Beinahe schweren Verkehrsunfall mit linksabbiegenden LKW

Hallo,

ich bin beruflich Busfahrer und erlebe tagtäglich den Wahnsinn auf unseren Strassen. Gestern konnte ich eine Kollision mit einem linksabbiegenden LKW um haaresbreite noch entkommen, wobei ich mir nicht sicher bin, in wie fern ich selbst auch daran schuldig bin. Eventuell können "Experten" dazu Stellung nehmen:

Schülerkurs, 15m dreiachs Bus gesteckt voll, stark befahrene, einsichtige Freilandstrasse, Zeitdruck, 80km/h. gut 100m vor mir sehe ich, dass sich ein Sattelschlepper zum linksabbiegen in der Mitte der Fahrbahn, auf den dafür vorgesehenen Fahrstreifen einordnet und auf Grund des starken Gegenverkehrs und der Begegnungsregel zum Stillstand kommt. Geistesgegenwertig fahre ich mit meinem Bus äußerst rechts am Sattelschlepper vorbei. Als der Bus ungefähr auf gleiche Höhe wie der links von mir stehen LKW ist, fährt der LKW zum linksabbiegen plötzlich an, wobei dessen Heck soweit ausschert, dass es beinahe zur Kollision mit meinem Bus kommt. Im Spiegel sehe ich das Heck des Sattelaufliegers immer näher kommen. Im Unterbewusstsein versuche ich den Bus zu beschleunigen, was mir auch gelingt und somit die unausweichliche Kollision zu verhindern.

Meine Frage ist jetzt, wer trägt hier Schuld? Ist es der LKW Fahrer, welcher sich vergewissern muss dass er den nachfolgenden Verkehr beim abbiegen nicht gefährdet, oder trage ich selbst die Schuld, da man als Berufskraftfahrer eben wissen muss, dass ein LKW zum abbiegen Platz braucht?

Unabhängig der Schuldfrage werde ich in Zukunft auf Nummer sicher gehen und bei einem linksabbiegenden LKW nicht mehr rechts vorbeifahren. Selbst dann nicht, wenn der nachfolgende Verkehr zum Stillstand gezwungen wird und ich Auffahrunfälle riskiere. Das ist mir nämlich allemal lieber als dass mich ein LKW von der Fahrbahn kickt und ich einige Schwerverletzte oder gar Tote Schüler im Bus habe.

Anmerken möchte ich aber schon, dass ich selbst oft mit einem Bus unterwegs bin, dessen Heck weit ausschert. Bei jedem Abbiegemanöver vergewissere ich mich so weit als möglich, dass genug Platz ist und ich keinen anderen Verkehrsteilnehmer gefährde.

Danke fürs lesen!

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Zitat:

@birscherl schrieb am 5. Mai 2016 um 15:39:55 Uhr:


Ich bin selber lange genug Bus gefahren – auf einer Landstraße mit Abbiegespur wirft kein Busfahrer den Anker, weil der LKW genau dann abbiegen könnte, wenn man selbst daran vorbeifährt. Das ist völlig illusorisch.

Der Zeitdruck – gerade beim Schulbus – ist immer gegeben, weil keine Strecke so bemessen ist, dass die Kinder gemütlich ein- und aussteigen können. Und ob ich jetzt mit zulässigen 60 oder unzulässigen 80 am LKW rechts vorbeifahr, ist völlig wurscht. Wenn der genau dann abbiegt, kracht’s. Der LKW-Fahrer ist der einzige, der die Situation steuern kann und muss.

Der Busfahrer hat halt gegenüber seinen Fahrgästen eine recht hohe Verantwortung zu tragen, diese sicher von A nach B zu bringen.
Von daher denke ich, daß es nicht "völlig wurscht" ist, ob man mit den erlaubten 60 oder mit den nicht erlaubten 80 Km/h unterwegs ist.
Wenns kracht, dann hat der Busfahrer in dem Moment nicht aufgepasst und somit sein Fahrzeug nicht unter Kontrolle gehabt. Und wenn es die Situation ergibt, dann muß eben langsamer am Hinderniss vorbeigefahren werden oder im schlimmsten Fall auf 0 abgebremsen.
Dem LKW eine Schuld zuweisen kann ich nicht verstehen. Der Bus kommt von hinten und übersieht die gefährliche Situation.
Spätestens dann, wenn sich einer der Fahrgäste eine schöne Kopfplatzwunde zuzieht und den Fahrer anzeigt, schaut die Sache anders aus. Und dann würde ich als Busfahrer nichts mehr sagen, wie "Der LKW ist ausgeschert und ich konnte nichts mehr machen... der LKW ist schuld"

Ich weiß wie die Linienbusse hier in der Region fahren. Das ist gegenüber den Fahrgästen so nicht mehr zu verantworten.
Und den nächsten Busfahrer stelle ich an den Pranger.

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Zitat:

@birscherl schrieb am 6. Mai 2016 um 15:50:48 Uhr:


Man kann jetzt viele Situationen konstruieren, warum der LKW-Fahrer den Bus nicht gesehen haben können kann. Ist doch aber alles irrelevant, weil der TE die Situation doch klar beschrieben hat:

– "einsichtige Freilandstrasse"

– "gut 100m vor mir sehe ich, dass sich ein Sattelschlepper zum linksabbiegen in der Mitte der Fahrbahn, auf den dafür vorgesehenen Fahrstreifen einordnet …"
Bereits hier kann der LKW-Fahrer den Bus im Spiegel sehen, weil sein Zug ja noch gerade steht.

– "Als der Bus ungefähr auf gleiche Höhe wie der links von mir stehen LKW ist, fährt der LKW zum linksabbiegen plötzlich an …"
Der LKW stand also die ganze Zeit geradegezogen, bis der Bus daneben war.

Wenn ein LKW-Fahrer mit eine solchen Situation nicht umgehen kann und trotzdem seinen Abbiegevorgang startet, gehört er nicht auf die Straße.

Dem was der TE geschrieben hat ist doch nichts mehr hinzu zu fügen.

Zitat:

@Schmiernueppel schrieb am 5. Mai 2016 um 13:30:01 Uhr:Rein rechtlich wäre ich ja aus dem Schneider, mache mir aber selbst den Vorwurf die Situation falsch eingeschätzt zu haben. Mache ich in Zukunft sicher nicht mehr. Wäre ich rechtlich zu belangen wenn es hinter mir aufgrund des Stehenbleibens zu einem Auffahrunfall gekommen wäre?

Wer von uns hat nicht schon einmal eine Situation falsch eigeschätzt und hat daraus gelernt?

@birscherl...und auch https://data.motor-talk.de/.../man-tga-480-01-4780320173280949026.JPG angesehen, wo man sieht was passiert, wenn der Zug auch nur ein paar Zentimeter eingeknickt steht... wie das z.B. beim Linksabbiegen im realen Leben recht häufig zu sehen ist?
Allein durchs Einordnen auf eine Spur z.B. Linksabbiegespur ists sehr wahrscheinlich, dass der Tailer nicht komplett in einer Flucht mit der Maschine zum Stehen kommt.

Zitat:

@berlin-paul schrieb am 6. Mai 2016 um 14:48:34 Uhr:


OMG ... geisslein: im Gegensatz zu dem, der sich von hinten annähert, weiß der LKW-Fahrer, dass sein Zug ausschert. Das kann der Annäherungsverkehr in aller Regel nicht wissen. Wer die Gefahr setzt, der haftet halt dafür. Gegenseitige Vor- und Rücksicht hat da mit Haftung nichts zu tun.

Oh Leut !!!
Sicher kann mancher Verkehrsteilnehmer es nicht wissen, daß der Sattelzug vor ihm ausschert.
Aber spätestens wenn der Sattelzug ausschert, dann sieht das der nachfolgende Verkehrsteilnehmer und sollte sich bewusst werden, daß die Straße enger werden kann, sollte man sich vorbeidrücken wollen.
Das ist aber dann nicht mehr dem Fahrer des Sattelzuges sein Problem, sondern dafür trägt der Verantwortung, welcher dazwischen durch will, oder jedenfalls der Meinung ist da durch zu kommen.

Ähm ... reinhalten trotz Reaktionsmöglichkeit wird natürlich nur ein Irrer. Wer aber schon daneben ist, wenn's eng wird, der konnte nicht wissen wann der Lkw losfährt und rüberkommt. Warum soll der dann eine Mit- oder gar Alleinschuld haben? Der Lkw-Faher hingegen weiß, dass der Zug ausschert wenn er rumzieht.

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Zitat:

@birscherl schrieb am 6. Mai 2016 um 16:00:24 Uhr:



Das mit dem Nicht-Kapieren liegt eher bei dir … Du solltest die Schilderung des TE vielleicht mal lesen, das würde dein Verstehen wesentlich erleichtern, dann müsstest du auch nicht so unlogisches Zeug schreiben. Wahrscheinlich bist du auch noch nie in einem LKW gesessen, aber das macht ja nix.

Wenn der LKW-Fahrer in den Spiegel schaut, sieht er einen Bus auch dann, wenn der 100 m hinter ihm ist. Auch wenn du etwas anderes behauptest. Einfach mal das Bild anschauen, das gast 356 gepostet hat, da sieht man im rechten Außenspiegel ganz prima, dass ein LKW folgt.
Der LKW-Fahrer darf also gar nicht abbiegen, weil er das nicht gefährdungsfrei tun kann. Auch wenn du etwas anderes behauptest.
Und wenn für dich eine Abbiegespur auf einer gut einzusehenden Landstraße eine "unklare Situation" ist, dann gute Nacht – wie kommst du mit so wenig Erfahrung denn überhaupt ans Ziel?

Ich kenne die Situation des TE sehr gut und habe es verstanden wer wo steht, und wer wann abbiegen möchte und auch wo der TE gerade unterwegs war.
Das Bild von Gast356 ist doch von der optimalen Position aufgenommen, man sieht sowohl links als auch rechts schön weit nach hinten.
Heißt aber noch lange nicht, daß dies bei dem LKW vom TE nicht auch so der Fall war !

Du erwähnst immer nur die Situation zwischen abbiegendem LKW und Bus des TE. Aber nie die Geschwindigkeit, die der TE mit dem Bus gefahren ist.

Evtl stand der LKW so, daß er nicht mehr richtig durch den Spiegel den Bus hätte sehen können und bog ab, trotz daß der Bus auf gleicher Höhe war. Der Busfahrer hat das Szenario aber schon, so wie erwähnt, 100 Meter vorher gesehen, daß der LKW die Absicht hatte abzubiegen (eingeordnet auf der linken Spur und sicher auch geblinkt).
Die Frage stellt sich für mich, warum man hier mit einem vollbesetzten Bus mit Schülern mit 80 Km/h anrauschen muß und sich in der Lage so verschätzt, daß es fast gekracht hätte ?!

Alles klar geisslein, wenn quer vor mir ein LKW auf der Abbiegespur steht, dann stopp ich zukünftig auf meiner Spur. Der LKW könnte ja irgendwann abbiegen wollen und Fischstäbchen aus mir machen. Weltfremd! Also wirklich, es muss jeder selbst darauf achten, dass er auf seiner Fahrspur bleibt. Wenn er diese zwangsläufig überschreiten muss, dann erst, wenn die Nebenspur für die Dauer des Abbiegevorgangs frei ist und bleibt.

Zitat:

@avilon schrieb am 6. Mai 2016 um 16:57:59 Uhr:


Alles klar geisslein, wenn quer vor mir ein LKW auf der Abbiegespur steht, dann stopp ich zukünftig auf meiner Spur. Der LKW könnte ja irgendwann abbiegen wollen und Fischstäbchen aus mir machen. Weltfremd! Also wirklich, es muss jeder selbst darauf achten, dass er auf seiner Fahrspur bleibt. Wenn er diese zwangsläufig überschreiten muss, dann erst, wenn die Nebenspur für die Dauer des Abbiegevorgangs frei ist und bleibt.

Ich habe nirgends geschrieben, daß man grundsätzlich anhalten muß, nur eben notfalls.
Oder rauscht ihr auch mit 50 Km/h innerorts über den Zebrastreifen, nur weil 50 erlaubt sind ?

Ich stelle mir gerade vor, der TE, also der Busfahrer, hätte auf seiner Fahrspur angehalten, um dem Sattelzug die maximale Ausbreitung zu ermöglichen. Er hätte dann ja schräg hinter dem Sattelzug gestanden und wenig bis keine Sicht auf den Gegenverkehr gehabt, hätte also auch die Wartezeit nicht abschätzen können.
Ich wage nicht, mir auszumalen, was ein Shitstorm hier losgebrochen wäre, dass ein bekloppter Busfahrer völlig ohne Grund den Verkehr behindert habe, obwohl die Straße doch komplett frei gewesen sei. 😁 Immer so, wie es grade paßt - Hauptsache, man kann jemanden im Schutz der Anonymität niedermachen.

Wie immer auf mt: Es ist alles gesagt, die Ahnungslosen und Realitätsfremden wiederholen gebetsmühlenartig und werden doch nie Recht haben. 🙄

Zitat:

@Geisslein schrieb am 6. Mai 2016 um 16:55:29 Uhr:


… Evtl stand der LKW so, daß er nicht mehr richtig durch den Spiegel den Bus hätte sehen können und bog ab, trotz daß der Bus auf gleicher Höhe war.…

Ach, geisslein, fahr doch einfach mal ein paar Kilometer mit einem erfahrenen LKW-Fahrer mit und lass dir erklären, wann der was macht und wann der in die Spiegel schaut. Dein Standpunkt ist der eines unerfahrenen Pkw-Fahrers: Erst mal auf die Abbiegespur stellen und dann erst orientieren, was um einen herum los ist. Beim LKW- und Bus-Fahren ist das aber nun mal anders, da beobachtest du bereits lange vor dem Abbiegen, was hinter dir los ist, damit es eben keine Überraschungen gibt. Der Abbiegevorgang ist im Kopf schon abgeschlossen, bevor man an der Kreuzung angekommen ist. Jeder LKW-Fahrer weiß, dass er rechts nichts sieht, wenn er mit leicht nach links abgeknicktem Zug steht, daher orientiert er sich vorher. Nicht wie du als Pkw-Fahrer erst dann, wenn’s schon zu spät ist.
Der LKW-Fahrer, um den es beim TE geht, ist halt entweder unerfahren oder es ist ihm völlig egal.

Bei allen Diskussionen hier, die Freilandstrasse war einsichtig, der LKW nicht geknickt, er hätte mich also im Spiegel gesehen, wenn er vor dem Anfahren auch einen Blick darauf geworfen hätte, hat er aber nicht, sondern sich auf den nicht enden wollenden Gegenverkehr konzentriert um bei einer Lücke seinen Hängerzug endlich in das angrenzende Imdustriegebiet abbiegen zu können. Der Nachfolgende Verkehr hat ihn nicht gekratzt. Für PKW noch genug Platz, für Schwerfahrzeuge nicht mehr. Knapp hinter meinem Busheck hat der Hänger des Sattels über meiner zur Verfügung stehen Fahrspur ausgeschert. Der LKW Fahrer hat von dieser brandgefährlichen Situation gar nichts mitbekommen, dessen bin ich mir sicher. Und nochmal, niemals wieder werde ich mich so einer Gefahr aussetzen sondern eher defensiv fahren.

Was dem user geisslein betrifft, so will ich dem nicht zu nahe treten, jedoch macht er für mich den Eindruck nicht wirklich Ahnung von der Materie zu haben. Fakt ist, der LKW Fahrer hat sich falsch verhalten und als Berufskraftfahrer hätte ich die Situation anders einschätzen müssen und den Fehler der LKW Fahrers erahnen müssen, das ist der Vorwurf den man mir machen kann und ich mir auch selbst mache.

Danke fürs mitdiskutieren!

Zitat:

@Schmiernueppel schrieb am 6. Mai 2016 um 18:17:14 Uhr:


Was dem user geisslein betrifft, so will ich dem nicht zu nahe treten, jedoch macht er für mich den Eindruck nicht wirklich Ahnung von der Materie zu haben. Fakt ist, der LKW Fahrer hat sich falsch verhalten und als Berufskraftfahrer hätte ich die Situation anders einschätzen müssen und den Fehler der LKW Fahrers erahnen müssen, das ist der Vorwurf den man mir machen kann und ich mir auch selbst mache.

Danke fürs mitdiskutieren!

Ich würde an deiner Stelle nicht andere Leute als "ahnungslos" bezeichen, wenn man mit einem vollbesetzten Bus mit Schülern in eine solche Situation gerät.

Aber ich sehe, Du hast aus deinen Fehlern scheinbar gelernt.

AMEN - du bist das beste Beispiel dafür, dass es sinn macht eine Rechtschutzversicherung abzuschliessen.

Deine Fahrgäste werden es dir danken !

Tja, der Schmiernüppel ist ein Teil des besten Beispieles, warum es im Straßenverkehr immer rabiater wird. Er hat aus seiner Sicht keinen Fehler gemacht, der LKW-Fahrer schon. Folglich ist der LKW-Fahrer an ALLEM Schuld.

Kein Wunder, das auf lange Sicht der Straßenverkehr sich immer mehr den russichen Verhältnissen anpasst. Dort gilt auch das Recht des Stärkeren und nicht das des Schwächeren.

Bei der heutigen Verkehrsdichte wird es immer mehr zu engen Situationen kommen. Egal wie man sich auch verhält, es passt immer mehr anderen Verkehrsteilnehmern nicht. Aber Schuld ist "natürlich" immer der, der den Fehler gemacht hat! Das der Rest sich natürlich aus Zeitdruck oder Ignoranz daran beteiligt, will niemand so richtig akzeptieren ...

Jetzt sage mir mal bitte, wie du es als Busfahrer beim Abbiegen allen Recht machst und dich dabei zu 100 % an die STVO hälst. Genau das forderst du nämlich. Kannst es aber selber nicht umsetzen, denn an manchen Stellen würdest du mit deinem Fahrzeug mehrere Stunden warten, bis alles vorschriftsmäßig passt.

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