Zuverlässigkeit von Zeugen

Das vergangene Wochenende haben wir in Leipzig verbracht. Als wir am frühen Abend den Fußgängerüberweg an einer menschenleeren Kreuzung außerhalb des Zentrums gerade überquert hatte, knallte es hinter uns: Ein Autofahrer und eine Radfahrerin waren zusammengestoßen. Außer dem Autofahrer, der Radfahrerin und uns war zunächst keine Menschenseele zu sehen.

Natürlich sind wir sofort zum Unfallort gerannt, haben die am Boden liegende Radfahrerin erstversorgt und die Rettung angerufen. Innerhalb weniger Minuten waren dann auch andere Leute da, die sich ebenfalls um die Radlerin kümmerten und den völlig aufgelösten Autofahrer beruhigten. Kurz darauf waren Rettungswagen und Feuerwehr eingetroffen.

Deutlich später traf die Polizei ein, die sich nach einem ersten Überblick auf die Suche nach Zeugen machte und fragten, wer die Rettungsleitstelle angerufen hat. Ich meldete mich, konnte aber zum Unfallhergang nichts sagen, weil es sich ja hinter mir angespielt hatte. Mehr als verblüfft war ich dann, als mehrere Leute sich meldeten und behaupteten, sie hätten das Geschehen genau beobachtet. Menschen, die teils erst nach vielen Minuten überhaupt erst dort eingetroffen sind, gaben dann ihre Stories zum Besten.

Wie es ausgegangen ist, weiß ich nicht. Geärgert hat mich allerdings, welchen Schwachsinn die angeblichen Zeugen von sich gaben und -das ist jedoch nur eine Vermutung- für eine der Unfallbeteiligten Partei ergriffen haben. Bleibt nur zu hoffen, dass es der Radfahrerin wieder gut geht, der junge Autofahrer seinen Schock gut überstanden hat und die Wahrheit durch die beiden ans Licht kommt.

Was die angeblichen Zeugen angeht: denen wünsche ich drei Wochen lang chronisches Afterjucken und ganz kurze Arme! Vielleicht überlegen die dann mal, was man mit einem solchen Verhalten anderen Menschen antun kann.

56 Antworten

Zitat:

@Tom9973 schrieb am 5. Juli 2022 um 14:07:33 Uhr:


Nur kannst du dir weder absolut, noch hinreichend sicher sein. Den Fall gibt es nicht, darum ist es quatsch an eine solche Schlussfolgerung zu denken.

Nun, wenn du dir da absolut hinreichen sicher bist, wollen wir das mal so stehen lassen. 😉

Gruß

Uwe

Zitat:

@Steven4880 schrieb am 5. Juli 2022 um 12:41:27 Uhr:


Der TE kann sich aber nicht sicher sein, dass andere nichts gesehen haben. 😉

Kann er nicht, weil er nur gesehen hat, dass die Zeugen erst später eingetroffen sind und somit nicht gesehen hat, was sie vorher gemacht haben. Daher sagt er einfach das zur Polizei, was er beobachtet hat, nämlich, dass die Zeugen erst Minuten später am Unfallort erschienen sind. Der Rest ist Aufgabe der Polizei.

Es immer der richtige Weg, nur exakt das zu erzählen, was man tatsächlich beobachtet hat und man sollte sich hüten, irgendwelche Vermutungen anzustellen und diese als Tatsachen hinzustellen.

Gruß

Uwe

Zitat:

@63er-joerg schrieb am 5. Juli 2022 um 14:25:14 Uhr:


Es ist in solchen Momenten, wie zB eben bei einem Unfall unten an der Straße, eher Zufall es genau zu sehen. Es geht ja sehr schnell, und man muss wirklich in dem Moment eben schauen...

Stimmt, man muss schon hinsehen. Und ja, man muss auch die Details erfassen und das ist bei weitem nicht immer gut gegeben.

Aber wer kennt das nicht, dass man eine Verkehrssituation beobachtet und denkt, "Oh Scheiße, jetzt knallts". Im nächsten Moment tut es dann auch genau so wie angenommen. Das ist eine Situation, wo man nicht nur schaut, sondern auch erfasst. Man hat die relevanten Details erfasst und sogar schon so verarbeitet bevor es dann tatsächlich passiert. Das ist eine Situation, wo man meist auch hinterher sehr gut sich erinnern kann. Aber klar, in anderen Situationen ist das oft nicht so der Fall.

Zitat:

@Blubber-AWD schrieb am 5. Juli 2022 um 12:58:18 Uhr:


Diese Zeugen sind sich ihrer Aussage und ihrer (vermeintlichen) Wahrnehmung so sicher, dass die üblichen "Lügensignale" des einfacheren Instrumentariums schlicht versagen, eben weil der Zeuge nicht lügt. Der glaubt den Unsinn tatsächlich, den er verzapft, eben weil er sich den so zusammengereimt hat, weil es seiner Vorstellung und nach seiner Kenntnis der Welt nach gar nicht anders gewesen sein kann.

Du beschreibst haargenau meinen Unfallgegner Januar 2020.
Der schien seine Geschichte auch zu glauben.... Nur, dass er inzwischen die 4. Version seiner Geschichte hat, was passiert ist..aber er glaubt fest daran.
Zwei Gutachten wiederlegen ihn. Aber laut meinem Anwalt reicht es nicht ihn deswegen wegen Prozeßbetrugs zu würdigen.

Irgendwie seltsam. Bis auf meinen eigenen Unfall habe ich bisher keinen Unfall gesehen, während er geschieht. Ich sehe nur gelegentlich das Ergebnis.

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Zitat:

@WeissNicht schrieb am 5. Juli 2022 um 17:01:36 Uhr:


...
Zwei Gutachten wiederlegen ihn. Aber laut meinem Anwalt reicht es nicht ihn deswegen wegen Prozeßbetrugs zu würdigen.

...

Ja, weil es ihm am Täuschungsvorsatz fehlt. Er hat sich das Geschehen in vielen schlaflosen Nächten zurechtgedichtet. Das kenne ich auch von einigen - die Versionen ändern sich nach und nach, doch sie glauben jede Version selbst dann, wenn sie einer vorherigen völlig widerspricht.

Da bin ich ganz bei dir; strafwürdig ist soetwas nicht. Als Betroffener von solch einem Unfallgegner zweifelt man bei so manch Aussage des Gegnersdann aber doch an dessen Verstand. Wenn Dinge geschildert werden, die physikalisch nicht möglich sind (Auf 3m Breite passen nunmal keine 2 "normale" PKW), da kann man nur noch mit dem Kopf schütteln.
Amüsanterweise denke ich selbst, dass mein Unfallgegner 100% davon überzeugt ist von dem, was er da von sich gibt.

Lustig ist, dass sogar der Anwalt meines Unfallgegners nicht zu merken scheint, dass er jedesmal eine neue Version präsentiert.

Im Grunde streite ich mich aber nur noch um 20% Betriebshaftung. Die Schuldfrage ist abschliessend geklärt und auch von der gegnerischen Versicherung anerkannt.

So ganz OT sind wir zum Glück nicht, denn das von dir beschriebene kann ebenfalls auch Unfallzeugen zutreffen, welche die Lücken in ihrer Wahrnehmung füllen. Wie auch beim beschriebene "Knallzeugen". Ein Augenblick reicht und das Hirn baut sich den Rest drumherum zusammen, so dass es subjektiv ein stimmiges Gesamtbild ergibt.

Wahrnehmung is a Bitch. Täuscht dich bei jeder Gelegenheit.

Wir sind Kilometer weit vom Thema weg.

Zitat:

@Steven4880 schrieb am 5. Juli 2022 um 20:12:23 Uhr:


Wir sind Kilometer weit vom Thema weg.

Nein, sind wir nicht. Wir sind mitten drin im Thema, was die Zuverlässigkeit von Zeugen angeht, inkl. Fallbeispielen und Erklärungen, wie so etwas zustande kommt. Bist du daher sicher, dass du deinen 1-Zeiler nicht eigentlich woanders schreiben wolltest? Hier jedenfalls ergibt er keinen Sinn. 😉

Andernfalls hätte man sich vielleicht gewünscht, du hättest deiner Kritik wenigstens noch etwas Konstruktives hinzufügt, was mehr zum Thema gehört?! 🙂

Wir sind doch noch dabei die Glaubwürdigkeit von Zeugen zu bewerten, die erst nach Minuten am Unfallort eintrafen? Bei einem Unfall von dem der TE nichts aussagen kann? - außer dass es hinter ihm stattgefunden hat.

Wenn sich der Unfall hinter dem Rücken des TE ereignet hat, wird er zum Unfallhergang nichts sagen können. Unerklärlich bleibt trotzdem die Motivation vermeintlicher Zeugen, die erst mehrere Minuten später am Unfallort eintrafen. Was treibt Menschen an, ihrer Phantasie und Vorstellungskraft freien Lauf zu lassen und möglicherweise anderen damit zu schaden?

Wie kommt hier jemand dazu, den Wahrheitsgehalt von Zeugen zu bewerten, die sich erst einige Zeit später melden?

Gibt es dazu ne Norm? 😉

Ich habe schonmal von meinem Balkon aus einen Unfall gesehen. War nichts großes, ein Autofahrer wollte rückwärts einparken und eine Frau war direkt hinter ihm stehen geblieben und er ist halt rückwärts auf sie drauf. Nach 20-30 Minuten kam die Polizei und auch das habe ich mir erst mal angekuckt. Erst als ich hörte, dass jemand sagte, dass die Frau auf ihn aufgefahren wäre, entschied ich mich runter zu gehen. Als ich dann eintraf war weit über eine halbe Stunde vergangen, da haben sich auch manche gefragt wo ich herkomme. Trotzdem hatte ich den Unfall gesehen.

Soll heißen, wenn der TE den Unfall schon nicht gesehen hat, dann kann er auch nicht beurteilen, wer Zeuge ist und wer nicht. Nicht jeder Zeuge rennt gleich zum Tatort und steht blöd im Weg rum. Es genügt völlig, sich erst zu melden, wenn die Polizei da ist.

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