Der Rost & Der W210

Mercedes E-Klasse W210

Hallo Gemeinde,

ich weis der Rost ist und bleibt beim W210 ein Thema.

Aber ich habe mir folgende Frage gestellt, ist es möglich das der Rost nur an bestimmten Baujahren und Farben extrem ist ?
So ist mein E 200 Bj. 6/97 nicht vom Rost verschont geblieben, aber auch nicht dramatisch verrottet.
(Kleine Stelle hinterer Kotflügel, kleinste Stelle an den Vordertüren, Radläufe vorne Flugrost )

Ich sehe häufiger Mopf Modelle die sind total durch.

Nun meine These das die 97er vlt einen besseren Korosionsschutz hatten !!

Wenn ich nun nach Schulnoten den Rostschutz beurteilen würde, bekäme mein :
E200 6/97 silber (3) befriedigend

Wie sehen denn Eure aus ??
Grüße
Mc Arthur

Beste Antwort im Thema

Es gibt die verschiedensten Theorien, warum das Rostproblem bei den einzelnen Fahrzeugen so unterschiedlich ist.

1. Das Blech ist von mäßiger Qualität, von hohen Kupferkonzentrationen ist die Rede, Lieferant aus Indien u.ä.

2. Die kathodische Beschichtung ist durch bakterielle Verseuchung des Tauchbades und daraus resultierender pH-Wert-Verschiebung ungleichmäßig.

3. Die korrosionshemmende Beschichtung der Bleche wurde vor der Formgebung bzw. dem Formstanzen auf das glatte Blech aufgebracht. Damit sind die Schnittkanten ungeschützt.

4. Die Wasserlacke neigen dazu, an scharfen Kanten nur eine sehr dünne Schichtstärke auszubilden, was bei

5. schlecht oder nicht entgrateten Blechen bzw. bei Stanzungen mit stumpfen Werkzeugen zu nicht diffusionsdichten Farbschichten führt, dh Wasserdampf kann durch den zu dünne Lack bis zum Metall vordringen. Der Volumenzuwachs durch das Rosten führt dann zu einem Aufplatzen der dünnen Lackschicht, wodurch die Sache an Tempo gewinnt.

6. Dass "konservative" Schutzmaßnahmen wie Wachs komplett fehlen, ist auch ein Kardinalfehler.

7. Dort wo Dichtmassen eingesetzt wurden und diese nicht durch eine Decklackschicht geschützt sind wie zB am Unterboden, werden diese schnell unterwandert und sind somit sogar kontraproduktiv. Der mechanische Schutz durch die Unterbodenverkleidung fehlt im hinteren Bereich, was zu großflächigem "Flugrost" führt.

8. Die zunehmend eingesetzte Nasssalzstreuung ist gegen Metalle deutlich aggressiver als früher.

9. Mir scheint auch, dass ein passabler "dauerelastischer" Steinschlagschutz im Lackaufbau in Problembereichen konstruktiv einfach fehlt oder nichts taugt (Radläufe, Kotflügel und Motorhaube im Steinschlagbereich).

Meine Erfahrung mit meinem tektikgrauen (also so irgendwie "anthrazitdunkelgrauen"😉 S210 aus 5/2000 ist:

Viele Schnittkanten sind Primärziele des Rostes. Das spricht für Erklärungen 3, 4 und 5. Der von Blechrändern ausgehende Rost tritt plötzlich und vor allem im Frühjahr/Frühsommer mit hoher Aggressivität auf. Typische Stellen sind Türen im Bereich der eingesteckten Scheuerleisten und Griffe sowie Kotflügelränder zur Stoßstange hin.

Auch die außen chronisch (salz)nasse Heckklappe, die wohl auch von innen durch Kondensfeuchte leidet, ist ein chronischer Problemkandidat. Das Salz unerwandert die Dichtungen rund um Öffner, Schloss und Kennzeichenbeleuchtung, welches die Feuchtigkeit bindet. Daher ist dort mit Rost zu rechnen, im verborgenen auch bei den Befestigungspunkten der Nebelschlusslichter/Rückfahrscheinwerfer. Vermutlich müsste man die ganze Kofferraumklappe spülen (!) und erst dann von innen versiegeln, um hier für Ruhe zu sorgen.

Ebenso die Türen am unteren Rand, wo die Dichtungen eingesteckt sind: Hier rosten fast alle 210er im Verborgenen, da hier immer Nässe und reichlich Salze vorhanden sind.

Der intakte Lack um Steinschläge wird großflächig und mit hohem Tempo unterwandert, teilweise sind mehrere Zentimeter große Rostflecken innerhalb eines Jahres möglich. Kratzt man den Lack weg sieht man, dass der Rost weit unter den scheinbar intakten Lack greift! Dies und das schnelle Fortschreiten des Rostes an befallenen Schnittkanten spricht für die Erklärung 2. Typisch hier die Radläufe, die oft kleine Vorschäden durch Steinschläge haben.

Meist trocken liegende und mit Decklack lackierte Schnittkanten (zB oben hinten im Motorraum bei den Starthilfepolen) sind zwar auch sichtbar angegriffen ("dicker Rand"😉, aber soweit unauffällig und rosten nur recht langsam weiter. Ohne Wasser und Salznebel kein Rost.

Im Batteriekasten unter der Sitzbank des T-Modells ähnliche Verhältnisse ohne Decklack: Rost. Kondensfeuchte und kleinste Mengen Schwefelsäuredämpfe der über einen Schlauch entlüfteten Batterie genügen, um die Schutzbeschichtung über Jahre außer Gefecht zu setzen.

Alle mit Dichtmasse zugeschmierten Falze am Unterboden waren bei mir nach 6 Jahren zumindest im Stadium "beginnender Blätterteig" und akute Sanierungskandidaten. Freilegen, abschleifen, Mike Sander's Heißfett hält den Rost -- wo angewendet -- fern.

Mit 8 Jahren zeigte sich, dass der Tank rundum am gebördelten Falz sanierungsbedürftig ist. Da der Befall bei genauerer Untersuchung recht stark war und das Blech dünn ist, ließ ich ihn aus Sorge vor einem drohenden Umweltschaden gegen einen mit Mike Sander's Heißfett behandelten gebrauchten Tank in gutem Zustand austauschen.

Die nach wenigen Jahren schon aufgetretenen Flecken unter den Türdichtungen der Vordertüren knapp über Außenspiegelhöhe ließen sich mit Wachs"injektion" stoppen, nun, nach weiteren 7 Jahren ist das Problemakut aufgebrochen. Offensichtlich sollte man das ausgehärtete und damit funktionslose Wachs entfernen und neues anwenden.

17 weitere Antworten
17 Antworten

Hab einen w210 von 2001.
Dieser hatte nach 2-3 Jahren Rost unter den Fenstergummis. Wurde gerichtet. Seitdem rostfrei. Steht wie neu da.

Damit ihr euch mit euren Rostproblemen nicht so alleine fühlt : Bei den 124ern hat Gasherbrum einen
schönen Thread eröffnet :
Pflichtlektüre : Rost am W124

hier der link:

http://jan-wulf.de/?p=7536

alte Liebe rostet wohl auch🙂

Deine Antwort
Ähnliche Themen