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Test: Mercedes-Benz CLA 250 4Matic Shooting Brake - Wie ein C nur mit ganz viel A

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Der Mercedes CLA Shooting Brake ist die Light-Variante des C-Klasse-Kombis. Wer Front- gegen Heckantrieb tauscht, spart 3.500 Euro und kann genauso viel einladen. Ein Test.

Wir haben den Mercedes-Benz CLA 250 4MATIC Shooting Brake getestet und uns überlegt, das er besser kann als ein C-Klasse-Kombi Wir haben den Mercedes-Benz CLA 250 4MATIC Shooting Brake getestet und uns überlegt, das er besser kann als ein C-Klasse-Kombi Quelle: Daimler

Von MOTOR-TALK Reporter Timon Saatmann

Berlin – Für Kinder war Mercedes stets eine gut zu verstehende Automarke. Kleine, knubblige Modelle hießen A- oder B-Klasse. Die großen Benz fuhren mit einem C-, E-, oder S-Schriftzug auf dem Heck, und die Sportler erkannte man an den zusätzlichen Buchstaben "S" und "L". Fertig. Diese Zeiten sind vorbei, wie der CLA Shooting Brake beweist. Der Kombi besitzt A-Klasse-Gene, aber C-Klasse-Eigenschaften. Ihr wisst nicht, wie Ihr das Euren Söhnen erklären sollt? Hier ist eine Argumentationshilfe.

1. Gang: Die Basis

Von der Seite sieht der CLA Shooting Brake ziemlich gut aus, doch das müssen die Insassen im Fond mit ihrer Kopffreiheit bezahlen Von der Seite sieht der CLA Shooting Brake ziemlich gut aus, doch das müssen die Insassen im Fond mit ihrer Kopffreiheit bezahlen Quelle: Daimler Mehr Auto als beim CLA Shooting Brake bekommt man auf A-Klasse-Basis nicht. Über den unveränderten Radstand von 2,70 Metern spannen sich 4,63 Meter Blech. Auf der Rückbank jubelt keiner über die Lösung der Ingenieure, aber immerhin: Der Kombi reißt seine Klappe so weit auf, dass im Normalzustand genau so viel hineinpasst wie in den C-Klasse Kombi. Im Alltag sind es 495 Liter. Bei umgeklappter Rückbank steigt der Wert auf 1.354 Liter. Hier gewinnt das C-Klasse T-Modell mit einem Volumen von 1.510 Litern. Die Vierzylinder im CLA Shooting Brake kennen wir aus anderen Mercedes-Modellen. Dezente Abweichungen gibt es nur bei PS-Leistungen und damit bei den Fahrwerten. Der schwächste CLA Shooting Brake hat 122 PS, der stärkste 381 PS. Bei der C-Klasse passen natürlich auch Sechs- und Achtzylinder unters Häubchen.

2. Gang: Das Beste

Der CLA Shooting Brake kostet mehr als 3.500 Euro weniger als sein größerer Bruder. Allerdings muss man dafür den Hinterrad- gegen einen Frontantrieb tauschen. Wir können keine Leidenschaft für angetriebene Vorderräder entfachen. Doch in der Unter-200-PS-Klasse spürt man vom Antriebskonzept ohnehin nur dann was, wenn man im Super-Flott-Modus fährt. Mit Kindern an Bord kann man das ohnehin vergessen.

Wenn wir über unsere persönliche Vorliebe hinwegsehen, bleibt der CLA Shooting Brake ein guter Einstiegskombi mit jeder Menge Platz. Dazu fährt sich der Wagen flott, sportlich und ganz anders als bisherige Mercedes-Kombi. Das heißt: Driften kann man mit dem CLA Shooting Brake zwar nicht, aber die Plomben wackeln trotzdem.

3. Gang: Das Schwächste

Test: Mercedes-Benz CLA 250 4MATIC Shootingbrake Test: Mercedes-Benz CLA 250 4MATIC Shootingbrake Quelle: Daimler

Kindersitze reinwuchten, Kinder anschnallen. Das muss bei einem Kombi schnell und einfach funktionieren und das sollten sich die CLA-Entwickler für die Folge-Generation ins Lastenheft schreiben. Die Übersichtlichkeit wurde ja bereits von anderen Herstellern dem Design oder elektronischen Systemen geopfert. Auch beim CLA sieht kein Fahrer, wo das Auto aufhört und die dünner werdende Luft beim Einparken anfängt. Nach hinten schauen kann man sogar nur dann, wenn man sich nach vorn beugt. Das ist doof. Auch die Luke zum Laderaum könnte so geschneidert sein, dass Breites nicht erst hoch gehoben werden muss, um reingehoben zu werden.

4. Gang: Das Überflüssigste

Wirklich überflüssig ist nichts an diesem Auto, es sei denn, man bestellt es sich im Zubehör. Da gibt es zum Beispiel das Navigationssystem Comand, das mit seinem Preis von 3.510 Euro schon lange ein Pad des Anstoßes ist. So viel Geld für ein Gerät, das nicht viel mehr kann als ein Smartphone? Diese Idee ist so überholt wie ein Nokia Communicator. Ehrlich.

5. Gang: Das Wissenswerte

Beim Mercedes CLA Shooting Brake 180 ackert ein 1,6-Liter-Benziner unter der Haube. Beim Mercedes C160 T-Modell auch. Der CLA 200 fährt ebenfalls mit einem 1,6-Liter-Motor, das C200 T-Modell hingegen mit einem 2,0-Liter-Antrieb. Logisch? Nein, verwirrender Marketingquatsch. Außerdem schaltet im Eco-Modus die Start-Stopp-Automatik den Motor des CLA zu früh aus. Das nervt. 5 bis 10 Sekunden mehr Zeit wären schön.

6. Gang: Das Besondere

Anders als viele das vermutlich erwarten würden, wird der CLA Shooting Brake nicht in deutschen Werkshallen produziert. Der Kombi auf A-Klasse-Basis wird im ungarischen Kecskemét gefertigt, genau wie die B-Klasse und die CLA-Limousine. Für den ein oder anderen Kunden vielleicht doch ein Grund, zur C-Klasse zu greifen.

Mercedes-Benz CLA Shooting Brake: Innenraum Mercedes-Benz CLA Shooting Brake: Innenraum Quelle: Daimler

Ausrollen und Fazit

Viel Mercedes, aber wenig Familie. So könnte man den CLA Shooting Brake zusammenfassen. Der Wagen eignet sich für sportfreundliche Double-Income-no-Kids-Menschen besser als für Markus, Susanne, Alisa und Tim-Bob. Die werden bei ihrer Wahl eines gebrauchten Kombis auch künftig eher auf C als auf A schwören.

 

 

 

Technische Daten Mercedes-Benz CLA 250 4MATIC Shootingbrake

  • Motor: 2.0 Vierzylinder
  • Getriebe: 7-Gang DCT (Doppelkupplungsgetriebe)
  • Leistung: 218 PS
  • Drehmoment: 350 Nm
  • 0–100 km/h: 6,7 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h
  • Verbrauch laut NEFZ: 6,8-6,6 l/100 km (je nach Rad-/Reifenkombination)
  • CO2-Ausstoß: 156-152 g/km
  • Kofferraumvolumen: 495 l
  • Länge: 4,63 m
  • Breite: 2,03 m (inkl. Seitenspiegel)
  • Höhe: 1,44 m
  • Leergewicht: 1.555 kg
  • Zuladung: 495 kg
  • Preis: ab 41.959,40 Euro

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