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Interview mit Hockenheimring-Geschäftsführer Georg Seiler - Kein finanzielles Risiko für die Formel 1

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Verluste aus der Formel 1 will Hockenheimring-Geschäftsführer Georg Seiler in Zukunft nicht mehr hinnehmen. Ob es weiter einen deutschen Grand Prix gibt, sei daher offen.

Zuletzt startete die Formel 1 am 31.07.2016 beim Großen Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring in Baden-Württemberg. Ob es eine Wiederholung geben wird, ist derzeit offen Zuletzt startete die Formel 1 am 31.07.2016 beim Großen Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring in Baden-Württemberg. Ob es eine Wiederholung geben wird, ist derzeit offen Quelle: dpa/Picture Alliance

Hockenheim - Die Rennserie Formel 1 wird 2017 um Deutschland einen Bogen machen. Für 2018 hat der Hockenheimring noch einen Grand-Prix-Vertrag, danach ist die Zukunft der Formel 1 in Deutschland offen. "Wir werden keinen Vertrag schließen, der in Zukunft irgendwelche Risiken beinhaltet", sagt Georg Seiler, Geschäftsführer des Hockenheimrings, im Interview.

Herr Seiler, wie hat sich das Geschäft für den Hockenheimring in den vergangenen Jahren geändert?

Seiler: Im Motorsport hat sich im Grunde nicht viel verändert. Positive Entwicklungen sehen wir im Bereich Open-Air-Konzerte und Festivals. Wirtschaftlich gesehen mussten wir durch die Formel 1, im Gegensatz zu früher, Verluste in Kauf nehmen. Dies hat unser Ergebnis in den letzten Jahren wesentlich beeinflusst.

Die Open-Air-Konzerte haben dazu beigetragen, das Defizit aus dem Motorsport zu minimieren. Aber eigentlich braucht man eine gefüllte Kasse, um Instandhaltung zu betreiben und neu zu investieren. Da sind uns die Hände durch die Formel 1 gebunden - auch dadurch, dass wir leider keinen müden Euro an Zuschüssen von Region, Land, Bund oder wem auch immer bekommen. Ich bin sicher, wir sind die einzige Rennstrecke, die keine Subventionen erhält.

"Mindestens eine schwarze Null"

Wie geht es denn mit dem Großen Preis von Deutschland weiter?

Seiler: Wir haben einen Vertrag mit der Formel 1 für nächstes Jahr, danach nicht mehr. Wenn man nach den bisherigen Regeln verfährt, wäre 2019 der Nürburgring dran, 2020 wieder wir. Wenn der Vertrag passt. Wir werden keinen Vertrag schließen, der in Zukunft irgendwelche Risiken beinhaltet. Sollten sich die Rahmenbedingungen hier nicht ändern, wird sicherlich die Zukunft der Formel 1 in Deutschland gefährdet sein.

Was wäre Ihre Erwartung an einen neuen Vertrag und das Geschäft mit der Formel 1? Hockenheimring-Geschäftsführer Georg Seiler Hockenheimring-Geschäftsführer Georg Seiler Quelle: dpa/Picture Alliance

Seiler: Wenn zumindest eine schwarze Null erreicht würde, damit man das Image der Formel 1 auf andere Umsatzzweige verteilen kann, dann wäre dies in Ordnung. Es kann allerdings nicht sein, dass man andere Veranstaltungen braucht, um diesen Motorsport zu finanzieren.

Es verdienen sehr viele mit der Formel 1, da kann es nicht sein, dass dort, wo die Spielwiese bereitet und viel investiert wird, Verluste auflaufen. Wenn es keine Formel 1 mehr gibt, dann ist es so. Aber ich hoffe und glaube fest daran, dass die neuen Gesellschafter ein Interesse daran haben, am deutschen Grand Prix festzuhalten.

Deutschland ist ein wichtiger Markt für die Formel 1, egal an welcher Rennstrecke sie stattfindet. Als Austragungsort kommt die Serie an den zwei großen Rennstrecken eigentlich nicht vorbei. Was bei unseren künftigen Gesprächen herauskommt, kann ich allerdings nicht sagen.

"Nicht länger mit Verlusten leben"

Gab es denn schon konkrete Verhandlungen?

Seiler: Wir waren im Mailkontakt, aber es wurden noch keine Gespräche geführt. Dies wird sicherlich demnächst der Fall sein.

Die neuen Besitzer wollen rund um die Formel 1 einwöchige Events gestalten. Wie sehen Sie diese Pläne?

Seiler: Möglich ist alles, wenn diese Pläne bezahlbar sind. Für uns muss die Veranstaltung in jedem Fall risikofrei abgehalten werden können. Promoter können nicht für das ganze Paket Formel 1 verantwortlich zeichnen. Die Rennstrecken werden nicht länger mit Verlusten aus der Formel 1 leben. Jetzt müssen neue, gute Verträge geschaffen werden.

(Interview: Christian Hollmann)

 

Quelle: dpa

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