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Thu Aug 13 18:20:24 CEST 2015    |    Telsch    |    Kommentare (60)    |   Stichworte: GS, Lexus, S16

Liebe Blogleser,

diesmal kommt mal keine Fahrzeugvorstellung, sondern ein persönlicher Bericht von mir.
Ich werde die Geschichte von meinem Lexus GS 430 Sport hier nocheinmal für alle von Anfang an bis zum Schluss aus meiner Sicht schildern.

Die Suche
Mit der Carisma bin ich zwar äußerst zufrieden, aber manchmal wünsche ich mir mehr Komfort, Luxus und Leistung. Es soll nur ein Zweitwagen für den Sommer und v.a. für Langstrecken sein. Nach langem Einlesen im Internet kam für mich eigentlich nur ein Lexus LS 400 der späten Baujahre in Frage. Äußerst robuster Motor, alles drin was man braucht und auch nicht braucht, sehr komfortable Reiselimousine mit genügend Power und dazu noch ein Fahrzeug was nicht massenhaft auf unseren Straßen unterwegs ist. Natürlich darf er auch nicht zu teuer sein, schließlich bin ich nur Student.
Anfang Januar erweitere ich eher zufällig meine Suche auf den Lexus GS 430 und stoße dabei auf einen traumhaft schönen Lexus GS 430 Sport zum guten Preis. Die Artikelbeschreibung klang auch sehr überzeugend, von einem KFZler 2011 aus England importiert und durchrepariert (neue VA und HA, neuer Zahnriemen mit Wasserpumpe und Umlenkrollen u.v.m.). Die Bilder versprachen trotz 200.000 km einen sehr guten Eindruck und der Rechtslenker stört mich überhaupt nicht; man gewöhnt sich wirklich sehr schnell daran. Ich kontaktiere den privaten Verkäufer, bekunde mein Interesse und lasse mir weitere Bilder zusenden. Auch diese bestätigen den guten Eindruck, so dass ich mich über das Fahrzeug informiere und das Angebot mich schließlich überzeugt.

Der Kauf
Ich sage ihm zu das Fahrzeug zu kaufen, wenn er wirklich da steht wie beschrieben, buche also eine Bahnfahrt 10 Tage später als wir beide Zeit haben. Nach fast sieben Stunden Zugfahrt bin ich endlich am Ziel und werde dort vom Verkäufer abgeholt. Wir fahren ca. 60 km bis zum Standort des Lexus in einer kleinen Scheune. Umgeben von Reifen, Ersatzteilen, einem Ersatzmotor und einem S19 steht mein zukünftiger GS 430 Sport.

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Der Verkäufer startet den Motor... Dieser Sound.... Der Hammer...
Er klemmt das Batterieladegerät ab. Der Lexus stand drei Monate, so dass er die Batterie lieber nochmal aufgeladen hat. Die Spritleuchte brennt, wie fast immer wenn man einen Gebrauchtwagen kauft, aber der Verkäufer kippt fünf Liter Sprit in den Tank, so dass es zumindest bis zur nächsten Tankstelle reicht. Ich begutachte das Auto. Alles ok - Moment das Fenster hinten rechts fährt nicht mehr hoch. Der Verkäufer hilft sofort, die Dichtungen seien etwas starr da die Fenster lange nicht bewegt wurden, er montiert die Türverkleidung ab, bringt die Dichtung in die richtige Position und schon läuft wieder alles.
Er überreicht mir die Unterlagen und ich ihm das Geld, während ich die Unterlagen sichte bringt er die Kurzzeitkennzeichen an die ich mitgebracht habe. Er will zum Abschied noch einmal fahren, zumindest bis zur Tankstelle; dort tanke ich voll und wir prüfen den Reifendruck. Zurück fahre ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Rechtslenker. Eigentlich gar kein Problem. Der V8 weiß auch sofort durch guten Sound und im Vergleich zum Mitsubishi grandiosem Durchzug zu überzeugen.

Überführung und Zulassung
Ich fahre langsam und vorsichtig nach Hause, schließlich fahre ich auf Sommerreifen und es schneit teilweise, Erfahrungen mit Heckantrieb habe ich ebenfalls noch nicht viele gesammelt und es liegen über 500km vor mir. Es läuft alles wunderbar und am Abend komme ich voller Freude über das neue Auto zu Hause an. Mitte der Woche gehts dann auch endlich zur Zulassungsstelle, der Lexus bekommt ein Saisonkennzeichen. Eigentlich will ich ihn von Frühjahr bis Herbst anmelden, aber da ich noch keinen Stellplatz habe, bekommt er ersteinmal Januar bis September, so dass ich ihn erst im nächsten Jahr ummelden muss.

Die ersten Erfahrungen und Überraschungen
Ich fahre relativ wenig, es ist schließlich Winter. Aber ich stelle doch fest, dass bei stärkerer Beschleunigung die Räder durchdrehen und die Antischlupfregelung nicht eingreift.
Ende Januar bietet mir der Arbeitgeber meines Nebenjobs ein Fahrsicherheitstraining an, welches ich mit dem Lexus mache. (Mit dem Mitsu hatte ich vorher schon eins gemacht)
Bei den Vollbremsungen muss ich aber feststellen, dass die Räder blockieren. Ich wundere mich warum das ABS nicht funktioniert, aber keine Warnleuchte brennt.
Ich beschließe irgendwann mal eine Werkstatt aufzusuchen und den Fehlerspeicher auslesen zu lassen.
In den nächsten Monaten fahre ich etwas mehr mit dem Lexus. Der Motorsound und der Durchzug machen einfach süchtig 🙂
Anfang April gibt es dann das große Nordschleifentreffen, bei dem ich auf relativ schlechten Landstraßen feststellen muss dass das Fahrwerk vorne scheppert. Dieses Scheppern verschlechtert sich auch in der folgenden Zeit, so dass ich beschließe endlich einen Termin bei Lexus zu vereinbaren. Für einen Reparaturtermin muss ich mich fünf (!) Wochen gedulden, aber wenn ich ihn einfach mal zum angucken vorbeibringe melden sie sich innerhalb von zwei Wochen und sagen mir was gemacht werden muss.
Ich mache mir keine großen Gedanken, vermutlich ein paar Fahrwerksteile und ein ABS-Sensor.

Der Horror beginnt
Ich gebe also an einem schönen Montagmorgen meinen Lexus bei meinem Lexus Forum ab. Da ich ja den Mitsu habe bin ich auf das Auto nicht angewiesen und stelle mich auf einen Anruf in den nächsten zwei Wochen ein. Schon am Nachmittag klingelt mein Handy. Lexus am Telefon. Sie haben ihn sich angeschaut. Eine gute und eine schlechte Nachricht. Er fängt an mir die schlechte zu erzählen und er hört gar nicht mehr auf zu sprechen, als ich nach der guten Nachricht fragen kann kommt nur: "Er sieht wirklich gut aus." - Na super!
Die schlechte Nachricht fängt mit dem Fahrwerk an. Wie erwartet sind dort einige Teile zu ersetzen - ok damit habe ich gerechnet. Dann der Schock: Ich wurde beim Kauf übers Ohr gehauen! Jemand hat das Tachokabel abgeklemmt und Warnleuchten ausgebaut, Lexus stellt alles wieder her und jetzt brennen folgenden Lämpchen: ABS, VSC, VSC OFF, MIL, Niveauregulierung Scheinwerfer
Für ABS, VSC und VSC OFF ist wohl nur ein ABS Sensor zu ersetzen. Für die Scheinwerferregulierung muss der Niveausensor für die Xenonscheinwerfer hinten ersetzt werden und für die MIL muss ein Ventil im Ansaugtrakt ersetzt werden, wobei Lexus auch nicht ausschließen kann dass ein Kat defekt ist. Der Kostenvoranschlag kann sich sehen lassen, deutlich vierstellig.
Ich bin schockiert und kann es noch nicht fassen; mache Feierabend und fahre nach Hause um dann den Lexus abzuholen und nochmal mit der Werkstatt zu reden. Das Auto will ich eigentlich behalten.

Ich [bild=2]fahre zu meinem Lexus Forum, zahle die Rechnung, bekomme meinen Schlüssel wieder und den Hinweis ich solle zur Polizei gehen und Anzeige erstatten. Ich lasse den Schock nocheinmal setzen. Am nächsten Abend rufe ich den Verkäufer an und frage mal nach, was er mir da für einen Schrott angedreht hat und ob er mir noch etwas dazu zu sagen hat. Er erklärt mir, er wüsste von nichts und habe den Wagen bei einem "Freund" richten lassen, nachdem eine (!) Warnleuchte angegangen sei. Er verspricht mir mit ihm zu reden und sich zu melden. Er meldet sich nicht, also rufe ich zwei Tage später an. Sein "Freund" habe alles zugegeben - na super, das hilft mir jetzt auch nichts. Ich stelle ihn vor die Entscheidung entweder er nimmt den Karren zurück oder er zahlt mir die Kosten die durch die Warnleuchten entstanden sind. Er entscheidet sich für die zweite Option und will mir die Teile schicken. Wir einigen uns darauf den Wagen in einer Freien Werkstatt richten zu lassen, da es dort deutlich günstiger ist.
Ich lasse meine freie Werkstatt die Kats checken, da dies für mich ein Grund wäre den Wagen sofort abzugeben. Die Kats sind angeblich ok, also lasse ich ersteinmal das Ventil im Ansaugtrakt richten, zahle die Rechnung und reiche sie weiter an den Verkäufer. Der Lexus wird trotzdem kaum bewegt, schließlich ist das Fahrwerk fertig und man hat mir geraten möglichst wenig zu fahren. Bei einer kurzen Tour zum Einkaufen geht aber plötzlich wieder die MIL an 🙁
Ich bringe ihn wieder in die Werkstatt um den Fehlerspeicher auslesen zu lassen - P0420 Kat Zylinderbank 1 unter Schwellwert. Nach dieser erneuten Diagnose ist der Lexus für mich gestorben. Ich habe die Schnauze voll. Ich kann ja nicht beliebig viel Geld in den Lexus stecken - wer weiß was sonst noch kommt.
Ich rufe den Verkäufer an und erkläre ihm, dass der Kat jetzt wohl doch defekt ist und ich das Auto nicht mehr haben will. Er erzählt mir, dass er kein Geld hat und es mir über 18 Monate (!) in Raten zurückzahlen würde 🙁
Ich kann das Fahrzeug aber nicht so lange bei mir rumstehen lassen, Stellplatz habe ich keinen und der Unterhalt ist auch zu teuer um nicht zu fahren, außerdem läuft im Februar sowieso der TÜV ab; und für ein frühzeitiges Zurückgeben an der Verkäufer ohne mein Geld zu bekommen fehlt mir das Vertrauen.

Das Ende
Also[bild=3] inseriere ich den Lexus für einen guten Preis in mobile und Autoscout. Es kommen keine Anfragen, schließlich poste ich ihn nebenbei noch im LOC und rufe diverse Exporteure an. Exporteure legen spätestens beim Rechtslenker auf 🙁 Vom LOC meldet sich ein Schlachter der das Fahrzeug schließlich für etwas mehr als die Hälfte des erhofften Preises abholt. Jetzt bin ich ihn endlich los. Auf der einen Seite bin ich froh, dass der Horror ein Ende hat, aber auf der anderen Seite trauere ich um den Lexus. Es war einfach ein richtig geiles Auto.

Noch bevor der Lexus abgeholt wird, bleibe ich mit dem Mitsu liegen, so dass ich nun zwei Wracks habe. Ich will beide Auto loswerden und mir erstmal auf die Schnelle ein Übergangsauto kaufen, da ich zur Zeit auf ein eigenes Auto angewiesen bin. Zwei Tage nach dem Liegenbleiber habe ich mir dann einen Audi 100 2,3 für den Übergang mit TÜV bis Ende 2015 gekauft.
Aber das ist schon wieder eine neue Geschichte über die ich bei Gelegenheit einen neuen Blogartikel schreiben sollte, da es hier nicht reingehört.

Nach langen Debatten mit der Verkäufer konnten wir schließlich eine Einigung erzielen, die m.Mn.n. recht fair ist, so dass ich mit diesem Fahrzeug endlich abschließen kann.

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