Zwischengas für Schonung sinnvoll?
Hallo.
Bevor ich anfange möchte ich erst die 2 Arten Zwischengas aufzählen, die mir bekannt sind.
Das erste ist das echte Zwischengas aus der Zeit von Getrieben, die nicht voll synchronisiert waren. Dort musste man zum Gangwechsel die Kupplung treten, Leerlauf rein, einkuppeln, Gas geben bis die Drehzahl vom Zahnrad des nächsten Ganges stimmt, Kupplung treten, Gang rein um überhaupt schalten zu können ohne Krachen und großen Kraftaufwand.
Dies erledigen ja bei modernen KFZ die Synchronringe. Macht man es trotzdem soll es sogar schädlich sein hörte ich mal. Die Synchronringe würden dann mehr verschleißen.
Jedenfalls ist es nicht mehr nötig ...
Die zweite Art des Zwischengases kommt im Renneinsatz vor. Wenn man scharf anbremst (im Rennsport ja immer 😉 ), nutzt man natürlich das Schleppmoment des Motors bzw. die Motorbremse mit um die Bremsleistung zu erhöhen und vielleicht auch noch zum Teil die Bremsen zu entlasten. Ausserdem will man ja nach der Kurve direkt wieder rausbeschleunigen und braucht einen tiefen Gang.
Man schaltet also während dem scharfen Anbremsen runter. Rennmotoren sind aber derartig heftig in ihrem Schleppmoment, daß ein flottes Einkuppeln mit den Rennkupplungen ein blockieren der Räder erzeugt, was natürlich besonders bei Hecktrieblern ziemlich schlecht ist vor der Kurve, aber auch ansonsten.
Also tippt man mit dem Rechten Fuß während der Bremsung gleichzeitig noch das Gaspedal an. (Fachwort dazu : Heel & Toe)
Dies macht nur bei einer absoluten Vollbremsung so richtig Sinn und bei den allermeisten zivilen Autos dürfte man auch nie erleben, daß die Antriebsachse wegen dem Motorschleppmoment blockiert ...
Beide Arten sind also in ihrer Originalverwendungsweise untauglich für die Straße.
ABER, wie sieht es mit folgender Abwandlung aus :
Man fährt in eine Abfahrt oder kommt von einer Landstraße auf eine rote Ampel zu, bei der man das schon von weitem sieht.
Um nun gut zu bremsen, schaltet man herunter, um den Motor mitarbeiten zu lassen und etwas Bremsbelag zu sparen. Gleichzeitig wird dabei ja noch die Schubabschaltung aktiv, die bei Drehzahlen größer 1300-1500, warmen Motor und eingekuppeltem Gang die Spritzufuhr komplett kappt.
Die Drehzahl wird also z.B. vom 5. bei 2000 in den 3. zu 4000-5000 hochgeschliffen von der Kupplung. Das belastet natürlich die Kupplung.
Was ist nun, wenn man während dem Auskuppeln einen Gasstoss gibt und die Drehzahl des Motors ca. zu 4000 Umdrehungen bringt, bevor man den 3. Gang einkuppelt.
Dann spart man doch der Kupplung jede Menge Verschleiß, oder?
Gut, man verbraucht etwas Sprit für den Gasstoss, aber dafür spart man sowohl Kupplungsverschleiß, als auch Bremsverschleiß. Durch die Spritabschaltung könnte sich der erhöhte Spritverbrauch sogar fast ausgleichen.
Was sagen die Fachleute die sich damit auskennen dazu? Ist das nicht der Grund warum sequentielle Getriebe automatisch Zwischengas geben?
Was kann daran schädlich sein? Ich denke sogar ein minimales verfehlen der Drehzahl nach oben oder unten bedeutet für die Kupplung weniger Arbeit als ohne Zwischengas eingekuppelt zu werden, oder?
Gruß
RIP
43 Antworten
Zwischenfrage :
Wie nennt man das denn wenn man beim Schalten einfach auf dem Gas bleibt ?!?
Mein, zugegeben, etwas beschränkter Arbeitskollege macht das mit seinem Z3 2.2 immer ... 2 Gang bis an Begrenzer, Kuppeln Fuß nicht vom Gas und 3 Gang rein (quitsch,knarz) er hält das für Rennsport pur ich denke mir immer "wie kann man nur so blöd sein" ?!?
Du hast es bereits beantwortet. Man nennt es "Dummheit" 😉
Was physikalisch passiert ist folgendes : der Motor schnellt an den Begrenzer der bei den modernen Autos elektronisch ist. Das schadet nicht unbedingt sehr.
Dann wird im nächsten Gang eingekuppelt. Die Kupplung schleift die Drehzahl auf den nächsten Gang runter. Dabei schleift sie viel mehr, als wenn man vom Gas gegangen wäre.
Dadurch kann sie nicht soviel Kraft übertragen.
Ergebnis : Langsamer UND deutlich mehr Kupplungsverschleiß UND ein Geräusch was von einem Anfänger im Schalten zeugt und aussen gut hörbar ist.
Nimmt man wie "Rennfahrer" den Fuß vom Gas (Fachwort : Lupfen), dann hat die Drehzahl Zeit etwas zu fallen und sich der nächsten Drehzahl anzupassen. Das spart der Kupplung Arbeit und sie kann eher zupacken ...
Das ist schon alles richtig so wie Du es erklärt hast. Allerdings sollte man den Motor nicht auf 4000 oder 5000U/min hochjagen. 3000U/min reichen völlig aus, was aber natürlich von der Triebwerksübersetzung abhängt. Ein Freund von mir fährt z.B. einen Golf 3. Er kann den 3.Gang länger drin lassen als ich, da er ein kürzere Übersetzung hat. Ich müsste um genauso lange den Gang drin lassen zu können in den 2.Gang runter.
Die Fahrweise die Du beschrieben hast beschreibt haargenau meine. Mein Vater hat mich auch mal für bescheuert erklärt warum ich ständig einen Gasstoß gebe. Als ich es ihm erklärt habe warum, hat er es sich auch angewöhnt. Bei 320-350tkm(Langstrecke) kam im T4 eine neue Kupplung rein. Die war aber noch lange nicht fertig. Sie wurde gewechselt weil der 5.Gang des Getriebes defekt war und das Getriebe getauscht wurde. Von daher wurde die Kupplung gleich mit getauscht.
Gruß
Ercan
Der einzige Punkt an dem ich "Zwischengas" gebe, (Auch wenn es nicht das "richtige" Zwischengas ist wie in Post Nr 1 beschrieben), ist wenn ich z.B. an einer Steigung herunterschalte um danach zu beschleunigen.
Beispiel: Ich fahre mit 2000 U/min eine leichte Steigung im 4. Gang und will herunterschalten um besser beschleunigen zu können.
Ich kupple, tippe kurz aufs Gaspedal um die Drehzahl ungefähr in den Bereich zu bekommen, den sie im eins niedrigeren Gang, also im dritten" beim einkuppeln wieder haben wird.
Ich mache das, damit beim herunterschalten der Motor keine Kraft verliert wenn er erst auf die Drehzahl des niedrigeren Ganges hochdrehen muss.
Ist besonders stark zu beobachten wenn ich z.B. mit vollgeladener Kiste Serpentinen in den Alpen fahre, wo man auch mal in den ersten zurück muss.
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Das mit den 4000 war nur ein Beispiel 🙂 Bei meinem Auto ist es so. Der 3. geht bei mir bis ca. 130-140. (6500) Bei 100-110 ist er zwischen 4000 und 5000.
Zitat:
Original geschrieben von Bugfixer
Der einzige Punkt an dem ich "Zwischengas" gebe, (Auch wenn es nicht das "richtige" Zwischengas ist wie in Post Nr 1 beschrieben), ist wenn ich z.B. an einer Steigung herunterschalte um danach zu beschleunigen.
Ja, oder beim Runterschalten vor dem Überholen oder vor einer Kurve um dann gleich wieder mit dem richtigen Gang rausziehen zu können
Es macht doch auch Spaß, so zu schalten, dass den übrigen Insassen die allgemein zu beobachtenden Kopfnickereien erspart bleiben.
Beim runterschalten mit dem Ziel, die Geschwindigkeit zu verringern, etwa bergab oder vor roter Ampel macht es natürlich keinen Sinn, da man dann ja einen Teil der Motorbremswirkung verschenken würde und auch die Schubabschaltung nicht voll zur Wirkung kommen kann.
Gruß Wolfgang
Zitat:
Original geschrieben von Nimm6
Beim runterschalten mit dem Ziel, die Geschwindigkeit zu verringern, etwa bergab oder vor roter Ampel macht es natürlich keinen Sinn, da man dann ja einen Teil der Motorbremswirkung verschenken würde und auch die Schubabschaltung nicht voll zur Wirkung kommen kann.
Wieso das denn? Wenn ich beim runterschalten die Motordrehzahl durch Zwischngas selbst erhöhe, dann synchronisiere ich sozusagen den Motor mit dem Getriebe. Sobald der Fuß wieder vom Gas ist und ich eingekuppelt habe ist die Motorbremse und die Schubabschaltung aktiv. Ich verstehe nicht wieso es keinen Sinn machen soll wenn ich die Kupplung schone? Ich sehe überhaupt keinen Nachteil dabei. Ich habe durch Zwischengas den Gang sogar schneller drin, schneller eingekuppelt und die Motorbremse sowie die Schubabschaltung ist schneller aktiv als wenn jemand die Motordrehzahl durch Kupplung schleifen lassen erhöht.
Gruß
Ercan
Macht man es nicht erhöht man eventuell generell die Bremse aber auf Kosten der Kupplung 🙂 Man tauscht Bremsverschleiß gegen Kupplungsverschleiß ohne Zwischengas...
Zitat:
Original geschrieben von C20NE-Cruiser
Wieso das denn? Wenn ich beim runterschalten die Motordrehzahl durch Zwischngas selbst erhöhe, dann synchronisiere ich sozusagen den Motor mit dem Getriebe. Sobald der Fuß wieder vom Gas ist und ich eingekuppelt habe ist die Motorbremse und die Schubabschaltung aktiv. Ich verstehe nicht wieso es keinen Sinn machen soll wenn ich die Kupplung schone?
Unter dem Aspekt der Kupplungsschonung macht Zwischengas natürlich bei JEDEM Runterschalten Sinn.
Die andere Seite ist, das die Energie, die durch das Zwischengas "in den Motor" gesteckt wurde, nachher an der Motorbremswirkung fehlt. Also 2 nachteile: Zusätzlicher Kraftstoffverbrauch, der nachher unter Inkaufnahme erhöhten Bremsenverschleisses wieder weggebremst werden muss. Hängt selbstverständlich davon ab, wie sich die Verkehrssituation weiter entwickelt.
Aber wie gesagt: Die Kupplung freut sich und wird den Exitus des Autos voraussichtlich bei bester Gesundheit erleben.
Gruß Wolfgang
Zitat:
Original geschrieben von Nimm6
Die andere Seite ist, das die Energie, die durch das Zwischengas "in den Motor" gesteckt wurde, nachher an der Motorbremswirkung fehlt. Also 2 nachteile: Zusätzlicher Kraftstoffverbrauch, der nachher unter Inkaufnahme erhöhten Bremsenverschleisses wieder weggebremst werden muss.
Ich weiss ja nicht wie lange Du beim Gasstoß auf dem Gaspedal bleibst, aber die Menge die bei einem 4-Zylinder für kurze Zeit eingespritzt wird, kann man vernachläßigen.
Gruß
Ercan
Zitat:
Original geschrieben von C20NE-Cruiser
Ich weiss ja nicht wie lange Du beim Gasstoß auf dem Gaspedal bleibst, aber die Menge die bei einem 4-Zylinder für kurze Zeit eingespritzt wird, kann man vernachläßigen.
Sicher.
Die Verschleißminderung an der Kupplungsscheibe pro mit Zwischengas ausgeführtem Abwärtsschaltvorgang auch ...
Gruß Wolfgang
Die Praxis sagt aber etwas anderes.
Zitat:
Original geschrieben von C20NE-Cruiser
Bei 320-350tkm(Langstrecke) kam im T4 eine neue Kupplung rein. Die war aber noch lange nicht fertig. Sie wurde gewechselt weil der 5.Gang des Getriebes defekt war und das Getriebe getauscht wurde. Von daher wurde die Kupplung gleich mit getauscht.
Gruß
Ercan
Seit ich das mit der Schubwirkung in der Bed. Anleitung gelesen habe. "Bremse" ich auch immer mit den Gängen an Ampeln. Ich hab mir das mit dem "Zwischengas" auch überlegt aber weil ich viel Stadt fahre ist das mit der synchronisation nicht soo wichtig, weil die Geschwindigkeit in der stadt ja nicht so groß ist. Und sonst die Bremswirkung auf der kurzen strecke bis zur Ampel fehlt (wie gesagt Stadt) Klar - das geht auf die Kupplung.
Aber mal ne' andere frage.
1)Die Schubwirkung, die die Spritzufuhr abstellt woran merke ich ob die wirklich aktiv ist? (rucken o.ä.)
2)Und Ich muss kurz nach dem Losfahren von zuhause einen recht steilen berg runter fahren. Der Motor ist zu diesem Moment noch Kalt. Soll ich die bremswirkung ders motors ausnutzen?
kleiner (2) Gang= hohe Drehzahl (kalter motor, der ohne sprit wegen der schubwirkung gedreht wird) = hoher Verschleiß
oder lieber dritter gang = niedrigere Drehzahl, weniger Bremswirkung des Motors und Bremsenverschleiß
Was meint ihr?
Gruß Tripple G
Gute Frage. Stelle ich mir auch oft.
Das mit dem Zwischengas mache ich manchmal vom dritten in den zweiten Gang, wenn man zu lange braucht, um wieder einzukuppeln und man die Last auf der Kupplung richtig merkt.
Bei Tempo 40 zB vom dritten in den zweiten merkt man es beim Vectra mit 1.6 und Sportgetriebe doch ziemlich und da ist ein wenig Zwischengas fast besser als keines, finde ich. Auch dieser Kopfnickereffekt wird deutlich abgemildert und die Fahrweise wird "smoother" 😉
cheerio