ForumBehindertengerechte Mobilität
  1. Startseite
  2. Forum
  3. Wissen
  4. Behindertengerechte Mobilität
  5. Behindertenfahrdienst - nur mit "Hilfsorganisationen" möglich?

Behindertenfahrdienst - nur mit "Hilfsorganisationen" möglich?

Themenstarteram 14. Januar 2008 um 20:01

Ich weiss nicht, ob ein solcher Thread hier erwünscht ist, da es auch um etwas eigenwirtschaftliches für mich geht. Falls ja, bitte einfach löschen. Ich hoffe jedoch, hier mal etwas aus anderen Regionen in Deutschland in Erfahrung zu bringen.

Ich bin selbständiger Mietwagenunternehmer. In unserem Landkreis gibt es für Behinderte, insb. Rollstuhlfahrer, ein programm vom Sozialamt, es nennt sich "Fahrten zur Teilnahme am öffentlichen Leben". Die berechtigten Fahrgäste bekommen einen "Paß" und können sich mit diesem Paß zu Zielen ihrer Wahl fahren lassen, z.B. ins Kino oder auch um Verwandte zu besuchen.

Momentan darf diesen Service in unserem Landkreis Nürnberger Land nur der ASB mit dem Sozialamt abrechnen. Frage ich nach warum, stoße ich auf eine Mauer des Schweigens. "Das wurde halt mal so vom Sozialausschuss festgelegt" war die Antwort, die ich vom zuständigen Sachbearbeiter erhalten habe.

Ist es auch in anderen Landkreisen so, daß Behinderte für solche Fahrten gezwungen sind, mit diesen sog. sozialen Vereinen zu fahren, oder ist dies nur bei mir so? Ich habe schon von anderen Landkreisen gehört, in denen auch Taxi- und Mietwagenfirmen über ein solches Programm mit dem Landratsamt abrechenen können, weiss darüber aber nichts konkretes.

Ich möchte nämlich den Behinderten Menschen gerne einen solchen Service anbieten, im gegensatz zu mancher Hilfsorganisation aber mit sauberen Fahrzeugen und festen Fahrern.

MFG Sven

Ähnliche Themen
27 Antworten
am 14. Januar 2008 um 21:10

Lege Dich mit den "Hilfsorganiationen" an und Du lernst die größte Mafia kennen.

 

Themenstarteram 14. Januar 2008 um 21:18

Ich weiss. :). Das merkt man sehr schnell.

Aber irgendwie finde ich es paradox, wenn, bildlich gesprochen, der saubere Bus vom Privatunternehmer mit angestellten Fahrer rumsteht und zur gleichen Zeit der Zivi/1Euro-Jobber mit dem abgerittenen Transit einer angeblich nicht gewinnorientierten Organisation für zig Euro nach Garmisch unterwegs ist. ;)

Hi (Sprinter?)-Sven...

Rein rechtlich kann dein Landkreis alle Auftrage mit einem Auftragsvolumen von unter 200 Tsd € jährliich freihändig vergeben, d.h. es muss keine Europaweite Ausschreibung für solche Leiistungen geben.

Welches Auftragsvolumen diese Leistungen haben müsste sich eigentlich sowohl aus dem Haushalt des Landkreise ergeben, der irgendwann z.B. im Kreishaus für jeden Bürger einsehbar ausliegen muss, sowie aus der Bilanz der durchführenden Hilfsorganiisation, die für Ihre wirtschaftliche Tätigkeit hoffentlich eine gGmbH gegründet hat und damit Ihre Bilanzwerte im Bundesanzeiger veröffentlichen muss.

Diese Bilanzen veröffentlichungspflichtiger Unternehmen bzw Organisationen sind für jedermann kostenfrei unter www.unternehmensregister.de einsehbar.

Die von dir geschilderte Problematik hat aber noch einen weiteren Pferdefuss: häufig setzen Hilfsdienste weder Fahrer mit entsprechenden Personenbeförderungsscheine, noch die korrekt konzessionierten Fahrzeuge ein, weil sie sich fälschlicherweise auf die Freistellungsverordnung berufen. Neben der Tatsache das damit gegen das PbefG verstoßen wird, spart man sich bei Versicherung u. ggf. er KFZ-Steuer ne Menge Geld!

Der Einsatz von Zivis und sog. Ein Euro Jobbern im wirtschaftlichen Bereichen ist per Gesetz untersagt... aber wen interessierts?

In unsere Branche gehen dadurch Tausende Arbeitsplätze verloren bzw entstehen nicht... leider muss ich mich meinem Vorredner anschließen ... nicht nur das es niemanden interessiert, aus meiner Sicht werden diese Verstöße auch noch gedeckt! Ich würde wetten, dass es in Deutschland nicht einen Behindertenfahrdienst eine Hilfsorganisation gibt, der bei Personaleinsatz, Konzessionierung der Fahrzeuge und Schulung des Personals "sauber ist"!

Themenstarteram 16. Januar 2008 um 14:55

Hallo Mondeotaxi.

Richtig, Du kennst mich aus dem Sprinterforum. ;)

Ich stimme Dir vollkommen zu. Der ASB bei uns im Landkreis setzt im BFD Zivis ein, die zwar einen Personenbeförderungsschein bekommen, die aber trotzdem "normale" Arbeitsplätze kosten.

Bei mir wären das halt normale Sozialvers.Pflichtige Arbeitsplätze, aber offensichtlich zählt das in vielen Landkreisen weniger als eine Tennisfreundschaft oder einen dicken Präsentkorb zu Weihnachten. ;)

 

Kann man gegen diese Vorgehensweise irgend etwas unternehemen? Darf mir der LRA-Mitarbeiter die Abrechnung verweigern, nach dem Grundsatz "wer zahlt schafft an", und somit der Hilfsorganisation eine Monopolstellung ermöglichen?

MFG Sven

Zitat:

Original geschrieben von Daimler201

 

Kann man gegen diese Vorgehensweise irgend etwas unternehemen? Darf mir der LRA-Mitarbeiter die Abrechnung verweigern, nach dem Grundsatz "wer zahlt schafft an", und somit der Hilfsorganisation eine Monopolstellung ermöglichen?

MFG Sven

Unternehmen... klar... der Versuch ist seit jahren gemacht... nun ruht die Hoffnung auf der großen Koalition und nix passiert...

Wir hier in NRW setzen große Hoffnungen in die Liberalen, wobei man gerade bei denen eine große Verflechtung mit dem DRK konstatieren muss.

Unser Verband versucht über das Bundesamt für Zivildienst, die zuständigen Ministerien hier in NRW und bei anderen Gremien Druck zu machen... wenns überhaupt was nutzt dauert das!

Zahlen muss die das LRA vmtl. nix... du bist schließlich nicht Vertragspartner! Was aber doch nichts schaden könnte wäre ne Anfrage beim LRA ob du nicht auch darfst, und dass du ggf. bei Neuausschreibung ( ;) ) an einer Gebotsabgabe für den fahrdienst interessiert wärst!

Hab ich auch schonmal gemacht... zumindest die Antwort war lustig...

Themenstarteram 17. Januar 2008 um 20:57

Hingeschrieben hab ich schon- die Antwort war wirklich lustig: Zusammengefasst schreibt mir das LRA, daß der ASB solange weiterfahren kann wie er will. Erst wenn der nicht mehr will, schauen die sich nach Alternativen um.

Da in diesem Thema nur wir Unternehmer schreiben, sehe ich auch, daß es potentiellen Kunden offenbar egal ist, ob sie von einer anständigen Fa. oder von so einem Verein gefahren werden. Das deckt sich mit meinen Erfahrungen in der Praxis - Heimen und Pflegern sowie Bedürftigen ist es wohl egal, in Siffautos gefahren zu werden. Anders kann ich das Desinteresse langsam nicht mehr interpretieren.

MFG Sven

am 17. Januar 2008 um 21:07

Zitat:

Original geschrieben von Daimler201

[...]Da in diesem Thema nur wir Unternehmer schreiben, sehe ich auch, daß es potentiellen Kunden offenbar egal ist, ob sie von einer anständigen Fa. oder von so einem Verein gefahren werden. Das deckt sich mit meinen Erfahrungen in der Praxis - Heimen und Pflegern sowie Bedürftigen ist es wohl egal, in Siffautos gefahren zu werden. Anders kann ich das Desinteresse langsam nicht mehr interpretieren.

Ich sehe das etwas anders. Diejenigen Leute, die gefahren werden müssen, sind eher nicht in einem Auto- und Motorradforum anzutreffen. Auch die Mitarbeiter in Pflegeheimen dürften eher selten hier sein - wenn auch aus anderen Gründen.

Es hat sich halt noch lange nicht überall rumgesprochen, daß MT jetzt einen Bereich für behindertengerechte Mobilität hat. Fragt doch mal in entsprechenden Einrichtungen nach, wer das weiß. Ich würde wetten: Nicht einmal 1%.

Themenstarteram 17. Januar 2008 um 21:43

@Meehster:

In Bezug auf MT magst Du recht haben. Es ist aber auch in der Praxis in den Einrichtungen Desinteresse anzutreffen. Ich weiss halt auch net- wenn denen dort nicht auffällt und stört, mit was für einem abehalfterten Fuhrpark die "Sozialen" ankommen kann man denen auch nicht mehr helfen. Wenn sie ihre Leute lieber von Aushilfen und Rentnern anstatt von Profifahren fahren lassen wollen kann ich da auch nix machen.

Daß das ganze Arbeitsplätze kostet bzw. dadurch die Arbeitsplätze gar nicht erst entstehen können interessiert wohl eh keinen.

Naja, mehr wie probieren kann ich es nicht. Aber bei einem derartigen Desinteresse seitens der Verantwortlichen fehlt mir langsam echt die Lust - dann solln´s halt mit diverse Gradler fahren, auch wenns mir für die Fahrgäste an sich leid tut.

MFG Sven

am 18. Januar 2008 um 7:04

Zitat:

Original geschrieben von Daimler201

Da in diesem Thema nur wir Unternehmer schreiben, sehe ich auch, daß es potentiellen Kunden offenbar egal ist, ob sie von einer anständigen Fa. oder von so einem Verein gefahren werden. Das deckt sich mit meinen Erfahrungen in der Praxis - Heimen und Pflegern sowie Bedürftigen ist es wohl egal, in Siffautos gefahren zu werden. Anders kann ich das Desinteresse langsam nicht mehr interpretieren.

 

MFG Sven

Das liegt wohl eher daran, dass die zu befördernen Personen froh sind, gefahren zu werden und wenig über Alternativen wissen.

"Den Fahrdienst mach doch nur das ...", hörte ich schon des öfteren. Obwohl es Alternativen gab.

Ich war erst in der Jugendgruppe, dann in der Bereitschaft in dem gemeinnützigen Teil eines der grössten Wirtschaftsunternehmen. Bis wir merkten, welche Gelder, durch welche Kanäle,an welche Ziele gelangten. (Ich verspüre immer noch eine leichte Wut in mir, wenn ich daran denke.) Wenn in wirtschaftlichen Bereichen Engpässe entstanden, wurden ehrenamtl. Helfer eingesetzt. Abgerechnet wurde natürlich normal.

Mitglied des Präsidiums war u.a. die Sozial-Stadträtin. Monatl. Aufwandsentschädigung für sie rund 7000,- DM. (Ich meine nicht ihr Gehalt.)

Da weiß man doch, was die Stunde geschlagen hat. :mad:

Zitat:

Original geschrieben von Daimler201

 

Da in diesem Thema nur wir Unternehmer schreiben, sehe ich auch, daß es potentiellen Kunden offenbar egal ist, ob sie von einer anständigen Fa. oder von so einem Verein gefahren werden. Das deckt sich mit meinen Erfahrungen in der Praxis - Heimen und Pflegern sowie Bedürftigen ist es wohl egal, in Siffautos gefahren zu werden. Anders kann ich das Desinteresse langsam nicht mehr interpretieren.

MFG Sven

Die Kunden, die auf diese Dienstleistung angewiesen sind haben keine Altenative... was sollen die sich da reinhängen???

Du kannts dir als Betroffener maximal die Nase verbrennen wenn du dich da reinhängst... das tät ich vmtl auch nicht! Man muss als Unternehmer halt sehn, dass man a) an diesem Thema dranbleibt, und b) dort tätig wird wo die 3-Buchstabenvereine keine Monopolverträge haben. Also Krankenfahrten... z.B. zur Dialyse, Fahrten für Behinderte zur Arbeit, Betreung, Schule oder sonstwas!

Da zählt dann Qualität! Gerade bei den Einzelkunden die schon froh sind wenn ein sie zuverlässiges Unternehmen mit festem, qualifiziertem Personal gefunden zu haben!

Klar ist auch, dass die Kunden Unterschiede machen... seit wir seit 2000 die sog Minivans ala Berlingo, Vaneo bzw Caddy einsetzen hat keiner unserer Kunden noch großartig Lust als einzelner in nem Kleinbus chauffiert zu werden... der beste Beweis dafür, dass es den Fahrgast schon interessiert!

Die kleine sind halt leiser wendiger und komfortabler!!! Und ein gutes Abgrenzugsmerkmal zu den Hilfdiensten!

Und wenn man viel fährt holt man dern höheren Einstandspreis über geringer Krst-Kosten locker wieder raus!

Nur wenn du Krankenfahrten machen willst brauchst du trotzdem n Vertrag mit den Krankenkasse bzw deren Verbänden!

Du kanst mir gerne ne PM schicken... dann können wir auch mal telenieren wenn du willst!

Themenstarteram 18. Januar 2008 um 9:53

Ich schreib Dir am WE ne PN, danke für das Angebot.

Zum Thema Krankenfahrten: Mit den Kassen hab ich schon einen Vertrag. Und was bringen Sie?

-Dialyse, nur Kurzscheiße, max. 6km für tolle 10,50 brutto

-Fahrten zum Dr. von Lauf nach Lauf, abrechnung nach km. Toll.

Eine Fahrt nach Nürnberg (13-18km) läuft für die schon unter "weite Fahrt".

Des is nix für mich.

-Kurfahrten bringen´s überhaupt keine

Linien Lebenshilfe o.ö.

Die werden bei uns im Lankreis schon so blöd ausgeschrieben, daß Du als kleiner bis mittlerer Unternehmer keine Chance hast. Beispiel Blindeninstitut: Aussschreibung von Linien als Bündel, 7-10 Linien auf ein Mal. Bekanntgabe August, Zuschlag Anfang September, Schule fängt mitte September an.

Innerhalb von 2 Wochen 8 Busse kaufen und 8 Fahrer suchen? Am lautesten Lacht die Bank. Da könntens gleich ASB und Rotes Kreuz draufschreiben. Die beiden sind auch die einzigen, die hier noch im Blindeninstitut fahren.

Toll, gell?

MFG Sven

Na ja... Die Preise hier sind schon andere... bei 10,50 kannste eh gleich zu Hause bleiben!

10,50 für ne Rollifahrt ist ruinös... Erfahrungsgemäss dauert ne vernünftige Abwicklung mit abholen und in die Arztpraxis begleiten ne halbe Stunde... mir hat mal ne Krankenkasse 15 angeboten und ich konnte noch müde lächeln!

Muss allerding dazu sagen, dass die nächsten 3-Buchstaben-Nasen auch alle ca 20 km von mir enntfernt sitzen, so dass ich bei Stadtfahrten schon die Nase vorn hab... na ja, und dann kannste der Kasse auch klarmachen, dass du dir für Stadtfahrten alleine keine 3 oder 4 Autos hinstellen kannst... die wollen dass ich die Stadfahrten mache... sie ham nämlich sonst keinen... die Rollifahrer hier sind früher mit nem KTW zur Dialyse gefahren worden... da hat jede Fahrt locker das 4-5 fache dessen gekostet was ich damals haben wollte, trotzdem haben sich die Kostenträger zunächst quergestellt.

so is das halt... die Jungs machen dir für 10,50 was vor, den Rest subventionieren wir alle über Hartz 4 oder den Bund... denn das Entgelt der Zivis zahlt das Bundesamt, nicht der Hilfsdienst!... und wenn dann noch die Aktion Mensch das Auto sponsort, wirste sogar mit 10,50 für ne Stadtfahrt reich!

Themenstarteram 18. Januar 2008 um 16:01

Die 10,50 sind für eine normale Mietwagenfahrt, nicht Rolli. Aber bringen tut das auch nix.

Unter 50km Strecke rentiert sich eigentlich nix. Was mir stinkt ist, daß die Freizeit BFD´s vom Landratsamt immer weite Fahrten sind, das von der Krankenkasse ist alles Kurzstrecke. Und ich hab ehrlich gesagt keine Lust, den Abfall zu fahren den sonst keiner machen will. Das mach ich jetzt schon lange genug.

MFG Sven

Zitat:

Original geschrieben von mondeotaxi

Rein rechtlich kann dein Landkreis alle Auftrage mit einem Auftragsvolumen von unter 200 Tsd € jährliich freihändig vergeben, d.h. es muss keine Europaweite Ausschreibung für solche Leiistungen geben.

Hier besteht leider dringender Reformbedarf. Eine solche Regelung läßt sich heute kaum noch vernünftig begründen.

Deine Antwort
Ähnliche Themen
  1. Startseite
  2. Forum
  3. Wissen
  4. Behindertengerechte Mobilität
  5. Behindertenfahrdienst - nur mit "Hilfsorganisationen" möglich?