Wer hat seine Schutzausrüstung schon mal wirklich gebraucht?
Es gibt hier immer wieder neue Threads zum Thema "Welchen Helm /welche Jacken /welche etc.... soll ich kaufen?"
Üblicherweise wird das eigene Zeug empfohlen, weil das komfortabel, wasserdicht, luftig oder das beste Preis-Leistungsverhältnis bietet. Auch hat es in diversen Test gut abgeschnitten oder war ein super Schnäppchen.
Aber ich lese selten bis nie, dass irgendjemand auch mal selber (wohl eher unfreiwillig) die Schutzwirkung austesten musste. Diese Erfahrungen würden mich mal interessieren. Was habt ihr beim Unfall getragen, was hat den Sturz überstanden und was ist kaputt gegangen? Und natürlich das Wichtigste: Was für Verletzungen habt ihr davongetragen?
Testberichte kann ich auch selber lesen, doch sind Tests in der Regel mehr oder weniger genormt. Echte Unfälle sind immer anders und bieten daher auch andere Einblicke.
Vielleicht kann man sich aus den geschilderten Fällen dann selber ein Bild machen, was sinnvoll ist und was weniger. Natürlich wäre es schön, wenn es nicht nach drei Beiträgen in eine Pro-und-Contra-Helmpflicht-Diskussion abdriften würde. Auch sollte sich das beim Unfall nur darauf beziehen, was mit der Schutzausrüstung und dem Träger passiert ist, damit nicht doch Parallel-Diskussionen losgehen, wer an dem Unfall schuld war. Das kostet nur Nerven und bringt nichts.
Da ich zum Glück noch keinen Motorradunfall hatte, kann ich in diesem Fall nichts aus eigener Erfahrung beitragen.
Beste Antwort im Thema
Hab meine Ausrüstung schon recht oft austesten können.
Hier meine Erfahrungen von der Rennstrecke:
Helme:
Meistens bin ich mit X-Lite 802 R Helmen gefahren und dürfte sie des öfteren testen.
Ergebnis: Habe - auch nach mehreren Salti - nie eine Kopfverletzung erlitten (zumindest nicht, dass ich wüsste 😉 ) und ja, man hat öfters einige schlimme Sturzspuren an den Helmen feststellen können.
Auch einen Arai durfte ich schon zerstören und alles gut an meinem Schädel, leider war der neue Arai futsch 🙁
Lederkombi:
Ich hatte meistens Einteiler aus Rindleder. Wobei meine ersten beiden Kombis, eine IXS und eine Arlen Ness, Zweiteiler waren. Bei der IXS ist nach einem ca. 50km/h Sturz bei Regen und nur ca. 5 - 10 m Rutsch ins Kiesbett eine Naht am Gesäß sofort aufgegangen und ich habe mir damals richtig den Hintern verbrannt. Das war sehr enttäuschend und sollte auf gar keinen Fall, bei keiner Motorrad-Schutzkleidung passieren, vor allem nicht bei Leder!
Die Arlen Ness dagegen war nach drei Stürzen immer noch recht gut intakt.
Meine dritte Kombi war eine Held Ayana. Wunderschön anzusehen, die gemütlichste und weicheste von allen. Allerdings nicht für die Rennstrecke geeignet. Nach nur einem Sturz war sie überall durchlöchert.
Angemerkt: Die ersten drei Kombis waren Damenkombis.
Meine anderen Rennkombis von Dainese und Ixon waren recht unauffällig bzw. gut bei Stürzen und ohne Durchgeriebene Stellen.
Habe noch eine maßgeschneiderte Gi-Moto, die ich zum Glück noch nicht auf Sturzeigenschaften getestet habe, leider ist der Service von Gi-Moto unterirdisch.
Handschuhe:
Meine ersten Handschuhe - Held Phantom, die ich 2005 gekauft habe, habe ich immer noch. Und obwohl die schon durch zig Stürze, Schweiß und Dreck gegangen sind, haben diese noch KEIN EINZIGES LOCH. Lediglich ist nach 8 oder 9 Jahren die Naht für einen Verschluß abgefriemelt (weiß nicht, vielleicht durch einen Sturz). Diese Handschuhe sind jeden Cent wert, JEDEN 🙂
Da können leider die IXS Handschuhe nicht mithalten. Nach dem zweiten oder dritten Sturz wiesen diese schon offene Stellen auf.
Habe in Australien noch "top-end" Shark-Leather Handschuhe austesten können. Die sind aber mehr als enttäuschend. Nach nur einem Sturz waren diese an zwei Fingern durchgescheuert.
Airbag-Westen:
Hatte bis jetzt zwei Helite-Airbag-Westen und bin sehr froh drüber. Die erste hielt ein paar Stürze bis sie bei einem 170 km/h Sturz in Schleiz von meiner Moped-Fußraste aufgespießt wurde (hat aber immer noch bestens geschützt).
Angemerkt:
1.Wenn die Weste passt, ist da auch kein Flattern, zumindest nichts, was einen beim Fahren stört. Auch über den Rennhöcker passt sie hervorragend.
2. Sie schützt auch bei Lowsidern (v.a. wenn man irgendwo dagegen knallt)
3. Wiederbenutzung (wenn nicht durchgerieben oder aufgespießt) ist ganz einfach: Neue Gas-Kartusche rein und fertig (ca. €25)
Rückenprotektor:
Besitze einen Polo-Rü-Pro. Bis jetzt immer noch mein erster. Und toitoitoi, hatte zum Glück noch keine Rückenverletzung. Habe ihn auch beim Motocross genutzt und bin vollauf zufrieden.
Stiefel:
Meine ersten Rennstiefel waren Sidi B-One (oder so). Alles in allem nach einigen Bodenproben unauffällig gut!
Meine zweiten, weitaus teureren und professionelleren Daytona Security Evo haben mir bei meinem bisher schlimmsten Sturz in Oschersleben einige Fuß- bzw. Beinknochen gerettet. Mein linkes Bein war unter dem Motorrad gefangen und beim Aufprall ins Kiesbett hatte sich das Motorrad gehoben und ist wieder auf mein Bein geknallt. Das hat mich meine Bänder im Knie gekostet. Mein Fuß war allerdings unversehen und ich glaube wirklich, dass es wegen der Daytonas war, die aus einem weichen und durchriebfesten Lederaußenschuh und einem harten Innenschuh bestehen.
Also meine Empfehlungen/Erfahrungen bzw. was ich mir ganz sicher wieder kaufen würde:
HELM: X-Lite 802R
LEDER-KOMBI: Dainese
HANDSCHUHE: Held
AIRBAG-WESTE: Helite
RÜCKENPROTEKTOR: Polo
STIEFEL: Daytona
Edit: Meine Empfehlingen beruhen ausschließlich auf meinen Erfahrungen mit den bestimmten Artikeln, die ich zum Teil auch nicht mit anderen vergleichen konnte. Das heißt nicht, dass eine Marke grundsätzlich gut oder schlecht ist. Es gibt also sicherlich noch viele andere hervorragende Produkte von vielen verschiedenen Herstellern.
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Ich hätte/habe sie 2 mal gebraucht, beide male in meiner Mofa Zeit (Zündapp Bergsteiger). Einmal durch ein Schlagloch gefahren und Vorderrad verdreht: Bei 20-30km/h auf eine Harte Wiese gefallen und nicht verletzt -> Helm war gut angeschlagen und meine Jacke war in Ordnung. 2. Mal auf einem Betonplattenweg bei 40-45km/h in der Kurve: Vorderrad eingehackt und irgendwie die Hinterradbremse festgesetzt -> Sehr hart mit dem Oberkörper und Bein auf dem Beton geschliffen. Bein war offen und hat geblutet wie Sau. Gehirnerschütterung und Rippe geprellt. Beim 2. Mal hatte ich keine Ausrüstung an außer einen Helm. Auf dem Moped habe ich fast immer volle Ausrüstung an (über 90%). Ich will nicht wissen wie sehr ein Rutscher bei 70km/h+ ohne Ausrüstung weh tut.
Zitat:
@Leonidas400 schrieb am 6. Februar 2017 um 23:31:43 Uhr:
Ich will nicht wissen wie sehr ein Rutscher bei 70km/h+ ohne Ausrüstung weh tut.
Wer will das schon.
Ich hatte ja im Mai 16 das zweifelhafte Vergnügen, den linken Kotflügel eines Kangoos zu zerbeulen, ich Vorfahrtsstrasse mit ca. 55 km/h, er kam ohne jegliche Verlangsamung aus einer "Stop" Straße. Ich hatte zwar "nur" meine Sommermontur an, habe aber bis auf 2 kleine blaue Flecken am rechten Oberarm und eine kleine blutende Verletzung am der Nase keinerlei Verletzung erlitten.
Deswegen......sei der Weg auch noch so kurz.....nie ohne Schutzkleidung!
PS: Moped habe ich auf eigener Achse später heimgefahren (waren nur 1100m), war aber Totalschaden.
Der Kangoo musste abgeschleppt werden. 😁
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Zitat:
PS: Moped habe ich auf eigener Achse später heimgefahren (waren nur 1100m), war aber Totalschaden.
Der Kangoo musste abgeschleppt werden. 😁
Mein Mofa hat damals die Hinterradbremse so stark blockiert, dass ich sie nicht losbekommen hab und musste es wirklich abholen lassen (~2000m) 😰 . Damals half nur der Hammer.
Das mit der Vorfahrtstraße ist mir auch mal mit dem Fahrrad passiert. Da fahr ich normal auf der Vorfahrtstraße und vor mir schaut mich die Frau noch an und fährt einfach los. Kotflügel und die gute Laune waren beide kaputt und sie Beschuldigte mich noch, dass ich zu schnell unterwegs war und ohne Licht nicht sichtbar war. -> Kein Helm und T-shirt= Aua
Zitat:
@Marodeur schrieb am 7. Februar 2017 um 09:01:45 Uhr:
Scheinbar Standardreflex... Der Andere muss schuld sein um das schlechte Gewissen zu beruhigen...
Mein Unfallgegner hat vor Ort gar nichts gesagt, war wohl zu schockiert. In der einen Sekunde telefonierst du noch, ne Sekunde später hast du nen Mopedfahrer umgesägt. Waren auch zuviele Zeugen vor Ort. Selbst die Fahrerin des PKWs vor mir hatte angehalten, weil sie im vorbeifahren an der schlecht einsehbaren Stop Strasse meinen späteren Unfallgegner schon hat heranfliegen sehen. Ihr war bewusst, das ich hinter ihr war und da hatte sie schon die Ahnung...."das geht nicht gut".
Letztendlich hat die gegnerische Versicherung alles, wirklich alles, bezahlt.
Das mit der Vorfahrtstrasse kenn ich auch. Da ist mir ne Pfarrerin in die Seite gefahren. Der Zylinder vom Boxermotor hat mein Bein geschützt und ihr ein Loch in die Stoßstange gestanzt. 😁
In der Situation hätte ich übrigens keine Schutzkleidung gebraucht. Irgendwie hab ich es sturzfrei vom Motorrad geschafft, als der Golf die GS umgestoßen hat.
Mit Gegenverkehr hätte das allerdings anders ausgesehen...
Schutzkleidung hab ich auch schon mal ausgetestet.
Vor 12 Jahren etwa ziemlich schräg auf einer fast 180Grad Kurve mit knapp 100km/h durch, leider war dann da ne Wasserspur auf der Fahrbahn. Die Strasse ist Stadtauswärts und immer stark befahren mit viel Reifenabrieb auf der Strasse. Im trockenen prima, bei Nässe rutschig wie Sau.
Also Hinterrad in der Kurve weg, ich wahrscheinlich irgendwie mit dem Schienbein ans Hinterrad gekommen und die Shoei Hose ziemlich zerfetzt. Die Vanucci Jacke hat auch gelitten, ließ sich aber retten.
Auf Achse konnte ich nicht mehr heimfahren. Dank Carbonkupplungsdeckel hat es mir alle 6 Bolzen vom Kupplungskern abgeschert. Helm war unversehrt, erstaunlicherweise keinen Bodenkontakt damit gehabt..
Dafür war einer der Stiefel angesenkt vom Auspuff
Jepp, 12er, Passau raus Richtung Freyung 😁
Edit: Ach ja, außer eine saubere Schulterprellung nix passiert damals.
Na gut, dann lege ich auch mal meine Krankenakten offen. Ich hab das jetzt aber nicht chronologisch sortiert...
1. Sturz, Vorderrad im Regen überbremst aus ca. 30 km/h
Textiljacke nichts abbekommen, Jeans kleiner Kratzer. Kleidung insgesamt hat quasi keinen Schaden genommen. Trotzdem war die Hüfte geprellt
2. Sturz, Lowsider in Rechtskurve bergauf aus ca. 30-40 km/h
Von der Lederkombi eine Naht, rechtes Bein, kurz unterm Hintern gerissen - halb so wild, weil doppelte Naht vorhanden
Keine Verletzungen
3. Sturz, Rennstrecke, geradeaus ins Kies am Spreewaldring
nüscht passiert, weil komplett Sand
4. Sturz, beim Abbiegen (vermutlich aufgrund von verdreckter Fahrbahn) weggerutscht
Jeans aufgerissen, Schutzkleidung kein Schaden
Schlüsselbein angeknackst, weil blöd gefallen
5. Sturz, Rennstrecke, geradeaus ins Kies in Most
Kombi verdreckt, Handschuhe leicht beschädigt
Keine Verletzungen
6. Sturz, Rennstrecke, Lowsider in Turn 1 Sachsenring
Wieder eine Naht rechtes Bein gerissen, wieder halb so wild, weil doppelte Naht vorhanden
Handschuh am Mittelfinger aufgerissen (Finger lag danach frei), sowie Naht am Handballen weggeraspelt (doppelte Naht vorhanden)
Keine Verletzungen
7. Sturz, Rennstrecke, Highsider vorletzte Kurve in Groß Dölln
Mit Abstand mein schlimmster Sturz.
Salto mit 180er Drehung und drei anschließenden Rückwärtsrollen
Die Folge: Unmittelbar nach dem Sturz Orientierungslosigkeit, im Safety Car dann auch Bewusstlosigkeit, anschließend im RTW wieder erwacht, anschließend drei Tage Krankenhausaufenthalt, der eigentlich länger andauern sollte (aber egal)
Helm komplett geschrottet (siehe Bilder), Handschuhe hinüber, Lederkombi hat ziemliche Kampfspuren erlitten und wurde daraufhin getauscht, Stiefel haben auch einiges abbekommen
Verletzungen: Gehirnerschütterung mit Schleudertrauma, Bänderriss rechtes Sprunggelenk, steifer Nacken/Hals, unzählige Prellungen und Zerrungen
Dadurch, dass ich keinen Höcker hinten am Rücken hatte, wurde mein Kopf bei den Rückwärtsrollen nach vorne und dann wieder nach hinten geschleudert. Der Helm knallte dadurch immer wieder auf den Asphalt. Während des Sturzes dachte ich, dass gleich das Licht für immer ausgeht (ziemliches Scheißgefühl). Ein Höcker hätte zwar das Aufschlagen des Helmes auf dem Asphalt nicht verhindert, sehr wohl aber dass der Kopf immer wieder in den Nacken fällt.
Für mich der ausschlaggebende Moment, mehr Geld in Schutzkleidung zu investieren.
Im Ernst: wer in so kurzer Zeit so viele Stürze hat, sollte
vielleicht über ein anderes Hobby nachdenken (so lange
es noch geht).
Dann müssten wir alle robben / krabbeln. Beim laufen lernen liegt man mit Sicherheit öfter auf der Nase.