Choke
Moin,
ich habe eine - für Euch mit Sicherheit simple - Frage: Was ist der/die/das Choke und wofür braucht man das Teil? Ich habe jetzt schon öfter davon gehört und Formulierungen wie: ...im Winter musste ich ca. ne halbe Stunde mit Choke fahren, sonst ging gar nix... & ...Choke ziehen... gelesen.
Kurzum: Was ist das, wozu dient es, hat jedes Motorrad einen Choke, und überhaupt?
MfG, Andi
21 Antworten
Hi Leute,
Ich hab' zwar nicht das allseligmachende Wissen 😉, aber folgendes möchte ich anmerken:
Magere und fette Abstimmung:
von "mager" spricht man, wenn das stöchiometrische Kraftstoff-Sauerstoff-Verhältnis Lambda grösser 1 ist, von "fett" wenn es kleiner 1 ist.
Anders ausgedrückt: bei Lambda 1 hat man die optimale Verbrennung, es wird der ganze Kraftstoff verbrannt und dabei der gesamte Sauerstoff verbraucht (vergleiche Lambda-Regelung bei GKat Kfz).
Neben dem reinen Leistungspotenzial hat aber der Kraftstoff noch einen anderen Effekt: aufgrund des Verdampfungseffektes beim Komprimieren entzieht er der Umgebung Wärme. Deshalb laufen hoch verdichtete/aufgeladene und hoch drehende Motoren oft mit sehr fetter Einstellung, um eine zusätzliche Kühlung der mechanischen Komponenten zu erreichen.
Der Choke dagegen hebt durch zusätzliche Kraftstoffzufuhr zum einen die Leerlaufdrehzahl an, damit der Motor schneller warm wird und damit früher die Betriebstemperatur erreicht. Zudem lässt sich ein fettes Gemisch leichter zünden, weil sichergestellt ist, dass sich zu jedem Kraftstoffmolekül ein Sauerstoff-Pendant findet, was ja Voraussetzung für die Oxidation ist.
Wird der Motor dann aber warm, kommt es bei zu fetter Einstellung zur unvollständigen Verbrennung der Kohlenstoff-Moleküle. Die Folgen kennt jeder: Russbildung. Kerzen und Auslassventile sind hier die ersten Bauteile, die davon befallen werden.
Zu magere Einstellung kann dagegen zum Überhitzen des Motors führen. Da der Sprit bei Motoren mit Getrenntschmierung keine Schmieraufgaben übernimmt, ist hier also keine Gefahr.
Soweit zur mir bekannten Theorie. In der Praxis sollte man den Motor nicht zu lange mit Choke laufen lassen, weil er im Leerlauf sonst unnötig belastet wird, da ja keine Last auf der Abtriebsseite besteht. Unter Last spielt der Choke sowieso keine Rolle.
@eddie78:
Zitat:
lieber lasse ich sie eine sekunde zu fett laufen als zu mager.
Mit den Choke kannst Du das Gemisch nur anfetten, nicht aber abmagern. Denn die Grundeinstellung des Vergasers bleibt ja unverändert; es wird bei geöffnetem Choke lediglich mehr Sprit in den Ansaugbereich gebracht, womit das Gemisch überfettet, da ja die Drosselklappe deswegen nicht weiter offen ist. Ein Magerschaden ist wegen eines zu früh geschlossenen Chokes mit Sicherheit nicht zu erwarten.
Aber bei kalten Temperaturen bedeutet ein zu früh geschlossener Choke eben eine längere Warmlaufphase, was die Schmiereigenschaften des Öles beeinträchtigt und damit mechanische Schäden verursachen kann.
Sobald der Motor ohne Choke auf Standgas sauber rund läuft und Gas annimmt, sollte er meines Erachtens geschlossen werden. Im Sommer ist es bei uns zumeist nicht erforderlich, den Choke zu benutzen. Aber das merkt jeder selber, wenn der Bock ohne nicht anspringt.
Wenn er dann ein bisserl länger drin bleibt, wird das nichts machen, weil das bischen Russ bei der nächsten Vollgas-Phase gleich wieder rausgebrannt wird.
Fazit:
@Goalgetter: "hör" auf Dein Bike und benutze den Choke wenn erforderlich so lange, bis der Motor sauber läuft. Wenn's ohne geht: auch gut.
Ciao,
kawa
Zitat:
Original geschrieben von FireballFz750
Sachlich und ausführlich!
Und dazu noch vom 27. Januar 2005.
Nur mal so als kleine Anmerkung am Rande. 😉
Gruß
Crosskarotte
*rofl* 😛
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Alter thread, hoffe den liest noch wer... Muss bei meiner 88er Honda NTV650 den Choke immer mindestens auf halber Stellung haben, sonst geht mit der Motor bei jeder Ampel/Kreuzung aus... Choke ganz zu, geht bei mir gar nicht... Müsste man hier das Standgas anpassen?
Zitat:
@rouven74 schrieb am 27. Mai 2020 um 09:39:25 Uhr:
Müsste man hier das Standgas anpassen?
Wenn der Motor ohne Choke und mit minimal Gas am Gasgriff bei ca. 1200 u/min schön rund weiterläuft dann ja.
Dein Ofen hat bestimmt irgendwo eine Stellschraube, mit der man das Standgas einstellen kann.
Darüber hinaus würde dem Oldtimer eine Überholung des Vergasers inkl. neuer Membranen etc. vmtl. nicht schaden.