Bremsweg
Mal wieder eine markenübergreifende Frage an das Toyota-Forum-Expertenpanel mit der Bitte um Freundlichkeit und Sachlichkeit. (Die frühere (?) Bremsproblematik von Lexus-Modellen möge an dieser Stelle im Sinne des Forumsfriedens ausgespart bleiben.)
Ich verfolge nun schon seit zig Jahren Autotests. Dabei hat sich mir im Laufe der Zeit eingeprägt, dass alles unter 40 m Bremsweg als gut einzuschätzen ist.
Nun lese ich verstärkt Messungen, wo auch 'ganz normale' Autos teils deutlich unter dieser Grenze liegen. Die 'nicht normalen' 😉 VW Golf GTI Pirelli und BMW 123d Coupé wurden bei 'Abenteuer Auto' sogar mit 34,7 bzw. 35,9 m angegeben.
Woher kommt dieser Trend? Sind die Bremsanlagen wirklich so viel besser geworden, dass sie den immer weiter steigenden Fahrzeuggewichten schon vorausgeeilt sind? Oder liegt es daran, dass heutzutage Bremsassistenten zum Einsatz kommen? (Andererseits würde ich sagen, dass solche Messungen von Profi-Fahrern durchgeführt werden, die wissen, wie man beherzt aufs Bremspedal tritt.)
Ich bitte um Stellungnahmen seitens des Panels. 😉
Beste Antwort im Thema
Um den Testern von ADAC, Autobild usw. gerecht zu werden, werden weiche, gut zupackende Bremsbeläge in der Erstausstattung geliefert, die oftmals nach weniger als 40.000 km runter sind. Erstaunlicherweise halten die Ersatzteile dann wesentlich länger. Zur Krönung bekommen bereits Kleinwagen hinten Scheibenbremsen, die dann im Alltag natürlich nicht so in Anspruch genommen werden wie auf der Teststrecke und dadurch regelmässig mangels Unterforderung weggammeln.
43 Antworten
Misst denn dieses 'Lichtpunkt-System' nur die Verzögerung des Fahrzeugs (Blackbox-Ansatz) oder wird 'irgendwo' in die Elektronik gehorcht und geprüft, wann der Fahrer das Bremspedal betätigt hat, wie schnell der maximale Bremsdruck aufgebaut wurde usw.?
Zitat:
Original geschrieben von emjay500
Misst denn dieses 'Lichtpunkt-System' nur die Verzögerung des Fahrzeugs (Blackbox-Ansatz) oder wird 'irgendwo' in die Elektronik gehorcht und geprüft, wann der Fahrer das Bremspedal betätigt hat, wie schnell der maximale Bremsdruck aufgebaut wurde usw.?
Ich gehe mal davon aus, dass das
Correvit-Sensorensind und die messen erstmal nur Wegstrecke und Geschwindigkeit. Bei der Datenaufnahme kann man natürlich gleichzeitig noch mehrere andere (CAN-Bus-)Signale aufnehmen.
Gruß
Michael
Zitat:
Original geschrieben von Speed4Me
Naja, im Grunde sind die Bremswege der "Brot und Butter"-modelle immer etwas hinterhegehinkt. Die Celi schafft auch ihre 34-35m aus 100 und die Bremsanlage ist weder relativ "groß" noch geschlitzt, gelocht o.ä. Bei anderen Modellen die eher aus er Kleinserie stammten und eventuell schon elektrische Helfer hatten siehts ähnlich aus.
Welche Celi? T18, T20 oder T23?
Egal - ich würde das pauschal einfach mal bezweifeln, denn das sind Spitzenwerte à la Porsche und co...
Gute Mittelklässler (Brot und Buttermodelle, keine M3/RS4 und co) schaffen mittlerweile so um die 37m, vielleicht auch mal 36m, das ist dann aber schon selten.
Und das auch nur auf guten Reifen.
Die 34-35 Meter nehme ich auch nicht ab. Das entspricht einer Verzögeurng von ca. -10ms², schon ein extrem guter Wert.
Alles unter 40 Meter ist schon gut, ab 37 spielt man schon in der oberen Liga.
Bremsweg 38,5 Meter
http://www.adac.de/.../AT1142_Toyota_Celica_18_TS.pdf
http://www.autobild.de/.../serienwagen-auf-der-rennstrecke_44245.html
Die Scheiben und Beläge sind für den Bremsweg praktisch egal, der wird nämlich fast ausschliesslich durch die Haftungsgrenze der Reifen begrenzt. Jede Bremsanlage, die stark genug ist, die Räder zum Blockieren zu bringen, ist auch stark genug um 35m Bremswege zu produzieren. Das schliesst 20 Jahre alte Kleinwagen mit ein.
Entscheidend ist: Wieviel Grip steht zur Verfügung und wie gut nutze ich ihn aus?
Wieviel Grip zur Verfügung steht, hängt von den Reifen selbst, deren Auflagefläche während dem Bremsen (Radsturz im eingefederten Zustand) und zu einem geringen Teil vom Fahrwerk ab.
Wie gut ich den vorhanden Grip nutze, bestimmt das ABS System. Dabei ist die Güte des ABS Systems wichtig (wie feinfühlig regelt es, 3 vs. 4-Kanal, Bremsassistent ja/nein) und die Auslegung. Die Auslegung ist dabei ein Kompromiss aus Lenkbarkeit und Bremsweg.
Bei älteren Autos waren die Bremswege länger weil die Reifen weniger weit entwickelt und die ABS-Systeme einfacher gestrickt waren.
Schon wieder was Hochinteressantes von dir, Baloo, Danke! Ich hätte der Bremsanlage viel mehr Bedeutung beigemessen.
Gruß,
Happycroco
ist das wirklich so? Ich bin kein Fachmann!
Nehmen wir das Beispiel mit ABS - ich denke mir schon, daß die Materialbeschaffenheit eine Rolle spielt. Hinsichtlich "Zupackgeschwindigkeit" und auch Wärmeresistenz, wenn das ABS regelt.
Natürlich sind gute Reifen Pflicht! Daran spare ich selbst mit meiner alten Karre nicht - derzeit Dunlop/Pirelli und irgendwelcher billiger Nonamedreck kommt mir nicht ran 😉
Das wird auch oft falsch dargestellt, vor allem in der Werbung. Die Bremsen selbst kommen erst bei mehreren wiederholten Bremsungen ins Spiel. Zu kleine Scheiben oder schlechte Beläge machen dann schon nach ein paar Vollbremsungen schlapp und überhitzen, während eine echte Sportsbremsanlage gross genug dimensioniert ist, das ganze beliebig oft zu wiederholen.
Zitat:
Original geschrieben von Audilenker
ist das wirklich so? Ich bin kein Fachmann!
Nehmen wir das Beispiel mit ABS - ich denke mir schon, daß die Materialbeschaffenheit eine Rolle spielt. Hinsichtlich "Zupackgeschwindigkeit" und auch Wärmeresistenz, wenn das ABS regelt.
Wärmeresistenz kommt erst später ins Spiel, selbst bei sehr kleinen Anlagen. Ein Auto das bei einer einzelnen Vollbremsung aus 100km/h schon in den Bereich des Fadings kommt, wäre im Alltag nicht fahrbar.
Man muss sich vor Augen halten: Eine Bremsung von 200 auf 0 entspricht vier Bremsungen von 100 auf 0. Das muss eine Bremsanlage mindestens leisten können, auch mit Beladung und Scheiben und Belägen, die schon etwas verschlissen sind (=weniger thermische Masse).
Was das Ansprechverhalten von griffigeren oder weniger griffigeren Belägen betrifft, kann man das ziemlich einfach mit mehr Bremsdruck ausgleichen. Wenn Belag X 10% mehr Anpressdruck erfordert um auf dieselbe Reibung zu kommen, verpass ich halt einfach dem Kolben des Bremssattels 10% mehr Fläche.
Zitat:
Original geschrieben von baloo
Was das Ansprechverhalten von griffigeren oder weniger griffigeren Belägen betrifft, kann man das ziemlich einfach mit mehr Bremsdruck ausgleichen.
Jaein, denn Druckaufbau kostet ja auch Zeit.
Gruß
Michael
Mit einem grösseren Kolben am Bremssattel bleibt der Druck in den Leitungen gleich, man braucht nur etwas mehr Volumen. Alternativ könnte man auch alles unverändert lassen und einfach den Bremskraftverstärker vergrössern. An der eigentlichen Kraft der Bremsen scheitern kurze Bremswege nicht, denn die kann ich selbst bei kleinen Bremsen und schlechten Belägen fast beliebig erhöhen.
Es gibt noch eine andere wichtige Komponente,welche die Bremsleistung stark beeinflusst: Die Gewichtsverteilung auf den Achsen!
Je mehr Gewicht auf der HA lastet, desto mehr Bremskraft kann diese übertragen. Wenn man dann noch bedenkt, dass es bei einem Bremsvorgang eine Gewichtsverlagerung nach vorne gibt, kommt wieder das Fahrwerk ins spiel. Deshalb bremsen die 911er so gut - viel Gewicht auf der HA und ein straffes Fahrwerk.
Endlich mal jemand hier der richtig Ahnung hat und diese auch sehr plausibel verdeutlichen kann. Aber schön das einige Unwissende dann immernoch versuchen zu widersprechen. 😁😛😉