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600 km Weltrekord ohne Nachladen: Viele Fragezeichen

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Mit großem Medienrummel fuhr Ende Oktober ein zum Elektroauto umgebauter Audi A2 die rund 600 km lange Strecke von München nach Berlin, ohne die Batterien unterwegs aufzuladen. Wer den Stand der Entwicklung regelmäßig verfolgte, war zumindest überrascht ob dieser Reichweite. Nun steht der Vorwurf der staatlich finanzierten Scharlatanerie im Raum.

Audi A2 am Brandenburger Tor Audi A2 am Brandenburger Tor Das Bundeswirtschaftsministerium hatte der Firma DBM Energy mit 275.000 Euro die Rekordfahrt bezuschusst. Erreichen die Elektroautos großer Hersteller wie Mitsubishi, Nissan, Mercedes-Benz, Ford und Renault, ob Prototypen und Großserienfahrzeuge derzeit Reichweiten zwischen 130 und 175 km, so erschien die Rekordfahrt von München nach Berlin als Durchbruch. So sahen es auch Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, die sich öffentlichkeitswirksam mit dem umgebauten Audi ablichten ließen.

Angaben des Herstellers nicht nachprüfbar

Einen Monat später sind immer noch viele Fragen offen. Nachprüfbare Informationen zur Akkutechnik lägen bis heute nicht vor, sagt ADAC-Vizepräsident Thomas Burkhardt. Die Firma DBM Energy hielt sich zu der Batterie eher bedeckt, es wurde lediglich angegeben, dass diese aus metallischem Lithium besteht, das gegen Polymer gezykelt wird. Ihre Energiedichte soll doppelt so hoch sein wie bei Lithium-Ionen-Batterien, und die Batterie soll insgesamt nur 100 Kilogramm schwer gewesen sein. Das Gesamtgewicht des Audi A2 soll bei 1600 Kilogramm gelegen haben.

Das erschien schon vor einem Monat vielen Experten wenig glaubwürdig. Ein Großteil des Gewichts lasse sich nicht erklären, wenn die Batterie so leicht sei, da ein Audi A2 nur rund 1.000 kg wiege. Vor allem aber steht eine unabhängige technische Abnahme des Fahrzeugs bis heute aus. Ein zur Beglaubigung der Rekordfahrt bestellter Notar hatte ebenfalls kurzfristig abgesagt. Auch sei der Audi während der Fahrt mehrmals für 20-30 Minuten aus dem Blickfeld begleitender Journalisten verschwunden, so der ADAC. Es ist demzufolge nicht sichergestellt, dass nicht nachgeladen wurde. Einen angebotenen Reichweitencheck durch den ADAC lehnt DM Energy bisher ab.

Batterien aus Lithium-Metall gelten als hochexplosiv

Die Rekordfahrt des Audi A2 ist damit nach Ansicht des ADAC unbewiesen. Ingenieure wiesen schon seinerzeit darauf hin, dass das angeblich verwendete Lithiummetall sehr leicht entzündlich sei und zu Explosionen und kaum beherrschbaren Metallbränden führen könne. Aus diesem Grund wird die Technologie in der Batterie- und Automobilindustrie bisher auch nicht verwendet.

Solange der Hersteller seine Technologie nicht offenlegt und seine Resultate nachprüfbar macht bleibt es laut ADAC sehr fraglich, ob Politik und Medien hier nicht einem schlau inszenierten Fall von Scharlatanerie aufgesessen sind.

 

Von Bert Schulzki

 

Quelle: MOTOR-TALK

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