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Passion of Racing

Geschichten über Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges - von der Rennstrecke

Wed Sep 09 15:21:14 CEST 2015    |    -Calle-    |    Kommentare (44)    |   Stichworte: Drivingcenter, Groß Dölln, Rennstrecke, Z1000

Groß Dölln. Samstag, 29. August 2015.

Verschlafen, Rennstrecke nicht gefunden, dafür unzählige Waldwege auf denen man nicht wenden kann... 😠
Schlechter hätte das Wochenende nicht beginnen können.

Mit über einer Stunde Verspätung komme ich mit Auto, Anhänger und Z1000 im Drivingcenter Groß Dölln an.
Nach der Begrüßung von sakasanje und einem aktuellen Lagebericht, geht es erstmal zur technischen Kontrolle. Alles geht klar, die Lautstärke der Karre liegt 0,1 dB über dem Wert auf dem Typenschild. Das passt so, der Tag scheint sich doch noch zum Guten zu wenden...

[mehr]

Also rein in die Lederklamotten.

Dann ging es los. Und so schnell wie es losging, war es auch wieder vorbei. Keine einzige Runde bin ich gefahren, da ging die Z1000 aus. Hääää? Wasn hier los? Abgestiegen und die Maschine von der Rennstrecke geschoben. Wer schonmal über 200 Kilogramm in Lederkombi und Helm rennend ein paar Hundert Meter geschoben hat, der weiß, dass man danach platt ist. 😁😁😁
Fehler versucht zu lokalisieren und zu beheben, auf in den nächster Turn.

Nächster Turn beginnt. Nach keinen drei Kurven geht das Motorrad wieder aus. Diesmal schiebe ich nicht. Motor starten ging nicht. Leerlauf rein, ah jetzt will sie wieder. Gang eingelegt - aus.
Also doch wieder schieben. 🙄

Zum Glück folgte dann die Mittagspause. Während andere etwas essen, fröhlich quatschen und rumkaspern, hocke ich am Motorrad und versuche erstmal zu analysieren, woher das Problem genau kommt. Stecker vom Seitenständer, Mechanik vom Seitenständer oder vielleicht doch Kabelbruch?
Nach einiger Zeit war das Problem dann vermeintlich behoben. Testen konnte ich das aber nur, indem ich wieder fahre. Eigentlich hatte ich kein Bock mehr zu fahren, weil ich nicht wieder liegenbleiben wollte. Also den Instruktor gefragt.
Zitat: "Klar fährst du nochmal raus! Und wenn du wieder ein Problem hast, hebst du den Arm und fährst an die Seite..."

Mittagspause vorbei.

Ein drittes Mal fahre ich raus. Es sollte das letzte Mal an diesem Wochenende sein.
Mittlerweile sind auch meine Eltern da, die von der Start-Ziel-Gerade aus Fotos machen.
Ich bin etwas übermotiviert und euphorisch zugleich, weil ich endlich fahren darf.
Dann die dritte Runde: Ich habe einen Fahrer vor mir, den ich überholen möchte. Dazu habe ich mir die letzte Kurve ausgesucht, weil diese - aus meiner Sicht - einfach eine gute Möglichkeit zum Überholen darstellte (mittlerweile denke ich darüber anders). Genauer gesagt wollte ich in der letzten Kurve innen sein und dann später bremsen als der Fahrer vor mir. So der Plan...
In der drittletzten Kurve bin ich bereits an ihm dran. Dann kommt die vorletzte Linkskurve. Hier wähle ich einen engeren Kurvenradius und nutze beim Herausbeschleunigen nicht die volle Streckenbreite, sondern versuche mittig zu bleiben, damit ich in der letzten Linkskurve innen bin. Am Kurvenausgang der Vorletzten gebe ich also kräftig Gas, denn das Geradeaus-Stück zwischen den letzten beiden Kurven ist nicht gerade lang.
Kräftig Gas geben war leider zu viel Gas geben. Im Moment des "Gasaufmachens" merke ich, wie mir das Hinterrad ausbricht und die Karre völlig quer kommt. Irgendwie war mir klar, was nun folgen würde. Und so kam es dann auch: Der Hinterreifen bekommt wieder Haftung, das Motorrad stellt sich schlagartig auf und wirkt auf mich wie ein Katapult.

Astreiner Highsider.

Anmerkung: Wer nicht weiß was ein Highsider ist ... https://www.youtube.com/results?search_query=highsider

Ich habe keine Ahnung wie die Maschine geflogen ist. Aber ich weiß, dass ich auf der rechten Körperhälfte gelandet bin und dann drei Rückwärtsrollen gemacht habe. Dabei schlug der Helm immer wieder auf meine Brust und dann auf Asphalt. Noch einmal und noch einmal... Dann bin ich auf den Knien gelandet und auf diesen weitergerutscht.

Ich versuchte aufstehen. Dadurch dass ich vorher kräftig durchgeschüttelt wurde, bin ich wieder hingeflogen. Also nochmal aufgestanden, die anderen Fahrer gewarnt und anschließend die Z1000 aufgerichtet.

Als ich die Z1000 aufrichte, waren auch schon andere Menschen da, die mir halfen. Der Schandkarren (Auto, das immer die Motorräder einsammelt 😁) kam gerade angefahren. Ich solle mich doch auf den Beifahrersitz setzen...
Das tat ich auch.
Der Fahrer spricht in sein Funkgerät: "Ich bring' ihn gleich zum RTW."
Ich: "Nein, nein, nicht nötig."
Er: "Doch, doch..."
Im nächsten Moment kippe ich nach vorne. Ich weiß nur noch, wie der Fahrer "Ach du scheiße!" sagt und dann ist alles schwarz. Das Nächste, an was ich mich erinnern kann, sind drei Köpfe, die im RTW über mir hängen. Und ständig dieses Gepiepe von diesem Pulsmessgedöns.

Ich werde gefragt, wann ich geboren wurde. Diese Frage beantworte ich falsch. Im zweiten Versuch klappt es dann.

Mein geistiger Zustand bessert sich aber schnell. Nur der Puls geht hoch, als ich nach der Maschine frage...

Hier mal ein Bild von der Z1000:
[bild=1]

Bei weitem sind nicht alle Schäden der Z1000 auf dem Bild zu erkennen.

[bild=4]In der Rettungsstelle bekam ich dann offensichtlich das volle Programm: CT, Röntgen und der Körper wurde komplett abgecheckt.
Im Prinzip war ich von Kopf bis Fuß verletzt: Schleudertrauma, Gehirnerschütterung, Bänderriss rechtes Sprunggelenk, diverse Prellungen, Nacken, Hals... An sich alles Kleinigkeiten, aber die Summe macht's an der Stelle. Aber keine Knochenbrüche, keine bleibenden Schäden.
Am schlimmsten war der Kopf. Gott sei dank wurde mir dann ein Zugang gelegt und Schmerzmittel verabreicht.
Ein neuer Helm war übrigens auch erforderlich. Die Klamotten haben beim Sturz doch ein wenig gelitten.

Die nächsten zwei Tage verbrachte ich jedenfalls im Krankenhaus. Während des Krankenhausaufenthalts suchte ich online schon nach einer neuen Maschine. Aber nur für die Rennstrecke.
Irgendwann wurde ich fündig. Und mittlerweile habe ich die Kiste auch gekauft. Yamaha R6 RJ09. 😛
Ansonsten bin ich im Krankenhaus über einige Dinge sehr nachdenklich geworden. Da wird einem klar, wie schnell das Glück, welches man bis eben noch hatte, wieder weg sein kann. Und das nur, weil man in einer einzigen Kurve, für einen winzig kleinen Moment, das Gas zu weit öffnet. Für einen kurzen Moment dachte ich auch daran, mit dem Ganzen einfach aufzuhören. Diesen Gedanken habe ich sehr schnell wieder verworfen. Ich kann doch nicht alles hinschmeißen, mein Hobby, meine Leidenschaft. Auch wenn sich das einige Mitmenschen völlig zurecht gewünscht haben, vor allem jene, die es nicht gesagt haben, sondern einfach nur mit dem Kopf schüttelten.

An dieser Stelle möchte ich den User Ascender zitieren:

Zitat:

Es ist meine Sache was ich im Leben mache, und die Rennstrecke ist mein Leben. Wenn man mir das wegnehmen würde, würde ich eingehen.
Ich bin damit glücklich.

Auch ich bin glücklich, wenn ich auf der Rennstrecke fahren darf. Und das obwohl ich weiß, dass jede Rennstrecke seine Tücken hat und schnell zum hinterlistigen Biest werden kann.

Den geschrotteten Helm habe ich übrigens meiner alten Fahrschule geschenkt. Vielleicht können die das noch als Lehrmaterial in Theoriestunden verwenden oder so...

Aus meinem Sturz habe ich viel gelernt.
1. Die Rennstrecke ist sicherer als die Straße.
2. Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete.
3. Beim Rausbeschleunigen mit dem rechten Fuß leicht auf die Bremse.
4. Gesundheit, Familie und Freunde sind das Wichtigste im Leben.

Und noch einiges mehr.

Ich werde jedenfalls weitermachen. Stehaufmännchen und so...
Sachsenring ich komme!

[galerie]


Sat Oct 17 18:38:07 CEST 2015    |    adi1204

Ja, wars. 🙂😁

Aber ein Rennen so richtig mit Startaufstellung wäre doch auch was. 😉

Sun Oct 18 00:43:23 CEST 2015    |    -Calle-

Dafür ist es definitiv noch zu früh.
Aber später vielleicht. Der Gedanke daran ist schon cool...

Thu Jul 19 09:47:44 CEST 2018    |    Faltenbalg48682

Nice blog. I liked the way of writing this blog. We are expecting more articles like this from you. Regards from best interior designers in Kottayam

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