Was macht eine gute Halogenlampe aus
Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht vermuten würde, Scheinwerferlampen sind Hochpräzisionsprodukte: Während eine normale Haushaltslampe ihr Licht im Umkreis von wenigen Metern verteilt, muss eine Scheinwerferlampe das Licht im Zusammenspiel mit dem Reflektor im Abstand von weit über 50 Metern präzise auf die Straße bringen.
Warum die Qualität in der Produktion so eine wichtige Rolle spielt und schlechte Lampen einen erheblichen Einfluss auf die Verkehrssicherheit haben – selbst dann, wenn sie ein E-Zeichen tragen – erfahrt Ihr hier.
Anforderungen aus der ECE R37
[bild=1]Halogen-Scheinwerferlampen werden nach den gesetzlichen Vorschriften (ECE R37) gefertigt und zugelassen. Zu den Vorgaben gehören der zulässige Lichtstrom in Lumen, die elektrische Leistungsaufnahme und natürlich alle Maße vom Glaskolben bis hin zum Sockel. Diese Festlegung soll sicherstellen, dass beispielsweise jede zugelassene H7-Lampe in jeden dafür vorgesehenen Scheinwerfer passt und mit diesem ein korrektes Lichtbündel liefert.
Neben dem Lichtstrom ist die
Geometrie der Lampe besonders wichtig. In modernen Freiformflächen-Scheinwerfern wird das Licht der Glühwendel durch unterschiedlich angeordnete Spiegelelemente auf die Straße gerichtet. Dieses System kann nur dann einwandfrei funktionieren, wenn sich die Glühwendel exakt an der richtigen Stelle befindet. Die erlaubte
Toleranz für die Position der Glühwendel einer H7 ist gerade mal 0,2 mm– immer bezogen auf den Justierring, mit dem die Lampe im Scheinwerfer sitzt.
Zur vereinfachten, schematischen Darstellung zeigt die Grafik den Strahlengang eines Scheinwerfers mit Parabolspiegel. Nur, wenn die Glühwendel genau im Brennpunkt sitzt, treten die Strahlen parallel aus.
Unterschied zwischen guten und schlechten Lampen
Die Lampen von Markenherstellern wie Philips, die auch in die Erstausrüstung liefern, halten die strengen Vorgaben der ECE R37 selbstverständlich ein und haben oft sogar noch engere, interne Spezifikationen. Das erfordert hochpräzise Fertigungsprozesse und einen sehr hohen Aufwand in der Qualitätskontrolle.
Vergleichstests der Autozeitschriften zeigen immer wieder, dass diese hohen Anforderungen bei vielen Lampen aus Billig-Produktion nicht eingehalten werden. Ein Hauptproblem sind Fehler in der Geometrie. Das Ergebnis ist ein unsauberes Lichtbündel, eine viel zu kurze Reichweite oder Blendung. Dies ist in den beiden Bildern ebenfalls anhand des Parabolspiegels dargestellt. Sitzt die Glühwendel zu weit vom Reflektor entfernt, wird das Lichtbündel zu kurz. Sitzt sie zu nah, erzeugt das Blendung.
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Häufig fallen solche Lampen auch mit einer besonders starken oder schillernden Beschichtung auf. Auf der Verpackung wird dann oft eine besonders hohe Farbtemperatur versprochen. Dass dadurch das Licht auf der Strecke bleibt und die Lampe im schlimmsten Fall sogar gefährlich blendet, interessiert hier leider wenig.
Ein kurzes Video aus dem Lichtlabor zum Unterschied von guten und schlechten Lampen findet Ihr hier.
Das Lichtbündel aus der Vogelperspektive
Unterschiede im Abblendlicht lassen sich schön im sogenannten
Bird's Eye Viewdarstellen. Dazu wird die asymmetrische Lichtverteilung, die der Scheinwerfer auf die Straße wirft, aus der Vogelperspektive farblich dargestellt. So lässt sich die Reichweite des Lichtbündels mit unterschiedlichen Lampen sehr gut vergleichen.
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Die Grafiken zeigen als Beispiel eine gute H7-Standardlampe im Vergleich zu einer besonders schlechten. Bei der schlechten Lampe ist das Lichtbündel so "deformiert", dass die charakteristische asymmetrische Lichtverteilung gar nicht mehr zu erkennen ist. Dies lässt sich auch durch Ausrichten des Scheinwerfers nicht mehr korrigieren. Der
Unterschied in der Reichweite am rechten Fahrbahnrand beträgt hier über 50 Meter, die im Ernstfall fehlen, um rechtzeitig reagieren zu können. Beim Vergleich mit einer lichtstärkeren X-tremeVision-Lampe ist der Unterschied noch viel größer.
Warum können auch schlechte Lampen ein E-Zeichen haben?
Bleibt noch die Frage, warum manche Lampen ein E-Zeichen haben und trotzdem im Vergleichstest sehr schlecht abschneiden.
Um eine Lampe zuzulassen, muss der Hersteller fünf Muster in einem Prüflabor testen lassen und anschließend die Zulassung bei der zuständigen Behörde eines ECE-Mitgliedslandes beantragen. Leider ist der
Hersteller später selbst dafür verantwortlich, dass aus seiner laufenden Produktion auch das heraus kommt, was einmal zugelassen wurde. Das nennt sich
„Conformity of Production“. Und damit nehmen es viele Billiganbieter später nicht mehr so genau.
Als Fazit kann man gerade bei sicherheitsrelevanten Teilen wie Autolampen nur dazu raten, Produkte der Markenhersteller zu wählen, die auch in die Erstausrüstung liefern. Dann seid Ihr auf jeden Fall auf der sicheren Seite.
12 Antworten
Mir vollkommen unklar ist, warum hier die Lobby nicht auf echte Tests besteht?
Vielleicht weil sich die Werbeversprechen dann nicht mehr einhalten lassen?
Denn hier reden wir im Gegensatz zu den Abgasgeschichten tatsächlich gegen Normverstöße!
Moin,
es ist schon traurig, das sich große Firmen nicht zu helfen wissen,
gegen diesen Schrott aus fernost 😕
Die ganzen EU-Vorschriften gelten nur bei uns, zu unserem Nachteil!
- die Importeure haften scheinbar nicht für die Produkte!!!
Und was nützen solche Hightech-Lämpchen, wenn sie im der Fachwerkstatt,
noch einmal das doppelte kosten,
wie schon im Fachhandel 🙄
Mir ist es einfach zu teuer, und dann brennen die auf der rechten Seite immer eher durch,
wohl durch die Gullies 🙄
Vielleicht sollte man das mal berücksichtigen,
und rechte und linke Lämpchen anbieten 😁
und vor allem den Preis anpassen, dann kauf ich auch😁
schönen Gruß
Möglich wären auch größere Stromschwankungen rechts als links,
denn Achse und Karosserie "verteilen die Schläge rechts" auf die
ganze Karosserie. Gruß aus B..........
Ich vermute auch eher eine etwas höhere Spannung auf der Seite (geringerer Spannungsabfall auf der Zuleitung).
Grüße, Jürgen
Moin,Zitat:
@Dr_Lux schrieb am 17. Oktober 2015 um 12:37:26 Uhr:
Ich vermute auch eher eine etwas höhere Spannung auf der Seite (geringerer Spannungsabfall auf der Zuleitung).Grüße, Jürgen
das hat nichts mit Spannungsschwankungen zu tun, die gibt es heut zu Tage nicht mehr,
da Plus und Minus per Kabel am Lampensockel ankommen!
Es sind die Schläge des rechten Rades durch die Gullys 🙄
Habe ich schon bei meheren Fahrzeugen bemerkt!
Weiterhin ist das Spannugsniveau heute viel höher als 12 Volt, je nach Verbraucher,
über 13 Volt, das verkürzt nachtürlich auch die Lebensdauer 🙄
- Da sind die Marken-Lämpchen etwas besser angepasst und halten deswegen länger!
- aber einfach zu teuer -
schonen Gruß
Zitat:
@Jupp78 schrieb am 16. Oktober 2015 um 22:46:20 Uhr:
Mir vollkommen unklar ist, warum hier die Lobby nicht auf echte Tests besteht?
Vielleicht weil sich die Werbeversprechen dann nicht mehr einhalten lassen?Denn hier reden wir im Gegensatz zu den Abgasgeschichten tatsächlich gegen Normverstöße!
P.S.: Diese echten Tests gibt es natürlich für die Produzenten, die in die Erstausrüstung liefern. Die Fahrzeug- und Scheinwerferhersteller machen Audits in den Fabriken und aus der laufenden Fertigung müssen regelmäßig Stichproben durch unabhängige Prüfstellen entnommen werden. Gerade in der Automobilindustrie ist die Kontrolle sehr stark und wenn da einer nicht mitmacht, ist er als Lieferant sofort raus :-)
Anders ist das bei Teileherstellern, die nur für den Ersatzteilmarkt produzieren und die nicht als Erstausrüster zugelassen sind. Da greifen diese Kontrollmechanismen nicht.
Hallo @ testmal,
wenn mein Hinweis auf mögliche Spannungsschwankungen bzw. Strom-
spitzen "Grimm`s Märchen" sind, dann erkläre mir mal bitte, weshalb es
Hersteller von Auto`s gibt, Deren Produkte Lampenfresser sind, sowie
wieder Andere, bei denen Lampen nach etlichen Jahren gewechselt
werden, nicht weil Sie kaputt sind, sondern weil die Lampengläser
von innen schwarz gebrannt sind.
Wäre Deine These mit dem rechten Vorderrad und den Gully`s die
Erklärung, dann müßten Das eigentlich Alle haben oder?
( Bei meinem Auto beispielsweise müßte dann das rechte Vorderrad fehlen)
Bei mir gehen so gut wie keine Lampen kaputt, sondern müssen alle paar
Jahre getauscht werden, weil Sie schwarz gebrannt sind und deshalb
die Lichtausbeute sinkt.
Vielleicht sind da doch andere Gründe vorhanden.? Gruss aus B............
Halogen Leuchtmittel mit schwarzem Belag innen können auch durch zu wenig Spannung entstehen.
Ist das Quatzgglas an der Innenseite zu kalt können die Wolframdämpfe die von der Wendel aufsteigen dort kondensieren anstatt sich in der Schutzgas / Halogen Druckatmosphäre wieder auf der Glühwendel zu kristallisieren.
Bei alten Halogen Leuchtmittel die mit korrekter Spannung bis vor Ende der Lebensdauer betrieben wurden kann man die Kristalle auf der Glühwendel sogar mit dem Auge sehen.
Halogen mag weder Unter- noch Überspannung und je Leistungsoptimierter desto schmaler der Bereich.
Es gibt aber auch HD Halogen Leuchtmittel die weniger hell aber auf Lebensdauer ausgelegt sind und die auch bei harten Sportfahrwerken und Vibrationen von Motorrädern länger halten.
Spannungsspitzen:
müssen nicht nur durch Überspannung verursacht durch Regler sein.
Zum einen haben heutige Bordnetze mit AGM Batterien z.T über 14V
Zum Anderen sind häufig Wackelkontakte an anderer Stelle für Spannungsspitzen verantwortlich.
Hat ein starker Verbraucher einen Wackel oder Teil Wackel durch schwankende Übergangswiderstände an Kabeln und Steckkontakten zieht er bei gutem Kontakt viel Strom und der Regler regelt auf.
Fällt nun im mS Bereich (britzeln) der Kontakt hochohmig, kann der Regler nicht so schnell nach regeln und es entstehen Spannungsspitzen.
Hinzu können fehlerhafte Relais kommen die Abrissfunken bilden.
In Verbindung mit der Induktivität eines E-Motors kann das üble Spannungsspitzen verursachen.
Dagegen gibt es Maßnahmen die die Hersteller wohl unterschiedlich gründlich (und teuer) umsetzen.
Moderne Fahrzeuge mit Steuergeräten für die Beleuchtung können i.d.R. nicht mehr so ohne Weiteres mittels Relais nahe am Verbraucher / Leuchtmittel auf weniger Spannungsabfall umgerüstet werden.
Leuchtmittelüberwachung würde nicht mehr funktionieren und CANBUS Fehler über Stueregerät auslösen, Dinge wie Ersatzlichtfunktion ginge mit Relais nicht mehr.
Schlimmstenfalls Steuergerät zerschossen...
Das Relais nachzurüsten ist auch heute gegenüber früher (bis in die 80er) nicht mehr in dem Maße erforderlich.
Gerne hier auch die Begründung:
Die alten Fahrzeuge hatten zumeist ein Bordnetz bei dem der Strom zum Leuchtmittel durch sehr lange Kabel und meist auch frei von Relais direkt geschaltet wirde.
Da lagen Zündschloß, Lichtschalter und viele Meter dünnes Kabel dazwischen und oftmals wurden bis vor die Sicherung auch die geschaltete Leitung für beide Seiten in einer Ader gemeinsam geführt und erst durch Aufteilung auf zwei Sicherungen li/re aufgeteilt.
Dies führte oft dazu, dass am Leuchtmittel selbst mehr als 2V Spannung unter Last abfielen.
Bei heutigen Fahrzeugen liegen die Steuergeräte meist nahe und einzel-Verkabelt an den Scheinwerfern.
Bordnetze sind heute viel leistungsfähiger.
Lichtmaschinen leisten bis zu 5 mal so viel wie eine verstärkte LiMa BJ 83!