Schutzstreifen für Radfahrer - Sinn?

Hallo Miteinander,
ich bin begeisterter Radfahrer, Autofahrer und Motorradfahrer und nutze Auto sowie Fahrrad am häufigsten.

Die Stadt in der ich wohne, ist nicht gerade radfahrerfreundlich, aber damit komme ich klar. Mitten in der Stadt gibt es einen längeren Berg mitten an der Hauptverkehrsader, an dem letzten Monat ein Schutzstreifen für Radfahrer eingerichtet wurde (etwa so breit wie ein rot markierter Radweg, keine Hintergrundfarbe und gestrichelte Linie).

Der Berg war schon lange problematisch. Da er sich lange zieht, werden Radfahrer oft sehr langsam was zu einem Stau, gehupe oder riskanten Überholmanövern führte. Daher war es auch geduldet, wenn Radfahrer auf dem nur einen Meter breiten Fußgängerweg bergauf fuhren. Die Straßenbreite gibt es leider aber nicht her einen vollwertigen Radweg zu installieren. Daher kam nach langer Diskussion dieser Streifen.

Ich befahre besagten Berg jeden morgen um 6:00 (Pedelec + wenig Verkehr um diese Uhrzeit), bei späterem Arbeitsbeginn meide ich ihn mit dem Fahrrad wegen höherem Verkehrsaufkommen.

Meine Feststellungen seit es den Schutzstreifen gibt. Vorher wurde ich an Engstellen selten überholt weil es der Seitenabstand nicht hergibt. Nun sind die Breiten identisch, allerdings denken 100% der Autofahrer dass es sich um einen getrennten Radweg handelt und überholen seit es den Streifen gibt, immer auf allen höhen der Straße, ungeachtet des Seitenabstandes.

Was sollen diese Streifen bringen? Ich bin kein Sicherheitsfanatiker und definitiv geübter Radfahrer. Ich fühle mich nicht bedroht wenn ich mit 0,5m Abstand überholt werde, aber ich erfasse den Sinn dieser Streifen nicht. Gut, er sieht hübsch aus und man fühlt isch jetzt beachtet. Trotzdem ist es Sicherheitshtechnisch ein absoluter Schuss in den Ofen.

Welche Vorteile sollen diese Streifen haben?

LG Haasinger

147 Antworten

Solche Fahrradstreifen gibt es in den Niederlanden an fast allen Straßen, die keinen separaten Radweg haben.
Meine Erfahrungen damit sind ausnahmslos positiv.
Wenn Autofahrer meinen, deshalb den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand nicht einhalten zu müssen, dann sind die im Irrtum.

Ich kann die Frage gut nachvollziehen. Bei uns gibt es tatsächlich diese Streifen auch. Als Autofahrer überhole ich trotzdem mit dem gebotenen Abstand. Was mich aber auch interessiert...wollte ich schon lange mal nachlesen...wie ist hier die Rechtslage? Darf der Radstreifen von KFZ normal befahren werden wenn frei? Wie hat sich der Erfinder das gedacht? Die Dinger wurden lautlos eingeführt...plötzlich waren sie da und nun?

Wenn Du die Gründe dafür wirklich genau wissen möchtest (Dein Mißfallen hast Du ja schon geäussert), musst Du beim Verkehrsamt Deiner Stadtverwaltung nachfragen. Wer soll die Frage hier in Unkenntnis der Örtlichkeit und der dortigen Begleitumstände beantworten? Aber jetzt hast Du schon das Fass geöffnet und vermutlich werden viele hier dieses dankbar mit ihrem Senf füllen :-).

Man unterscheidet zwischen Radfahrstreifen und Fahrradschutzstreifen.
https://www.bussgeldkatalog.org/radfahrstreifen/

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@Oetteken Danke Dir ! Hast mich endlich zum Nachlesen animiert 🙂

Es geht doch nicht um die Örtlichkeit, sondern generell um die Frage was das bringt und wie sich die Verkehrsteilnehmer dort zu verhalten haben.

Zitat:

@VIN20050 schrieb am 10. Dezember 2024 um 22:15:09 Uhr:


Wenn Du die Gründe dafür wirklich genau wissen möchtest (Dein Mißfallen hast Du ja schon geäussert), musst Du beim Verkehrsamt Deiner Stadtverwaltung nachfragen. Wer soll die Frage hier in Unkenntnis der Örtlichkeit und der dortigen Begleitumstände beantworten? Aber jetzt hast Du schon das Fass geöffnet und vermutlich werden viele hier dieses dankbar mit ihrem Senf füllen :-).

Der Schutzstreifen darf auch vom Kraftfahrzeugen befahren werden, allerdings nicht grundsätzlich, sondern nur, wenn es notwendig ist.

Das Problem des Schutzstreifens ist, dass er oft einfach dort aufgepinselt wird, wo vorher schon kein Platz war, dass ein PKW ein Fahrrad mit ausreichendem Abstand überholen konnte. Dazu fällt der Schutzstreifen oft schmaler aus, als er laut Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung (VwV-StVO) eigentlich sein müsste:

Zitat:

Ein Schutzstreifen für den Radverkehr ist ein am rechten Fahrbahnrand mit Zeichen 340 markierter und zusätzlich in regelmäßigen Abständen mit dem Sinnbild „Radverkehr“ versehener Teil der Fahrbahn. Er darf nur innerhalb geschlossener Ortschaften auf Straßen mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von bis zu 50 km/h markiert werden und nur, wenn die Verkehrszusammensetzung eine Mitbenutzung des Schutzstreifens durch den Kraftfahrzeugverkehr nur in seltenen Fällen erfordert. Er muss so breit sein, dass er einschließlich des Sicherheitsraumes einen hinreichenden Bewegungsraum für den Radverkehr bietet. Befindet sich rechts von dem Schutzstreifen ein Seitenstreifen, kommt ein Schutzstreifen in der Regel nicht in Betracht, es sei denn, es wird ein zusätzlicher Sicherheitsraum zum ruhenden Verkehr geschaffen. Der abzüglich Schutzstreifen verbleibende Fahrbahnteil muss so breit sein, dass sich zwei Personenkraftwagen gefahrlos begegnen können. Schutzstreifen sind in Kreisverkehren nicht zulässig. Zum Schutzstreifen vgl. Nummer II zu Zeichen 340, Randnummer 2 ff.

Da eben genau das fett markierte missachtet wird, bringt der Schutzstreifen wenig, sondern erzeugt eigentlich nur eine zusätzliche Gefährdung für Radfahrer. Wie schon geschrieben, ohne die Straße zu verbreitern, wird er meist nur aufgepinselt, obwohl für einen ausreichend breiten Schutzstreifen eigentlich kein Platz vorhanden ist. Das führt dazu, dass viele blöde Autofahrer nun denken, die Radfahrer haben nun ihren Radstreifen und damit dürfen sie einfach vorbeifahren.

Liebe Radfahrer, es ist an euch, euch darüber bei allen zu beschweren, die in euerer Stadt dafür verantwortlich sein können, und das Thema öffentlich zu machen, kann auch nicht schaden. Ihr seid es, die durch schwachsinnig aufgepinselten Schutzstreifen gefährdet werdet, macht etwas dagegen, wehrt euch.

Gruß

Uwe

Hier noch ein erschreckendes Beispiel für so einen für Radfahrer „gefährlichen Schutzstreifen“: Klick mich

Einerseits ist er zu schmal und anderseits sollte er nicht neben einen Schutzstreifen sein, Auszug aus der VwV-StVO:

Zitat:

Befindet sich rechts von dem Schutzstreifen ein Seitenstreifen, kommt ein Schutzstreifen in der Regel nicht in Betracht, es sei denn, es wird ein zusätzlicher Sicherheitsraum zum ruhenden Verkehr geschaffen.

Diese Anforderung gibt es, um das Dooring zu verhindern.

Bei diesem erschreckenden Beispiel eines Schutzstreifens wird auch dies nicht beachtet. Einerseits fahren links die PKWs viel zu dicht vorbei und wenn eine aus einem parkenden Auto aussteigende Person die Tür aufreißt, hat der Fahrradfahrer aufgrund des zu schmalen Schutzstreifens kein Platz auszuweichen. 🙁

Gruß

Uwe

Die stolzen Deutschen sind für mich diesbezüglich ohnehin bekloppt.
Anstatt sich mal etwas bei den Niederländern abzuschauen, erfinden die Bürokraten das „Rad“ lieber neu, mit entsprechend unbrauchbaren Ergebnissen.

In den Niederlanden gibt es fast überall erstklassige Fahrradwege und dort wo es keine gibt, sind Schutzstreifen markiert, egal ob innerorts oder außerorts, und da spielt es keine Rolle, wieviel Platz zwischen den Schutzstreifen für Autos verbleibt.
Autofahrer haben sich dem Radverkehr anzupassen, so einfach ist das.

Hm. Klick...

Diese Fahrradschutzstreifen, die in Holland und auch hier direkt an der Grenze verbreitet sind dürfen nur innerorts angebracht werden (im Gegensatz zu NL).

Da hat es hier schon mal einen kostenaufwendigen Rückbau gegeben.

Das wissen leider wirklich etliche "nur" Autofahrer nicht ... die denken da ist nun eine gestrichelte Linie, also braucht man keinen Sicherheitsabstand mehr einhalten ... es bringt ja nichts, wenn sich etliche Autofaher an den Abstand halten, unzählige es aber nicht tun und bei Missachtung tendiert erwischt und bestraft zu werden gegen Null ..

erlebe ich oft beim radlen, wieviele an mir vorbei und auch in engen Straßen entgegenkommen .. ich müsste noch nicht mal wirklich den arm ausstrecken und könnte täglich unzählige handshake mit den Aussenspiegeln spielen...

Ich bin eh dafür .. 10 % aller Werbung, egal ob Plakat, Printmedien, Hörfunk, Internet, TV .. müssen gemeinnützig sein, oder wichtige Informationen zu Straßenverkehrsregeln enthalten ... also 1 von 10 Werbeplakaten an z.B. Straßen müssen z.B. dafür werben Kraftfahrzeug <-- 1,5 Meter --> Fahrrad ... ich habe den Eindruck etliche wissen das schlicht nicht..

Zitat:

@tartra schrieb am 11. Dezember 2024 um 09:31:32 Uhr:


"nur" Autofahrer

Für die hat die gestrichelte Linie eine ganz andere Bedeutung. Sie sind nicht nur der Meinung, dass der Seitenabstand da nicht gilt sondern glauben auch, dass Radfahrer nur innerhalb des Streifens fahren dürfen. Und wo keiner ist, dann auf dem Gehweg fahren müssen. Fragt mal privat herum, da kommen teilweise genau solche Ansichten heraus. Die Schutzstreifen versteht kaum einer, sie sind daher zu gefährlich und sollten wieder entfernt werden.

Zitat:

@Uwe Mettmann schrieb am 10. Dezember 2024 um 23:59:22 Uhr:



Das Problem des Schutzstreifens ist, dass er oft einfach dort aufgepinselt wird, wo vorher schon kein Platz war, dass ein PKW ein Fahrrad mit ausreichendem Abstand überholen konnte.
....
Da eben genau das fett markierte missachtet wird, bringt der Schutzstreifen wenig, sondern erzeugt eigentlich nur eine zusätzliche Gefährdung für Radfahrer. Wie schon geschrieben, ohne die Straße zu verbreitern, wird er meist nur aufgepinselt, obwohl für einen ausreichend breiten Schutzstreifen eigentlich kein Platz vorhanden ist. Das führt dazu, dass viele blöde Autofahrer nun denken, die Radfahrer haben nun ihren Radstreifen und damit dürfen sie einfach vorbeifahren.

Bei uns ist der auch so einfach mal aufgepinselt worden. Auf eine Bundesstraße die 4-spurig mit entsprechendem Verkehr durch die Stadt geht. Fazit ist, dass die 4 Spuren nun so eng sind, dass man gerade so als PKW nebeneinander eng fahren kann. Ist ein LKW dazwischen, sperrt der die Spur durch seine Breite auf 1-spurig. Das führt dann zu Überholmanövern in den Gegenverkehr, manchmal wirds eng und man sieht sich gezwungen zur Vermeidung einer Touchierung auf den Radstreifen auszuweichen.

Das Ding ist schlichtweg saublöd, es verlangsamt den Verkehrsfluss ohne den Radlern einen Nutzen zu bringen. Und das erkennen die selbst, der wird so gut wie nicht genutzt. Mache ich wenn ich radle auch nicht, ortskundige Radler fahren entweder 100m Luftline links parallel durch die Parkanlage, oder 200m rechts parallel durch den Grünstreifen - km weit ohne jede Berührung mit einem KFZ fürchten zu müssen, der Grünstreifen geht durch die ganze Stadt.

Der Radstreifen nützt keinem und blockiert nur.

An anderen Stellen der Stadt wurden dagegen Fahrradstraßen eingeführt (= der Radverkehr hat immer Vorrang, Radfahrer dürfen nebeneinanderfahren, und es gilt maximal Tempo 30 für alle). Das ist die größte Kacke, weil dort der Radler macht was er will. An schönen Tagen mit viel Radverkehr grenzt es an Mord, wenn ich da nur 25km/h fahre, weil die Radler da sich in Straßenbreite benehmen wie sie wollen. Das verständnisvolle Miteinander wird durch diese Fahrradstraßen nicht gefördert, da regt sich jeder drüber auf. Und teuer waren die auch noch, weil sie durchgängig und vollflächig farblich auf der Fahrbahn markiert sind.

Irgendwie ist man noch auf der Suche nach dem besten Weg, alle Verkehrsteilnehmer sicher und sinnvoll zusammen zu bringen. Und wenn Scheißlösungen rauskommen, muss man sich auch über geringe Akzeptanz nicht wundern

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