Sraßenverkehr in USA - Vorbild für D?

2 Wochen lang war ich rund 2.700 km im mittleren Westen der USA (incl. Las Vegas) mit einem Mietwagen unterwegs.

Meine Beobachtungen:
Die zwei Stunden Autobahnfahrt nach der Rückkehr ab Frankfurt waren nervenaufreibender als die gesamten zwei Wochen USA. Man fährt dort insgesamt deutlich entspannter als bei uns. Riskante Verkehrssituationen gab es praktisch keine. Ich schätze, dass ich 90 % der Strecke mit aktiviertem Tempomaten gefahren bin. Ganz auffälliger Unterschied zu uns: LKWs dürfen in USA so schnell fahren wie PKWs. Auf einer "Interstate Highway" waren 80 Meilen pro Stunde (= 128,75 km/h) erlaubt (sonst waren es meist 75 Meilen/Stunde [= 120 km/h] oder 65 [ = 105 km/h]. Und tatsächlich fuhren fast alle Zugmaschinen mit Auflieger (offenbar auch mit Tempomat) genau dieses Tempo!
Man muss es sich nochmal klar machen: LKW-Gespanne fuhren keine 80 km/h, sondern bis zu 128 km/h!
Folgen? Es gibt kaum hektische Spurwechsel und Kolonnen wie in Deutschland, weil es selten einen Grund gibt, einen LKW zu überholen. Vereinzelt kam es zwar durchaus vor, dass ein LKW den anderen überholte, aber dabei eben mit der auf dieser Straße zulässigen Höchstgeschwindigkeit, so dass es keinen Grund gab, diesem ungeduldig dicht aufzufahren. LKW-Fahrer fuhren, mit einer Ausnahme - auch rücksichtsvoller als auf deutschen Straßen, zogen also nicht rücksichtslos auf die linke Spur, sondern warteten, bis die PKWs vorbei waren, bevor sie selbst zum Überholen ansetzten.
Dass man in den USA rechts überholen darf, hatte dagegen keine große praktische Bedeutung. Auf einigen Strecken (meist Steigungen) war Rechtsfahrgebot ausdrücklich angeordnet; nur zum Überholen durfte man dann links fahren. Und im übrigen wurde auf den von mir befahrenen zweispurigen Highways faktisch ein Rechtsfahrgebot von fast allen eingehalten, d.h. die Amerikaner scherten nach Überholvorgängen zügig wieder auf die rechte Spur ein. Nur ganz selten konnte man außerorts Rechtsüberholen beobachten oder dass einer stur auf der linken Spur blieb.

Meine Überlegung: Sollte man in Deutschland das Tempolimit für LKWs auf 120 km/h anheben oder würde das nur bei einem generellen Tempolimit funktionieren?

Beste Antwort im Thema

Ich lebe in den USA und bin in den meisten Staaten gefahren.

Den Mittelwesten als Vorbild fuer Deutschland zu nehmen oder als Argument fuer die Einfuehrung eines Speedlimits ist schlicht Bloedsinn. Extrem geringes Verkehrsaufkommen fuehrt natuerlich zu ruhigerem Verkehrsfluss.

Wenn der OP mal probiert, in den Ballungsgebieten zu fahren, wird er feststellen, dass dort keineswegs so gefahren wird wie er sich das vorstellt. Ich lebe im Silicon Valley und es ist unglaublich, wie hier um Positionen gekaempft wird, trotz speedlimit.

Beispiel von heute morgen: Da kroeten eine Handvoll Priusse auf der Ueberholspur dahin, mit 50mph um noch ein Troepfchen Sprit zu sparen, ein Lexus laeuft mit 70 auf die Dummkoepfe auf und glaubt er muss sich mit der Brechstange rechts dazwischenquetschen. Ein Mercedes mit 80 dahinter sieht dass da noch ne Luecke ist, haut sich ohne Blinker und Spiegel in die Luecke und zwingt nicht nur nen Pickup zur Vollbremsung sondern raeumt auch fast noch den Lexus ab. Prius 1 entscheidet sich dass er wohl die naechste Ausfahrt nehmen muss und reisst die Kiste ohne Blinker und Spiegel ueber drei Fahrspuren, was zu mehr Vollbremsungen fuehrt. Und siehe da, es steht alles. Trotz Speedlimit, oder vielleicht gerade deswegen.

Ich fahre erheblich lieber in Deutschland. Auch wenn das die Bessermenschen tausendmal nicht wahrhaben wollen, die deutschen Autofahrer sind im Schnitt erheblich besser und disziplinierter als die Autofahrer in den meisten Tempolimitgeplagten Laendern.

Was mehr helfen wuerde, waere die Fuehrerscheinausbildung zu verschaerfen und die Kontrollen des Rechtsfahrgebotes zu verbessern. Links fahren wenn rechts Platz ist sollte genauso bestraft werden wie Rechtsueberholen.

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Zitat:

Original geschrieben von där kapitän


Ich fänd es schon gut, wenn man in Deutschland mal die Verkehrsampeln auf die gegenüberliegende Kreuzungsseite stellen würde, so dass man nicht bei Fahrt bis an die Haltelinie bei manchen Ampeln den Klammeraffen machen und steil nach oben glotzen muss, weil das Mistding ja genau über dem eigenen Auto hängt und man nichts sieht😠 viel besser in Amiland, da kann man locker sitzenbleiben und man sieht die Ampel GERADE voraus.

cheerio

Eine pragmatische Lösung gegen den "Klammeraffen" gibt es in Frankreich und wäre auch bei uns in D machbar, ohne alle Ampeln verlegen zu müssen. In F - zumindest habe ich das im benachbarten Elsass entdeckt - gibt es an den Ampelmasten die gängige grosse Anzeige wie bei uns und eine kleine Version in ca. 1m Höhe, so dass der zuvorderst stehende auch ganz entspannt sitzen bleiben kann.

Zitat:

Original geschrieben von kerberos


Beispiel gefällig? Dann fahr mal zum Ferienbeginn an einem Freitag nachmittag auf die A5, die von Frankfurt in Richtung Schweiz führt. Auch geeignet ist die A8 von Karlsruhe nach München und dann weiter Richtung Österreich.

Ach nee, halt, da fährt man nicht, da steht man ja.....

Das muss nicht mal zu Ferienbeginn sein, an jedem normalen Freitag ist es alles andere als entspannend und mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 70 km/h kann man sich noch glücklich schätzen - vor allem zwischen Basel und bis kurz vor Rastatt = zweispurig und derzeit von Baustellen durchzogen.

Die Fahrten aus meiner Berufsheimat (Basel) in meine Heimat (Kurpfalz) sind so nervig, dass ich schon seit langem alternativ über Frankreich fahre und viel entspannter ankomme! (Ausnahme: wenn man Pech hat, kann man bei Strassbourg auch mal länger stehen)

Zitat:

Original geschrieben von starfishy


...
Ein Trucker hat mir mal erzaehlt dass er immer mit einem Fuss im Gefaengnis steht - entweder er haelt sich an den vorgegebenen Terminplan, dann muss er mit einem gewissen Mass Optimismus fahren und hoffen dass besagter Prius eben doch vor dem Einschlag noch auf Touren kommt oder er faehrt so dass er in so einem Fall noch anhalten kann, dann war die erste Tour halt auch die letzte, weil er dreimal so lange braucht wie andere Trucker.

Und damit wären wir hüben wie drüben bei einem ganz wichtigen, schon oft diskutiertem Punkt: Der enorme Druck, der auf den Fahrern lastet; ständig im Spannungfeld zwischen Boss und police officer zu lavieren.

Der Prius hat's Dir aber angetan; werden die in CA inzwischen hauptsächlich von Öko-Freaks mit Erziehungsauftrag gefahren 😛 ?

Zitat:

Original geschrieben von starfishy



Zitat:

Original geschrieben von kerberos


Ich war schon in zahlreichen Bundesstaaten mit dem Auto unterwegs. Aber das von Dir beschriebene Verhalten konnte ich nirgends feststellen. Dagegen herrscht auf deutschen Autobahnen der reinste Krieg. Alles eine Frage der Wahrnehmung
Warst du schon mal in den richtig dicht befahrenen Gegenden? Grossraum LA? New York City? Bay Area? Chicago, Washington DC, Miami, Dallas?

Wahrscheinlich nicht. Natuerlich ist im Hinterland die Verkehrsdichte geringer und deshalb auch das Fahren entspannter. Aber ich garantiere dir: Da wo das Verkehrsaufkommen Deutschland aehnlich ist, treffen die von mir gemachten Beobachtungen zu.

Christian

Genau deswegen soll/kann/muss man nur ähnliche Verhältnisse vergleichen. Ein Freeway im US-Hinterland ist mir trotzdem lieber als eine Autobahn im deutschen Hinterland. Gleiches gilt für dicht befahrene Gebiete.

Und ja, ich war auch schon in Ballungszentren in den USA mit dem Auto unterwegs, daher kann ich das durchaus ein wenig einschätzen.

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Deutsche Autobahnen sind doppel so dick und doppelt so teuer, die teuersten der Welt. Dementsprechend halten unsere Autobahnen den hohen Geschwindigkeiten statt.

Die Nummer mit freier Fahrt für freie Bürger hat sich nach der nächsten Bundestagswahl sowieso erledigt, die Grünen mit mehr als 20% in einer Bundesregierung werden dann ganz locker ein Tempolimit durchsetzen.
Ich genieße es auch in den Staaten unterwegs zu sein, in LA oder Houston zur rushour auf den Stadtautobahnen ist Fahren allerdings genausowenig entspannt wie bei uns .

Zitat:

Original geschrieben von driver191


die Grünen mit mehr als 20% in einer Bundesregierung werden dann ganz locker ein Tempolimit durchsetzen.

solange es nicht unmittelbar vor der nächsten wahl ein zweites "fukushima" gibt, ist das grüne gemüse genausoschnell im abfalleimer verschwunden, wie es am anfang vom jahr rausgekrochen kam...

insofern hat sich das thema in meinen augen erledigt! 😁

Zitat:

Original geschrieben von Manitoba Star


Der Prius hat's Dir aber angetan; werden die in CA inzwischen hauptsächlich von Öko-Freaks mit Erziehungsauftrag gefahren 😛 ?

Erziehungsauftrag wuerd ich das nicht nennen, dann muessten sie sich ja zumindest grob an die Verkehrsregeln halten. Das Problem ist wohl eher dass der Prius vor allem auf die unfaehigsten Autofahrer eine magische Anziehungskraft hat.

Dass die auf der Ueberholspur 50 fahren und den ganzen Verkehr blockieren und rabiate Spurwechselmaneuver ungeduldiger Zeitgenossen provozieren liegt daran, dass die nicht wissen, dass der Innenspiegel nicht zum Ueberpruefen des Makeups oder Rasieren gedacht sind und die Aussenspiegel nicht nur der Verschoenerung des Designs dienen. Das verhindert natuerlich auch das Beobachten rueckwaertigen Verkehrs beim Spurwechseln.

Und wenn man schon massive Probleme hat, zwei Pedale und ein Lenkrad zu koordinieren, bleiben halt keine Gehirnzellen fuer das Bedienen des Blinkers oder gar einen Schulterblick uebrig. Abgesehen davon dass das Energiespar-Maeusekino noch die letzten Aufmerksamkeitsreserven raubt.

Zitat:

Original geschrieben von kerberos


Genau deswegen soll/kann/muss man nur ähnliche Verhältnisse vergleichen. Ein Freeway im US-Hinterland ist mir trotzdem lieber als eine Autobahn im deutschen Hinterland. Gleiches gilt für dicht befahrene Gebiete.

Und ja, ich war auch schon in Ballungszentren in den USA mit dem Auto unterwegs, daher kann ich das durchaus ein wenig einschätzen.

Das geht mir genau umgekehrt. Mag natuerlich sein dass ein Tempo-80-dem-Wald-zuliebe-Fahrer in den USA ein bisschen gluecklicher wird, die meisten Autofahrer werden wohl D vorziehen. Wobei ich mir selbst ersteres in Kalifornien oder auch NYC schwer vorstellen kann...

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