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Bin ich zu vorsichtig?

Mich würde zu dem Thema mal die Meinung der erfahreneren Biker hier interessieren.
Ich habe ja erst diesen Sommer nach 18 Jahren Pause wieder mit dem Motorrad fahren angefangen und war positiv überrascht wie gut das überhaupt noch klappte.

Es gibt aber noch so ein paar Dinge, die mir noch nicht so ganz gut gefallen.

Zum einen bekomme ich dieses wuselige, quirlige Fahren nicht hin, also zackig wusch wusch durch jede kleinste Lücke durch und so. Ich bin da eher recht weit vorausschauend mit viel Abstand zum Vordermann unterwegs und gehe auch schon sehr früh vom Gas. Das muss aber ja nicht unbedingt schlecht sein.

Zum anderen "traue" ich mich wohl noch nicht an etwas höhere Kurvengeschwindigkeiten. Ich habe darüber zwar schon viele Videos gesehen und darüber gelesen, aber in den Videos sieht das irgendwie einfacher aus. Da hat man den Eindruck die Leute fahren wie auf Schienen. Ich habe aber irgendwie das Problem, dass ich Kurven öfters nicht gut mit einem konstanten Lenkeinschlag auf konstanter Kreisbahn schaffe. Ich neige öfters dazu, zu weit nach innen zu kommen. Dann fange ich an, zu korrigieren und dann fühlt sich das ganze "wackelig" bzw unwohl an. Sorry mir fällt keine bessere Beschreibung ein.
Es gibt ja viele Videos von so Passfahrten oder so und die Leute fahren da mit 120 oder 130 durch Kurven und überholen dabei noch, wo meine gefühlte Sicherheitsgrenze bei vielleicht 80 oder 90 km/h liegen würde.
Natürlich ist das ganze ja auch immer eine Frage dessen, was man als Maßstab nimmt und ich versuche mich auch nicht unbedingt an so verrückten freiwilligen potentiellen Organspendern zu orientieren. Also Leute die Vmax Tests auf der Landstraße machen.
Es geht mir mehr darum, wie ich ohne ständiges korrigieren in einem Zug "eleganter" durch Kurven komme. Wahrscheinlich ist das aber eher eine psychische Blockade. "Oh bin ich jetzt doch zu schnell? Haften die Reifen noch? Oh der Straßenbelag ist ja ganz schöner Flickenteppich...“

Ich hoffe die ich konnte mein Anliegen verständlich genug erklären.

87 Antworten

nein, ich finde das nicht ZU vorsichtig sondern vernünftig. Alles andere kommt durch üben, üben und üben.

Tipp: Kurventraining auf abgesperrter Strecke mit Instruktor. Kostet irgendwie zwischen 120 und 200€ /Tag je nach Strecke und Anbieter, lohnt aber immer wieder.

Die saubere Linie ohne hohe Geschwindigkeit üben. Die Geschwindigkeit kommt von alleine.
Fahrtraining ist immer gut.

Blickführung. Du guckst vors Vorderrad. Dann fängt man an, rumzukorrigieren und sich Gedanken über Schräglage zu machen. Wenn Dein Blick so weit in die Kurve voraus geht, wie es überhaupt geht, passt die Linie plötzlich und Gedanken über zu viel Schräglage kommen gar nicht erst auf.

Schick Deine Gedanken mit Deinem Blick voraus zum Kurvenende. Das Motorrad kommt von alleine nach.

Lieber vorsichtig und Alt werden, als "wuselig" ein Fehler machen.

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Der Leitsatz ist "nach 18 Jahren Pause". Du hast einfach festgestellt, daß man im Alter ruhiger und vernünftiger wird. Ich bin vor 20 Jahren auch ganz anders in der Landschaft rumgegurkt als heute. Das ist halt mal so.

So lange Du Spaß hast, ist alles in ordnung. Brich bloß nix übers Knie, Deine Zeiten als Rennfahrer sind vorbei.....

Moin!

Zitat:

@PHIRAOS schrieb am 30. August 2021 um 15:23:18 Uhr:


Zum einen bekomme ich dieses wuselige, quirlige Fahren nicht hin, also zackig wusch wusch durch jede kleinste Lücke durch und so. Ich bin da eher recht weit vorausschauend mit viel Abstand zum Vordermann unterwegs und gehe auch schon sehr früh vom Gas. Das muss aber ja nicht unbedingt schlecht sein.

Du kannst wählen, was du verlierst:
a) 2,6 Sekunden auf deiner Fahrt nach Hause.
b) Dein Leben.

Dein eigentliches Problem ist nämlich, dass du die falschen Videos schaust: Du guckst dir offensichtlich Videos von Leuten an, die zwar "dynamisch" und "qurlig" irgendwo durchhuschen, das aber regelmäßig in der Annahme machen, dass schon alles gut gehen wird.
Ich empfehle daher dringend den Konsum der Videos, bei denen man sieht, was passiert, wenn dann doch plötzlich der Vordermann bremst, jemand ausschert oder was auch immer.
Tipp: Youtube -> Suchfeld -> Motorcycle crash compilation

Zitat:

@PHIRAOS schrieb am 30. August 2021 um 15:23:18 Uhr:


Zum anderen "traue" ich mich wohl noch nicht an etwas höhere Kurvengeschwindigkeiten.

Über die Suche hier findest du eine Reihe an Threads in denen das schon besprochen wurde. Im Grunde ist es ja auch einfach: Es bedarf, je nach Zählweise, zwischen ca. 5-15 Dingen, die du beim Fahren beachten musst. Das Problem ist, diese gleichzeitig richtig zu machen.
Da hilft: Training, Training, Training. Vieles braucht Routine und die Möglichkeit ins motorische Gedächtnis übergehen zu können. Da reicht es aber eben auch nicht, "jeden Sonntag" für eine Stunde zu fahren. Oder nur Sonntags 8 Std. zu fahren. Besser ist jeden Tag für 1-2. Das ist wie beim Krafttraining: Jeden Tag "ein wenig" ist besser, als einmal im Monat viel.

Und wie bei vielem anderen im Leben auch hilft es, sich professionelle Hilfe zu holen: Buche ein Training. Kurventraining, Wingbike-Training, ... Was auch immer. Es gibt nicht "zu viel Training". Manches Training wird dir vielleicht mehr bringen, anderes weniger. Aber auch ein Pitbike-Training kann für dich genau das Richtige sein.
Die meisten Leute geben 3k-Euro für 'nen Endtopf aus, aber keinen Euro für die Verbesserung ihrer eigenen Fahrkenntnisse.

Von Freunden die "besser" Fahren können, würde ich in der Tendenz eher abraten: Selbst jahrzehnteslanges Fahren ist kann man ziemlich schnell und zugleich schlecht machen. Aber vielleicht gibt es ja doch jemanden in deinem Kreis, der was taugt.

Aus welcher Ecke kommst du denn, vielleicht kann man dann sogar konkreter was empfehlen.

fahr DEINE Wohlfühlgeschwindigkeit
mache ein Kurventraining
der Blick soll ungefähr dort sein, wo Du in ca 6 Sekunden sein wirst
fahre BEWUSST mit ruhig geringerer Geschwindigkeit eine saubere Linie
setze Dich nie unter Druck

Und vergiss alle Videos - da werden nur die tollen Videos eingestellt, die Kacklinien, die Bodenproben, die "Normalfahrten" werden nicht gepostet. Und wenn da ein Videodreher die Strecke 500x abgefahren ist, um 1x ein gutes Video in den Kasten zu bekommen, so macht ihn das noch lange nicht zum Helden der Kurve 😁

Pfeif auf Kurventraining.
Was du brauchst ist das Gefühl der Sicherheit.
Das gibt es beim Sicherheitstraining.
Dort lernst du erstmal dich und deine Maschine kennen.
DANN wird die Kurve gefahren

Lenkst du bewusst mit Druck am Lecker oder versuchst du die Maschine durch Gewichtsverlagerung in Schräglage zu bringen?

Ich bin vor 4 Jahren nach fast 30 Jahren Pause wieder eingestiegen.

Die ersten Fahrten waren wie mit Stock im Kreutz.

Nach ca 1000 km kam das Gefühl langsam wieder nach 2 bis 3000km kam das Vertrauen ins Moped und vor allem in mich

In der zweiten Saison war es als ob ich nie Pause hatte.

Mach langsam,
lass dich nicht von Kumpels treiben,
Fahr nie unter Zeitdruck,
fahr wenn du dich gut fühlst,
Fahr alleine oder in kleinen Gruppen,

Mit anderen Worten hör auf deinen Bauch und es wird alles bene

Zitat:

@Rainkra schrieb am 30. August 2021 um 19:54:18 Uhr:


In der zweiten Saison war es als ob ich nie Pause hatte.

An der Stelle will ich noch mal einhaken: Das Problem ist nämlich, dass das Eigengefühl aber täuschen kann. Mir ging es vor ewigen Jahren als ich wieder gefahren bin genau so. Und irgendwann "fühlte" ich mich toll. Ich war auch zackig unterwegs. Alles toll. Bis ich das erste mal lag.

Ich habe das zum Anlass genommen, mein gesamtes Fahrverhalten, mein fahrerisches "Können" etc. mal sehr intensiv zu hinterfragen. Und ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich mich zwar "gut" fühle, aber wahrscheinlich nach objektiven Maßstäben eigentlich eher "ausbaufähig" fahre.

Das war für mich dann auch der Auslöser, deutlich reflektierter und bewusster zu fahren. Seitdem gibt es nicht nur jedes Jahr mehrere verschiedene Trainings, ich gehe auch - egal wie "uncool" das sein mag - regelmäßig bei IKEA auf den Parkplatz, stelle meine Hütchen auf und fahre. Und ich "fordere" mich selbst: Vom Lenken mit vollem Einschlag und Schräglage bis hin zum staaaark versetzen Slalom etc. Es gibt zig Übungen, die einen sehr gut herausfordern können.

Ich höre von anderen dann gerne irgendwelche Ausreden, warum das nicht geht, warum man das mit ihrer Maschine angeblich nicht machen kann oder warum man das eigentlich im Straßenverkehr nie braucht. Aus meiner heutigen Sicht sind es schlicht Ausreden für die eigene Faulheit.
Ich werde in keinem Sport der Welt gut, wenn ich nicht intensiv und gezielt trainiere - aber beim Motorradfahren soll es dann zielloses Hin- und Her-Fahren rausreißen?

Kurzum: Das war keine Beurteilung deines Fahrens, das kenne ich ja gar nicht, aber der Beitrag passte gerade als Aufhänger für den Hinweis, dass man sich von seinem Selbstgefühl nicht täuschen lassen sollte.
Zumal viele ja auch durch ihre Teilzeitbeschäftigung als Bundestrainer, Virologe oder humanistisches Vorbild schon ausgelastet sind 😉

Vielen Dank für die zahlreichen Antworten und Tipps.

Ich bin jetzt vorhin noch mal ein kleine Runde gefahren und dabei den Tipp, den Blick weit in die Kurve voraus zu halten, beherzigt. Das funktionierte schon besser. Geschwindigkeit war eh nicht so hoch weil auf der Strecke eh fast überall 60, 70 oder 80 ist.
Mein "Problem" mit dem Blick weit voraus ist nur, dass ich gleichzeitig auch den Vordermann und so im Blick haben muss/möchte. Oder in einer Kurve hatte ein Bauer wohl Mist verloren und da gingen bei mir gleich wieder die Alarmglocken an.

Es wird ja auch oft gesagt, dass das Motorrad und die Reifen mehr können als sich viele Fahrer zutrauen (dazu gehöre ich wohl auch). Ich würde dem Motorrad ja auch gerne mehr vertrauen nur wenn irgend ein Faktor dazu kommt, der mir zum Verhängnis werden könnte (Dreck auf der Straße, unsauberer Belag, Nässe etc.) gehe ich automatisch in den "Vorsichtig-Modus". Prinzipiell natürlich nicht schlecht. Mir ist ja bewusst, dass ich außer dem Helm und den Protektoren in der Kleidung keinen Schutz und keine Knautschzone habe und ich möchte doch noch ein paar Jahre leben.

Sicher wird vieles mit der Erfahrung und der Übung besser. Ist ja bei vielen Dingen so.

Habt ihr Tipps für lohnenswerte Strecken in der Gegend von Norderstedt. Ich bin bisher recht viel im Bereich Norderstedt, Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen, Quickborn usw. unterwegs. Das kommt einfach daher, weil das von mir aus am schnellsten ist, ohne groß über die Autobahn oder durch die Hamburger Stadt zu müssen.
Über die B75 nach Lübeck und Travemünde bin ich auch schon gefahren.

Vielleicht kommt ja von Euch jemand aus meiner Gegend (Norderstedt) und kennt ein paar schöne Strecken.

Zitat:

Lenkst du bewusst mit Druck am Lecker oder versuchst du die Maschine durch Gewichtsverlagerung in Schräglage zu bringen?

Ehrlich gesagt weder noch. Also ich mache weder am Lenker einen bewussten Impuls noch verlagere ich bewusst mein Gewicht. Ich fahre mehr oder weniger einfach und in die Kurve geht es quasi von selbst.
Wenn ich langsam bin muss ich natürlich noch bewusst lenken.

Ich habe noch eine kleine Frage zum schalten (Getriebe).
Gibt es einen Tipp wie man zügig schalten kann ohne zu viel Zugkraftunterbrechung und Lastwechselreaktionen?

Ich habe festgestellt, dass folgende Schaltvariante schneller geht: Anfahren, beschleunigen, Fuß unter den Schalthebel und schon leicht nach oben drücken, Gas zurücknehmen und gleichzeitig die Kupplung ziehen. Dann springt der nächste Gang quasi von selbst rein bevor die Kupplung überhaupt ganz gezogen ist.
Das würde sicher auch ohne Kupplung funktionieren und zwar genau dann wenn die Drehzahl soweit abgefallen ist, dass sie für die Anschlussdrehzahl das nächsten Ganges passt.

Aber ist das auch eine empfehlenswerte Schaltweise? Ich meine jetzt nicht schalten ohne Kupplung sondern die von mir beschriebene Variante. Anders gefragt: Sollte man immer Gas ganz weg und Kupplung ganz ziehen und erst dann schalten oder ist es ok, dem jeweils nächsten Gang schon leicht die Richtung zu weisen und dann halt durch Drehzahlanpassung und (leichtes) Kupplung öffnen, den nächsten Gang quasi reinflutschen zu lassen. Es funktioniert ohne Kraft oder Gewalt.

Das mit dem lenken ist absolut. essentiell. Deswegen habe ich gefragt. Wenn du nicht bewusst die Schräglage steuerst, wurschtelst du dich halt irgendwie um die Kurve. Die Präzision in der Kurve ist ein Zusammenspiel aus Lenkimpuls und Ganshand. Probier Mal aus das Motorrad ohne deinen Körper, nur mir lenkerinupt zu steuern. Ich empfehle das gerne auch mit einer Hand, das macht es noch ein bisschen deutlicher. Beispiel linke Hand. Lenker nach vorne schieben, Motorrad fährt links, Lenker herziehen, Motorrad fährt Rechts. Mit bewusstem lenken bist du am Kurveneingang deutlich schneller in Schräglage und steuerst viel gezielter.

Übers schalten würde ich nicht soviel nachdenken. Wenn's schnell gehen muss ziehe ich die Gänge ohne kupplung durch, nur kurz Gas wegnehmen.

Ansonsten halt mit Gefühl, ggf das Gas leicht öffnen während du die Kupplung kommen lässt, dann wird der Übergang sanfter.

Beim runterschalten selbiges, Kupplung ziehen, leichter gasstoß damit die Drehzahl sich angleicht und dann die Kupplung kommen lassen.

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