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Aktuelle Diskussion zu "Dienstwagenprivileg" - wer kann es erläutern?

Themenstarteram 25. August 2022 um 17:50

Hallo zusammen,

aktuell wird ja in der Politik die Abschaffung des sog. "Dienstwagenprivilegs" erörtert. Da ich selbst Dienstwagenfahrer bin versuche ich die Diskussion zu verfolgen, allerdings scheitere ich daran überhaupt den Gegenstand der Diskussion zu erfassen. Die meisten Berichterstattungen sowie Forumsdiskussionen zu diesen Berichten enden in oberflächlichen und populistischen Statements.

Daher versuche ich es hier im Forum.

Um die Sache so konkret wie möglich und greifbar zu machen nehme ich meinen konkreten Fall as Beispiel:

Variante Dienstwagen statt Lohnerhöhung

    • Ich habe ein Dienstwagen-Budget von 38k€ und einen Arbeitsweg von 30km

    • Für den Wagen wird ein geldwerter Vorteil von (1%+ 0,03%*30[km])*38k€ =722€ angenommen

    • Dies versteuere ich mit 48% (Spitzensteuersatz+Soli+Kirchensteuer) womit ich auf Netto-Kosten von 346€ komme.

    Fazit: Staat erhält 346€ Steuer von mir

    Variante Lohnerhöhung

      • Statt des Dienstwagens wird mir ein angenommener Leasing-Faktor von 1% auf als Brutto auf den Lohn aufgeschlagen, also 380€.

      • Dies versteuere ich mit 48% (Spitzensteuersatz+Soli+Kirchensteuer), also 182€.

      • Dafür kaufe ich einen Gebrauchten, wobei ich beim Kauf überhaupt keine Steuern zahle

      Fazit: Staat erhält 182€ Steuer von mir

       

      Was ich nun nicht verstehe an der Diskussion sind zwei Punkte:

        • Der Staat nimmt erheblich mehr Steuern von mir ein wenn ich einen Dienstwagen habe. Wieso wird in der Diskussion immer davon gesprochen dass dem Staat Steuern entgehen?

        • Wo konkret ist denn nun das "Privileg" ?

        Vorab:

        Bitte keine Diskussionen über Sinnhaftigkeit Dienstwagen etc - das hilft mir (und jedem der die gleiche Frage hat) nicht weiter. Danke.

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190 Antworten

Zitat:

@rheinlaendernord schrieb am 28. August 2022 um 19:34:02 Uhr:

Fahrtenbuch Abrechnung war der Firma zu aufwendig.

Das kannst du doch bei deiner Steuerklärung machen. Du mußt halt nur ein Fahrtenbuch führen und als Nachweis vorlegen. Die Kosten pro Kilometer sollte die Firma per Mausklick für jedes Fahrzeug aufrufen können.

Zitat:

@rheinlaendernord schrieb am 28. August 2022 um 19:34:02 Uhr:

Fahrtenbuch Abrechnung war der Firma zu aufwendig.

Da wird die Firma gar nicht gefragt. Du führst Fahrtenbuch, die Firma übermittelt Dir die Jahreskosten (muss sie...) und Du holst Dir per Steuererklärung die zuviel bezahlten Steuern zurück.

Fehlzündun & Hannes , wenn ich Ex Firma schreibe brauche ich mir jetzt kein Gedanken über ein Fahrtenbuch zu machen.

Nee, aber es ging auch eher darum, die Aussage zu korrigieren, dass es Sache der Firma ist, wie der Dienstwagen versteuert wird.

Und das wusstest du ja bislang anscheinend nicht. Vielleicht ist die Information für dich oder einen anderen trotzdem mal von Interesse.

Zitat:

@rheinlaendernord schrieb am 28. August 2022 um 19:34:02 Uhr:

In meiner Ex Firma gab es ca. 50 Fahrzeuge. Davon waren ca. 5 Fahrzeuge für Vorstand, Geschäftsführer und Prokuristen. Alle anderen Fahrzeuge waren für Außendienstler ( Verkäufer und Servicetechniker) . Diese Fahrzeuge fuhren 60000 bis 80000 km im Jahr , in meinem Fall habe ich keine 10% privat gefahren. Fahrtenbuch Abrechnung war der Firma zu aufwendig.

Der 100.000-Euro-Dienstwagen ist eben der absolute Sonderfall, der hier mal wieder herangezogen wird um gegen das so genannte Privileg zu wettern. Herangezogen deshalb, weil man ansonsten keine Argumente findet. Laut Statista kostet der durchschnittliche Firmenwagen 46.000 Euro BLP...

Ich fahre seit 15 Jahren Firmenwagen in 4 verschiedenen Firmen:

Firma 1:

Hidden Champion, weltweit ca. 10.000 MA. Firmenwagen bekamen die Außendienstler, die Servicetechniker, die Abteilungsleiter im Einkauf und ich (Sonderfall, da "Schadenermittler"). Die weiteren Firmenwagen waren Poolfahrzeuge, die die Mitarbeiter ohne eigenen Firmenwagen für Dienstfahrten nutzen konnten. Alleine das waren schon ca. 200 Autos. Als Gehaltsbestandteil gab es darüber hinaus einen Firmenwagen ab Hauptabteilungsleiter aufwärts, das dürften vielleicht noch einmal 30 gewesen sein. Quote hier also: 200 Firmenwagen als Arbeitsmittel mit privater Nutzung, 30 als Gehaltsbestandteil.

Firma 2:

Pulverlackhersteller. Einen Firmenwagen bekam der Vertriebsaußendienst (7 Firmenwagen) und der Technische Außendienst (4 Firmenwagen, einer davon für mich). Darüber hinaus der Einkaufsleiter (der aber auch überwiegend dienstliche Nutzung hatte), der Technische Leiter, der Vertriebsleiter (ebenfalls hohe dienstliche Nutzung) und der Geschäftsführer. Verhältnis also 13 : 2.

Firma 3:

Flüssiglackhersteller, quasi 1:1 übertragbar zu Firma 2.

Firma 4:

Sachverständigenbüro mit Niederlassungen in ganz D. 90 Firmenwagen für die Sachverständigen (überwiegend dienstlich genutzt), einer für den IT-ler, der alle Büros betreut (überwiegend dienstlich genutzt), jeweils einer für den CEO, den COO und den Eigentümer. Verhältnis also 91 : 3.

Das dürfte eher repräsentativ sein, als die Massen von steuergelderschnorrenden 100.000-Euro-Fahrzeugen.

Zitat:

@Hannes1971 schrieb am 29. Aug. 2022 um 11:30:43 Uhr:

Laut Statista kostet der durchschnittliche Firmenwagen 46.000 Euro BLP...

Was, wie ich finde, schon eine stolze Summe ist, der Durchschnitt aller Privat-PKW liegt wohl niedriger, oder? Mein Firmenwagen (Ford Focus Kombi mit ~30.000€ Listenpreis) reicht zur Erfüllung der Mobilität, auch bei längeren Strecken, völlig aus.

 

Den Durchschnitt ziehen noch die Pflegedienste mit ihren 12.000€-Kleinstwagen nach unten.

Zitat:

@Thinky123 schrieb am 29. August 2022 um 23:35:47 Uhr:

Zitat:

@Hannes1971 schrieb am 29. Aug. 2022 um 11:30:43 Uhr:

Laut Statista kostet der durchschnittliche Firmenwagen 46.000 Euro BLP...

Was, wie ich finde, schon eine stolze Summe ist, der Durchschnitt aller Privat-PKW liegt wohl niedriger, oder?

Da ja, wie wir hier gelernt haben, der durchschnittliche Firmenwagennutzer im 100.000-Euro-Porsche jeden Morgen die 50 m zum Bäcker fährt, finde ich es eher wenig...

Aber Spaß beiseite. Natürlich ist der Firmenwagen teurer, als es ein Privatwagen wäre. Mit dem Privatwagen würde ich auch nicht 40.000 km im Jahr kreuz und quer durch Europa fahren und dann noch Geschäftstermine wahrnehmen. Übrigens sind mein Schreibtisch und mein Bürostuhl im Büro auch locker 3x so teuer wie im privaten Arbeitszimmer, dort habe ich auch keine drei Bildschirme und keinen Multifunktions-Farb-Laserdrucker für 7.000 Euro. Auch würde ich mir privat kein S 22 Ultra leisten wollen und das noch alle 2 Jahre durch das aktuelle Modell ersetzen. Dank Dual Sim habe ich privat gar kein Handy mehr... Ist das auch ein "Problem"? Nein? Warum nicht?

Zitat:

@Thinky123 schrieb am 29. August 2022 um 23:35:47 Uhr:

Zitat:

@Hannes1971 schrieb am 29. Aug. 2022 um 11:30:43 Uhr:

Laut Statista kostet der durchschnittliche Firmenwagen 46.000 Euro BLP...

Was, wie ich finde, schon eine stolze Summe ist, der Durchschnitt aller Privat-PKW liegt wohl niedriger, oder? Mein Firmenwagen (Ford Focus Kombi mit ~30.000€ Listenpreis) reicht zur Erfüllung der Mobilität, auch bei längeren Strecken, völlig aus.

Den Durchschnitt ziehen noch die Pflegedienste mit ihren 12.000€-Kleinstwagen nach unten.

Ob Pflegedienste, Pizzaboten usw. da mit reinzählen?

Das sind ja Firmenfahrzeuge, die nicht privat genutzt und versteuert werden.

Der Handwerker mit dem Sprinter wird da auch nicht mitzählen.

Wenn doch, würde es die Statistik ziemlich verfälschen.

Der durchschnittliche Kaufpreis im Privatbereich soll aktuell bei 36.000 Euro liegen ( dieser Preis wurde im Frühjahr 2022 durch verschiedene Zeitungen kommuniziert)

... hier mal eine Aufstellung der beliebtesten Firmenwagen 2020 aus der AMS.

Angeführt sind hier die Top 10 der jeweiligen Fahrzeugkategorien mit Stückzahlen. Da sieht man ganz klar, dass die Kompakt und Mittelklasse deutlich überwiegt.

https://www.auto-motor-und-sport.de/.../

Ich weiß ja nicht wie das bei Euch ist, in unserer Gegend fahren die Pizza- und und sonstigen Lieferdienste meist abgerockte Klein(st)wagen mit Rest-TÜV. Die dürften da wohl nicht mit reinspielen.

Zitat:

@Hannes1971 schrieb am 30. August 2022 um 07:06:43 Uhr:

Zitat:

@Thinky123 schrieb am 29. August 2022 um 23:35:47 Uhr:

 

Was, wie ich finde, schon eine stolze Summe ist, der Durchschnitt aller Privat-PKW liegt wohl niedriger, oder?

Da ja, wie wir hier gelernt haben, der durchschnittliche Firmenwagennutzer im 100.000-Euro-Porsche jeden Morgen die 50 m zum Bäcker fährt, finde ich es eher wenig...

Aber Spaß beiseite. Natürlich ist der Firmenwagen teurer, als es ein Privatwagen wäre. Mit dem Privatwagen würde ich auch nicht 40.000 km im Jahr kreuz und quer durch Europa fahren und dann noch Geschäftstermine wahrnehmen. Übrigens sind mein Schreibtisch und mein Bürostuhl im Büro auch locker 3x so teuer wie im privaten Arbeitszimmer, dort habe ich auch keine drei Bildschirme und keinen Multifunktions-Farb-Laserdrucker für 7.000 Euro. Auch würde ich mir privat kein S 22 Ultra leisten wollen und das noch alle 2 Jahre durch das aktuelle Modell ersetzen. Dank Dual Sim habe ich privat gar kein Handy mehr... Ist das auch ein "Problem"? Nein? Warum nicht?

Genau das habe ich auch des Öfteren erlebt, frage mich aber immer warum.

- Fahrten mit dem Firmenwagen, die ich privat nicht unternommen hätte: entweder ich will irgendwo hin, dann fahre ich, egal ob Firmenwagen oder privat. Irgendwo hinzufahren, wo ich garnicht hin will, nur weil der Firmenwagen da ist? Da wäre mir die Zeit zu schade.

- ein anderes Handy, weil ich es privat bezahle? Entweder ich will ein bestimmtes Modell oder nicht. Ausnahme: das Modell ist mir völlig egal

- Dienstlich in Hotels, wo ich privat nicht buchen würde? Bis auf ein paar extreme Ausnahmen Quatsch, da ich mich immer wohlfühlen möchte und im Zweifel bei einer privaten Reise sogar mehr Zeit im Hotel verbringe.

Was ich in einigen Fällen verstehe sind Firmenwagen, die man sich privat nicht kaufen würde, bzw. den Kauf eines gebrauchten Fahrzeuges der gleichen Klasse.

Zitat:

@fehlzündung schrieb am 30. August 2022 um 08:04:49 Uhr:

Zitat:

@Thinky123 schrieb am 29. August 2022 um 23:35:47 Uhr:

 

Was, wie ich finde, schon eine stolze Summe ist, der Durchschnitt aller Privat-PKW liegt wohl niedriger, oder? Mein Firmenwagen (Ford Focus Kombi mit ~30.000€ Listenpreis) reicht zur Erfüllung der Mobilität, auch bei längeren Strecken, völlig aus.

Den Durchschnitt ziehen noch die Pflegedienste mit ihren 12.000€-Kleinstwagen nach unten.

Ob Pflegedienste, Pizzaboten usw. da mit reinzählen?

Das sind ja Firmenfahrzeuge, die nicht privat genutzt und versteuert werden.

Der Handwerker mit dem Sprinter wird da auch nicht mitzählen.

Wenn doch, würde es die Statistik ziemlich verfäl.

Zitat:

@fehlzündung schrieb am 26. August 2022 um 13:00:41 Uhr:

Das heißt ja, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer davon profitieren.

Ich hätte da so meine Zweifel, dass hier seitens der Arbeitnehmer ein recht großer Teil gar nicht signifikant monetär profitiert. Die 1% Regelung verursacht gar nicht mal so geringe Kosten. Für einen gar nicht mal so geringen Teil, wird es keinen großen Unterschied beim Geld machen. Für viele spielt wohl auch der Faktor rein, dass man sich im nichts kümmern muss, dass man nicht mitdenken braucht. Das wird nicht selten der entscheidende Mehrwert sein, der den Staat aber kein Geld kostet.

Das Problem ist, dass es genauso mit Äpfel und Birnen vergleichen ist, wenn man die Dienstwagensituation 1:1 auf ein mögliches Szenario überträgt, welches unterstellt, dass man sich genauso verhalten würde, wenn das nicht mehr der Fall ist. Das wird nicht passieren.

Auch ich habe mich nicht so verhalten, ich bin nicht zum Mercedeshändler vor 2,5 Jahren gegangen und habe meine E-Klasse neu zum Listenpreis mitgenommen. Nein, ich habe sie 10 Monate alt gekauft ... weil man sich Gedanken macht, wenn man es selbst bezahlt. Unter dem Strich ist dieses Auto aber sicher sehr nahe am Neuwagen dran. BLP war 73.500€, mit Entfernungskilometern wären rund 1000€ zu versteuern, sprich rund 500€ netto hätte ich weniger. Unterstelle ich jetzt, dass dieses Auto im Full-Service-Leasing meinen AG 1000€/Monat kosten würde und ich ansonsten das Geld Brutto als Gehalt bekommen würde, dann hätte ich 500€ mehr Netto. Einmal 500 weniger, einmal 500 mehr ... macht 1000€ netto Differenz. Für die 1000€/Monat ist das Fahrzeug, wenn es knapp 6 Jahre alt ist, inkl. laufender Kosten bis dahin, komplett bezahlt. Was würdet ihr machen? Lieber zwei E-Klassen (jeweils nach 3 Jahren neu) und danach nichts oder eine E-Klasse, die mit 6 Jahren komplett euch gehört und sicher noch einen klaren Restwert besitzt? Das bedingt die 1% Regelung

 

Und wenn man jetzt noch mal in dem Beispiel auf die Steuerlast schaut, stellt man fest, dass es für Vater Staat nicht einen Euro Unterschied gemacht hat ;). Das Unternehmen hat seinen Gewinn jeweils um 1000€ gemindert und ich habe die die Hälfte davon entweder über 1% oder über die Lohnsteuer Richtung Staat abgeführt.

Nein, ich glaube nicht, dass irgendeine Abschaffung hier einen Euro mehr in die Staatskasse spült. Das funktioniert nur, wenn man unterstellt, dass man eine Aktion macht (Steuerrecht ändern) und das ohne jede Reaktion bleibt, aber das wird nicht passieren.

Zitat:

@fehlzündung schrieb am 30. Aug. 2022 um 08:4:49 Uhr:

Das sind ja Firmenfahrzeuge, die nicht privat genutzt und versteuert werden.

Der Handwerker mit dem Sprinter wird da auch nicht mitzählen.

Wenn doch, würde es die Statistik ziemlich verfälschen.

Eine Statistik basiert ja hoffentlich auf irgendwelchen Zahlen. Was könnte man da nehmen? Alle Neuwagenzulassungen auf Firmen wäre ein Beispiel, wo Daten zuverlässig vorhanden sind.

Da würden dann aber auch Tageszulassungen der Autohändler darunter fallen und Firmen, die Gebraucht-/Jahreswagen anschaffen und diese als "richtige" Firmenwagen nutzen, rausfallen.

 

Ansonsten bleiben noch Umfragen und Hochrechnung auf alle Arbeitnehmer ?!

Das Finanzministerium müsste da ziemlich genaue Angaben über Anzahl und dirchschnittlicher Listenpreis aller privat genutzten Firmenwagen machen können.

Die werden ja durch die Versteuerung erfasst, während die Pizzabotenautos und Handwerkersprinter da nicht reinfallen.

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