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Schnüffelventil bzw. autom. Einlassventil

Themenstarteram 13. August 2005 um 12:00

Hi, ich finde im Internet leider nur Seiten, wo beschrieben wird, dass das Schnüffelventil ein anderer Ausdruck für das autom.Einlassventil ist und dass dieses sich durch den Unterdruck im Zyl. von alleine öffnen und anscheinend durch den Verdichtungsüberdruck wieder schließt. Ohne jegliche externe Steuerung. Ich wollte nun mal nachfragen, wie des genauer aufgebaut ist? Wie wird der Hub begrenzt? Was sind die Vor- und vor allen was sind die Nachteile? Welche Drehzahlen könnte man mit heutiger Technik erreichen, bei einem autom. Einlassventil? Früher waren es 100 Upm?

Ich würde mich freuen, wenn mich hier einer aufklären könnte!

Gruß Julian

9 Antworten
am 13. August 2005 um 20:49

Hallo Julian,

kannst du dir in etwa vorstellen, wie ein moderner Ventiltrieb aussieht? Jetzt gehst du zum Einlassventil hin und demontierst den Kipphebel, entfernst die Nockenlauffläche und ersetzt die Ventilfeder durch eine ganz "weiche" (ist natürlich völliger Blödsinn ;) ). Das Ventil wird nur noch durch die Sogwirkung des Kolbens geöffnet, ohne "äußeren" Einlfluss. Vorteile, nunja, man bracht keine Steuerung, nur für das Auslassventil. Der Motor ist schön einfach aufgebaut (Man bedenke den Aufwand, den man früher hatte wenn man so einen Motor bauen wollte - alles handgefertigt!). Nachteile, tja, der Ventilhub ist sehr gering (das macht ja nur soweit auf, bis der Unterdruck leicht abnimmt), somit ist die Zylinderfüllung miserabel - sprich "Null power". Die Drehzahl ist auch so niedrig weil das träge Ventil bei schnellen Drehzahlen garnicht mehr richtig nachkommen würde. Das Schnüffelventil hat man sehr schnell wieder abgeschafft und gegen ein gesteuertes ersetzt - schon "explodierte" die Leistung der Motoren. Bin zwar kein Motorexperte, aber ich hoffe etwas Licht ins Dunkel gebracht zu haben.

 

Gruß

Stefan

Themenstarteram 14. August 2005 um 10:09

moin, klingt einleuchtend. was ich aber nicht gedacht hatte war, dass trotzdem noch eine relativ weiche feder genutzt wird. aber ist ja klar. der überdruck wirkt sich ja nicht 100% auf das ventil aus, sodass es nur sehr verzögert zugehen würde, wenn keine feder benutzt würde. ja gut, dann verstehe ich die problematik. aber im prinzip ist es genial. wenn man den schließmechanismus ohne feder aufbauen könnte, und dann auch noch quasi verzögerungsfrei... man sucht ja heutzutage nach der möglichkeit den motor unabhängik von der drehzahl zu steuern, also die steuerzeiten in zeiteinheit. das gemisch braucht ja unabhängig von der drehzahl im ähnlich lange um in den brennraum zu kommen. (einfach ausgedrückt) so ein autom. Einlassventil, welches verzögerungsfrei arbeitet (also auch für größere drehzahlen), wäre ja dann die lösung...

Gruß Julian

PS: Wenn das Ventil nicht mit einer Feder bestückt wäre, würde das Ventil doch theoretisch verzögerungsfrei öffnen oder?

am 14. August 2005 um 11:38

Moin Julian,

wenn das Ventil keine Feder hätte dann würde es einfach runterplumpsen und der Motor würde stehenbleiben ;). Das Ventil schließt ja eigentlich nicht durch den Verdichtungsdruck sondern es schleißt am unteren Totpunkt, weil dann kein Unterdruck mehr vorhanden ist - jetzt muss es die Feder hochziehen, sonst etweicht ja wieder das ganze Gas. So ähnlich funktioniert das auch bei der Fahrradluftpumpe. Bei Formel 1 Motoren arbeitet man mit einer pneumatischen Ventilsteuerung weil bei Drehzahlen von etwa 20.000 U/min das ganze selbst mit einer desmodromischen Steuerung (ohne Federn, hier "zieht" die Nockenwelle das Ventil wieder zu!) nicht mehr funktionieren würde. Der "letzte Schrei" bei heutigen Motoren sind ja variable Ventilsteuerzeiten und Ventihübe. Selbst bei meinem Opel ist die Ventilsteuerung schon recht modern - obenliegende Ventile. Schon da hat man nichts mehr mit Schnüffelventilen gebaut ;)

 

Stefan

Themenstarteram 14. August 2005 um 15:24

jo, danke für die infos!!! also ist beim schnüffelventil das große problem der trägheit der federn, die zum schließen da sind. begrenzen könnte man den ventilhub ja anders.

aber das öffnen müsste ja verzögerungsfrei gehen!?

Gruß Julian

Grundsätzlich:

Schnüffelventil geht nicht Verzögerungsfrei. Beste Methode ein Schnüffelventil ohne nennenswerte Mechanik zu konstruieren wäre ein SV (also ein seitliches Ventil). Dieses sollte dann stehend angeordnet sein (also Teller nach oben) und kann dann ganz ohne Feder auskommen, weil es durch sei eigenes Gewicht wieder zufällt.

Funktioniert wunderbar bei niedrigverdichtenden langsamdrehenden Stationärmotoren.

Nachteil an der Konstruktion: wird so etwas in ein Fahrzeug gebaut, dann könnte es bei jedem Hubbel während des Ansaugens kurz zufallen oder ungewollt vor der Zündung ein wenig öffnen. Der Morot würde nie rund laufen, schlimmstenfalls schlägt eine Fehlzündung in den Vergaser durch.

Zudem kann sich bei bestimmten Drehzahlen eine schwingende Luftsäule im Ventilkanal bilden, die das Ventil total aus dem Takt bringt.

Alles in allem ist das Schnüffelventil immer zu langsam (auch mit perfekt abgesimmter Feder), reagiert launisch auf Drehzahlwechsel und ist bei einer Literleistung über 10 PS und Drehzahlen über 500 ziemlich unbrauchbar.

Das letzte Mal, dass Schnüffelventile im Fahrzeugbau eingesetzt wurden, war anfang des letzten Jahrhundert bei Motorrädern (400 Kubik, 3 PS ;))

Zitat:

Original geschrieben von 10sKäfer

jo, danke für die infos!!! also ist beim schnüffelventil das große problem der trägheit der federn, die zum schließen da sind. begrenzen könnte man den ventilhub ja anders.

aber das öffnen müsste ja verzögerungsfrei gehen!?

Gruß Julian

Verzögerungsfrei schon deshalb nicht, weil der Unterdruck ja erst aufgebaut werden muß und dann noch die Federkraft (bzw. das Gewicht oder beide) überwinden muß. Damit geht des Ventil erst auf, wenn der Kolben den OT schon ein gutes Stück verlassen hat. Wenn er unten ankommt oder auch schon früher, reicht der Unterdruck schon nicht mehr und das Ventil schliesst.

Schau nun mal die Steuerzeiten eines zwangsgesteuerten Einlaßventils an, ruhig auch vom Käfer. Da wird das Einlaßventil viel früher und länger geöffnet, viel weiter sowieso. Deshalb ist die Zylinderfüllung bei Schnüffelventilen ja auch so mies.

Es gab ja auch Motoren mit Drehschiebern und allen möglichen anderen Kontruktionen zum Lastwechsel. Hat sich alles nicht durchgestzt.

Die Zukunft wird beim Ventiltrieb wohl auch irgendwann zur elektrischen Betätigung der Ventile gehen. Ist nur mit 12V wegen der Kräfte nicht so einfach, da kommen dann schon dicke Ströme zusammen und wer will schon als erster seinen Ruf riskieren und mit Liegenbleibern auf der BAB 'glänzen'.

Die Vorteile sind aber schon klar, man kann dann das Ventil in jedem Lastzustand immer zum perfekten Zeitpunkt öffnen und Schliessen. Zylinderabschaltung ist dann so selbstverständlich realisierbar wie heute die Schubabschaltung. Außerdem wird es wohl auch billiger herzustellen sein als die heutigen Ventiltriebe und gibt den Motorenkonstrukteueren neue Freiheiten bei der Ventilanordnung und Motorsteuerung.

Themenstarteram 18. August 2005 um 9:32

Hi, danke noch für die ausführliche Antwort. Dass das Ventil mit einer Feder wieder geschlossen werden muss, trägt ja zum größtenteil mit zu seiner Nachteiligkeit bei. Dafür hätte ich aber eine Lösung, naja mal schaun ;)

Gruß Julian

Zitat:

Original geschrieben von Holt

Die Zukunft wird beim Ventiltrieb wohl auch irgendwann zur elektrischen Betätigung der Ventile gehen. Ist nur mit 12V wegen der Kräfte nicht so einfach, da kommen dann schon dicke Ströme zusammen und wer will schon als erster seinen Ruf riskieren und mit Liegenbleibern auf der BAB 'glänzen'.

Gabs da nicht mal bestrebungen seitens der Industrie, auf 48v Bordnetze zu migrieren? Bei dem ganzen Krimskramsblinkibuntizeugs an Bord wäre es dringendst nötig...

 

Gruss

Dominik

Ja, hat man aber dann doch kurz vor der Einführung fallen gelassen, wegen fehlendem Kundennutzen. Naja, da wären mir andere Dinge vorher eingefallen. Außerdem waren es wohl 44 Volt, also kein vielfaches von 12 und somit nicht durch Reihenschaltung herkömmlicher Batterien zu realisieren. Meiner Meinung nach wären 36 oder 48 Volt schon sinnvoll, aber dann müßte man halt sehr viel auf einmal ändern oder lange Zeit mit beiden Spannungen und 2 Batterien an Bord leben. Ist aber ein anderes Thema und total konträr zum Schnüffelventil. Der Name automisches Einlassventil suggeriert ja da eine Modernität, die so nicht existiert. Wenn einer das heute wirklich nachbauen will, dann nur aus Nostalgie.

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