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Suzuki Swift Sport (2018): Erster Test, Preis, Daten, Marktstart - Leicht ist das neue Stark

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Was bringt mehr Leistung, wenn sie mit Übergewicht erkauft wird? Der Suzuki Swift Sport kommt mit Turbolader, viel Seitenneigung und 1.045 Kilo - inklusive Fahrer.

Malaga – Eine der schönsten Formen der Genügsamkeit ist es, einen Suzuki Swift Sport in eine Serpentinenkurve zu werfen. Noch vor dem Scheitelpunkt folgt die Erkenntnis: Die Welt braucht diesen scharfen Kleinwagen, um sich zu erden - zwischen all den Hypercars mit vierstelligen PS-Zahlen und den dicken SUV mit Sportmotoren. Um wieder zu lernen, dass 140 PS Spaß machen können – bei kurviger Strecke und niedrigem Fahrzeuggewicht. 1.045 Kilogramm wiegt der stärkste Swift laut EU-Norm, also mit eingerechnetem Fahrer (75 Kilogramm) und Betriebsflüssigkeiten. Ohne Pilot unterbietet ein fahrbereiter Swift Sport die Marke von einer Tonne.

Erstmals ein Turbo im Swift Sport

Die Sportvariante der letzten Swift-Generation war rund 80 Kilogramm schwerer, bei gleicher Länge und drei anstelle von nunmehr fünf Türen. Außerdem schwächer: Im 2011 gestarteten Modell steckte ein 1,6-Liter-Sauger mit 136 PS. Nun treibt ein 1,4-Liter-Vierzylinder-Turbo das flotteste Modell der Marke an.

Der Lader sorgt für mehr Drehmoment: 230 anstelle von 160 Newtonmeter, die noch dazu früher anliegen. Der Ladedruck lässt sich am Bordcomputer einblenden. Das ist ein nettes Gimmick, in der Praxis aber ohne Bedeutung. Der Gleichgewichtssinn sagt: Ab knapp unter 3.000 Umdrehungen arbeitet der Motor der "Boosterjet"-Reihe absolut zufriedenstellend. Der Schub bleibt gefühlt bis zum Drehzahllimit erhalten.

Lange bevor die Nadel die verheißungsvolle 8.000er-Marke des rot unterlegten Drehzahlmessers erreicht, setzt der Begrenzer ein. Ohne Ruck und akustisch unspektakulär. Generell dringen keine Gänsehautsounds aus den Duplex-Auspuffrohren am Heck. Auch der Turbo zwitschert dem Fahrer beim Gaswegnehmen oder Hochschalten nichts vor.

Automatik? Schalte gefälligst selbst!

Die Suzuki-Entwickler legten Wert auf möglichst kurze Schaltwege. Das macht Laune, wenngleich die Gassen exakter definiert sein könnten. Eine Alternative zum manuellen Sechsgang-Getriebe gibt es nicht. Suzuki liefert die Sport-Variante ausschließlich mit Frontantrieb aus, Allradantrieb ist beim Swift nur in Kombination mit dem 1,2-Liter Einstiegsmotor erhältlich. Allrad vermissen wir am Kurvenausgang weniger als eine mechanische Differenzialsperre. Klar, in den meisten Fällen kommt die Vorderachse mit den 140 PS zurecht. Aber gelegentlich dreht das kurveninnere Rad beim Herausbeschleunigen durch.

 

Das bedeutet ein paar km/h Tempoverlust. Andererseits: nicht schlimm. Der Swift Sport ist keiner für die verbissene Suche nach dem letzten Quäntchen Schwung oder dem spätestmöglichen Bremspunkt. Das elektronische Stabilitätsprogramm unterbindet allzu gewagte Experimente und lässt sich nicht komplett deaktivieren.

Außerdem legte Suzuki das Auto nicht allzu spitz aus. Die ersten Kanaldeckel des Tages ließen zwar ein bretthartes Rundstreckenfahrwerk vermuten. Doch so ungehobelt sind die Monroe-Dämpfer nur bei groben Unebenheiten. In schnellen Wechselkurven entsteht unerwartet viel Rollbewegung für ein Modell mit "Sport"-Schriftzug am Heck. Der Top-Swift ist eher neutral bis untersteuernd ausgelegt, erlaubt bestenfalls bei abruptem Lupfen und gleichzeitigem Einlenken den Ansatz eines Heckausbruchs.

Spaßig, nicht extrem

Vorteil der soften Auslegung: Der Suzuki verzeiht Fehler. Ungefähr ist noch immer präzise genug. Gleichzeitig erlaubt die Lenkung durchaus zielgenaues Jagen nach Scheitelpunkten. Sie ist ausreichend direkt und spricht im Bereich um die Mittelstellung früh an. Der Widerstand ist angenehm handfest, nur mehr Rückmeldung wäre schön.

Suzuki verbaut ein Lenkrad mit vergleichsweise dünnem Kranz. In einem opulenten SUV wäre das filigrane Ding ein Fremdkörper, zum kleinen, wendigen Swift passt das. Allerdings: Bei vorbildlicher Dreivierteldrei-Lenkradhaltung liegen die Handballen nicht auf dem perforierten Leder auf, sondern auf Klavierlack. Das rutscht etwas.

Der Hersteller bemühte sich im Innenraum sichtlich um optische Abgrenzung zum Rest der Modellpalette, mit roten und glänzend schwarzen Inseln im mattem Hartplastik. Ein echtes Exklusivgut der Sportvariante sind neben den Alu-Pedalen die vorderen Sitze. Sie sind stark tailliert und bieten tollen Seitenhalt. Schade nur, dass die Sitzfläche nicht stärker nach hinten geneigt werden kann.

Startpreis ab 21.400 Euro

Im Rückspiegel ist ein Suzuki Swift Sport am weitmaschigen Kühlergrill und breiteren Schwellern in Carbon-Optik erkennbar. Außerdem trägt nur der stärkste Swift das knallige Gelb. Es heißt intern Champion-Yellow und ist ein Verweis auf Suzukis Titelsammlung in der Super-1600-Wertung der Rallye-WM. Für den Meisterschaftslack zahlen Kunden keinen Aufpreis, andere Metallictöne stellen die Japaner mit je 500 Euro in Rechnung. Womit die Aufpreisliste abgehandelt wäre. Mehr lässt sich nicht hinzukonfigurieren, betont Suzuki. Die faktische Vollausstattung wird so zum Argument für einen auf den ersten Blick ambitionierten Startpreis.

21.400 Euro kostet der flotte Swift inklusive 17-Zöllern, umgänglichem Lenkassistenten, etwas nervösem City-Stopper und adaptivem Tempomat von 40 bis 160 km/h. Ähnlich starke Konkurrenten wie der noch bis Ende Mai bestellbare Opel Corsa S (150 PS, ab 18.740 Euro) oder Abarth 595 (140 PS, ab 18.490 Euro) unterbieten den Swift-Preis, kommen aber mit weniger Serienausstattung. Der stärkere VW Polo GTI (200 PS, ab 23.950 Euro) startet nicht weit oberhalb des Swift. Eines jedoch sind diese Hot-Hatch-Alternativen allesamt: schwerer. Beim Händler steht der Swift Sport ab dem Juni 2018.

Technische Daten: Suzuki Swift Sport

  • Modell: Suzuki Swift Sport 1,4 Boosterjet
  • Motor: 1,4-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner
  • Getriebe: Sechsgang-Handschaltung (keine Automatik-Variante erhältlich)
  • Leistung: 140 PS bei 5.500 Umdrehungen
  • Drehmoment: 230 Nm bei 2.500-3.500 Umdrehungen
  • Verbrauch: 5,6 l/100 km (NEFZ)
  • CO2: 125 g/km
  • 0 – 100 km/h: 8,1 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h
  • Länge: 3,890 m
  • Breite: 1,735 m
  • Höhe: 1,480 m
  • Radstand: 2,450 m
  • Leergewicht (EU): 1.045 kg
  • Kofferraum: 265 - 947 l
  • Grundpreis: 21.400 EUR
  • Marktstart: 23. Juni 2018

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