VW Golf 7 (AU/5G) 2.0 GTD Test
19.08.2016 00:40 | Bericht erstellt von koscri
Testfahrzeug | VW Golf 7 (AU/5G) 2.0 GTD |
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Leistung | 184 PS / 135 Kw |
Hubraum | 1968 |
HSN | 0603 |
TSN | BKO |
Aufbauart | Schrägheck |
Kilometerstand | 135000 km |
Getriebeart | Handschaltung |
Erstzulassung | 6/2014 |
Nutzungssituation | Dienstwagen |
Testdauer | mehr als ein Jahr |
Einleitung
Der GTD hat einen Skoda Superb Combi als Dienstwagen abgelöst. Ungewöhnliche Wahl, in diesem Fall ich konnte allerdings zum Zeitpunkt der Fahrzeugbestellung ganz gut auf Platz und Komfort zugunsten Spritzigkeit und Fahrspaß verzichten. Ich fahre gut 60.000km/Jahr, als Berufspendler täglich 150km, dazwischen Dienstreisen und Auslandsfahrten. Ich fahre zu 90% BAB, gern zügig, wenn möglich und erlaubt Tempo jenseits der 160. Der absolute Verbrauch ist mir als Flottenkartennutzer nicht ganz so wichtig, jedoch schlägt er sich indirekt über eine geringe Reichweite negativ nieder. Nun meine Erfahrungen über die letzten gut 130.000km mit dem GTD. |
Karosserie
Die Entscheidung für den Golf war eine bewußte für ein kompakteres Auto. Das Platzangebot ist in Anbetracht der Außenabmessung ok, auch 4 Erwachsene finden recht bequem Platz. Auf den Rücksitzen sitzt es sich bis zu 185cm Körpergröße ganz gut, wenn der Vordermann nicht wesentlich größer als ebenfalls 185cm ist. Die Kopffreiheit hinten leidet etwas unter dem Schiebedach, mit meinen gut 185cm stoße ich an den Dachhimmel wenn ich mich auf die Rücksitzbank setze.
Der Kofferraum ist, gegenüber meinem alten Superb, mal eben gefühlt halb so groß. Damit kann man als Alleinreisender bestens umgehen. Zu zweit wird's schon etwas schwieriger, zwei große 100l Koffer passen nur schwer in den Kofferraum. Der Golf ist eher für Alleinreisende oder eben die Kombination mit Reisetasche. Die Flexibilität durch Umklappen der Rücksitzbank ist zwar gegeben, jedoch muss ich gestehen sie beim Golf nur im Notfall genutzt zu haben. Im Gegensatz zu meinen früheren klassischen Kombis Audi A4 Avant, 3er Touring und Skoda Superb hat der Golf nämlich kein Trennnetz für den Laderaum. Dies ist mir jedoch wichtig, ich hab wenig Interesse daran schlecht gesichertes Gepäck bei einer Vollbremsung im Nacken zu haben.
Die Rundumsicht ist nicht immer optimal. Die winzigen Dreiecksfenster in der A Säule sind aus meiner Sicht überflüssig und werden lediglich beim Reinigen wahrgenommen. Einparken rückwärts ohne Parksensoren wäre OK, vorne fällt die Motorhaube recht steil ab und das Ende des Vorderwagens ist nicht einzusehen, Parksensoren absolute Pflicht. Diese funktionieren einwandfrei und zuverlässig.
Habe das kleine Navigationssystem und Dynaudio Soudsystem. Auch hier Licht und Schatten. Die Bedienung des Navis über Touchscreen ist problemlos, die Navigation funktioniert zuverlässig. Dynamische Streckenführung empfiehlt sich mangels Live Traffic nicht, die TMC Meldungen sind wie die sprichwörtliche Zeitung von gestern. Das Soundsystem hat einen guten Klang bei Pop Musik, RnB und allgemein basslastigen Tönen. Filigraneres wie Jazz oder Klassik passt nicht so zum Soundsystem, Mittel- und Hochtöne sind nicht immer sauber. Der Preis fürs Dynaudio ist allerdings fair, unterm, Strich ist es empfehlenswert.
Die Bluetooth Freisprecheinrichtung funktioniert sowohl mit privatem IPhone als auch mit beruflichem Nokia Windowsphone prima. Währen aus dem Telefonmenü ist auch mittels Sprachsteuerung möglich. Ab 140 wird die Verständlichkeit im Telefon schlechter, schneller sollte man beim Telefonieren aber eh nicht fahren, insofern: alles OK.
Die Verarbeitung und die Haptik der verwendeten Materialen ist vorbildlich und steht meinen früheren A4 und 3er BMW nicht nach.
Zwei Anmerkungen zur Verarbeitungsqualität jedoch: 1) das Lenkrad liegt gut in der Hand und fasst sich prima an, jedoch wurde das Leder auf der Oberseite (12 Uhr Position) schon früh spröde. Die VW Werkstatt machte meine Hände / Handcreme oder ähnliches dafür verantwortlich. Suspekt, denn Creme benutze ich keine und bei jeglichen Vorgängerfahrzeugen - alle mit Lederlenkrad - trat das niemals auf. 2) Ich nutze die Innenseite der Fahrertür oft als Auflage für meinen linken Arm, genauer gesagt Ellbogen. Nun hat sich regelrecht eine Delle in die Innenverkleidung gedrückt - hatte ich ebenfalls bei Vorgängerfahrzeugen mit ähnlicher Gewohnheit nicht. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Top Verarbeitung auch nach 130.000km
- + Überwiegend gute und langlebige Materialen im Innenraum (Ausnahme Lederlenkrad, Innenverkleidung Fahrerseite)
- + Gutes Xenon Licht
- - Karosserieende vorn ohne Parksensoren kaum einschätzbar
- - Keine sinnvolle Ladesicherung durch Trennnetz, dadurch geringe Nutzbarkeit des Kofferraums
- - Raumangebot gut für 2 Personen, problematisch für 3 oder 4
Antrieb
Diesel ist bei >60.000km /Jahr Pflicht. Die Frage war nur als Schalter oder mit dem DSG. Ich fand das Schaltgetriebe bei der Probefahrt ganz gut, der Motor hat ausreichend Drehmoment und einen guten Drehmomentverlauf um auch schaltfaul gefahren zu werden. Ich schaffe es regelmäßig durch die Schweiz durchzufahren ohne eine einziges mal vom 6.Gang runterschalten zu müssen. Der Motor ist für einen Diesel spritzig und spricht gut an. Die Leistung verbunden mit dem recht niedrigen Gewicht von knapp 1.4t sorgt für Fahrleistungen, die für Normalsterbliche in jeder Situation mehr als ausreichend sind. Überholvorgänge auf Alpenpässen verlieren ihren Schrecken, es ist immer genug Dampf da. Auf der Autobahn sind Reisetempi jenseits der 200 möglich, 180-200 stellt sich schnell als Reisegeschwindigkeit ein, alles aber recht stressfrei.
Die Schaltung sehe ich inzwischen differenziert. Ich hatte noch nie so viele Verschalter wie beim Golf, die Schaltung ist recht knochig und nicht immer präzise. Schnelle Schltvorgänge müssen wirklich sehr präzise gemacht werden, das Getriebe verzeiht nichts, Kratzen und Geräusche sind die Konsequenz beim Verschafften. Weiterhin hat die Kupplung einen sehr geringen Wirkungsraum, eher ungewöhnlich für einen Diesel. Die Konsequenz ist Absaufen beim Anfahren, wenn die Drehzahl nicht stimmt.
Ich fahre fast ausschließlich BAB, meist bin ich sehr zügig unterwegs. Im Mittel haben sich bei mir Verbräuche um die knapp 7l/100km eingependelt. Bei Reisen in Frankreich, Österreich oder Schweiz komme ich mit gut 5l/100km aus.
Ich habe den ACC bestellt und nutze ihn bei Geschwindigkeitsbegrenzungen sehr diszipliniert (funktioniert prima und ist für mich ab sofort ein Muß). Im Vergleich zu meinem damaligen 320d Tauring mit ähnlicher Leistung aber höherem Gewicht braucht der GTD bei ähnlicher Fahrweise jedoch gut 0,5 -1l mehr Diesel je 100km. insgesamt finde ich den Verbrauch immer noch akzeptabel.
Was mich regelmäßig ärgert ist die geringe Reichweite, weil VW entscheiden hat eine 50l Tank zu verbauen. Effektiv bleiben also ca 45l, wenn man nicht die Reserve runterfahren möchte. Das hat für mich die Konsequenz, dass ich nach zügigen 600km an die Tankstelle muss. Bei ruhiger Fahrt schaffe ich 900km, mehr geht bei mir nicht. Ich denke gern an die Vergangenheit zurück, als ich Frankfurt - Hamburg-Frankfurt mit einer Tankfüllung fahren konnte, mit dem GTD geht das nicht.
Bedenklich der hohe Ölverbrauch des Motors von Anfang an und unabhängig von der Fahrweise. Egal ob zügige Langstrecke jenseits der 180 oder Tempolimit 120 in der Schweiz: alle knapp 4.000km muss ich einen kompletten Liter vom teuren 5W/30 VW Norm nachfüllen. VW Betriebe sagen, das sei nicht unüblich und würde im Rahmen der Toleranz liegen - da könnte man nichts machen. Seit gut 100.000km dokumentiere ich den Ölverbrauch - er ist konstant. Die Folge: zwischen den 30.000 Serviceterminen habe ich im Schnitt mein Öl einmal komplett durchgewechselt und wieder nachgefüllt, zu je gut 30€/l. Im Vergleich dazu hatte ich bspw. mit dem Vorgänger Skoda Superb 140PS TDI über 180.000km keinen einzigen Tropfen Öl nachfüllen müssen, obwohl ich diesen eigentlich immer stärker belastet hatte als den GTD. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + Gute Motorisierung für zügige Langstrecken
- - viel zu kleiner Tank für einen schnellen Reisewegen
- - Hoher Ölverbrauch von 1l Öl/3500km
- - Schaltung teils knochig, sehr scharfer Kuuplungsweg
Fahrdynamik
Der GTD fährt sich jederzeit sicher. Ob A9 Ingolstadt - München mit weit über 200km/h oder Kasseler Berge mit über 180 - nie habe ich das Gefühl, dass das Fahrwerk mit der Leistung nicht zurecht kommt. Der Geradeauslauf ist sehr gut, ich fahre serienmäßige 17 Zoll Räder und finde Hangkook Sommer- und Winterreifen perfekt für den GTD. Die Lenkung ist präzise und wird mit zunehmender Geschwindigkeit verbindlicher, man hat den Wagen jederzeit im Griff damit. Typisch Fronttrieb jedoch der großer Wendekreis.
Die Bremsanlage ist bissig auch bei Gefahrenbremsungen aus hohen Geschwindigkeiten und verzögert sicher, mit den Hangkook Reifen habe ich kurze Bremswege. Die Bremsanlage musste bei mir auch 90.000 km getauscht werden, ein guter Wert in Sachen Haltbarkeit.
Das Fahrverhalten lässt sich am besten mit sicher, lange neutral und berechenbar beschreiben. Der GTD macht keine Mucken und überrascht nicht. Er kündigt an, was ihm nicht passt und zeigt, wie er reagiert. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + sichere und berechenbares Fahrverhalten, hohe Fahrsicherheit
- + standfeste und sichere Bremsen
- - großer Wendekreis
Komfort
Die Federung ist sportlich aber nicht hart. Langstrecken lasen sich gut zurücklegen ohne durchgeschüttelt zu werden. Im Vergleich zum Sportfahrwerk aus dem 3er Touring empfinde ich den GTD besser abgestimmt. Die Sportsitze bieten Licht und Schatten. Gute und robuste Stoffbezüge, nicht schweißtreibend. Guter Seitenhalt der Sitze. Die Sitzfläche ist für mich eine gute Handbreit zu kurz, ich kann meine Oberschenkel nicht komplett auflegen. Weiterhin ist der Sitz nicht in der Neigung verstellbar, was in Verbindung mit der zu kurzen Sitzfläche bei langen Beinen umso schlechter ist. Die Lordosenstütze funktioniert befriedigend, lässt sich allerdings nicht zwischen oberem und unterem Teil getrennt einstellen. Wenn man einmal in einem Opel mit AGR Sitzen gesessen war, der weiß was für überschaubares Geld möglich ist, besser gehts nicht. Hier fällt der GTD deutlich ab.
Die Rückbank ist gut gepolstert und bietet ordentlichen Seitenhalt.
Das Geräuschniveau ist seitens Motor und Antrieb gut, ich habe auf den Sound Aktuator verzichtet. Es treten jedoch jenseits 160km/h deutlich Windgeräusche an A Säule und Seitenfenster zum Vorschein. Denke, dass man einiges mit Akkustikglas kaschieren könnte und frage mich, weshalb VW dies nicht bei einem langstreckentauglichen Wagen wie dem GTD anbietet.
Die Bedienung ist VW typisch einfach und klar, jeder findet sich gleich zurecht. Die Bedienung des ACC / Tempomats über Lenkradtasten finde ich nicht optimal, das Lenkrad ist mir zu überfrachtet. Ansonsten ist der ACC ein echter Segen im Pendlerverkehr und auf geschwindigkeitsbegrenzten Strecken, ich möchte ihn nicht mehr missen.
Wie Klimaautomatik ist wirkungsvoll im Sommer, im Modus "sanft" recht zugfrei. Zusammen mit dem Panoramaschiebedach ein gutes Raumklima. Die Heizleistung dieseltypisch gerade noch akzeptabel im Winter, Sitzheizung daher im Winter dauerhaft im Einsatz. |
Federung (sportlich): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Gute Federungsabstimmung - trotz sportlichem Fahrwerk
- + Gute Klimatisierung mit Schiebedach
- - Sitze nicht neigungsverstellbar
- - Sitzfläche Vordersitze zu kurz / nicht ausziehbar
- - deutliche Windgeräusche ab 160km/h
Emotion
Der Golf ist schon immer klassenlos gewesen. Vom (betuchten) Studenten bis zum Arzt ist man mit einem Golf immer "gut angezogen". Aber irgendwie auch ohne Ecken und Kanten, fast etwas langweilig, wie ich finde. Ich empfinde den GTD nicht als emotionales Auto. Werde Design nich Technik berühren mich emotional beim Golf. Er ist einfach nur solide und gut. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (sportlich): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + polarisiert nicht vom Aussehen
- - hat wenig Persönlichkeit
Unterhaltskosten
Verbrauch auf 100 km | 6,5-7,0 Liter |
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Gesamtfazit zum Test
Kompakter, handlicher und schneller Reisewagen, der mehr Fahrspaß bringt als die durchschnittlichen Geschäftsfahrzeuge.
Kraftvoller Motor mit guten Fahrleistungen und vergleichsweise angemessenem Verbrauch.
Sichere Fahreigenschaften, gutes Xenon Licht, guter ACC.
Wenn Status auf dem Firmenparkplatz nicht so wichtig ist und man die Kollegen mit den 3er und 5er BMWs mit dem Golf ärgern möchte.
Der Wagen war bisher immer zuverlässig, spritzig und sicher.
Kleinfamilien mit Kind, jedem der ab und zu ein Transportthema hat kommt platzmäßig an seine Grenzen. Urlaub für 2 Personen erfordert schon Gepäck auf dem Rücksitz.
Leuten, die gern entspannt und gelassen reisen werden nicht glücklich, der GTD ist zwar nicht bretthart aber zügig gefahren definitiv besser abgestimmt als beim Langsamfahren.
Der Tank ist einfach nur zu klein in Anbetracht der guten Langstreckenqualitäten.
Da sich meine Lebenssituation geändert hat und ich künftig mehr Platz brauche, werde ich wohl auf einen Mittelklassekombi umsteigen - und den GTD , wenn es denn soweit ist, bestimmt auch manchmal vermissen.
26.08.2016 09:17 | frame2
Also ich fahre einen GTD seit 2 Jahren und fülle wesentlich weniger Öl nach - ca. einen halben Liter auf 10000km. Hängt das noch wie früher damit zusammen wie der Motor eingefahren wurde oder ist das einfach Serienstreuung?
Für den Fahrkomfort auf Langstrecken ist das adaptive Fahrwerk zu empfehlen.