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Nissan Patrol (2018): Fahrbericht, technische Daten, Preis - Ein Japaner für die Wüste

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Der Nissan Patrol ist eine Legende unter den Geländewagen. In Deutschland wird er zwar nicht mehr angeboten, dafür in vielen Wüstenstaaten. Da passt er gut hin.

Fahrbericht Nissan Patrol (2018) Fahrbericht Nissan Patrol (2018) Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK

Erfoud – Weiches Leder, belüftete Sitze und ein bäriger Achtzylinder. Scheichs lieben diesen Nissan. Der Patrol ist kein weichgespültes SUV, sondern ein echter Geländewagen mit viel Power. Wo er nicht mehr durchkommt, kommt nur noch ein Unimog durch.

Fahrbericht Nissan Patrol (2018) Fahrbericht Nissan Patrol (2018) Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Seit 1951 verkauft Nissan den schweren Geländewagen, anfangs als reines Militärfahrzeug. Seit 1960 nennen die Japaner ihn Patrol. Die – nach Nissan-Zählweise – sechste Generation Typ Y62 wird seit 2010 gebaut und ist ein echter Offroader mit einem großen, feinen Innenraum. Wenn einer ihm das Wasser reichen kann, dann vielleicht der Range Rover oder die neue Mercedes G-Klasse. Doch auch diese beiden Modelle wirken neben dem Patrol schon fast zierlich.

Bei uns wird der Patrol seit 2009 nicht mehr verkauft. Dafür findet der Geländewagen unter anderem in Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kuweit, dem Oman, Katar und Bahrain reißenden Absatz. Also überall dort, wo Sprit nicht viel kostet und es ausreichend Platz zum Parken gibt. Denn mit 5,31 Metern überragt der Patrol eine S-Klasse locker. Auch mit einer Breite von 2,26 Meter passt der Geländewagen kaum in gängige Parkhäuser.

Ein ruhiger Geländegänger

Als Motoren stehen ein 4,0-Liter-V6-Benziner mit 279 PS und ein 5,6-Liter-V8 mit 405 PS zur Wahl. Bei einer Offroad-Veranstaltung in Marokko hatte Nissan den V8 mit dabei – eine gute Wahl. Nach dem Start brummt der Motor nur kurz auf und verfällt dann in Lethargie, zumindest akustisch. Der Wählhebel der Siebengang-Automatik flutscht leicht in die Fahrstufe D und der mindestens 2,8 Tonnen schwere Koloss setzt sich gemächlich in Bewegung.

Fahrbericht Nissan Patrol (2018) Fahrbericht Nissan Patrol (2018) Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Hektik ist seine Sache nicht. Zwar würde der Patrol beim Kick-down aus dem Stand in 6,6 Sekunden auf Tempo 100 rennen, und wenn nötig bis zu 210 km/h schnell fahren. Aber besser passt zu dem Geländewagen eine ruhige Fahrweise. Dann stören weder die stark übersetzte Lenkung mit der geringen Straßenrückmeldung noch die butterweichen Ledersitze ohne jeglichen Seitenhalt oder die in Kurvenfahrt stark zur Seite neigende Karosserie.

Bis zu sieben Personen finden im Patrol Platz, bequem haben es aber nur vier. Die können sich dann über ausreichend Bein- und Kopffreiheit freuen, über weiche Sitze und eine gut funktionierende Belüftung. Dazu kommt ein für Nissan hochwertiger Innenraum, der mit viel Leder, Alu und Holz ausgekleidet ist. Eine nette Idee sind die elektrisch klappbaren Außenspiegel mit Rückwärtssynchronisation und die LED-Bodenleuchte.

Der Patrol wird seinen Fähigkeiten gemäß genutzt

Doch das ist alles vergessen, wenn es in den Sand geht. Scheichs und andere Bewohner arabischer Länder schätzen die Geländegängigkeit – und setzen sie voraus. Mindestens einmal im Monat zieht es eine Familie im Durchschnitt in die Wüste zum Zelten, offroad Fahren oder zur Falkenjagd.

Fahrbericht Nissan Patrol (2018) Fahrbericht Nissan Patrol (2018) Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Die Geländewagen dienen also nicht als Showfahrzeuge wie in deutschen Großstädten, sondern werden tatsächlich hart rangenommen. Selbst für Motorsport- oder Pferdeanhänger ist sich der Patrol nicht zu schade, zieht bis zu 3,5 Tonnen.

Mit einem Dreh am Fahrregler ändert sich das Ansprechverhalten des permanenten Allradantriebs, je nachdem, welches der Programme Straße, Felsen, Schnee und Sand anliegt. Motor- und Getriebesteuerung sowie die elektronischen Fahrhilfen passen sich dann an, der Fahrer muss nur noch sachte das Gaspedal bedienen und am Lenkrad drehen.

Dann wühlt sich der Patrol trotz seines hohen Leergewichts mühelos durch losen Sand, schluckt Bodenwellen lässig weg und durchquert selbst einen halben Meter tiefe Flüsse locker. Dabei kühlt im Innenraum die Klimaanlage die Insassen angenehm und bietet im großen Staufach in der Mittelarmlehne ein paar kühle Getränke. So lässt sich eine stundenlange Wüstenfahrt aushalten.

Bei den Assistenzsystemen kann er nicht mithalten

Fahrbericht Nissan Patrol (2018) Fahrbericht Nissan Patrol (2018) Quelle: Fabian Hoberg für MOTOR-TALK Zurück auf der Straße klopft sich der Nissan in der ersten Kurve den Sand von der Karosserie, neigt sich ein wenig zur Seite und schüttelt sich kurz ab. Die hohen Abrollgeräusche der 275er-Reifen auf 20-Zoll-Rädern registrieren Passagiere nur bei geöffnetem Fenster. Ein paar Assistenzsysteme helfen auf der Straße: Ein Aktiver Tempomat ist ebenso integriert wie Rückfahrkamera, Rundumsicht-Warner und Tote-Winkel-Warner. Mit modernen Fahrzeugen wie den oben erwähnten Modellen von Range Rover und Mercedes kann er da nicht mehr mithalten.

Dafür überholen den großen Patrol-V8 andere Fahrzeuge nicht, zumindest nicht auf freier Bahn und in Ländern, in denen der Sprit nicht viel kostet. Mit den angegeben 14,5 Liter auf 100 Kilometer kommen selbst zurückhaltende Fahrer nicht weit, 16 sind es immer.

Ein Grund, warum der Patrol nicht mehr in Deutschland angeboten wird? Fast. Neben seiner schieren Größe, die in Europa deplatziert wirken würde, passen auch die Motoren nicht mehr zur hiesigen Rechtslage. Die beiden Benziner schaffen nur Euro 4.

Nissan Patrol - Technische Daten

  • Motor: 5,6 Liter V8
  • Leistung: 405 PS
  • Vmax: 210 km/h
  • 0-100 km/h: 6,6 s
  • Drehmoment: 560 Nm
  • Länge: 5,31 m
  • Breite: 2,26 m (mit Spiegel)
  • Höhe: 1,94 m
  • Verbrauch: ca 14,5 l
  • Preis: ab 70.000 US-Dollar

 

Quelle: Fabian Hoberg

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