Seil um Vorderreifen als Windenersatz?

Mir ist gestern folgender Gedanke durch den Kopf gegangen, zu dem mich Eure Einschätzung interessieren würde:

Bei Schnee und Eis sind wir zuletzt mit einem Toyota Landcruiser bis zu den Achsen auf einer unserer Pferdekoppeln im Schnee versunken, so dass alle vier Räder frei drehen konnten und keine Besserung in Sicht war. Das Fahrzeug hat eine fest installierte 24V Seilwinde mit 9mm Drahtseil, die über 3 Tonnen ziehen kann. Schlußendlich konnten wir uns mit der Winde selber aus dem Dreck ziehen, wobei zwischendurch sogar das Seil einmal mittig gerissen ist. Das hat uns eindrucksvoll gezeigt, was für Kräfte nötig sind, um einen 2T Geländewagen aus vier Radkuhlen zu ziehen.

Die interessante Frage ist nun, wenn in einer solchen Situation keine Winde zur Verfügung steht, wäre es eine Option, ein starkes Seil um eines oder beide Vorderräder zu fädeln und erstmal locker zwei Umdrehungen aufzuwickeln und dann irgendwo exakt frontal voraus festzuzurren, so dass die Vorderräder als Windenersatz dienen!??

In meiner Vorstellung sollte das eigentlich klappen, wenn man mit niedriger Untersetzung langsam dreht, da ja häufig nur ein halber Meter nötig ist, um das Fahrzeug zu befreien. Trotzdem hat mir unser zerissenen Drahtseil aufgezeigt, was für immense Kräft nötig sind, die dann ja direkt auf die Vorderradaufhängung, Spurstange etc. einwirken.

Keine Ahnung, ob das eine gute Idee ist?

17 Antworten

Hi
Das würde ja voraussetzen, dass du vorne über eine Sperre verfügst, denn nur dann drehen beide räder starr an.
Die Idee ist auf jeden Fall interessant. Nur könnte ich mir vorstellen, dass der Reifen auf Grund seiner Größe und der damit schlechten Hebelwirkung nicht viel Kraft hat.
Zum anderen sind die Kräfte, die da auf das eine Rad wirken, gewaltig.
Noch dazu, wo in der Regel die Achsen der Vorderachse generell schwach dimensioniert sind. Auch beim Landcruiser.

Und zu deinem gerissenen Seil. Entweder hast du eine stärkere Winde, als die 3 T, oder dein Seil ist nicht in Ordnung.
Ein 9mm Seil hat eine Bruchlast irgendwo bei 10 Tonnen.

Michi

Hallo

"Lohn der Angst"

und das gibt es schon, in einem anderen Forum schon mal gesehen, ob es käuflich erwerbar ist?

Zitat:

Original geschrieben von michi m.


Zum anderen sind die Kräfte, die da auf das eine Rad wirken, gewaltig.
Noch dazu, wo in der Regel die Achsen der Vorderachse generell schwach dimensioniert sind. Auch beim Landcruiser.

Und zu deinem gerissenen Seil. Entweder hast du eine stärkere Winde, als die 3 T, oder dein Seil ist nicht in Ordnung.
Ein 9mm Seil hat eine Bruchlast irgendwo bei 10 Tonnen.

Das mit den Kräften wäre auch meine größte Sorge, man möchte sich ja auch nicht den Querlenker ruinieren und dann nur noch Vibrationen im Lenkrad haben. Allerdings werden bei einer Vollbremsung bei den Fahrzeuggewichten natürlich auch gewaltige Kräfte freigesetzt.

Bei der Winde kenne ich die genauen technischen Daten nicht mehr, wegen den 24V kann es auch sein, dass es eine 6T Winde ist und wenn das Seil schonmal eine Knickkante hatte, dann kann es bei einer Impulsbelastung auch mal reißen.

Beiträge von Tarzan

mit der Unterdimensionierung meinte @michi.m wohl eher die Innereien der Achse, den die Kräfte auf die Aufhängung wirken ja beim rausziehen so oder so wenn das Fahrzeug feststeckt, man wirkt ja von aussen ein.

Hallo

ich würde soetwas nicht wagen, denn das Vorderrad ist durch die Lenkung mir zu instabil.

Nordjoe

Zitat:

Original geschrieben von Nordjoe


ich würde soetwas nicht wagen, denn das Vorderrad ist durch die Lenkung mir zu instabil.

Aber beim Hinterrad tätest Du Dich trauen?

Hmm... wenn wir die von Michi angedachte (und selbstverständlich dann notwendige) Vorderachssperre mal voraussetzen, lässt sich das ja schnell exemplarisch durchrechnen...

Man nehme: Einen Suzuki SJ, ruhig die Variante mit "satten" 69 PS. Der wuchtet 103 Nm bei 3500 U/min auf die Kurbelwelle. Mit erstem Gang (3,652:1), Untersetzung (2,268:1) und Achsübersetzung (3,727:1) kommt eine Gesamtübersetzung von 30,87:1 zustande, am einzelnen Vorderrad (besagte Diffsperre vorausgesetzt) liegt also im günstigsten Fall ein Drehmoment von 3180 Nm an (bei ca. 113 U/min, also schon recht flott). Ein rein akademischer Wert, da sind keine Verluste berücksichtigt, und bei exakt 3500 Umdrehungen die Kupplung 'reinspringen zu lassen wäre vermutlich auch keine so tolle Idee.

Wenn wir dieses Seil jetzt mal - rein hypothetisch - um den Serienreifen (205/70R15) mit seinen 67 cm Durchmesser schlingen, haben wir einen Hebelarm von etwa einem Drittel Meter (33,5 cm) - damit kommen wir aber gerade mal auf eine Zugkraft von ca. 9500 N. Das entspricht in kg (so misst man keine Kraft, aber der Anschaulichkeit halber wollen wir mal nicht so kleinlich sein...) gerade mal 950 kg, und damit dem Eigengewicht des Samurai. Zum Herausziehen ist das noch zu dürftig.

Jetzt könnte man natürlich auf den Trichter kommen, sich 'nen passenden Felgenadapter zu bauen, wie im von Buckdanny verlinkten Thread. Lochkreis beim SJ ist 139,7 mm, Radius demnach ca. 7 cm. Oder auch ein Vierzehntel Meter, damit wären wir dann also immerhin bei 4,5 Tonnen Zugkraft. Das sollte rein theoretisch ausreichen, bzw. wäre äquivalent mit einer durchaus sinnvollen Windenauslegung, nur ...

Nun, es möge sich jeder selber ausmalen, was passiert wenn man einen Samurai an einem Vorderrad mit 4,5 Tonnen Zugkraft nach vorne reisst... 😉

(und wie groß die Kräfte bei einem Fahrzeug mit großem Motor und richtiger Untersetzung wären, kann sich jetzt jeder nochmal ausrechnen - mit Wasserrohren und Bergsteigerseil wird das auf jeden Fall nichts mehr. 🙂)

Gruß,

Derk, der von der Idee abraten würde...

Zitat:

Original geschrieben von der_Derk


Nun, es möge sich jeder selber ausmalen, was passiert wenn man einen Samurai an einem Vorderrad mit 4,5 Tonnen Zugkraft nach vorne reisst... 😉

Aber wirken nicht ebenfalls Riesenkräfte auf die Radaufhängungen, wenn das Fahrzeug mit einer fest installierten Winde an der Front gezogen wird? Die Räder in ihren Kuhlen sind doch die vier Stellen wo der größte Gegendruck entsteht, der beim Rausziehen überwunden werden muss ...

Diese theoretische Zugkraft kommt ja nur zustande wenn Sie benötigt wird.

und ob ich direkt am Rad ziehe oder das feststeckende Rad über eine Anlenkpunkt am Rahmen ziehe kommt für mich aufs gleiche heraus dir grösse der benötigten Kraft ergibt sich ja aus dem Umstand das die Räder entsprechend feststecken.

mein Posting bezieht nicht auf das von @AKA-Mythos

Zitat:

Original geschrieben von AKA-Mythos


Aber wirken nicht ebenfalls Riesenkräfte auf die Radaufhängungen, wenn das Fahrzeug mit einer fest installierten Winde an der Front gezogen wird?

Schon, aber diese Kräfte verteilen sich besser. Die Winde zieht ja mittig am Rahmen, das Fahrzeug selber steht auf vier Rädern - das ist was Anderes, als das komplette Fahrzeug an ein Rad zu hängen.

Buckdanny, Dein Fall setzt aber voraus, dass nur ein Rad feststeckt, und Du auch genau an diesem mit der Zugkraft ansetzt - in der Praxis werden vermutlich mehrere Räder eingegraben sein, und da macht es schon einen Unterschied, ob ich die Summe der benötigten Kräfte am Rahmen aufwende, oder nur an einem der Räder... oder?

Gruß,

Derk

das mit der Summe ist so eine Sache, welches Rad von den Vieren steckt jetzt wirklich fest.

so richtig überzeugt bin ich noch nicht.

ist ja eh nur eine theoretische Betrachtung, in der Praxis wird es ja an der Befestigungmöglichkeit fehlen und nur um das Rad wickeln wie bei dem Film "Lohn der Angst" wird ja nicht funktionieren wenn kein Platz vorhanden ist da der Rest vom Rad im Dreck versinkt.

Zitat:

Original geschrieben von buckdanny99


und das gibt es schon, in einem anderen Forum schon mal gesehen, ob es käuflich erwerbar ist?

da zitier ich mich doch mal selbst.

Film

ATV

Patent in english

http://forum.off-road-forum.de/size.php?...

http://forum.off-road-forum.de/size.php?...

http://forum.off-road-forum.de/size.php?...

die letzten links sind Bilder, da ich nicht den ganzen Thread aus dem anderen Forum verlinken wollte, fliegen hier ja raus.

Es gibt einige Patente (siehe auch Deutsches Patentamt , Suchbegriff: Selbstbergehilfe), sogar eine Halterung mit Langlöcher (plus Befestigungsmaterial) um es an verschiedene Felgentypen zu befestigen. Jedoch wär mir die ganze Sache zu heikel🙁. Ich hätte zu viel Angst vor Beschädigungen/Verzug am Fahrzeug/Felge. Dann lieber Seilwinde oder Hilfe geholt.

Gruß
fjordis2001

Moin moin!

Ein Instruktor beim Geländetraining empfahl dafür einen Bergegurt um das Vorderrad zu wickeln. Das ersetzt dann zumindest die (meist) fehlende Diff-Sperre vorn indem dass Rad blockiert wird. Und soll im Zweifel reichen, um der Karre neuen Schwung zu geben.
Ansonsten halt die Luxusausführung mit 2 Bergegurten. Dann sind auch die Kräfte verteilt.

Gruß, Mike

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