Wohnwagenfahrt bei sehr starken Winden...

Moin Leute,

mal ein neues Sicherheits-Thema aus Notwendigkeit.

Wer ist schon mal bei richtig starkem Wind mit Wohnwagen gefahren?
Wie verhält man sich dann idealerweise? Wie wird das Fahrzeug und auch der Wohnwagen präpariert?

Wie ja einige von Euch wissen, bin ich Wohnwagenfahrer als Mittel zum Zweck. Ich bin Surfer und habe meinen Wohnwagen daher entsprechend umgebaut (Surfmaterial innen) und nehme ihn daher auch häufig mit auf Reisen, allerdings immer an windige Orte.
Nun war ich gerade 4 Wochen in Port St. Louis du Rhone (Camargue, Südfrankreich) und mußte am Montag zurückfahren.
Seit Samstag hatten wir dann Mistralwind aus Nord mit rund 130-140 km/h Stärke. Windstärke 12 nennt man das auch, gemessen am Strand 75 Knoten.
Was tun also, wenn man unbedingt fahren muß? Mein Wohnwagen ist ein Knaus Südwind 580 TK (7,30m Gesamtlänge), Zugfahrzeug war wegen des langen und sonnigen Aufenthalts ein Golf Cabrio, mit dem ich den WOWA grundsätzlich auch ziehen darf.
Ich für meinen Teil hatte mein gesamtes Material in den Wohnwagen gepackt, alles schön auf den Boden. Stützlast erhöht. Wassertanks gefüllt. Hauptsache schön schweren und niedrigen Schwerpunkt.
Schlingerkupplung bereits letztes Jahr gekauft.
Auf den ersten 100km dann 2 umgestürzte Wohnwagen auf der Landstrasse, beides kleinere Einachser (450 Aufbau mit recht großem Zugfahrzeug, Volvo und E-Klasse). Ich bin nicht auf die Autobahn gefahren, sondern auf der Landstrasse geblieben, da ich der Meinung war, daß bei den ganzen Ortsdurchfahrten ggfs. weniger Windangriffsfläche vorhanden ist. Bin insgesamt rund 180km gefahren, dann bin ich aus Sicherheitsgründen einen Parkplatz angefahren. 6 Stunden gewartet und bei nur noch rund 90-100km/h Wind dann weiter über die Autobahn. Ich wollte/mußte einen Teil Strecke sofort fahren, da insgesamt 1.200km vor mir lagen...

Grundsätzlich, auch eine Frage an die Theoretiker und Physiker usw... 🙂
Was ist besser?

Schwerer beladenes Zugfahrzeug oder lieber schwererer Wohnwagen (meiner war durch die Umladerei in den WOWA überladen, dafür schön tiefer Schwerpunkt)? Fahrzeugneukauf vor Ort schied aus... 😉

Schneller fahren oder langsamer? Bei schnellerer Fahrt relativiert sich theoretisch die Windgeschwindigkeit. Stichwort: Wahrer Wind, relativer Wind... Ich bin zu keinem Zeitpunkt über 60km/h gefahren.

Luftdruck am Wohnwagen: Lassen wie er war (leicht erhöht, Herstellerangabe + 0.20bar) oder verringern, damit er nicht so leicht springen kann?

Sonst ggfs. andere Ideen? Ausser den Wind abwarten natürlich, denn da kann man im Rhonetal u.U. sehr sehr lange warten. Für mich stellt sich das Thema natürlich ständig, da ich häufig windreiche Orte besuche, bzw. immer auch nur dann fahre, wenn sehr viel Wind angesagt ist.
Warum die beiden anderen Wohnwagen umgestürzt waren, kann ich nicht beurteilen. Ich weiß nicht, wie schnell und sicher die Fahrer unterwegs waren...

Grundsätzlich bei mehr Zeit hätte ich in diesem Fall normalerweise 1 Tag länger gewartet.
Ich muß aber sagen, daß der Wohnwagen eigentlich sehr ruhig gelaufen ist. Im vergangen Jahr am selben Ort hatte ich richtig Schwierigkeiten. Damals war zwar weniger Wind, allerdings bin ich da auf der Autobahn gefahren und die überholenden LKWs hatten mir Schwierigkeiten gemacht...

Grüße

Totti

P.S.
Die Mole auf dem Pic ist übrigens 3 Meter hoch, 1.3km lang. Direkt dort am Wasser hatte ich 4 Wochen gestanden...

70 Antworten

Ne, nix, geht nicht. Der Schwerpunkt ist und bleibt gleich. Eine Würfel hat seinen Schwerpunkt immer in der Mitte, egal ob ich ihn hinstelle, werfe oder sonst was damit mache, er ist nichts weiter als der "Massenmittelpunkt".

Vielleicht reden wir auch nur aneinander vorbei. Wenn ich z.B. den Würfel umkippe und gucke von oben, dann ist irgendwann der Schwerpunkt über der Ecke, dann kippt er. Bezogen auf den Würfel bleibt er jedoch immer in der Mitte. Beim Wohnwagen ist das genauso, bezogen auf den Wohnwagen bleibt der Schwerpunkt immer an der gleichen Stelle.

Der kann damit nicht durch den Innenraum wandern. Geht nicht, ist nicht. Eben weil er rein aus der Massenverteilung im WoWa ermittelt wird. Massen. Da gehen keinerlei Kräfte ein.

Hmm, wie kriegt man das jetzt brauchbar erklärt. Wenn man Bewegungen in eine Richtung betrachtet braucht man eine Kraftbilanz. (Kraft=Masse mal Beschl.) Dafür nimmt man die Masse komplett im Schwerpunkt an, sowie alle Kräfte in die jeweilige Richtung. (Wie gesagt, Schwerpunkt bleibt da wo er ist)

Nicken, Gieren und Wanken sind jetzt aber keine geraden Bewegungen, sondern Drehungen. Da sieht die Formel dann so aus Drehmoment=Gierneigungszahl*Drehbeschleunigung. Das Drehmoment ist jetzt die jeweilige Kraft multipliziert mit ihrem Abstand zur gewählten Drehachse. Als Beispiel mal die statische Situation mit Stützlast. Die Achse ist die Drehachse. Stützlast*Abstand Kupplung/Achse ist dann gleich dem Fahrzeuggewicht mal dem Abstand Schwerpunkt/Achse.

Dynamisch gehen jetzt in diese Bilanzen noch die Wind- Brems- usw. Kräfte ein.

Als Beispiel nehm ich mal das Bremsen eines Autos. Kennt man ja, es neigt sich nach vorne, die Kraft auf die VA nimmt zu, auf die HA ab. Der Schwerpunkt bleibt jedoch immer noch an der selben Stelle, würde also die Vorder- und Hinterachse gleich belasten. Jetzt kommen aber Bremskräfte hinzu. Die Reifen übertragen eine Bremskraft auf den Asphalt. Dummerweise liegt jetzt der Schwerpunkt aber nicht auf Bodenhöhe, d.h. die Kraft um den Schwerpunkt abzubremsen liegt jetzt z.B. 1m hoch. Durch den Abstand dieser beiden Kräfte wird ein Moment erzeugt, dass die Reifen wieder abstützen müssen, dies Moment sorgt für eine Kraft die die VA stärker auf den Boden drückt und die HA anhebt. Dadurch hat man vorne mehr Kraft auf den Reifen als hinten, der Schwerpunkt des Autos ändert sich jedoch nicht.

Meine Erklärungen berücksichtigen schon die Massenverteilung, denn die Kräfte die beim Pendeln oder Nicken auf das Zugfahrzeug wirken sind direkt abhängig von der Bewegung und der Gierneigungszahl. Und die hängt ja von der Massenverteilung ab.

Ich hoffe das war nicht allzu theoretisch, das Ganze ist schwer anschaulich zu beschreiben.

Gruß Meik

Zitat:

Original geschrieben von Meik´s 190er


Ich hoffe das war nicht allzu theoretisch, das Ganze ist schwer anschaulich zu beschreiben.

Gruß Meik

Uns zwar deshalb, weil du dich irrst. Macht ja nix.

Beim Bremsen des Autos sinkt/taucht der Wagen deshalb vorne ein, weil sich sein Schwerpunkt bei diesem dynamischen Vorgang nach vorne verlagert.

Ist die Gewichtsverteilung im Zustand der Ruhe 50/50, dann ist sie bei einer Vollbremsung z.B: 70/30, oder so.

Und wenn du dabei noch Ausweichmanöver fährst, dann eiert auch der Schwerpunkt deines Autos sonstwo rum, z. B. bei deinem Kupplungspedal.

Gruß, Tempomat

Zitat:

Original geschrieben von Wolfgang16


Hi Tempomat,

wenn der Schwerpunkt außerhalb des Caravans flutscht liegt er auf der Seite (nur mal so, zur Anmerkung). Aber wie ich sehe, sind viele interessante Ideen dabei, und Anregungen zum tieferen Nachdenken.

Viele Grüße von Wolfgang16

Stimmt! Meinte ich auch.

Hab´s doch oben erklärt. Langsam gehen mir die Ideen aus wie man das anschaulich machen kann.

Ja, die "Gewichtsverteilung" beim Bremsen ist z.B. 70/30, korrekt. Aber nicht weil sich der Schwerpunkt verlagert, das kann er nicht, sondern weil sich ein Moment ergibt, das das ganze Fahrzeug um seine Querachse zu drehen versucht. Je höher der Schwerpunkt liegt, umso stärker wird das Fahrzeug vorne eintauchen, oder sich neigen wenn man in eine Kurve fährt.

Hab´s mal jetzt mit einem Bild versucht.
G ist das Gewicht des Fahrzeugs (NICHT die Masse)
T ist die Trägheitskraft des Fahrzeugs, also Fahrzeugmasse mal Bremsbeschleunigung
S ist der unveränderliche Schwerpunkt
h die Höhe des Schwerpunkts
V die Last auf der Vorderachse
H die Last auf der Hinterachse.
B die Bremskraft der Reifen auf den Asphalt
R sei der Achsabstand
Jetzt gilt, dass die Kräfte und Momente insgesamt 0 ergeben müssen, actio=reactio, Grundsatz der Mechanik.

Heisst hier damit dreierlei:
1) In Fahrtrichtung: B=T
2) In der Vertikalen: G=V+H
3) Drehung um die Fahrzeugquerachse, hier also senkrecht zum Monitor durch den Schwerpunkt.
T und G gehen nicht ein, da sie keinen "Hebelarm haben.
B geht mit der Höhe h des Schwerpunkts ein
V,H bei mittig angenommenem Schwerpunkt mit halbem Achsabstand.

B und H würden gegen den Uhrzeigersinn drehen, V im Uhrzeigersinn.
Damit: V*0,5*R=B*h+H*0,5*R

Das wäre die sog. Momentenbilanz.

So ergibt sich bei entsprechender Bremsung der bekannte Effekt, dass sich das Gewicht scheinbar nach vorne verlagert.

Wie sollte sich denn der Schwerpunkt verschieben? Die Massenverteilung bleibt doch immer gleich, wenn ich 100kg in den Kofferraum packe bleiben die 100kg im Kofferraum und hüpfen nicht mal eben in den Motorraum. Schwerpunkt ist der MASSENmittelpunkt.

Gruß Meik

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Der Schwerpunkt verlagert sich beim bremsen höchstens weil du mit der Nase an der Frontscheibe klebst :-) ansonsten ist er bei statischen Körpern ebenfalls statisch. Alles andere sind wie Mike schon sagte Kräfte.

Zitat:

Original geschrieben von maurus


Der Schwerpunkt verlagert sich beim bremsen höchstens weil du mit der Nase an der Frontscheibe klebst :-)

Mist, ich wusste ich hab was vergessen! 😁

Gruß Meik

Hi maurus & wolfgang16

Währt ihr bitte so freundlich und könntet mir formlos bestätigen, dass sich der im statischen Zustand ermittelte Schwerpunkt z.B. eines Kfz, in Abhängigkeit von dann folgenden fahrdynamischen Zuständen, sich wie von Geisterhand, aber physikalischen Gesetzen folgend, sonst wohin verlagert?

Danke! Gruß, Tempomat

Negativ Tempomat, der Schwerpunkt ist als Massenmittelpunkt mit dem geometrischen Mittelpunkt vergleichbar und verschiebt sich weder magisch noch physikalisch irgendwohin. Die Richtung und die Stärke der Kraft mit der ein Körper aus dem Schwehrpunkt heraus zieht ist von der Dynamik abhänging, nicht aber die lage des Schwerpunktes selber. Durch die definition der Masse ergibt sich auch die Schwerkraftsunabhängigkeit des Schwerpunktes, was sprachlich leider etwas paradox ist, aber früher nahm man es mit Masse und Gewicht eben nicht immer so genau.

Ebenfalls negativ, Mike hat im Grundsatz recht, der Massenmittelpunkt bleibt konstant und alle anderen zusätzlichen Kräfte (z.B. durch Beschleunigung, Gierneigung) lassen sich exakt von diesem Punkt reproduzieren (ein anderer Weg wäre physikalisch auch nicht sinnvoll). Das Bild von Mike ist zwar sehr anschaulich, aber ein normaler Caravan hat eine Achse und stützt sich auf das Zugfahrzeug ab. Und diese Abstützung ist der eigentliche Aufhängepunkt, von dem die Kräfte auf das Zugfahrzeug wirken. Und so sehr ich auch überlege, fällt mir keine anschauliche arithmetische Lösung des Problems ein. Auf meinen Zettel stehen bisher nur Lösungsmöglichkeiten der höheren Differentialgeometrie. Zum Teufel, ich hab irgendwo in Mathe beim Integrieren gepennt, oder muss mal meinen alten Bronstein&Semendajew zu Rate ziehen.

Viele Grüße

Mein Gott, seid ihr alle negativ.
Den Schwerpunkt als solchen, den gibt es doch garnicht, ist das richtig?
Ist doch nur eine Hilfsgröße, an der natürlich, durch Einwirkung fahrphysikalischer Größen, Kräfte (Masse x Beschleunigug) und Momente richtungsabhängig herumzerren, oder?

Hallo Tempomat, du sieht es einfach zu eng und willst all deine Kräfte in den Schwerpunkt hineinpacken. Entweder du sieht es so, dass der Schwepunkt allein die Masse repräsentiert, welche von der Schwekraft angezogen wird und trennst dies von allen andern Kräften welche in der Trägheit basieren oder du rechnest den Luftwiederstand/Wind als zusätzliche viruelle Masse. Dann hast du tatsächlich einen neuen Körper mit neuem Schwerpunkt, aber auch einen neuen für den Moment der Betrachtung statischen Körper. Alle andern Kräfte entstehen aus der Trägheit des Wohnwagens und ändern nur die Richtung in welche der Schwepunkt zieht. Da Luftwiederstand und Wohnwagen jedoch keine feste Verbindung aufweisen, kann dein theoretisch neuer Schwerpunkt auch nicht in die Berechungen der Trägheitskräfte miteinbezogen werden, sondern muss immer erst am Schluss als fixe Kraft wieder dazu gerechnet werden. Fazit für die meisten Betrachungen nütz es nix wenn man den Schwepunkt theoretisch verschieben würde.

@Wolfgang: Vergiss den Bronstein, nimm Matlab oder Adams 😉

Hab das Beispiel mit dem Auto nur mal genommen, weil das jeder aus eigener Erfahrung kennt. Damit hielt ich es für anschaulicher als gleich den WoWa zu nehmen.

Den Schwerpunkt ist mehr ein Hilfspunkt, es ist also der Punkt in dem man die Trägheitskraft und Gewichtskraft zusammenfassen kann. Da er nur von der Massenverteilung abhängt ist er unveränderlich.

Naja, ok, ist imgrunde nur eine Vereinfachung, dass man nicht alle Massenanteile einzeln einrechnen muss. Das ist das schöne an der Mechanik, rechnerisch lässt sich der ganze Wohnwagen in einem Punkt mit einer Masse und Trägheitsmomenten (z.B. Gierneigungszahl) zusammenfassen.

Andere Kräfte wirken aber an anderen und auch veränderlichen Punkten.

Gruß Meik

Ich will mich jetzt nicht dranhalten.
Trotzdem versuche ich mal meinen Gedankengang darzustellen.
Dadurch, dass es so wunderbar einfach ist, sich einen Massepunkt vorzustellen gibt es ihn aber trotzdem nicht.
Wenn er da ist wo er ist, im Zustand der Ruhe, beschrieben durch seine Masse (kg) und seinen Vektor (Schwerkraft) haben wir alle miteinander bis jetzt das gleiche Verständnis.

Treten fahrdynamische Einflüsse auf, z. B. Beschleunigung, so gibt es zum Vektor der Schwerkraft einen weitern, nämlich den der Beschleunigung und der dürfte so ziemlich im 90°-Winkel zum Erstgenannten liegen.
Wenn ich das Ganze für einen infinitesimal kleinen Zeitraum betrachte, dann kann ich doch aus dieser Momentaufnahme mit den beiden Vektoren ein Kräfteparallelogram erstellen.
Die Resultierende beschreibt mir doch zum Zeitpunkt die Richtung und die Größe der resultierenden Kraft.
Oder, wo sich zum Zeitpunkt der Massenpunkt mit Größe und Ausrichtung befindet.

Ja, vollkommen richtig. Aber der Ausgangspunkt(!!) der Kraftpfeile ist der Schwerpunkt.

Addiere ich die Kraftpfeile erhalte ich die resultierende Kraft, die z.B. beim Bremsen schräg nach vorn unten zeigt, aber immer noch im Schwerpunkt angreift, absolut korrekt.

Die Kräfte ziehen am Schwerpunkt, aber da dieser rein durch die Massenverteilung ermittelt wird bleibt er an der selben Stelle.

Der Endpunkt dieses Kraftpfeils "wandert". Auch absolut korrekt, aber der Schwerpunkt ist der Ausgangspunkt dieser Kraft-Pfeile, wie in meinem Bildchen zu sehen. (Ok, ein Kunstwerk isses nicht geworden)

Gruß Meik

Ok, werde es anderer Stelle versuchen weiter zu vertiefen sonst wird's hier ein bissl viel.

Gruß, tempomat

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