Busunglück
Nach dem furchtbaren Busunglück in Franken, frage ich mich wie man am besten aus so einem brennenden Bus rauskommt. Die Nothämmer sind ja so zahlreich nicht vorhanden.
Kriegt man die Scheiben anderweitig eingeschlagen? Z.B. Armbanduhr über die Faust und mit der Kante zuschlagen? Sind die Scheiben nicht so konstruiert das die von außen nur schwer kaputt gehen aber von innen relativ leicht?
Vielleicht ist hier ein Busfahrer der die Gegebenheiten mal darlegen könnte. Wie verhält man sich da?
*furchtbare Sache*
Andy
Beste Antwort im Thema
Ich bin ein paar Jahre Reisebus gefahren und musste das Szenario "Busbrand" selbst miterleben. Bei der Rückfahrt vom Skifahren hat der Bus vom Kollegen vor mir im Motorraum zu qualmen angefangen, ich hab ihn dann darauf aufmerksam gemacht und wir sind an der nächsten Raststätte von der Autobahn. Solange der Bus fährt, ist es bei Motorbränden am unkritischsten, weil dann kein offenes Feuer entsteht. Das kommt erst, wenn die Fuhre steht und Öl oder Diesel auf heiße Motorteile läuft. So war’s auch bei ihm.
Wir hatten genügend Zeit, alle Fahrgäste durch beide Türen aussteigen zu lassen und sogar noch den Großteil des Gepäcks aus dem Kofferraum zu holen. Nur die Skier hinten im Gepäckträger konnten nicht ausgeladen werden, da hat’s ja munter gebrannt. Das ging alles ohne Hektik und Panik ab, und bis der Innenraum gebrannt hat, sind vielleicht 4 oder 5 Minuten vergangen. Das ist eine sehr lange Zeit und war in diesem Fall ausreichend für eine geregelte und ruhige Evakuierung.
Jeder Bus hat zusätzlich zu den Türen Ausstiegsluken auf dem Dach, für den Fall dass er nach rechts auf die Türen umkippt, die kann man auch beim Brand nutzen. Muss man halt aus 3,5 m Höhe vom Dach springen.
Bei dem Unglück von gestern kam aber leider der Umstand dazu, dass die Fahrgäste Rentner waren. Rentner sind erfahrungsgemäß nicht so beweglich und nicht so schnell. Da reicht es, dass einer im Gang stolpert und die anderen schon nicht mehr über den Liegenden drüberkommen. Was bei einem Haufen Skifahrer kein Problem wäre, ist dann leider tödlich.
Die Busscheiben sind meist zweilagig und lassen sich von außen und innen einschlagen, mit entsprechend Schmackes auch mit jedem halbwegs kantigen oder spitzen Gegenstand. Die Kraft eines 80-Jährigen kann aber auch hier eventuell nicht ausreichen. Und von außen kommt man in der Regel nicht an die Scheiben dran, die sind einfach zu hoch (außer beim Doppeldecker die untere Etage).
Zitat:
Da sollte doch nach den Vorschriften alles aus nichtbrennbaren Materialien bestehen?
Diese Vorschriften existieren nicht. Es gibt auch so gut wie keine nichtbrennbaren Materialien, die im Fahrzeugbau verwenden werden. Sogar Alu-Motorblöcke können zu brennen anfangen. Kunststoff kann mit Flammhemmern ausgestattet werden, das hält aber auch nur kurz und heißt nicht, dass das alles selbsterlöschende Materialien sind.
55 Antworten
Zitat:
@diezge schrieb am 4. Juli 2017 um 13:06:43 Uhr:
Nüchtern betrachtet: Während wir diese Zeilen schreiben, kommen in Deutschland weit mehr Menschen im Straßenverkehr um.
3214 im Jahr 2016, d.h. 8,80 pro Tag oder einer alle knapp 3h. Der Thread muss also noch mindestens bis Donnerstag um 8:00 Uhr laufen.
Beim Rest hast du schon Recht.
Wenn die Dieselleitung abgeht und der Diesel auf den Turbo läuft, hilft dir auch keine Temperaturwarnung, dann brennt die Kiste einfach lichterloh.
Und wenn ich mir jene Meldung anschau, brennt ein Zug genauso gut und schnell wie ein Bus:
http://www.bz-berlin.de/.../...die-flucht-aus-dem-biesdorfer-feuer-zug
Zitat:
@birscherl schrieb am 4. Juli 2017 um 13:28:41 Uhr:
Wenn die Dieselleitung abgeht und der Diesel auf den Turbo läuft, hilft dir auch keine Temperaturwarnung, dann brennt die Kiste einfach lichterloh.Und wenn ich mir jene Meldung anschau, brennt ein Zug genauso gut und schnell wie ein Bus:
http://www.bz-berlin.de/.../...die-flucht-aus-dem-biesdorfer-feuer-zug
Wie sagte der Gutachter heute im Radio, ein Feuer im Motorraum wird nicht gleich bemerkt. U.a. Fahrtwind etc. Nur eine Minute früher gehalten bzw. ohne weiteren Unfall hätte einiges Leid gemildert bzw. erspart.
Da braucht man nicht ein Extrembeispiel von vielen Anführen um die Nichtigkeit einer Feuerwarnung zu demonstrieren.
Zitat:
@Diabolomk schrieb am 4. Juli 2017 um 13:30:55 Uhr:
Wie sagte der Gutachter heute im Radio, ein Feuer im Motorraum wird nicht gleich bemerkt. U.a. Fahrtwind etc. Nur eine Minute früher gehalten bzw. ohne weiteren Unfall hätte einiges Leid gemildert bzw. erspart.
Da braucht man nicht ein Extrembeispiel von vielen Anführen um die Nichtigkeit einer Feuerwarnung zu demonstrieren.
https://www.welt.de/.../...euerinferno-Kaum-Rauchmelder-in-Bussen.html
Daraus:
Zitat:
„Wir bieten schon lange solche Systeme an - als Sonderausstattung“, sagt Raimund Grammer vom weltgrößten Busproduzenten Daimler in Stuttgart, der im Vorjahr weltweit 40.000 Busse produzierte. Wenige hundert Euro koste dies mehr – bei einem Durchschnittspreis von etwa 350.000 Euro für einen herkömmlichen Reisebus.
Das sowas überhaupt Sonderausstattung ist - und nicht einfach eingebaut wird. Ähnlich wie bei den Airbags in den 90er Jahren...
Ein Artikel von 2009 zu zitieren ist in dem Sinne blöd, weil diese Brandmelder ja ab 2015 vorgeschrieben sind.
Deswegen schrieb ich ja, der Bus war leider ein Jahr zu alt. BJ2014
Zitat:
@birscherl schrieb am 4. Juli 2017 um 09:26:34 Uhr:
bis der Innenraum gebrannt hat, sind vielleicht 4 oder 5 Minuten vergangen.
Kommt hin. Ich hatte vor einigen Jahren einen Busbrand "beobachtet". Auf der Autobahn in ca. 2 -3 Kilometern Entfernung war etwas Rauch zu sehen. Zäh fließender Verkehr so mit 80 bis 100. Als ich am Bus angekommen war bzw. dann erst gesehen hatte, dass es einer ist, brannte er bereits lichterloh. Die Fahrgäste haben es wohl alle heraus geschafft. Als ich den Bus passierte war die Feuerwehr bereits im Anmarsch. Die konnten aber vermutlich nicht mehr viel machen. Ähnlich wie bei dem Vorfall gestern. Als ich das gelesen hatte ist mir das wieder eingefallen. Die Feuerwehr hat im Grunde genommen keine Chance, rechtzeitig dort zu sein.
echt schlimm 🙁 aber man darf sich über sowas nicht zu sehr den Kopf zerbrechen. Hat mich aber auch alles sehr gewundert, wie schnell sowas gehen kann.
Zitat:
@Diabolomk schrieb am 4. Juli 2017 um 15:15:57 Uhr:
Ein Artikel von 2009 zu zitieren ist in dem Sinne blöd, weil diese Brandmelder ja ab 2015 vorgeschrieben sind.
Deswegen schrieb ich ja, der Bus war leider ein Jahr zu alt. BJ2014
Nein ist es nicht. Denn es zeigt wie leider gedacht wird. Dass Sicherheitsfunktionen noch immer als Add-On o.ä. gesehen werden ist einfach ein Unding. Und genau diese "2009"-Denke hat noch beim 2014er Bus Anwendung gefunden. Man muss es nicht verbauen, also verbaut man es nicht. (Mal davon abgesehen: Hatte der welche oder nicht? Es gab ja eine freiwillige Selbstverpflichtung, aber nur im Motorraum)
Wieso muss dazu erst der Gesetzgeber zwingen? Wieso kann nicht der Hersteller oder eben des Reiseunternehmen das als sinnvolle Investition sehen?
Ich warte doch auch nicht, bis mich der Gesetzgeber zwingt und habe Rauchmelder schon länger im Haus. Ebenso warte ich nicht, bis der TÜV mir die Plakette verweigert, sondern sorge selber durch Kontrollen für Sicherheit.
Wenn ich mit einem Bus oder mit der Bahn unterwegs bin, gehört ein Nothammer zu meiner Reiseausrüstung. Ich nehme dann immer den, den ich in der Mittelarmlehne meines Autos habe (auch in meinem PKW kann der sehr nützlich sein).
Die Seitenscheiben und die Heckscheibe bestehen aus Sekurit Glas - das sind gehärtete Scheiben, die sehr stabil sind - mit einem normalen Hammer sind die fast unkaputtbar. Was die nicht abkönnen ist alles Spitzes (daher sind die Nothämmer auch spitz), wenn die gehärtete Oberfläche einer Sekuritscheibe durch einen spitzen Gegenstand beschädigt wird, zerfällt die Scheibe in erbsengroße Stücke (die hängen erst noch zusammen, lassen sich aber leicht weg schubsen).
Einige mögen drüber lachen, ich fühle mich einfach wohler, wenn ich (in egal welchem) geschlossenem Fahrzeug einen Nothammer in Reichweite habe.
Die abgefackelten Berliner Linienbusse kann man kaum noch zählen. Immer hat es im Motorraum angefangen zu brennen. Die Fahrgäste sind aber größtenteils heile rausgekommen, so ein Stadtbus hat ja auch mehr und größere Türen.
Zumindest ein Feuerlöscher sollte zur Grundausstattung in einem Bus gehören. Wobei ich nicht sicher wäre, ob ich so ein Ding ohne Vorkenntnisse mit Feuer im Rücken panikmäßig bedienen könnte. Ist wie beim ADAC Sicherheitstraining. Wenn man weiß, daß die Gefahr kommt, ist es immer leichter.
Zitat:
@Leclatcestmoi schrieb am 4. Juli 2017 um 21:23:47 Uhr:
Zumindest ein Feuerlöscher sollte zur Grundausstattung in einem Bus gehören.
Feuerlöscher sind Vorschrift!
Vorrang hat aber die Evakuierung bzw. Menschenrettung - bis das abgeschlossen ist, braucht man den Feuerlöscher nicht mehr, da der Brand dann zu weit fortgeschritten ist - von dem Umstand dass man ein brennendes Fahrzeug, sofern keine Menschen, Tiere oder bedeutende Sachwerte in Gefahr sind brennen lässt, auf Abstand geht und auf die Feuerwehr wartet mal ganz zu schweigen!
Warum sitzen die Tanks eigentlich seitlich im Bereich der Vorderachse?
So ein Dieseltank kann doch aufgrund des geringen Innendrucks alle mögliche Formen annehmen, was spricht gegen eine Montage in der Fahrzeugmitte? Und auch nicht seitlich, sondern wirklich in der Mitte? Da bräuchte es dann schon einen heftigen Seitencrash o.ä. damit der dann beschädigt wird?
Ich habe als Schlüsselanhänger einen Gurtschneider und eine Art Nothammer, den man einfach gegen die Scheibe drückt und dann springt ein spitzer Bolzen heraus, der sogar in Granit Platten ein kleines Loch hinterlässt. Hat auch den Vorteil dass man nicht ausholen muss und vom Kraftaufwand her müsste auch ein Rentner klarkommen.