Persönlicher Eindruck: Chinaroller vs. Markenroller

Heute rief mich ein Bekannter an, daß er ein wenig Unterstützung bräuchte. Die Vespa ET2 Bj '99 seiner Tochter sprang nach der letzten Bastelei nicht mehr an. Er hatte aber nur die Batterie der Digitaluhr im Kombiinstrument getauscht.
Nachdem ich mir schildern ließ, was er alles zerlegen mußte, um da dran zu kommen, fand ich, daß ich mit unserem Chinaroller gar nicht so schlecht bedient bin. Ich hatte auch gestöhnt, wieviel Verkleidungsteile ich abschrauben mußte, damit ich an den Motor drankam. Aber der Aufwand, um an die Uhrenbatterie der Vespa zu kommen, hat das locker getoppt.

Also haben wir erst mal die Kerze rausgeschraubt, um den Zündfunken zu kontrollieren. Alles gut. Also ein Fehler beim Zusammenbau der Elektrik am Lenker konnte erst mal ausgeschlossen werden.
Benzinhahn geprüft: oh - oh, der schließt nicht mehr, genau wie bei meinem Chinaroller. Also Bohrer in den Schlauch gesteckt und gut is'.

Vergaser in Augenschein genommen: Ansaugstutzen rissig, aber noch dicht. Ist demnächst fällig. Das Problem haben Chinaroller wohl auch. Was mir dabei sehr gut gefiel: Das Helmfach kann einfach nach oben herausgenommen werden, ohne Schrauberei. Das ist nur eingehängt. Davon träume ich nur bei meinem Chinateil: da muß die gesamte Verkleidung vorher abgeschraubt werden, bevor das Helmfach abgenommen werden kann und man vernünftig an den Vergaser herankommt. Die kleine Klappe am Boden ist dafür zwar praktisch, könnte aber deutlich größer sein, damit man bequem an alles herankommt..

Den Vergaser haben wir ausgebaut, zerlegt, gereinigt und wieder eingebaut. Da war wohl etwas Schmodder in den Düsen, sodaß das Gemisch nicht stimmte. Und wer hätte das gedacht: selbst bei einer Vespa altern die Schläuche. Ist also keine typische Chinarollerkrankheit.

Nach dem Zusammenbau tat sich die Vespa etwas schwer mit dem Anspringen, da sie durch die vielen Startversuche vorher total abgesoffen war. Das Kurbelgehäuse war wohl mit Benzin geflutet, sodaß man bei voll aufgedrehtem Gasgriff ordentlich mit dem Anlasser nudeln mußte, bis sie sich langsam zur Mitarbeit entschloß. Bis sie dann rund lief, dauerte es eine Weile. Das kann bei einem Viertakter so nicht passieren. Da hatte ich noch keine solche Startschwierigkeiten. Der Chinaroller springt immer mit Standgas an.

Bei der anschließenden Probefahrt merkte man natürlich ganz deutlich, daß die Vespa ein PS mehr hat (4 statt 3 PS), ein Zweitakter ist und größer, schwerer und "wertiger" ist. Man hat einfach mehr Mopped unter dem Hintern und die Fahreigenschaften sind "gediegener". Außerdem darf sie wegen ihres Alters 50 km/h fahren und beschleunigt recht flott. Für mich, mein Gewicht und meine langen Beine wäre sie besser geeignet.
Der Chinaroller ist nur dann genauso spritzig, wenn man die Anschlagdrossel im Vergaser entsprechend so justiert, daß er von der Endgeschwindigkeit her mithalten könnte. Dafür ist er aber kleiner und leichter und daher das Handling für ein Mädchen einfacher.

Mein Fazit: Bei Piaggio wird auch nur mit Wasser gekocht, man bekommt aber mehr Mopped fürs Geld. Der Preisunterschied ist jedoch nicht zu vernachlässigen. Die 15 Jahre alte Vespa mit wenig km auf der Uhr und in sehr gutem Zustand kostete gebraucht € 1300,-, unser 6 Jahre alter Chinaroller mit 50 km Laufleistung und fast im Neuzustand knapp 1000 Euro weniger. Daß man dafür nicht die gleiche Verarbeitungsqualität bei der Verkleidung (Blech vs. Plastik) und Fahrgestell erwarten kann, sollte klar sein. Bei der Technik haben beide ihre Stärken und Schwächen, und dem Verschleiß und Alterung unterliegen alle Hersteller.

Ich bin nicht unzufrieden mit der Entscheidung, den Chinaroller gekauft zu haben. Meine Familie findet ihn optisch schöner. Und bei dem Preis schmerzt es nicht so, wenn er von einem Fahranfänger ramponiert wird. Mir klemmt er allerdings ein wenig unter den Achseln. Aber zum Glück bin ich da nicht das Maß aller Dinge 😉

Gruß Martin

Vespa ET2
China Retro Roller
Beste Antwort im Thema

Zitat:

Original geschrieben von Astra Twinport


Auf längere Sicht sind Markenroller die bessere Wahl. Allerdings wird überall nur mit Wasser gekocht und es wird gespart wo es nur geht, egal ob teuer oder billig.

Wartungsfreundlich, da gibt es gute und weniger gute Roller. Der Aprilia SR 50 ist ein Beispiel für Wartungsunfreundlichkeit. Schön verkleidet, aber man muß viel abschrauben um mal an den Vergaser zu kommen....

Ich hatte selber schon einige Piaggios und war damit recht zufrieden, kaum Probleme und dann auch leicht zu reparieren. Fahre aktuell Kymco Grand Dink 50 hat jetzt über 18000km runter und läuft wie ne eins. Wir haben noch einen Kymco YUP, sieht der ET2 sehr ähnlich und auch der verrichtet problemlos seinen Dienst. Bis auf normale Verschleißteile mußte nichts getauscht werden.

Bei den Bauhausrollern braucht man meist erst eine gute Werkstatt, die den Roller vernünftig einstellt um überhaupt fahren zu können. Die Schläuche und Bowdenzüge halten leider nicht sehr lange. Auch wenn die Ersatzteile günstig sind, sie müssen auch eingebaut werden. Nicht jeder kann oder will selber schrauben, kostet dann eben wieder Geld.

Die Größe der Fahrzeuge ist auch so eine Sache, viele Chinesen sind einfach zu klein und die Federung verdient ihren Namen nicht.

Entscheiden muß jeder selber, ich würde mir wieder einen Kymco kaufen, wenn es für einen neuen Roller nicht reicht, dann eben einen guten Gebrauchten.

Ach komm, wieviel "China-Roller" hattest du schon ?? Ich habe drei "China-Roller" und einen "Markenroller" !!! Der "Markenroller" hat mehr viele kleine Fehler und Macken als alle 3 China-Roller zusammen !!!

Die Fehler und Macken werden meist von den Besitzern selbst, durch unsachgemässe Reparatur- und Tuningversuche, verursacht !!

Lies doch nur hier im Forum, was da von totalen Nieten so alles "repariert" werden will !! 😰

China-Roller sind nicht bedeutend schlechter als Markenroller, aber bedeutend billiger !!

kbw 😉

26 weitere Antworten
26 Antworten

Zitat:

Wer nimmt KBlW noch ernst ?

Niemand.

Obwohl... vielleicht doch einer, nämlich kbw.😎

Zitat:

Original geschrieben von need for speed2


Niemand.
Obwohl... vielleicht doch einer, nämlich kbw.😎

Bist Dir da ganz sicher, er würde sich ja dann in Widersprüche verstricken und daran zweifeln jemals etwas gegen ABS geschrieben zu haben ? 😁

GreetS Rob

Um zum Topic zurückzukehren:

Ich bin in Asien Beides gefahren. 1 Jahr China Roller (Jonway 150cc), 6 Monate Markenroller (Yamaha Nuovo) und 1 1/2 Jahre Kymco (also zwischen Top Marke wie Yamaha und Chinabomber).

Meine Erfahrungen:

Die Yamaha hatte ihre Tücken und war auch so 1x im Monat bei der Reparatur. Zumeist waren es Kleinigkeiten, aber dennoch war halt etwas zu reparieren. Die hintere Trommelbremse war ein Krampf, nahezu wirkungslos.Besonders nervig waren die dauernden Plattfüsse, die ich auf die schlechten Strassen und grossen dünnen Reifen zurückführe.

Die Chinaroller (ich rede von 2 Stk.) waren halt nach dem Motto: Du kriegst was Du dafür zahlst. Nachdem ich bei den fast Neufahrzeugen (der eine hatte 140km, der andere 1050 km drauf) die Verkabelung grundsanieren liess, die Lager (Lenkkopflager, Radlager) tauschte, gings eigentlich. Bremslichtschalter, Startknopf, Kleinigkeiten halt. Wobei dei Ersatzteile auch nix gekostet hatten.

Die Chinaroller hatte ich nachher noch in Vermietung für 3€/Tag oder 50€/Monat, da haben sie mir wirklich viel Freude gemacht und ein vielfaches ihrer Kosten eingespielt.

Am Besten war mit Abstand die Kymco. Keine Problem, trotz 20.000km/Jahr. Keine außerplanmäßigen Reparaturen nötig und das trotz der schlechten Straßen.

Hier in Europa fahre ich eine Daelim S3, die ich vom "Ruf" her eher als Newcomer Roller bezeichne. Ich bin sowohl von der Verarbeitung als auch von der bisherigen Problemfreiheit begeistert.

Fazit:
Man muss nicht unbedingt einen Top-Markenroller fahren. Die Piaggios, die ich mir angesehen habe, sind von der Verarbeitung deutlich unter den Yamahas, Kymcos und Daelims anzusiedeln. Italienische Verarbeitung hat nicht unbedingt zwingend mit hoher Qualität zu tun, aber mit tollem Design.

Zitat:

Original geschrieben von joksy


Die Chinaroller (ich rede von 2 Stk.) waren halt nach dem Motto: Du kriegst was Du dafür zahlst.

Genau meine Meinung, wer damit happy ist solls sein, die Ansprüche sind halt sehr unterschiedlich.

Zitat:

Original geschrieben von joksy


Man muss nicht unbedingt einen Top-Markenroller fahren. Die Piaggios, die ich mir angesehen habe, sind von der Verarbeitung deutlich unter den Yamahas, Kymcos und Daelims anzusiedeln. Italienische Verarbeitung hat nicht unbedingt zwingend mit hoher Qualität zu tun, aber mit tollem Design.

Italienische Verarbeitung ist mittlerweile recht weit unten angekommen, ich glaube aber das Piaggio sich mittlerweile besonnen hat und es da wieder aufwärts geht.

GreetS Rob

Ähnliche Themen

Zitat:

Original geschrieben von joksy


Fazit:
Man muss nicht unbedingt einen Top-Markenroller fahren. Die Piaggios, die ich mir angesehen habe, sind von der Verarbeitung deutlich unter den Yamahas, Kymcos und Daelims anzusiedeln. Italienische Verarbeitung hat nicht unbedingt zwingend mit hoher Qualität zu tun, aber mit tollem Design.

Das ist wenigstens mal ein objektiver Bericht den wohl jeder gut nachvollziehen kann. Das Fazit ist sicherlich das nicht alles Gold ist was glänzt. Auch bei Markenrollern sollte man etwas genauer hinsehen welchen man sich zulegt. Die Italiener waren aber mal ganz gut in der Fertigung, wenn ich mir die Honda SH Baureihe mal so ansehe. Es kommt halt vermutlich mehr drauf an wer und wie die Fertigung überwacht ...

Allerdings erwarte ich für einen "stolzen" Kaufpreis auch Qualität. Wenn das nicht übereinstimmt, weg damit ...

Zitat:

Original geschrieben von chiefcom



Auch bei Markenrollern sollte man etwas genauer hinsehen welchen man sich zulegt. Die Italiener waren aber mal ganz gut in der Fertigung, wenn ich mir die Honda SH Baureihe mal so ansehe. Es kommt halt vermutlich mehr drauf an wer und wie die Fertigung überwacht ...
Allerdings erwarte ich für einen "stolzen" Kaufpreis auch Qualität. Wenn das nicht übereinstimmt, weg damit ...

Ich habe die Daelim im Winter bis auf den Rahmen zerlegt und war echt extrem positiv überrascht, wie toll dieser No-Name Roller verarbeitet ist. Sicher, hier und da mal eine Niro-Schraube verwendet, klar, aber insgesamt ist dieser Roller jeden Groschen wert. Hätte ich, dem Kaufpreis entsprechend, niemals erwartet.

PS: Ein bekannter von mir arbeitet bei Forstinger (einem ATU-Mitbewerber hier in Ösiland) und ist dort KFZ Mechaniker und auch für die China-Bomber zuständig. Auch er bestätigt, das nicht alles Kacke ist....und er fährt sogar privat einen dieser Böller!

Zitat:

Original geschrieben von joksy


PS: Ein bekannter von mir arbeitet bei Forstinger (einem ATU-Mitbewerber hier in Ösiland) und ist dort KFZ Mechaniker und auch für die China-Bomber zuständig. Auch er bestätigt, das nicht alles Kacke ist....und er fährt sogar privat einen dieser Böller!

Einem Selbstschrauber kann man die Dinger ja auch ohne Weiteres zutrauen. Mir wäre damit, obwohl ich selbst schraube, die Gefahr des Ausfalls in der Prärie zu hoch, auch wenns nur erstmal ein schlechtes Gefühl wäre. Hinzu kommt ja das höherpreisige Markenroller meistens mehr bieten (Leistung, Ergonomie, Ausstattung, Zuverlässigkeit ...)

Zitat:

Original geschrieben von chiefcom



Mir wäre damit, obwohl ich selbst schraube, die Gefahr des Ausfalls in der Prärie zu hoch, auch wenns nur erstmal ein schlechtes Gefühl wäre. Hinzu kommt ja das höherpreisige Markenroller meistens mehr bieten (Leistung, Ergonomie, Ausstattung, Zuverlässigkeit ...)

Aus meiner eigenen Erfahrung:

Die "Langstrecken-Ausritte", die wir am Wochenende machten, waren von der Fabrik zum Strand, so 110 km pro Strecke, also 220-250 km pro Trip. Da hatten wir mit den Chinaböllern keine Probleme (einmal riss der Riemen). Wohl aber mit den Yamaha Nouvos oder Suzuki Hayate's wegen Plattfüssen.

Gekrankt hats bei den Böllern zumeist bei Regen wegen der Elektrik, nur haben wir hier in Europa niemals solch Regengüsse wie dort. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, das die Chinaböller im Winter streiken.

Zitat:

Original geschrieben von joksy


[................]
Ich kann mir aber durchaus vorstellen, das die Chinaböller im Winter streiken.

Nö du, ich muss da gerade das Gegenteil behaupten !!

(m)ein sogenannter "Markenroller", Neupreis über 5.000 €, Einspritzer, springt bei Temperaturen nahe und unter 0° garnicht oder nur äusserst widerwillig, mit ziemlich viel Tricksereien an !! Und DAS ist nicht nur bei meinem so, sondern auch bei vielen anderen Rollern diesen Typs !!! Sogar von anderen Markenrollern hört man das !!!

Während mein 700 € -Billig-China-Roller-Fuffi mit Vergaser sogar bei -10° einwandfrei anspringt und auch gleich (nach wenigen Sekunden warmlaufen) einwandfrei losfährt !!!

kbw 😉

Zitat:

Original geschrieben von joksy


Die "Langstrecken-Ausritte", die wir am Wochenende machten, waren von der Fabrik zum Strand, so 110 km pro Strecke, also 220-250 km pro Trip. Da hatten wir mit den Chinaböllern keine Probleme (einmal riss der Riemen). Wohl aber mit den Yamaha Nouvos oder Suzuki Hayate's wegen Plattfüssen.

Wobei mich ja interessieren würde inwiefern das tatsächlich Yamaha's oder Suzuki's waren, vor einiger Zeit habe ich von Kopien eines bestimmtem Yamaha-125er Motorrades in einem Wirtschaftsmagazin gelesen die bis auf die kleinsten Pickerl kopiert wurden weil sie in Asien sehr beliebt waren wegen ihrer Zuverlässigkeit (sitzen zu 4. drauf + Gepäck)

Die Kopien sind recht großer Mist und damit wurde der Ruf dieses Motorradls recht beschädigt.
Yamaha versuchte das einzudämmen, was aber nicht gelang da die vielen kleinen lokalen Fabriken schwer identifizierbar waren.

GreetS Rob

Zitat:

Original geschrieben von need for speed2



Zitat:

Wer nimmt KBlW noch ernst ?

Niemand.
Obwohl... vielleicht doch einer, nämlich kbw.😎

😁

Zitat:

Original geschrieben von Rob _Mae



Wobei mich ja interessieren würde inwiefern das tatsächlich Yamaha's oder Suzuki's waren, vor einiger Zeit habe ich von Kopien eines bestimmtem Yamaha-125er Motorrades in einem Wirtschaftsmagazin gelesen die bis auf die kleinsten Pickerl kopiert wurden weil sie in Asien sehr beliebt waren wegen ihrer Zuverlässigkeit (sitzen zu 4. drauf + Gepäck)

Die Kopien sind recht großer Mist und damit wurde der Ruf dieses Motorradls recht beschädigt.
Yamaha versuchte das einzudämmen, was aber nicht gelang da die vielen kleinen lokalen Fabriken schwer identifizierbar waren.

GreetS Rob

Hallo Rob,

nee, das sind schon Originale. Es ist nur einfach so, das die Beanspruchung in asiatischen Ländern für die Bikes extremer sind als hierzulande. Wie Du richtig sagst, die Roller sind dort Autoersatz und werden solange repariert, bis eben gar nix mehr geht.

Bei einer 110er Honda einen Beiwagen anhängen und damit 300kg zu transportieren, wenn auch noch die ganze Familie am Roller sitzt ist die Regel und nicht die Ausnahme. Üblicherweise sind Roller, die Du als Touri mieten kannst noch relativ neu (zumeist Bankrückläufer) und werden dann solange vermietet, bis sie unwirtschaftlich sind. Dann werden sie zum fast selben Preis an die Familien verkauft, die den Kaufpreis nur in Raten abstottern können.

Wertverlust bei den Rollern gibts auf fast nicht. Ich ahbe meien China Böller um ca 150€ gekauft, sie 1 Jahr gefahren, danach 1 - 1 1/2 Jahre vermietet und danach um ca 120€ verkauft. Die Käufer konnten die Summe in 6 Monatsraten abstottern...

Deine Antwort
Ähnliche Themen