Bocholt: Pfusch --- Puff
Gasbetriebenes Auto in Werkstatt explodiert: Zwei Schwerverletzte
Den Verletzten wüscnhe ich baldige Genesung.
Beste Antwort im Thema
Auf dem einen Bild ist "unke's Werkstatt" zu erkennen. Sollte es sich dabei um "Funke's Werkstatt" handeln, so habe ich keinen Hinweis darauf gefunden, dass es sich um eine Autogaswerstatt handle.
Aber jeder Autoschrauber sollte um die Feuergefährlichkeit der Betriebsstoffe in Kenntnis sein.
25 Antworten
Funkes Werkstatt kenne ich schon lange und der Senior war sehr wohl befugt Gasanlagen einzubauen. Mein Mitgefühl an ihn und den Azubi die beide noch schwerstverletzt in der Klinik liegen...
Bevor noch mehr Spekulationen hier aufkommen, folgendes beruht auf dem Pressebericht:
Es sollten Arbeiten am Tankgeber vom Chef und dem jungen Mechaniker gemacht werden, dazu ist der Tank leergemacht worden. Der Wagen stand auf einer Bühne, die Tore der Werkstatt waren offen.
2 Schrauben des Multiventils waren noch am Tank, die restlichen gelöst, bei Arbeiten am Tankgeber riss eine Schraube ab und das Multiventil löste sich. Die Restmenge an LPG im Tank gaste aus und wurde durch vermutlich elektrostatische Entladung oder anderweitig gezündet. Die beiden wurden per Heli in Spezialkliniken geflogen.
http://www.bbv-net.de/.../...chene_Schraube_fuehrte_zur_Explosion.html
Danke für den Hinweis auf den weiteren Pressebericht. Aber so sehr die Verletzten mein Mitgefühl haben, so zeigt der Bericht doch die Ursache:
Pfusch.
Wer beim Abnehmen des Multiventils auf restliches LAG stößt, hat das System nicht ordnungsgemäß abgesaugt.
Auch hege ich Zweifel an der statischen Aufladen. Fragen dazu:
War die Fahrzeugbatterie abgeklemmt?
Zitat:
Auch hege ich Zweifel an der statischen Aufladen. Fragen dazu:
War die Fahrzeugbatterie abgeklemmt?
Kann ich dir nicht beantworten, das weiß wohl nur die Staatsanwaltschaft. Das nicht ordnungsgemäß vollständig abgesaugt wurde ist evtl. anzunehmen. Ich werde den Fall beobachten, da Funke für mich ein Mechaniker mit gutem Namen hier im Ort war.
Ich zitiere mich mal eben selbst:
Zitat:
Wer beim Abnehmen des Multiventils auf restliches LAG stößt, hat das System nicht ordnungsgemäß abgesaugt.
Gemeint war LPG, ich hasse es, auf Handytastaturen zu tippen....
Es ist natürlich hart aus der Ferne von Pfusch zu reden, aber der sinkende Respekt vor den Brennstoffen ist das Problem.
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Der Senior ist gestern seinen Verletzungen erlegen... 🙁
http://www.bbv-net.de/.../...erliegt_seinen_schweren_Verletzungen.html
R.I.P
Den Angehörigen gilt mein uneingeschränktes Beileid.
Ich zitiere mal aus dem verlinklten Zeitungsbericht:
Zitat:
Nach Erkenntnissen der Ermittler war es beim Austausch des Tankgebers des Autos zu der Verpuffung gekommen.
Das liest sich für mich so, dass der Tank nicht ordnungsgemäß leergepumpt wurde und mehr als nur ein kleiner Rest LPG im Tank vorhanden war.
Dazu wird sehr wahrscheinlich die Ausstattung der Werkstatt nicht EX-geschätzt sein.
Obwohl ich die Vorschriften für Gaswerkstätten nicht kenne, wäre es anzuraten bei Arbeiten an gefüllten Anlagen kompletten EX-Schutz vorzuschreiben. Dazu gehört es für mich auch dazu, dass die Fahrzeugbatterie vor den Arbeiten entfernt wird und Vorsorge gegen elektrostatische Aufladung getroffen wird.
Ich habe selbst in zwei Werkstätten nacheinander in Lippstadt an meinem Auto Dinge erlebt, die mich zweifeln lassen, warum nicht mehr passiert.
Die Geschichte mit Dimitri und seiner rauchenden Chefin an meinem geöffneten, blubbernden Tank hatte eine Stunde bei GasKit das Vorspeil, dass der junge Pole, der den Tank leerpumpte mit Kippe am Hals das Ventil am Absauger umstellte um zu sehen, ob noch flüssige LPG austritt, was es tat.
Fahrzeugbatterie ausbauen, oder zumindest Minusplos abklemmen, Fehlanzeige. Nicht mal die Sicherung der ICOM hat er gezogen.
Ein Ingenieur in Lippstadt (neue Führung) erzählte mir auch, dass er den ersten Fahrzeugbrand in der Halle schon hinter sich hatte.
Kinnings? Hallo, Gas brennt bekanntlich. Bin zwar nur ein dummer EDV-Fuzzy (wenn auch sudierter EDV-Fuzzy), aber vor Gas habe ich immer noch Respekt.
Man sollte bei brennbaren Kohlenwasserstoffen IMMER Respekt haben.
Nur als kleines Gedankenspiel: Eine Handgranate hat ca 150g TNT. TNT setzt 4600 kJ/kg frei. 150g sind also 690 kJ
Propan verbrennt an Luft mit ca 2200 kJ/mol und 1 Mol = 44g. Um 690kJ freizusetzen reichen also 14g Propangas. Kaum Masse, der Sauerstoff kommt schließlich aus der Luft.
Kein Mensch käme auf die Idee, in einem geschlossenen Raum eine Handgranate ohne Splittermantel zu zünden. Aber bei "Gas" mit ner Kippe im Maul zu arbeiten geht scheinbar ohne Probleme.
Hallo,
zuerst einmal will ich diesen Unfall auch bedauern.
Hätte echt nicht sein müssen und sicherlich mit den richtigen Maßnahmen verhindert werden können.
Mein Beileid an alle Beteiligten und Angehörigen.
Zitat:
Propan verbrennt an Luft mit ca 2200 kJ/mol und 1 Mol = 44g. Um 690kJ freizusetzen reichen also 14g Propangas. Kaum Masse, der Sauerstoff kommt schließlich aus der Luft.
Nunja, im allgemeinen geb ich dir recht. Aber die Verbrennungsgeschwindigkeit von Propan und TNT unterscheiden sich sehr. Propan verpufft, TNT explodiert knallartig. Und das noch in einem geschlossenen Granatenkörper, das macht den Schaden. 14g Propan an der Luft sind im Gegensatz zum TNT ein Flämmchen. Die Energie is schon die selbe, aber die Geschwindigkeit der Freisetzung sind sehr unterschiedlich.
Ich habe bei der BAM mal an einem kleinen Seminar teilgenommen, denn ich komme aus der Gasbranche.
Dort wurden Behälter mit Propan und in einem weiteren Seminar Behälter mir Acetylen einem Brand ausgesetzt. Der Unterschied der Reaktion der Behälter und der Freisetzung der Energie war enorm.
Propan war eine verhältnismäßig leise Verpuffung. Das Acetylen hat seine Umgebung regelrecht zerfetzt.
Grüße aus Stuttgart
Zitat:
Original geschrieben von Steven4880
Dort wurden Behälter mit Propan und in einem weiteren Seminar Behälter mir Acetylen einem Brand ausgesetzt. Der Unterschied der Reaktion der Behälter und der Freisetzung der Energie war enorm.
Propan war eine verhältnismäßig leise Verpuffung. Das Acetylen hat seine Umgebung regelrecht zerfetzt.
Das ist alles richtig. TNT explodiert auch nicht, es detoniert, sprich es findest eine Umsetzung (Zerfall) mit Überschallgeschwindigkeit statt. Das ist jedoch nur wichtig, wenn wir Druckspitzen berücksichtigen müssen.
Soweit ich den Unfall von Bocholt richtig mitbekommen habe, war hier nicht die Druckspitze das Problem, sprich es ist niemand "mechanisch" verletzt worden, sondern in erster Linie die freigesetzte Wärmeenergie. Und davon war anscheinend ausreichend vorhanden. Die meisten Pressefuzzys können das nicht unterscheiden, bei denen explodieren Handgranaten und detonieren Gasfeuerzeuge.
Was nur wirklich wichtig ist und bei allen, egal ob Hobbyschrauber oder Profi, immer im Hinterkopf bleiben muss, ist die Menge an Wärmeenergie, die chemisch schon in geringen Mengen Benzin / LPG enthalten ist. Bei LPG (und Erdgas) ist nun einmal das Problem, dass man es nicht aufwischen oder abstreuen kann, es ist sofort in der Luft und kann sofort zündfähige Gemische bilden.
Das genau ist der Grund, warum ich vor Gas immer noch einen gesunden Respekt habe.
Zitat:
Ich habe bei der BAM mal an einem kleinen Seminar teilgenommen, denn ich komme aus der Gasbranche.
Dort wurden Behälter mit Propan und in einem weiteren Seminar Behälter mir Acetylen einem Brand ausgesetzt. Der Unterschied der Reaktion der Behälter und der Freisetzung der Energie war enorm.
Propan war eine verhältnismäßig leise Verpuffung. Das Acetylen hat seine Umgebung regelrecht zerfetzt.
Feiner Unterschied: Beim Feuer eines Behälters kann dieser durch unterschiedliche Mechanismen innen Druck aufbauen und folglich platzen. Wonach der Inhalt je nach Druckanstieg (Gradient) mehr oder weniger stark mit Luft vermischt wird und folglich unterschiedlich heftig durchbrennt. Du musst die Druckwelle durch das Platzen des Behälters von der Druckwelle einer homogenen Gasexplosion unterscheiden.
Stabile Gase wie Propan und Erdgas: Außer dem steigenden Gasdruck durch Hitze gibts keinen Mechanismus, der weiteren Druck aufbaut. Der Behälter reißt überschaubar "gemütlich" auf, Gas strömt ins umgebende Feuer und verbrennt dort. Das ist ein lokal stark überfettetes Gemisch, niedrige Explosionsgeschwindigkeit, arbeitet eher wie ein Flammenwerfer. Schadensbegrenzend ist, dass nicht genügend Luft an die Flammenfront geführt werden kann, dadurch ist diese relativ langsam. Schau dir die "Feuerbälle" bei Filmexplosionen an. Gleicher Effekt - diese Flammenfront breiten sich nach der Zündung mit einigen Metern pro Sekunde aus, mehr nicht.
Acetylen kann im Gegensatz zu Propan/Butan durch Hitzeeinwirkung disproportionieren, das macht den Behälter im Feuer massiv gefährlicher. Es baut sich bei steigender Temperatur durch die schlagartig einsetzende Disproportionierung zusätzlich Druck/Temperatur auf. Der Druckanstieg im Behälter ist massiv steiler, der Behälter wird "zerlegt" und es tritt viel Inhalt auf einen Schlag aus. Die obere Explosionsgrenze des austretenden Acetylens liegt jedoch statt bei 9-10% wie Propan bei 88%(!). Man muss also nicht viel Luft zugeben um die obere Ex-Grenze zu unterschreiten, ab diesem Punkt des Ausströmens geht die Luzie richtig ab. Das macht Acetylen im Feuer so gefährlich. Bei Propan ist es meist verbrannt bevor es soweit verdünnt wurde um die obere Explosionsgrenze zu unterschreiten.
Luft und Brennstoff vorgemischt hast du jedoch eine Wirkweise vergleichbar einer "Vakuumbombe". In diesen ist neben Propan/Butan/Pentan und Naphta-Fraktionen zudem Ethylen- und Propylenoxid als Hilfsmittel, denn diese flüchtigen Epoxide haben eine obere Explosionsgrenze von sogar 100% - einmal gezündet "rumpelt" es definitiv und verpufft nicht nur wie bei einem platzenden Behälter. Siehe auch Seite 40ff dieses PDFs. Derartige Zerstörungen gehen nicht mit "Feuerbällen".
Mit Propan im brennenden Behälter kann sowas nicht passieren. Aber wenn es vorher Zeit hat sich zu Verteilen wie mit jedem Kraftstoff durchaus. Flüssige Kraftstoffe sind teilweise gefährlicher. Wenn es draußen die Temperatur hat, bei der der Dampfdruck eines Kraftstoffs mitten im Ex-Bereich liegt und die Zeit, dass der sauber verdampft und sich verteilen kann ... herzlichen Glückwunsch.
Sorry für die längliche Erklärung, Propan und andere brennbare Stoffe sind in teilweise geschlossenen Räumen kein Spaß.
Zitat:
Original geschrieben von GaryK
Sorry für die längliche Erklärung, Propan und andere brennbare Stoffe sind in teilweise geschlossenen Räumen kein Spaß.
Warum sorry?
Ich bin der Meinung das war SPITZE!