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Mercedes E200 T-Modell (S213): Test, Daten, Preise - Zu fein für einen Kombi

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Das T-Modell der E-Klasse ist noch immer richtig schluckfreudig. Im E 200 T fällt der Motor leider durch die gleiche Eigenschaft auf. Die Basis im Alltagstest.

Mercedes E200 T-Modell im Alltagstest: Der kleine Benziner ist nicht optimal für den großen Mercedes Mercedes E200 T-Modell im Alltagstest: Der kleine Benziner ist nicht optimal für den großen Mercedes Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK.de

  • Großer Kofferraum mit bis zu 1.820 Litern Volumen
  • Schlapper Basismotor mit hohem Verbrauch
  • Helle Innenausstattung ist schmutzempfindlich
  • Fondtüren verlangen eine harte Hand

Berlin – Schön ist er ja. Oder, etwas neutraler: Er wirkt sehr edel, dieser Kombi. Karamell-braunes und cremefarbenes Leder auf Armaturenbrett und Sitzen, dunkles Holz mit "Nadelstreifen" zur Zierde und heller Plüschteppich in Fuß- und Kofferraum. Dazu dieses riesige Widescreen-Display. Viel weiter kann ein Auto nicht von einem Nutzfahrzeug entfernt sein.

Dabei hat das T-Modell der E-Klasse noch immer den größten Kofferraum im Segment. Seit der aktuellen Generation S213, die im Herbst 2016 kam, passen maximal 1.820 Liter ins Heckabteil. Die Zuladung ist auf 670 Kilogramm begrenzt. Mit bis zu 2.375 Kilogramm maximalen Gesamtgewicht darf der E200 dann unterwegs sein. Zu viel für den Basisbenziner mit 184 PS und 300 Nm Drehmoment aus 2,0 Litern Hubraum? Wir haben es ausprobiert.

Hinter die Heckklappe des Mercedes E 200 T passen 640 Liter Gepäck Hinter die Heckklappe des Mercedes E 200 T passen 640 Liter Gepäck Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK.de

Karosserie/Platzangebot: Groß und praktisch

Der Benz kann also richtig gut laden. Bei voller Bestuhlung sind es 640 Liter, mit umgelegter Rückbank passen 1.820 Liter rein. Der neue BMW 5er Touring kommt auf 1.700 Liter, der Audi A6 Avant auf 565 bis 1.680 Liter. Mit einem Fingertipp entriegeln sich aus dem Kofferraum heraus die hinteren Sitze, fallen schnell um zu einer ebenen Ladefläche. Die maximale Ladelänge bis zu den Vordersitzen beträgt dann zwei Meter. Praktisch: Unter dem Ladeboden findet sich ein großes Fach mit einer Box, und die Rückenlehne lässt sich senkrecht stellen, was weitere 30 Liter Fassungsvermögen bringt.

Im Alltag nicht mehr wegzudenken: die automatische Kofferraumöffnung für 952 Euro und die Anhängervorrichtung mit ESP-Stabilisierung für 1.142 Euro. Wer ab und zu mit vielen Kindern unterwegs ist, bestellt gleich die klappbare Sitzbank im Kofferraum für Kinder bis 1,15 Meter (1.487 Euro). Die war im Testwagen allerdings nicht dabei.

Seltsam: Während die vorderen Türen mit einem leichten Stupser satt ins Schloss fallen, verlangen die hinteren Türen ein starkes Zuschlagen. Das ist ungewohnt, auch nach zwei Wochen konnten wir uns an das grobe Zuschlagen nicht gewöhnen – die Tür schloss beim ersten Zuschlagen nie. Für die sanfte Servoschließung der Türen verlangt Mercedes 654 Euro, das schlüssellose Zugangssystem Keyless-go kostet 833 Euro.

Die designo-Ausstattung mit Nappaleder in Sattelbraun und Macchiatobeige sieht hübsch aus, ist aber unpraktisch und mit gut 5.800 Euro teuer Die designo-Ausstattung mit Nappaleder in Sattelbraun und Macchiatobeige sieht hübsch aus, ist aber unpraktisch und mit gut 5.800 Euro teuer Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK.de

Interieur: Gute Verarbeitung aber zu empfindlich

Geschwungene Linien und viel Platz. Der Innenraum der E-Klasse sieht schick und modern aus. Die Materialien fühlen sich gut an, nur die hellen Farben sind ein Problem. Macciato-Beige mag für Bankangestellte mit Tiefgaragenplatz und immer frisch geputzten Schuhen das richtige sein. Für Eltern mit kleinen Kindern, raten wir zu dunklen Polstern, Leder und Teppichen. Oder man zieht gleich die Schuhe aus und fährt auf Socken. Dann hat man nicht das Gefühl, jeden zweiten Tag das Auto saugen zu müssen. Die Veloursmatten kosten ja immerhin 113 Euro.

Typisch Benz: Der beste Platz ist vorne links. Die Aktiv-Multikontur-Sitze für 2.320 Euro mit Massagefunktion sind auch nach stundenlanger Fahrt bequem und bieten in Kurven ausreichend Seitenhalt. Davon abgesehen fanden wir die Innenausstattung unseres Testwagens ziemlich übertrieben. Das Designo-Interieur in Macchiatobeige-Sattelbraun mit Nappaleder für Sitze, Lenkrad, Armauflagen und Armaturenbrett sowie Holz-Zierelemente aus Wurzelnuss braun glänzend kostet satte 5.831 Euro. Für den macchiatobeigen Innenhimmel aus Microfaser zahlen Kunden 1.904 Euro. Und der Außenlack Designo Diamantweiß bright kostet 1.963 Euro extra. Noch nie war beladen so schön.

Infotainment: Aktuell aber teuer

Beim Testwagen war das virtuelle Cockpit für 1.012 Euro eingebaut. Das gibt es aber nur in Kombination mit dem Audiosystem "Audio 20" für 1.012 Euro oder dem großen System Comand Online für 3.273 Euro. Es bietet einige zusätzliche Infos, und der nahtlose Übergang von Infotainment-Bildschirm zu Instrumententräger wirkt edel. Aber die Option, zwischen den Modi Klassik, Sport und Modern umzuschalten, finden wir bei einem Basismotor überflüssig. Klassische Rundinstrumente wären die bessere Wahl.

Die Bedienung des Infotainmentsystems geht per Dreh-Drück-Regler in der Mittelkonsole gut von der Hand. Dazu kommt ein griffiges Lederlenkrad mit vielen Tasten. Auch wenn es auf dem Papier toll klingt und die Bedienlogik gut ist: Die sensiblen Touchpads am Lenkrad sind überflüssig. Normale Drehregler oder Tasten bedienen sich intuitiver. Auch die Handschrifteingabe (226 Euro) auf dem Touchpad in der Mittelkonsole könnte flüssiger laufen, das funktioniert bei BMW schneller.

Der 2,0-Liter-Benziner im E 200 T leistet 184 PS und 300 Nm Der 2,0-Liter-Benziner im E 200 T leistet 184 PS und 300 Nm Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK.de

Assistenzsysteme/Sicherheit: Lange Optionsliste

Mercedes preist die E-Klasse gerne als sicherstes Modell seiner Klasse. Kann stimmen, doch man muss die Kreuzchen beim Bestellen an der richtigen Stelle machen. Erst dann wird das T-Modell zur Festung. Das Business-Paket für 2.773 Euro bietet unter anderem LED-Scheinwerfer, den großen 66-Liter-Tank (Serie 50 Liter), Sitzheizung und Parkpilot. Empfehlenswert sind dazu die superhellen Multibeam-Matrix-LED-Scheinwerfer für 1.291 Euro, die einzeln sonst 2.321 Euro kosten.

Wer oft mit Kindern unterwegs ist, bestellt die Sidebags im Fond für 452 Euro. Und wenn man gerade dabei ist, fallen das Spurpaket für 928 Euro und der Abstandsassistent Distronic für 1.071 Euro die Rechnung auch nicht weiter ins Gewicht.

Für Autobahnschrubber empfiehlt sich das Fahrassistenz-Paket Plus für 2.856 Euro. Es beinhaltet das Spur-Paket und die Distronic, sowie ziemlich alle anderen Assistenten aus der Aufpreisliste. Der "Drive Pilot" erlaubt es dem Fahrer, die Hände ein paar Sekunden vom Lenkrad zu lassen und per Blinksignal wechselt die E-Klasse die Spur und überholt auf der Autobahn fast von allein. Besonders bei langen Strecken gewöhnt man sich an den Komfort schnell und möchte ihn bald nicht mehr missen. Einparken per Fernbedienung muss allerdings nicht zwingend sein.

Motor/Getriebe: Famose Automatik

So groß, so bequem, so innovativ das neue T-Modell auch fährt: Der Basismotor überzeugt nicht. Trotz 2,0 Litern Hubraum aus vier Zylindern mit Turbounterstützung - mit 184 PS und 300 Newtonmetern Drehmoment wirkt der Motor wie ein Fremdkörper unter der Haube. Er klingt laut und angestrengt, und müht sich ab mit dem Kombi. Zwar beschleunigt der Vierzylinder den Benz in 8,1 Sekunden auf Tempo 100 und schafft auf der Autobahn bis zu 231 km/h. Den NEFZ-Durchschnittsverbrauch von 6,6 Liter auf 100 Kilometer verpasst er im Alltag mit 9,3 Liter auf 100 Kilometern aber deutlich.

Die wahre Stärke dieses Antriebs: sein Getriebe. Wie in anderen Modellen setzt Mercedes auch im E200 die famose Neungang-Automatik ein. Sie wechselt butterweich die Gänge, senkt immer schnell das Drehzahlniveau ab und überzeugt mit einer intelligenten Steuerung. Selbst der schnelle Wechsel vom Vorwärts- in den Rückwärtsgang erfolgt ohne Gedenksekunde, im Gegensatz zu den meisten Doppelkupplungsgetrieben. Allerdings kann die Automatik den schwachen Vierzylinder nicht ausgleichen.

Was auf diesen Fotos am E 200 T-Modell aussieht wie Weiß, ist auch Weiß, kostet aber knapp 2.000 Euro Was auf diesen Fotos am E 200 T-Modell aussieht wie Weiß, ist auch Weiß, kostet aber knapp 2.000 Euro Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK.de

Fahrwerk/Lenkung: Weich und komfortabel

E-Klasse fahren heißt längst nicht mehr, über den Asphalt zu schaukeln. Das T-Modell federt mit dem Serienfahrwerk zwar komfortabel, aber noch straff. Beim Testwagen ersetzte die Luftfederung Air Body Control (1.785 Euro) die Stahlfedern. Damit gleitet der Benz fast wie ein fliegender Teppich über den Teer und lässt keine nervigen Schwingungen durch. Die Abstimmung lässt sich per Knopfdruck varirieren: bei Comfort wird es für unseren Geschmack etwas zu weich, Sport+ passt nicht zum Antrieb, Sport für lange Strecken. Damit arbeitet auch die Lenkung ausgesprochen direkt und nicht mehr ganz so leichtgängig wie in Comfort. Für den Alltag eine gelungene Abstimmung.

Ausstattung/Preis und Fazit: Gewohnt teuer

Schon der Basispreis des E200 T-Modell ist üppig. Bei 48.903 Euro geht es los, mit ein paar Kreuzchen mehr auf dem Bestellzettel wird es richtig teuer. Unser Testwagen kommt auf sagenhafte 84.163 Euro. Das AMG-Line-Exterieur trägt mit gut 3.300 Euro dazu bei, das Fahrassistenzpaket und die designo-Innenausstattung mit den erwähnten 2.856 und 5.831 Euro.

Außerdem steckt das Park-Paket mit 360-Grad-Kamera für fast 1.800 Euro im Testwagen. Die 2.000 Euro für den weißen Außenlack werden nicht durch den aufwändigen Namen "designo diamantweiß bright" gerechtfertigt. Trotzdem, auch ohne die weniger wichtigen Extras kommt eine stattliche Summe zusammen. Den 5er Touring gibt es derzeit noch nicht als 520i, der 252 PS starke 530i mit 8-Gang-Automatik kostet 52.300 Euro. Bei Audi bekommt man den A6 Avant als 1.8 TFSI (190 PS, 320 Nm) für knapp 45.000 Euro. Mehr Ausstattung verringert den Preisabstand des Benz nicht.

Wir empfehlen, zur Preisreduzierung auf einige Dinge zu verzichten. Das AMG-Line-Exterieur etwa, die designo-Innenausstattung, den teuren Lack und das Park-Paket. Am Ende nützt es aber nicht viel. Der nächstgrößere Benziner mit 211 PS sollte es schon sein. Der kostet allerdings 50.926 Euro.

Technische Daten Mercedes E200 T

  • Antrieb: 2,0-l-Vierzylinder-Benziner-Turbo
  • Leistung: 184 PS (135 kW) bei 5.500 U/min
  • Drehmoment: 300 Nm zwischen 1.200 und 4.000 U/min
  • Getriebe: Neungang-Automatik, Hinterradantrieb
  • 0-100 km/h: 8,1 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 231 km/h
  • Verbrauch: 6,6 l/100 km (NEFZ)
  • CO2: 149 g/km
  • Testverbrauch: 9,3 l/100 km
  • Länge: 4,933 m
  • Breite: 1,852 m / 2,065 m mit Außenspiegel
  • Höhe: 1,475 m
  • Radstand: 2,939 m
  • Leergewicht: 1.705 kg
  • Kofferraum: 640 - 1.820 l
  • Zuladung: 670 kg
  • Basispreis Mercedes E200 T: ab 48.903,05 Euro

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