Ein "Porsche-Killer" sollte sie werden. Die Kawasaki H2 SX. Der einzige Sporttourer mit Kompressoraufladung macht auf der Straße schnell klar, wer hier der Boss ist.
Köln - Es war das erklärte Ziel der japanischen Entwickler, dass ihre Kawasaki H2 SX nicht von Porsche und anderen Sportwagen überholt werden sollte. Einen „Porsche-Killer“ wollten sie auf die Räder stellen, und zwar nicht in Form eines Superbikes, sondern im Gewand eines Sporttourers. Grün sollte er natürlich sein, Giftgrün. Nach 4.800 Testkilometern ist festzustellen: Ziel erreicht. Nicht ein einziger Porsche konnte vorbeiziehen. Das war weit leichter als gedacht, weil nämlich kein einziger Sportwagenfahrer den ernsthaften Versuch startete, mitzuhalten zu wollen. Eine Kraftdemonstration auf zwei RädernDie Besonderheit des 1,0-Liter-Vierzylinder-Motors ist auf der rechten Triebwerksseite abzulesen: „Supercharged“ steht auf einer runden Plakette und verrät, dass das Aggregat von einem Kompressor aufgeladen wird. Diese aufwendige Technologie, derzeit einmalig im Motorradsektor, hat Kawasaki glänzend im Griff: Egal, bei welcher Gasgriffstellung, bei welcher Laderdrehzahl und bei welcher Motordrehzahl – die Leistungsabgabe des Triebwerks lässt sich perfekt regeln.
Leistungsstark und zugänglich zugleichDie Entwickler haben es also geschafft, die Pole Fahrstabilität und Handlichkeit in beeindruckender Weise zu verbinden. Wie sehr sie sich dennoch um oft als nebensächlich betrachtete Details kümmerten, verdeutlicht der Hauptständer: Das Aufbocken eines mit Koffern 270 Kilogramm wiegenden Motorrads gelingt nur bei einer BMW ähnlich gut. Die H2 SX macht es dem Fahrer leicht. Als überraschend günstig empfanden wir den Benzinverbrauch: Bei zügig gefahrener Landstraßentour ohne permanente Beschleunigungstests genügen 5 Liter Benzin für 100 Kilometer. Bei schärferer Fahrweise liegt der Verbrauch bei 5,7 bis 6,3 Liter. Mehr braucht die H2 SX erst, wenn man sie auf verkehrsarmer Autobahn möglichst selten unter 200 km/h bewegt. Auch die dabei registrierten neun Liter erscheinen nicht dramatisch. Der 19-Liter-Tank reicht selbst unter diesen Umständen für 200 Kilometer. Ansonsten sind allemal um die 300 Kilometer möglich. Solange die Straße trocken istKritikpunkte gibt es dennoch. Vermisst haben wir ein Ablagefach im Cockpitbereich für Kleinigkeiten wie Mautkarten, auch eine automatische Blinkerrückstellung hätten sich die Kawa-Entwickler ruhig leisten dürfen. Ärgerlich ist die starke Verschmutzungsneigung der H2 SX auf nasser Straße, eine Folge der extrem knapp gehaltenen Hinterradabdeckung. Fahrerbeine, aber auch der Rücken bzw. Rucksack der Sozia sind bei Nässe schnell vom einem Schmutzfilm überzogen. Ein Lob gebührt dagegen den in Zusammenarbeit mit Givi entwickelten Seitenkoffern: In punkto Fassungsvermögen (28 Liter, ein Vollvisierhelm findet Platz), Einhängen und Abnehmen überzeugen die Behälter genauso wie durch ihr Schließsystem. Dass der Schlüssel selbst vorne sehr spitz ausläuft und damit gerne Hosentaschen ruiniert, ist dagegen nicht perfekt. Ansonsten haben die Kawasaki-Entwickler gute Arbeit geleistet. Den 23.321 Euro, die das Testfahrzeug kostet, steht ein reeller Gegenwert gegenüber. Die H2 SX überzeugt in allen fahrtechnischen Disziplinen gleichermaßen. Dass eine solche Rakete im Unterhalt nicht billig sein kann, liegt auf der Hand. Nach gut 4.800 Testkilometern ist bereits der zweite Hinterreifen fast am Ende – Speed kostet eben. Technische Daten Kawasaki H2 SX, SE-Version
***** In eigener Sache: Wir verschicken unsere besten News einmal am Tag (Montag bis Freitag) über Whatsapp und Insta. Klingt gut? Dann lies hier, wie Du Dich anmelden kannst. Es dauert nur 2 Minuten.
Quelle: SP-X (Ulf Böhringer) |
