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50 Jahre Boxermotoren von Subaru - Subaru: Ein Exot boxt sich durch

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Wer Subaru hört, muss unweigerlich an Boxermotoren denken. Seit 1966 sind die Japaner dem flach bauenden Antrieb treu, und auch in Zukunft soll sich daran nichts ändern.

Vorteile des Boxermotors: Der Antrieb zeichnet sich vor allem durch seine flache Bauweise und die Laufruhe gegenüber Reihen- oder V-Motoren aus Vorteile des Boxermotors: Der Antrieb zeichnet sich vor allem durch seine flache Bauweise und die Laufruhe gegenüber Reihen- oder V-Motoren aus Quelle: Subaru

Friedberg - Ihm verdankt Subaru alles: Der Boxermotor hat die japanische Marke zum erfolgreichsten Allradhersteller gemacht und dann in den Club der automobilen Produktionsmillionäre befördert. Eine Erfolgsstory, die fast niemand für möglich hielt - damals, als Subaru vor 50 Jahren sein erstes Frontantriebsmodell mit Vierzylinder in Boxerbauweise vorstellte.

Schien doch diese Form der Motorenkonstruktion damals ebenso überlebt wie der VW Käfer als ihr bekanntester Vertreter und nur noch ein Fall für technikverliebte Marken wie Lancia oder Porsche, die den flachen, aber teuer zu bauenden Motor einbauten. Entsprechend überrascht reagierte die Fachwelt, als ausgerechnet der Kleinstwagenspezialist Subaru 1966 sein erstes größeres Modell, den Typ 1000, mit neu entwickeltem Boxer-Benziner einführte.

Subaru bleibt auch in Zukunft beim Boxer

Der Leone Station Wagon war der erste Subaru mit Boxermotor und Allradantrieb Der Leone Station Wagon war der erste Subaru mit Boxermotor und Allradantrieb Quelle: Subaru

Eine wegweisende Entscheidung für Subaru. Die Käufer begeisterten sich sofort für die Laufruhe und Drehfreudigkeit des Antriebs. Möglich macht dies die vollkommen symmetrische Bauform des Motors mit sich paarweise gegenüberliegenden Kolben, die sich wie die Arme eines Boxers horizontal bewegen und so die im Motor entstehenden Massenkräfte perfekt ausbalancieren.

Ein harmonisches Konstruktionsprinzip, das Ausgleichswellen entbehrlich macht und durch eine flache Bauform beeindruckt. Und die Basis legte für den von Subaru 1972 eingeführten symmetrisch ausgelegten Allradantrieb. Entsprechend wichtig nimmt der Hersteller das Jubiläum seiner Boxermotoren, die längst alle Modelle antreiben, vom kompakten Impreza bis zu den SUV Forester und Outback. Auch Diesel gibt es seit 2007 als Boxer, die Boxer-Zukunft soll jedoch bei Benzindirekteinspritzern und Hybriden liegen. Auch als Plug-in.

Tatsächlich verkauft Subaru den kompakten XV in Nordamerika bereits seit 2013 als Crosstrek Hybrid. Für Europa wird die Kombination aus Verbrenner und Elektromotor seit 2015 durch Konzepte angekündigt, zuletzt durch die Studie Viziv Future mit kleinvolumigem Turbo-Direkteinspritzer-Triebwerk in Hybridauslegung.

Den nächsten Schritt in Richtung Hybridisierung bildet die gerade vorgestellte „Subaru Global Platform“ mit der fünften Impreza-Generation als erstem Serienmodell. Eine Plattform, die alle Segmente abdeckt und sich für Hybride, Plug-ins und Elektroautos eignet. Konkret sieht Subarus Zeitplan für die nächsten drei Jahre Boxermotoren mit Zylinderabschaltung vor, Benzinhybride und auch Plug-ins. Ungewiss bleibt die Zukunft des weltweit einzigen Boxer-Dieselmotors.

Subaru brachte 1966 das erste Boxer-Modell auf den Markt

Die Studie Viziv zeigt die Kombination von Boxer und Elektromotor Die Studie Viziv zeigt die Kombination von Boxer und Elektromotor Quelle: Subaru

So groß die Zukunftsperspektiven der Boxer-Benziner sind, so weit reicht ihre Geschichte zurück. Als erster in Serie gebracht hat den Boxer Carl Benz, der Urvater des Patentautomobils. Er bot ab 1897 sein Modell Dos-à-Dos mit so genanntem "Contra-Motor" an. Zum Multimillionenerfolg wurde der Boxer dann in VW Käfer und Citroen 2 CV, während er bei Porsche zur Ikone avancierte. Als Subaru 1966 einstieg, dachten die Japaner sofort an die Paarung des Boxers mit Allradantrieb, die mit dem Leone Kombi sechs Jahre später in Serie ging.

Die horizontale Anordnung der Ein- und Auslasskanäle erlaubt dem Boxer eine flache Architektur, zugunsten eines tiefen Fahrzeugschwerpunktes. Dies ermöglicht zusammen mit symmetrisch ausgelegtem 4x4-Antrieb souveräne Handlingeigenschaften. Symmetrischer Allrad bedeutet dabei, dass alle Antriebskomponenten vom Boxer über Getriebe und Differential in einer Linie ausgerichtet sind.

Bis heute ist das eine Subaru-Besonderheit, auch weil bis auf Porsche alle anderen Allrad-Pkw-Anbieter vom Boxer Abstand genommen haben. Denn die Motoren sind teurer zu bauen, da sie aus mehr Teilen bestehen als konventionelle Aggregate. Außerdem eignen sie sich nicht für den raumsparenden Quereinbau.

Diese Probleme haben Subaru nie interessiert. Die Japaner besetzten mit Allradmodellen eine Nische und fanden damit weltweit Fans. Außerhalb Japans wurden die USA wichtigster Markt, dort zog der Lifestyle-Pickup Brat unter Ronald Reagan sogar als erstes japanisches Auto in den Fuhrpark eines amerikanischen Präsidenten ein. In Deutschland startete der Vertrieb 1981. Hierzulande ist es nicht nur die 4x4-Technik, sondern auch die Zuverlässigkeit der langlebigen Boxer, der Subaru eine ungewöhnlich markentreue Kundschaft verdankt.

Der erste Subaru-Boxer von 1966 Der erste Subaru-Boxer von 1966 Quelle: Subaru

Bescheidener Erfolg in Deutschland

Dennoch konnten die Japaner in Deutschland nie die Rolle des kleinen Nischenanbieters ablegen. Dabei setzte Subaru schon 1985 auf die Strahlkraft der Frankfurter IAA, um im futuristischen Sportcoupé Subaru XT den ersten eigenen Turbo-Boxer zu enthüllen und kurz danach ins Sechszylinder-Segment einzudringen.

Eine gehobene Klasse, zu der ab 1991 auch der Gran Turismo SVX und ab 2003 die Baureihen Legacy (meistgebauter Allrad-Boxer-Pkw aller Zeiten) und Outback zählten. Tatsächlich waren es abgesehen vom 1997 eingeführten SUV-Bestseller Forester in Deutschland oft die wenig massentauglichen Karosseriedesigns, die den Erfolg der Boxermodelle begrenzten.

Daran änderten sogar Emotionsträger wie die Vierzylinder-Turbo-Boxer im kompakten Subaru Impreza WRX STI wenig. Mit sechs Rallye-WM-Titeln in den Jahren 1995 bis 2003 eine weitere Subaru-Ikone. Auch Knausermotoren, wie der erwähnte Diesel und der neue, nur als Benzin-Direkteinspritzer bestellbare Kombi Levorg lösten keinen deutschen Höhenflug für Subaru aus. ob die ersten Boxer-Hybridmodelle dies ändern?

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Quelle: SP-X (Wolfram Nickel)

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