISA abgeschaltet werden? Um gegen Verkehrsregeln verstoßen zu können und das Auto damit zur Waffe zu machen? Warum sollte das erlaubt sein?"
Ja, warum sollte das eigentlich erlaubt sein? Zumindest mir fallen eigentlich keine wirklich validen Argumente für das Zulassen einer 'vorhersehbaren Fehlanwendung' ein.
Beste Antwort im Thema
Pflanzen wir doch gleich jedem Menschen einen Chip ein. Jede Straftat wäre in minutenschnelle aufgeklärt.
Der deutsche Gutmensch hat für alles Verständnis......außer für Steuerbetrüger, Falschparker und Geschwindigkeitsüberschreiter.
Gewalttäter.........der arme ist als 3jähriger vom Nachttopf gefallen und kann nichts dafür
Sexualstraftäter.........der arme hatte eine schlimme Kindheit und kann nichts dafür
Ladendiebstahl.........unsere Konsumgesellschaft ist schuld......er kann nichts dafür
Einbruch...........der arme ist drogensüchtig und gehört therapiert......er kann nichts dafür
20 km/h zu schnell gefahren...........am liebsten würde dich der Mob der Gutmenschen und Oberlehrer lynchen
65 Antworten
Schon fast amüsant wenn sich Leute bei solchen Techniken über Datenschutz unterhalten. Wozu den Aufwand treiben, man braucht doch nur bei Facebook gucken, dann weiss man eh alles. Überwachungskameras gibt es zu genüge, Handys lassen sich problemlos verfolgen und abhören, ...
Das schlimme ist doch auch schon bei vorhandenen Techniken weiss kaum noch einer was dahinter wirklich aufgezeichnet und gesammelt wird. Theoretisch müsste ein solches System überhaupt keine Daten senden, es muss ja eigentlich nur Verkehrszeichen erkennen und keine Daten weitergeben. Aber die Daten weitergeben kann heute schon fast jedes Navi 🙁
.......und wenn dieser Schwachsinn doch kommen sollte, gibt´s sicher einen "Jailbreak". Es lebe die Jugend und ihre IT Kenntnisse :-)
Wenn ich hier lese, wie viele User sich vom Staat gegängelt, überwacht, oder sonst irgendwie gepeinigt fühlen, frage ich mich, wer alle 4 Jahre diesen Feind wählt?!
Ich wurde in meinem Beruf, 20 Jahre überwacht. Besser gesagt, dokumentierte eine "Blackbox" jede meiner Handlungen und Reaktionen. Geschadet hat es mir nicht, weil immer eindeutig nachvollziehbar war, wer Fehler gemacht hat und wo man ansetzen musste um weitere Probleme zu vermeiden...
Eine Datenspeicherung beim Autofahren halte ich nicht für bedenklich, vor allem bei Daten, die sich auf Verkehrsregeln beziehen. Es hindert mich ja auch nicht zu schnell zu fahren, oder über eine rote Ampel zu fahren. Nur sorgt es eben auch dafür, dass ich die Folgen tragen muss.
Jeder der sich darüber aufregt, ist in meinen Augen eine Memme: Mist bauen aber dann ungeschoren durch den Paragraphendschungel schlängeln! Pfui!
Bin kein Gutmensch. Glaube nicht an den Weihnachtsmann.
Wenn Daten erhoben werden, werden sie früher oder später verwertet, auch gegen Dich.
Und zwar auch und sogar von Stellen, die das nichts das Geringste angeht und die Missbrauch und Schindluder damit treiben.
Wusstest Du, dass die Einwohnermeldeämter Deine Daten VERKAUFEN dürfen und das auch tun?
Wenn Du nicht jedes Jahr Einspruch schriftlich erhebst, wird das automatisch wieder legalisiert.
Und Du wirst nicht wissen, dass Du den tollen Job nebenan nicht bekommen hast, weil die Daten eines jugendlichen Missverständnisses ein wenig "zu bekannt" waren.
Wenn die Erfahrung eines zeigt, dann doch, dass
1. Bewegungs- und Verhaltensdaten sehr interessant für Industrie und Überwachungsstaat sind, warum sollte man sie sonst denn erheben? - Um in einem 80-Millionen-Staat 2 (!) Terror-Tote in 20 Jahren zu verhindern? - Bei uns muss man RAF-Terroristen freilassen, um welche auf der Straße zu haben. Die Statistik ist da absolut eindeutig.
2. Eine vorhandene interessante Datenbank IMMER früher oder später gehackt und bekannt wird.
Daten aus sozialen Netzwerken werden heute schon in großem Stil mittels Data-Mining bei Bewertungen der Kreditwürdigkeit, Berufs- und Ausbildungsbeurteilung, Behördliche "Einordnung" usw. herangezogen. Selbst dann, wenn sie totaler Blödsinn sind.
Mit der Durchsetzung der elektronischen Gesundheitskarte ist der letzte Rest Arzt-Geheimnis de facto nicht mehr vorhanden....
Google möchte gerne Thermostate verkaufen, welche Internet-Verbindung, Mikrofone und Kameras haben, um auch noch den letzten privaten Winkel auszuspionieren.
Sorry, ich vertraue nicht staatlichen und privaten Institutionen, die nachweislich das Gegenteil von vertrauenswürdig sind.
Nur was ich garnicht erst speichere, wird über mich nicht bekannt. Sonst ALLES. und Du merkst es nichtmal sofort!
So einfach ist es. Jeder mag das selbst beurteilen.
k-hm
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Es ist in der deutschen Gesellschaft ein immer wieder kehrender Reflex, seine mühsam und blutig errungenen Freiheiten möglichst weit wegzuwerfen und einen technokratischen Obrigkeitsstaat herbeizusehnen. Ich weiß nicht, woher dieser Reflex kommt - ein jeder Mensch in Deutschland möchte ja frei sein, aber spätestens die Nachbarn zur linken und rechten Seite sollten doch möglichst in Ketten gelegt werden. Geht's noch?
Zitat:
Wenn Daten erhoben werden, werden sie früher oder später verwertet, auch gegen Dich.
Und zwar auch und sogar von Stellen, die das nichts das Geringste angeht und die Missbrauch und Schindluder damit treiben.
Richtig, genau so ist es. Wer das nicht versteht, sollte man für eine Woche ein Praktikum bei hochrangigen Entscheidungsträgern machen (Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Vereinsleben -> egal, am Ende ist das immer gleich). Was geht, wird gemacht. Gesetze werden geachtet, solange Aufdeckung und Sanktion droht. Bei einigen Behörden ist der Missbrauch ja sogar in die Satzung einprogrammiert, siehe dieses gute Beispiel:
Zitat:
Wusstest Du, dass die Einwohnermeldeämter Deine Daten VERKAUFEN dürfen und das auch tun?
Wenn Du nicht jedes Jahr Einspruch schriftlich erhebst, wird das automatisch wieder legalisiert.
Hinzu kommen noch drei weitere Faktoren, die damit zu tun haben, dass auch in Verwaltungen und Schaltstellen immer nur
Menschensitzen, und zwar keine besseren als Du und ich:
1. Unachtsamkeit
2. Inkompetenz
3. Kriminelle Energie
4. Eigennutz
Unachtsame Mitarbeiter von Behörden vergessen gerne mal, die Behörde abends abzuschließen oder den Rechner zu sperren. Unachtsame Überwachungsmethoden übersehen den Datendieb, der mit dem USB-Stick aus der Behörde rausläuft. Inkompetente Entscheider installieren unsichere IT-Systeme. Kriminelle schleusen sich in Behörden ein, saugen Daten ab und verkaufen diese an dunkle Kanäle. Und eigennützige Verwaltungsbeamte geben abends beim Bier privat Wissen an Freunde und Bekannte weiter.
Zitat:
Und Du wirst nicht wissen, dass Du den tollen Job nebenan nicht bekommen hast, weil die Daten eines jugendlichen Missverständnisses ein wenig "zu bekannt" waren.
Oder ein "guter Bekannter" des Polizisten bekommt zufällig die Stellen verraten, an denen die Blitzer stehen...
Zitat:
Sorry, ich vertraue nicht staatlichen und privaten Institutionen, die nachweislich das Gegenteil von vertrauenswürdig sind.
Es sind nicht nur die Institutionen, es sind auch die Menschen, die in ihnen arbeiten. Und inzwischen Hunderte von externen Firmen, die mit den Institutionen zusammen arbeiten und auf diesem Weg Zugriff auf Daten erhalten.
Zitat:
@Beethoven schrieb am 22. Januar 2015 um 09:00:08 Uhr:
Es ist in der deutschen Gesellschaft ein immer wieder kehrender Reflex, seine mühsam und blutig errungenen Freiheiten möglichst weit wegzuwerfen und einen technokratischen Obrigkeitsstaat herbeizusehnen. Ich weiß nicht, woher dieser Reflex kommt - ein jeder Mensch in Deutschland möchte ja frei sein, aber spätestens die Nachbarn zur linken und rechten Seite sollten doch möglichst in Ketten gelegt werden. Geht's noch?
Ach ja, der Deutsche...
Peter Frankenfeldk-hm