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Skoda SUVs Kamiq (2018) und Karoq (2018): Messevergleich - Ungleiche Zwillinge für China

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Zwei Buchstaben trennen den Skoda Karoq vom Kamiq - und große Unterschiede bei Preis und Technik. Davon abgesehen macht das Günstig-SUV für China eine richtig gute Figur.

Peking - Peking – Auf den ersten Blick trennt sie nur ganz wenig. Zwei Buchstaben im Namen, vier Zentimeter in der Länge und fast nichts beim Design. Skoda Kamiq und Karoq wirken wie Zwillinge. Zwei kompakte SUVs, die scheinbar die gleiche Zielgruppe ansprechen. Bis man aufs Preisschild guckt. Zwar verrät Skoda noch keine endgültigen Preise, doch der Kamiq dürfte etwa bei umgerechnet 11.600 Euro landen. Der Karoq kostet in China mindestens 18.000 Euro (139.900 Yuan).

Das geht, indem die Tschechen bei der Technik sparen. Der Kamiq basiert auf der alten PQ-Plattform von Rapid und Fabia. Der Karoq fährt mit der moderneren MQB-Technik. Außerdem verschlankt Skoda das Motoranangebot beim günstigeren SUV. Nur ein 1,5-Liter-Saugbenziner mit 110 PS ist im Angebot. Beim Karoq gibt es 1.2- und 1.4-TSI-Motoren. Sechsgang-Handschaltung oder Siebengang-DSG gibt es in beiden Modellen, der Kamip treibt ausschließlich die Vorderräder an.

Skoda Kamiq (2018): Alte Basis, schlichte Optik

Auf der Auto China in Peking parken die beiden Modelle nur wenige Meter voneinander entfernt. Erst beim zweiten Hinsehen fallen die Unterschiede auf. Die Nebelleuchten sitzen beim Karoq außerhalb unter den Scheinwerfern. Die Rückleuchten führten die Designer beim teureren SUV filigraner in L-Form aus, die einteiligen Blöcke beim Kamiq wirken grobschlächtiger.

Der Kamiq wirkt etwas kleiner, dabei misst er mit 4,39 Metern nur vier Zentimeter weniger als der China-Karoq mit 4,43 Metern (unser Modell ist mit 4,38 Metern sogar kürzer als der Kamiq). In der Höhe trennt die beiden China-SUVs nur ein Zentimeter, doch der Kamiq macht sich mit 1,78 Metern schmaler als der Karoq mit 1,84 Metern. Das lässt das teurere Auto satter dastehen.

Trotz des deutlich kürzeren Radstands (2,610 m zu 2,688 m) bietet das Günstigmodell reichlich Platz auf der Rückbank. Selbst größere Menschen sitzen ordentlich. Im Karoq fällt die größere Kopffreiheit auf. Das Raumgefühl insgesamt wirkt großzügiger. Auch der Kofferraum im Karoq ist geräumiger, wobei der im Kamiq keineswegs klein ist. Über eine recht hohe Ladekante muss man schwere Gegenstände in beiden Modellen wuchten. Bei umgelegter Rückbank entsteht eine Stufe.

Gute Verarbeitung im Kamiq, schöne Materialien im Karoq

Die Preisdifferenz macht sich vor allem bei den Materialien bemerkbar. Wo Skoda im Karoq weich unterschäumtes Plastik auf dem Armaturenbrett verbaut, muss der Kamiq mit Kunststoff der härteren Sorte auskommen. Knöpfe und Schalter stammen aus demselben Regal, in den Türen gibt es bei beiden Hartplastik obenrum. Doch der Karoq garniert das mit deutlich höherwertigem Dekor. Die Zierflächen im Kamiq zieren weniger, als dass sie optisch auflockern.

Im Karoq-Messestück wurde zudem viel Leder in Beige und Braun verteilt, durchs Panoramaglasdach fällt viel Hallenlicht. Man spürt, dass hier mehr investiert wurde. Trotzdem: Der Kamiq macht einen grundsoliden Eindruck. Die Verarbeitung gibt nirgendwo Grund zur Nörgelei, Knarzen oder Knacken gibt es nicht. Der Kamiq wirkt preisgünstig, aber nicht billig.

Dass Skoda unter dem Karoq noch Platz für den Kamiq sieht, überrascht. Wer Wert auf moderne Sicherheit legt, muss wohl ohnehin zum Karoq greifen. Der Karoq kann bei den Assistenten aus dem vollen MQB-Angebot schöpfen. Er warnt beim rückwärts Ausparken vor Querverkehr, hilft beim Einparken und dabei, die Spur zu halten. Mit intelligentem Tempomat bleibt er auf Abstand zum Vordermann, warnt beim Spurwechsel und sagt Bescheid, wenn der Fahrer offensichtlich ermüdet. Im Kamiq bekommt man all das nicht, auch nicht gegen Aufpreis.

Viel Infotainment im günstigen Karoq-Bruder

Vor allem jungen Leuten will Skoda eine preislich überzeugende Alternative bieten. Deshalb gibt es im Kamiq serienmäßig eine Infotainmentsystem mit 8-Zoll-Display und die Sprachsteuerung iFlytek mit künstlicher Intelligenz. Apple Carplay und das Android-Auto-Pendant Baidu Carlife sind ebenfalls dabei. Mehr als der Karoq bietet der Kamiq in der Hinsicht nicht, aber fast genauso viel für weniger. Das modernste System mit Touchflächen statt Hardware-Knöpfen bleibt allerdings dem teureren Auto vorbehalten.

Deutsche Skoda-Kunden zahlen mindestens 24.290 Euro für einen Karoq 1.0 TSI mit 115 PS. Ein Kamiq mit 1,5-Liter-Sauger mit 110 PS wäre nur halb so teuer. Doch die ältere Technik vor allem bei den Assistenten und beim Fahrwerk lässt ihn wohl deutlich abfallen. Vor einigen Jahren, als Skoda bei uns noch als echte Günstig-Marke gelten konnte, hätte der Kamiq ihr gut gestanden.

Avatar von HeikoMT
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