Das Bremsenproblem

Servus miteinander,

ich fahre seit letztem Jahr einen Seat Exeo 2.0 TDI und habe ein Problem mit den Bremsen, das mich zur Verzweiflung bringt.
Das Ganze begann Anfang diesen Jahres, als beim Bremsen ab 60 km/h ein deutliches Rubbeln spürbar war, aus mir völlig unerklärbaren Gründen.
Also ab in die Werkstatt. => Bremsscheibe vorne rechts verzogen
Dazu muss gesagt werden, dass die Bremsscheiben vorne beim Kauf quasi neu waren und die hinteren beim Verkauf neu gemacht wurden. Es war also nicht geplant hier in nächster Zeit zu investieren.
Aber ok, wer weiß was die vorher für Gelump eingebaut haben...vllt doch heiß geworden oder mangelhaftes Teil => neue Bremsscheiben vorne

Damit war wieder alles gut.
Doch nach ca. 500 km erneutes Ruckeln. Diesmal besonders auffällig bei ca. 80 km/h und deutlich im Innenraum wie auch Lenkrad spürbar.
=> Wieder Bremsscheibe vorne rechts verzogen. Die Werkstatt fand heraus, dass der Bremskolben nicht immer zurückfährt, also klemmt.
=> neue Bremsscheiben vorne und neuer Bremssattel
Das Problem schien gelöst zu sein. Bremsen ging danach einwandfrei. Große Erleichterung...

Doch nach ca 200 km ging es wieder los. Diesmal nur bei um die 80 km/h, bei hohen Geschwindigkeiten nichts. Im Lenkrad fast nicht spürbar.
Ich hatte zu dieser Zeit wenig Zeit und bin so dann ein Paar Tausend km über viele Wochen gefahren. Hauptsächlich überland. Das heißt man bremst immer bei ca 80 km/h. Da das aber nicht sehr angenehm war und ich auch das Auto vor diesen sehr starken Vibrationen bewahren wollte, habe ich sehr wenig und sachte gebremst. Mein Fehler, denn irgendwann ruckelte es wieder bei allen Geschwindigkeiten.
Als ich dann in die Werkstatt ging, schien die Ursache klar: Die riefigen, rostigen hinteren Bremsscheiben! Die Werkstatt wollte dann natürlich die Bremsschieben hinten wechseln, aber die habe ich ja letztendlich selbst durch meine Fahrweise zerstört. Ich konnte nicht glauben, dass diese die Ursache für das anfängliche Ruckeln bei 80 km/h sind. Das kam mir sehr spanisch vor. Es ist nun ja schließlich schon das dritte mal. Also hab ich mir mehrere Meinungen von freien Werkstätten eingeholt. Diese versicherten mir auch, dass die Bremsscheiben hinten das Problem seien, obwohl ich dort auch die Vorgeschichte erzählt habe mit den vorderen Bremsscheiben.
Gut, es wurden dann die Bremsscheiben hinten gewechselt. Musste ja sowieso gemacht werden...

Nun ja, die anfängliche Euphorie bei Bremsungen aus niedrigen Geschwindigkeiten - unter anderem 80 km/h - wurde gleich bei der ersten Autobahnfahrt zerstört und zu einer so großen Wut, dass ich die Karre am liebsten in die Leitplanke gesetzt hätte. Diesmal trat das Ruckeln nur zwischen 130-160 km/h auf. Ansonsten absolute Ruhe, wie man es von dem Auto gar nicht mehr kannte. Das Rucken hielt sich aber sehr in Grenzen. Es war vergleichsweise leicht und nur sporadisch. Abhängig von der Bremskraft (es war eigentlich nur beim leichteren Bremsen, bei starker Bremsung war nichts zu spüren) und auch vom Gefälle. Bei Bergabfahrten war weniger zu spüren.
Hier dachte ich mir: Damit kann man leben. Solangs nicht schlimmer wird ist es mir egal.

Das ging jetzt einen Monat lang und ein paar Hundert km gut, doch in den letzten Tagen hat es wieder angefangen: Das altbekannte Ruckeln bei um die 80 km/h.
Es ist jetzt quasi in zwei Geschwindigkeitsbereichen: Von 70- 90 km/h und von 130 bis 160 km/h.

Unser Werkstattmeister des Vertrauens weiß nicht mehr weiter und wir auch nicht.

Zusätzlich muss ich noch sagen, dass das Ruckeln schon immer sehr auffällig niederfrequent war. Also mehr ein Ruckeln als Rubbeln und eben nicht typisch für fehlerhafte Bremsscheiben/-beläge.
Das Fahrwerk als Ursache, was ich zwischenzeitlich vermutet habe, hat unser Werkstattmeister von vorneherein ausgeschlossen und ist durch die weitere Symptomatik definitiv ausgeschlossen.
Das komplett Abstruse an der Geschichte ist ja, dass der Austausch der Bremsscheiben immer ein zumindest kurzzeitiges Verschwinden der Symptome oder wenigstens eine Veränderung dieser zur Folge hatte, obwohl die Bremsscheiben ja denfinitiv nicht die Ursache des Ganzen sind.
Durch die Verkettung von den sicherlich mehreren Ursachen wird der Fall immer unübersichtlicher und auch finanziell sehr belastend.
Was aber immer wiederkehrt und von Anfang an auffällig war, ist das niederfrequente Ruckeln bei 80 km/h, das aber auch durch das Tauschen der Bremsscheiben kurzzeitig verschwindet. Dabei spielt es ja anscheinend auch keine Rolle, ob die Bremsscheiben vorne oder hinten getauscht werden.
Mein Schluss daraus ist, dass es mit den Scheiben überhaupt nichts zu tun hat.
Ansonsten wird ja aber bei so einem Tausch nichts gamacht außer Entlüften.

Die Ursache muss aber meiner Ansicht nach auf jeden Fall in der Bremsanlage selbst liegen, oder nicht?

Woher kann das Kommen? Kann Luft im System die Ursache sein? Ich bin langsam echt am verzweifeln...
Welche Bremsanlagenbauteile können die Ursache sein?
Ich bin für jede Antwort dankbar.
Vielleicht findet sich ja hier ein Spezialist. Sämtliche Werkstätten sind mit dem Fall überfordert und niemand hat so etwas schon einmal erlebt und kann mir weiterhelfen.

Vielen Dank
Mutz

51 Antworten

Ich würd' zwei Dinge noch verifizieren:
1.) kommt die vorübergehende Besserung vielleicht durch den Akt der Reparatur selbst? Beim Wechsel der Bremsscheiben werden ja wohl immer zwischendurch die Kolben der RBZ ganz zurückgedrückt, bei der Gelegenheit nimmt eine beträchtliche Menge Bremsflüssigkeit den Rückweg und hat Gelegenheit, irgendwas wegzuspülen. Vielleicht mal bewußt einfach nur die Kolben zurückdrücken, alle 4. Und vor dem ersten Tritt aufs Pedal dann noch mal in den Ausgleichsbehälter schauen. Und danach halt beobachten, ob das Symptom wieder vorübergehend weg ist.

2.) Man kann das ABS vermutlich einfach totlegen, indem man einen der Raddrehzahl-Sensoren absteckt. Einfach mal probieren, ob es dann immer noch ruckelt, dann weiß man zumindest das.

Oder?

Wenn der Wagen ABS hat ist das Bestandteil der BE. Muss also funktionsfähig sein.

Ja gut, ich vergaß, den Satz anzufangen mit "Man miete sich zu Diagnosezwecken kurzzeitig eine entsprechende Privatstraße...", formal völlig korrekter Einwand.

ABS-Ruckeln und Bremsenrubbeln haben völlig verschiedene Ursachen und fühlen sich vor allem auch total unterschiedlich an.
Bei mir war es seinerzeit auch so, dass die Bremse nach jedem Scheibenwechsel ein paar hundert Kilometer unauffällig war und dann wieder anfing zu rubbeln. Das dürfte daran liegen, dass sich die Scheiben nach einigen Erwärmungs- und Abkühlzyklen an eine eiernde Radnabe anpassen und dann erst zu schlagen beginnen.
Deshalb hilft die ganze Orakelei hier nicht weiter, solange der TE und seine Werkstatt keine qualifizierte Ursachenforschung betreiben und immer nur neue Bremsscheiben montieren.

Bei mir war es seinerzeit so, dass die Radnaben schon richtig blättrigen Rost hatten. Die Mercedes-Niederlassung Hamburg hat darauf neue Scheiben montiert, dabei haben sich Rostplacken gelöst, sind in den Topf der Scheibe runtergerieselt und wurden beim Festziehen der Räder dort eingeklemmt.
So habe ich das Auto vom Vorbesitzer gekauft, natürlich nur in der Stadt probegefahren und beim ersten Bremsen auf der Autobahn habe ich gedacht, mir rüttelt die Brille von der Nase. Dann kamen da 5x neue Scheiben drauf, bis ich mir eine Messuhr für 35 Euro gekauft (alle von mir befragten Werkstätten hatten so was nicht) und alle Radnaben vermessen habe. Ergebnis: Beide vorderen rostigen Radnaben waren krumm. Und nicht nur die, auch die Alufelgen waren irreparabel verzogen. Richtig gemein: Auch die neuen Naben von Febi eierten.
Erst mit originalen Naben und neuen Scheiben von ATE war endlich Ruhe beim Bremsen.
Aber das Rubbeln kann auch von festsitzenden Bremskolben oder -sätteln kommen, wenn die Beläge nicht sauber abheben und immer auf der gleichen Stelle schleifen. Dann bekommen die Scheiben Dickenunterschiede, die auch zum Rubbeln führen. ATE hatte dazu früher Infos auf der Homepage, ich kann die aber derzeit nicht finden.

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Also, um die Geschichte mal aufzuklären...
Ist jetzt schon ne ganze Zeit her.
Irgendwann hat sich zum Ruckeln noch ein Schlagen dazugesellt, so ab 40 km/h. Und zwar Reifendrehzahlabhängig und nicht Motordrehzahlabhängig. Ich hab als erstes schon gedacht, dass es jetzt durch die ganze Ruckelei noch die Radlager zerlegt hat, doch sobald ich das Bremspedal nur angetippt hab ohne dass es überhaupt schon gebremst hat, war es wieder weg. Meiner Meinung nach kam es eindeutig von vorne rechts (hmm, wer hätte es gedacht...). Auf jeden Fall gings so nicht weiter.
Ich bin dann in eine freie Werkstatt marschiert, die sich um die Sache kümmern wollte und dafür auch ausreichend Zeit hatte - was wohl zur Zeit ein großes Problem ist. Der Werkstattmeistermeister meinte auch sofort, dass das Schlagen von vorne rechts kommt und sicherlich mit der ganzen Geschichte zusammenhängt.
Auf jeden Fall hab ich dann gesagt, dass die einfach mal der Reihe nach alles zerlegen sollen bis sich der Fehler findet.
Es hat nicht lange gedauert, da hat sich die Werkstatt gemeldet. Es war die Radnabe vorne rechts: Die hat so geeiert, dass es mit bloßem Auge deutlich sichtbar war und die Werkstatt zeigte sich entsetzt, dass sowas vorher nicht bemerkt wurde. Nun wurde die Nabe getauscht und ich würde sagen ich hab ein neues Auto. Ganz anderes Lenkgefühl, etc.
Interessant ist, das sich die eiernde Nabe vor allem im niedertourigen Bereich ausgewirkt hat. Vorher hat das Auto hier deutlich mehr zu kämpfen gehabt und lief richtig dröhnig und brummig, vor allem unter Last. Auf der Autobahn mit hohen Geschwindigkeiten lief er aber immer wie ein Brett, obwohl das ganze Rad ja richtig geeiert sein muss.
Nun ja, ich bin wirklich froh. Die Scheiben haben wir erstmal draufgelassen, da die Werkstatt meinte, dass sich das wieder einschleift. Die Scheibe sei ja nicht überhitzt oder so, sondern lediglich nicht gleichmäßig abgenutzt. Und tatsächlich, das Rubbeln ist mittlerweile echt vernachlässigbar.

Das war dann ja ne recht schwere Geburt, dabei stand der Lösungsweg gleich in der ersten Antwort. 🙄 🙄

Zitat:

@Golfschlosser schrieb am 13. September 2021 um 22:21:04 Uhr:


Habt ihr mal eine Messuhr an die Radnaben u. montierte Scheiben gesetzt und den Planlauf geprüft?
Fahrwerkslagerung i. O.?
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