Black Beauty und ich

Mein Weg vom Kleinwagen zum Luxusdickschiff - Teil 2

[lordares]

Fortsetzung vonTeil 1:

So schnell wurde man vom schicken und leistungsmäßig üppig dimensionierten S6 auf einen Corsa degradiert. Von 8 auf 3 Zylinder. Naja, mehr oder weniger hab ich mich selbst degradiert.

Allerdings hat so ein zuverlässiges und billiges Ersatzauto auch den Vorteil, dass man Zeit hat sich was neues zu suchen. Viel Zeit. Diese sollte man sich beim Gebrauchtwagenkauf auch nehmen. So hat man alle Zeit der Welt Angebote zu vergleichen und sich überhaupt darüber klar zu werden, was es gibt und welche Ausführungen, Ausstattungen etc.

Ich hatte andere Kombis im mit Allradantrieb Kopf. Habe nachgedacht über Mercedes (Selten und Rostprobleme?), BMW (Ersatzteile teuer), Subaru (Haptik und Anmutung), Skoda (kein 4wd).

Schwierig. Die eierlegende Wollmilchsau ist und bleibt wohl der A6. Gut, dann passt zumindest die Richtung wieder und wir bewegen uns in bekanntem Revier.

Dank dem 4F-Forum bei Motortalk habe ich auch schnell viele gute Informationen bekommen und konnte so noch genauer eingrenzen, was ich alle haben will. Vor allem an Ausstattung.

Ich habe mit einigen Händlern telefoniert, mit einigen Privatleuten und habe gelernt, dass die Gebrauchtwagen in Süddeutschland deutlich weniger kosten als in Norddeutschland. Warum weiß ich nicht.

Vielleicht kann mir das in den Kommentaren jemand beantworten? Oder Vermutungen abgeben?

Im tiefsten Schwarzwald gab es schließlich zwei Kandidaten, die ich mir dann mal angeschaut habe. Da war einmal ein Allroad in Dunkelblau-Metallic mit hellem Leder. Sehr schönes Fahrzeug. Haken an der Sache:

Der Fehlerspeicher war absolut leer. Kein einziger Eintrag. GAR nichts. Das hat mich etwas verstimmt. Der Besitzer hatte ein VCDS. 50/50 Chance dass der Allroad entweder PERFEKT gewartet war oder er vor der Probefahrt alle Fehler gelöscht hat.

Zweiter Haken waren die Drehzahlschwankungen im niedrigtourigen Schubbetrieb. Spürbar und locker 400rpm Schwankung. Das war mir zu viel. Da hätte ich kein gutes Gefühl.

Der zweite war schwarz, sehr schwarz. Kein Chrom. Schöne Sommerschuhe gabs oben drauf. Der Besitzer schien Geld zu haben, hat ihn nicht dringend verkaufen müssen und ist echt wenig gefahren. Warum der nicht shcon verkauft sei - die meisten sind abgeschreckt von dem Austauschmotor und der Leistungssteigerung. Mir kam das recht. Was gibt es besseres als einen Motor der neuen Generation, der von Audi in Stuttgart ausgetauscht worden ist und bei der Tour von ABT gechippt worden ist? Fiel mir nix mehr zu ein. Getriebe wurde auch schon gespült. Perfekt.

Ein paar Fehler im Steuergerät gespeichert. Der Besitzer versprach mir, diese beheben oder prüfen zu lassen. Mitnehmen konnte ich ihn noch nicht. Bis dahin musste ich lange 5 Wochen warten.

5 Wochen und etliche Telefonate später bin ich dann 4 Stunden mit dem Zug runter in den Schwarzwald gefahren um Black Beauty mit heim zu nehmen. Am Preis lies sich nach meiner Beharrlichkeit leider nichts mehr ändern.

Die Fehler im Steuergerät waren auch nicht raus. Blöd. Der dortige Audihändler hatte gesagt, dass Fehler bei den Glühkerzen und im Batteriemanagement egal seien. Zeigt sich mal wieder, was Autohäuser für eine Vorstellung von einwandfrei oder egal haben. Oder was dort ein gefährliches Halbwissen herrscht.

Vertrag fertig gemacht, ein Bündel Geld dort gelassen und dann im neuen Auto langsam die Heimreise angetreten, die Sommerschuhe im Kofferraum.

So war er dann bei mir zu Hause, ich bin vom S6 4B zum A6 4F gekommen und gönne ihm jetzt erstmal eine gesunde Phase der Akklimatisierung vom Schwarzwald in den Taunus.

Habe ihn dann auch direkt am Tag drauf den Jungs meiner WDV vorgestellt, die ihn mal auf Herz und Nieren untersucht haben und mir einen einwandfreien Zustand attestiert - bis auf die Fehler im Steuergerät, die wir irgendwann mal angehen sollten.

Damit wäre die Serie "Mein Weg vom Kleinwagen zum Luxusdickschiff" abgeschlossen.

Ich habe ein paar Ideen wie es weitergeht, mal schauen in welche Richtung die geistigen Ergüsse laufen

Mein Weg vom Kleinwagen zum Luxusdickschiff - Teil 1

[lordares]

Ich fahre gern Auto. Und ein Auto war -zumindest im Kopf- an sich auch schon immer mehr als nur ein reines Fortbewegungsmittel.

Und so hat man vom Führerscheinneuling bis zum aktuellen Stand doch einiges an Autos mit- un durchgemacht.

Man durfte als frischer Anfänger immer mal wieder Opas Rekord E fahren, den T4 der Eltern dann doch häufiger. Irgendwann musste dann ein eigenes Auto her. Ich wusste damals schon, dass es irgendwie etwas nicht ganz alltägliches sein sollte, somit wurde es ein Opel Calibra.

Mittlerweile "unglücklicherweise" - geschah das während der Zeit, in dem der erste Fast&Furious in die Kinos kam. Daher musste der Calibra (heute sage ich) entsprechend verschandelt werden. Tiefer, Breiter, Schneller, Lauter. Heute ärgere ich mich drüber.

Ein Motorschaden hat uns dann irgendwann getrennt.

Dazwischen gab es Kadetts, Polos, mal einen Polo G40 und einen Corsa B, der sich als recht treu und auch zäh erwiesen hat. Und als unfassbar günstig im Unterhalt.

Auch wenn ich ihn nie gemocht habe, der Cosa war doch der treueste und zuverlässigste Wegbegleiter.

Irgendwann hat sich dann die finanzielle Lage beim Job verbessert, die jährliche Fahrleistung wurde schön gerechnet und der Plan war geboren, dass man nun mal ein erwachsenes Auto haben will. Ich hatte keine genauen Vorstellungen. Wusste aber, dass es war großes sein soll, bequem, Schnickschnack haben sollte, schon Bums unter der Haube und obendrein etwas, was nicht jeder hat. Vielleicht der erwachsene Calibra? Kombis fand ich auch schon immer schön.

Nach viel stöbern und zahllosen Stunden auf mobile.de hat es sich dann in Richtung eines S6 eingependelt. Die Tatsache, dass es sich hierbei um einen V8 handelt, hat mich eher neugierig gemacht als abgeschreckt. Das Gesamtprodukt hat alles erfüllt, was ich wollte.

Er war bequem, er war manchmal auffällig, er hatte Ledersitze, Sitzheizung, Bose-Soundsystem, Platz. Er konnte leise cruisen, er konnte gierig fauchen, er konnte Biergarnituren transportieren und Kreise im Schnee drehen. Er konnte beim Autocorso im Schritttempo um den Kreisel fahren oder auf der linken Spur locker die 200kmh-Grenze schmelzen lassen.

Er hat mich auch zu einem Urlaub an den Gardasee begleitet und war auf der Fahrt erstaunlich genügsam.

Er war durstig. Und nicht der unkomplizierteste. In der gemeinsamen Zeit stand eine große OP am Zahnriemen an, ich habe drei Reifen ersetzen müssen, Sensoren hier und da, eine neue Batterie, ... Ich war nicht der beste Kunde in meiner Werkstatt des Vertrauens (fortan "WDV"), aber ein sehr regelmäßiger. Dort hatte er allerdings Freunde, war also auch in guten Händen.

Alles in allem war er eine gute Erfahrung in Sachen Auto. Ich mochte auf der einen Seite das Understatement und auf der anderen Seite den drehfreudigen und sahnigen V8, der einem ab 5000 rpm nochmal so richtig ins Kreuz getreten hat.

Ich habe bei jedem mal Volltanken den Ölstand kontrolliert. Einmal um es mir an zu gewöhnen - allerdings auch um aus dem Augenwinkel die Reaktionen der anderen Leute zu beobachten, wenn sie das fette V8-Logo auf der Motorabdeckung sehen.

Ich mochte es fast lautlos durch die Stadt zu gleiten oder auf der Landstraße erschreckend schnell andere Autos zu überholen.

Ich habe das massive Sicherheitsgefühl geschätzt, welches er vermittelt hat - aber auch die Tatsache, dass man recht leicht das Heck kommen lassen konnte.

Es war kein Auto, welches mich zum vernünftigen und gesitteten Fahren erzogen hat. Dafür war der Klang und die Leistungsentwicklung zu schön. Eine ähnliche Erfahrung hatte ich mal bei einer Probefahrt mit einem TT-RS. Den konnte man absolut nicht vernünftig fahren. Digitales Gas. Und Spaß dabei!!

Mit dem S6 rollt man lautlos durch die Stadt, keiner schaut nach dem silbernen alten Audi, die Ampel wird gelb, man latscht aufs Gas, der V8 dreht in Bruchteilen einer Sekunde hoch, es faucht böse aus dem Auspuff, der silberne alte Audi huscht über die Ampel, Köpfe drehen sich, danach rollt er wieder lautlos weiter und verschwindet unter lauter dicken SUV's.

Meine Schwester hat ihn mal mit einer Bulldogge verglichen, wegen der dicken, ausgestellten Kotflügel. Die ganze Zeit mit angespannten Angebermuskeln, herausfordernd, ....

Die fehlende Vernunft und die Sucht nach der Leistungsentfaltung und dem Klang hat uns nach gut 2 Jahren dann auch getrennt. Trennender Faktor war die Beton-Mittelleitplanke auf der A5.

Es waren 1,5 weinende Augen und 0,5 lachende. Unterm Strich habe ich jeden Monat 300-400€ nur an der Tankstelle gelassen. Reparaturen etc nicht mit eingerechnet.

Ich habe lange mit mir gehadert, ob ich ihn wieder aufbaue oder ob was neues her muss.

Blanke Zahlen gegen pure Emotionen.

Schließlich waren es die Zahlen und die Tatsache, dass mir beide Schrauber meiner WDV vom Wiederaufbau abgeraten haben.

Praktisch war, dass ich den alten Corsa noch nicht abgestoßen hatte, sondern dieser bei meinen Eltern als Ersatzauto für die Familie vorm Haus stand. Allerdings habe ich ihn dann noch mehr gehasst.