Perfekter Saisonstart
Ich gehöre ja zu den Ganzjahresfahrern, also gibt es keinen echten Saisonstart, aber ein bißchen Saisonstart war am Samstag schon: Ich habe meinen Neuerwerb, eine 1994er Honda CBR 1000 F angemeldet, durchgecheckt und eine erste Proberunde gedreht.
Die endete an einer Ampel: Ich hielt an, das Auto hinter mir nicht. Viel Blaulicht, Sanitöter, Ärzte (ja, mehrere!), Feuerwehr, Krankenhaus... Knochen kaputt, Rest geht so und das Moped hat's wohl hinter sich (vermutlich wirtschaftlicher Totalschaden). Momentan liege ich noch im Krankenhaus, morgen habe ich eine OP und für die nächsten 8 bis 12 Wochen ist Schluß mit Moped fahren. Innerhalb ein bis zwei Jahren nochmals, da dann der jetzt eingebaute Metallschrott aus meinem Körper wieder ausgebaut werden muß.
Ich würde gerne etwas posten, das sicher nicht durch die Wortsperre käme...
Gruß Michael
Beste Antwort im Thema
Zitat:
Original geschrieben von blackhawk3k
War die Ampel denn auf gelb und der hat nicht mit dem Bremsen gerechnet oder war es der sprichwörtliche Sonntagsfahrer der am Träumen/im Fratzenbuch u. Whatsapp/am Telefonieren war?
Ich habe keine Ahnung! Ich fuhr bei erlaubten 70 genau diese 70, also 75 oder so nach Tacho, als die Ampel umschaltete. Mein Abstand zur Ampel war so, daß ich ohne scharfes Beschleunigen nicht mehr bei Gelb durchgekommen wäre, also habe ich abgebremst. Völlig normal. Der Autofahrer war kurze Zeit vorher noch recht weit hinter mir, weshalb ich vermute - es aber nicht weiß! - daß er doch ein gutes Stück schneller war. Als ich praktisch stand und gerade den Fuß von der Fußraste nahm - mit dem Vorderrad war ich vielleicht einen Meter vor der Haltelinie - wurde ich nach hinten gedreht und das nächste war schon der Blick in den Himmel, als ich auf der Straße lag und wieder zu mir kam. Es sind zwar nur ein paar Sekunden, aber ein Stück fehlt in meiner Erinnerung. Da waren sofort etliche Passanten, die sich um mich kümmerten, u. a. eine Ärztin, die Erste Hilfe leistete. Später kam dann noch der Notarzt und mehrere Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge. Es hatten wohl mehrere Leute den Notruf angerufen und es kamen auch etliche Helfer. Mir wurde von viel Trubel, der Sperrung der einen Fahrtrichtung, dem Ölbindemittel usw. usf. berichtet, da muß schon ganz schön etwas los gewesen sein.
Ich lag soweit ich inzwischen weiß gut und gerne 10 m vor der eigentlichen Unfallstelle und meine ja nicht unbedingt leichte CBR 1000 F hat es weiter geschafft...
Warum der Autofahrer mich umgefahren hat weiß ich nicht, aber er hat sich immerhin nach mir erkundigt und sich ausdrücklich entschuldigt.
Ganz ehrlich: Das kann jedem passieren, jeder macht mal was verkehrt oder pennt. Ich bin dem Unfallfahrer persönlich nicht böse, mich ärgert die Geschichte an sich!
Gruß Michael
66 Antworten
Ich hab auch schon mal ein "Unfall Opfer" von meine Tochter besucht. Ist zwar ein komisches Gefühl, da du nicht weiß wie der betroffener reagiert, aber auch wenn er sauer ist, ist es in mein augen das richtige sich zu erkundigen und ggf. eine menschliche Entschuldigung geben. Wir sind alle nur Menschen, Menschen machen Fehler.
aber, was ich gern wissen möchte, ist vielleicht etwas makaber, aber, hat es weh getan? Ich meine in den Moment wo du auf dem Asphalt lagst und dir war klar das was schief gelaufen ist, der erste Schreck vielleicht nachgelassen, hat es weh getan? Ich hab immer so ein bisschen Angst vor Schmerz, und frag mich immer wieder wie man sowas durch steht, liegend auf dem Asphalt mit gebrochene Knochen. Ist vielleicht ein ungewöhnliche Frage, aber es interessiert mich, ich bin in solche Dinge immer sehr neugierig gewesen.
Gruß
Jason
Zitat:
Original geschrieben von Jason2002
Ich hab auch schon mal ein "Unfall Opfer" von meine Tochter besucht. Ist zwar ein komisches Gefühl, da du nicht weiß wie der betroffener reagiert, aber auch wenn er sauer ist, ist es in mein augen das richtige sich zu erkundigen und ggf. eine menschliche Entschuldigung geben. Wir sind alle nur Menschen, Menschen machen Fehler.
Abgesehen davon, dass auch Unfallverursacher oft nur ganz normale Menschen sind, macht es sich auch bei der Strafbemessung gut, wenn der Unfallverursacher Reue und Mitgefühl zeigt. Und, ehrlich gesagt: So wahnsinnig viel paasiert einem Unfallverursacher ja auch nicht, wenn er einen Unfall verursacht. Den Schaden des Gegners zahlt die Versicherung, er selbst kriegt meistens nur eine kleine Geldstrafe, die gemessen am Gesamtschaden ein Witz ist. Ich will das ja gar nicht kritisieren, schließlich zahle ich ja selbst Versicherung, damit ich für den Fall der Fälle abgesichert bin. Aber wenn einer durch einen Unfall, den ich verursacht habe, seine körperliche Unversehrtheit und womöglich noch seinen Job verloren hat, dann hat der jedenfalls mehr Stress mit der ganzen Sache als ich. Da kann man dann schon mal von mir erwarten, dass ich meine Arschbacken zusammennehme und den Mann besuchen gehe.
Zitat:
aber, was ich gern wissen möchte, ist vielleicht etwas makaber, aber, hat es weh getan? Ich meine in den Moment wo du auf dem Asphalt lagst und dir war klar das was schief gelaufen ist, der erste Schreck vielleicht nachgelassen, hat es weh getan? Ich hab immer so ein bisschen Angst vor Schmerz, und frag mich immer wieder wie man sowas durch steht, liegend auf dem Asphalt mit gebrochene Knochen. Ist vielleicht ein ungewöhnliche Frage, aber es interessiert mich, ich bin in solche Dinge immer sehr neugierig gewesen.
Ich hatte in meinem Leben schon ein paar Verkehrsunfälle, darunter auch welche mit Verletzungen. Im Moment, in dem du fliegst, schaltet dein Gehirn auf Alarmmodus und pumpt dich mit Adrenalin voll. Und das macht dich nahezu komplett schmerzunempfindlich. Dieser Schutz bleibt eine ganze Weile bestehen. Allerdings habe ich festgestellt, dass ich mich im Fall des Falles schlagartig so verkrampfe, dass ich mich am nächsten Tag fühle, als hätte mich wer verprügelt - selbst wenn ich mich eigentlich gar nicht verletzt habe.
Schlimm kann die Angst sein. Ich lag mal eingequetscht in einem Auto, und es hat bestimmt eine halbe Stunde gedauert, bis sie mich rausgeholt haben. Da hatte ich schon wahnsinnige Schmerzen im Rücken - und hatte Angst, dass sie beim Rausholen aus dem Auto was kaputtmachen würden. Ich habe die Helfer, die mich irgendwie aus dem Auto zerren wollten, lauthals angebrüllt, dass sie mich bloß nicht bewegen sollen. Die Feuerwehr hat dann das Dach des Autos abgeschnitten und mich nach oben rausgehoben. Im Krankenhaus zeigte sch dann, dass zwei Rückenwirbel gebrochen waren. Diese halbe Stunde war glaube ich die schlimmste in meinem Leben.
Ich wünsche den beiden Kameraden auf der Krankenstation, dass sie aus der ganzen Sache wieder gut rauskommen. Das Leben ist eben manchmal ein Riesen-Arschloch.
Dann will ich mal ein paar Antworten geben:
Ich habe einen kleinen Fimriss, aber der dauerte nur ein paar Sekunden. Den eigentlichen Unfall mit den Aufprällen (inzwischen weiß ich, daß ich auf der Motorhaube eine Zwischenlandunge gemacht und die ganz ordentlich verbeult habe), habe ich nicht in meiner Erinnerung, der ist sozusagen nie passiert. Meiner Erinnerung setzt erst wieder ein, als ich auf der Straße lag.
Da hatte ich aber sehr wohl Schmerzen! Und zwar nicht zu knapp! Zunächst ist sozusagen alle Kraft aus einem rausgeschlagen, man kann sich kaum bewegen. Aber man kann auch recht genau die Schmerzen lokalisieren und einordnen. Ich habe z. B. gleich von Anfang an die Fragen nach meinem Wohlbefinden klar beantwortet: "Die Schulter ist im Eimer, ich habe mir das Schlüsselbein gebrochen."
Ich hatte sehr starke Schmerzen. Aaaaaaabbeeeerr... - das ist nur die halbe Wahrheit: Als ich wieder zu mir kam habe ich als erstes alle Extremitäten durchgecheckt. Ich konnte alle Finger und Zehen spüren und bewegen. Das macht einen erst einmal so froh, daß die Schmerzen nebensächlich werden. Daß die Schmerzen kurz nach dem Unfall nicht so schlimm zu ertragen sind liegt wohl weniger am Adrenalin, das liegt eher an den Endorphinen. Zumindest bei Unfällen wie meinem, eingeklemmt o. ä. sieht das sicher anders aus.
Trotzdem sind die Schmerzen am Unfallort noch das kleinere Übel, die Zeit danach ist ganz schön hart: Ich habe z. B. seit dem 13. (tolles Datum...) nicht mehr gelegen. Ich kann - und auch das nur mit Schmerzen - nur sitzen, nicht liegen. Ich schlafe sogar im Sitzen, was dem ja auch verletzten verlängerten Rücken zusätzlich quält. Mit der HWS sieht es nicht anders aus: Auch die ist verletzt und schmerzt.
Man hat die Wahl: Mit Schmerzmitteln volldröhnen? Oder leiden?
Aber das reicht ja noch nicht: Abhängig vom Heilungsverlauf kann sich die Zeit ändern, aber im Augenblick heißt es, daß ich für voraussichtlich 3 Monate den Arm nicht belasten darf. Ich darf ihn nicht einmal höher als bis zur Schulter heben. Es gibt ungefähr eine Million Dinge, die ich nicht tun kann oder darf. Für Monate! DAS ist für einen aktiven Menschen mit Hummeln im Hintern Folter! Und das habe ich vor mir.
Allerdings gibt es ab und zu ja auch Lichtblicke: Ich mußte nur eine Woche im Krankenhaus bleiben und wurde am Wochenende von stationärer auf ambulante Behandlung umgestellt. *freu* Heute Nachmittag lasse ich mich zum Abschlepphof bringen und sehe mir erst einmal meine arme Honda an. Ich bin ja gespannt, wie sie aussieht...
So sah sie ungefähr eine Stunde vor dem Unfall aus.
Gruß Michael
Hallo Michael,
vielen Dank für deine detaillierte Beschreibung. Interressant und mein Neugier wurde gestillt, nun bleibt mir nichts anderes als dir eine schnelle Genessung zu wünschen. Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld und das alles sich zum guten sich regeln lässt.
alles gute,
Jason
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Das ist wirklich bitter. Und nach 3-6 Monaten, wenn das alles halbwegs wieder im Lot ist, kommt 1 Jahr Krankengymnastik, um die verlorenen Muskeln wieder aufzubauen.
Ich lamentier jetzt schon 9 Monate mit meinem blöden Knie rum und das war nur 4 Wochen wirklich stillgelegt. Kraft ist immer noch vieleicht bei 60% und Rennen geht noch gar nicht.
Ein Bekannter aus einem anderen Forum hatte im Harz mal einen Unfall, der fehlt ihm komplett.
Das letzte, woran er sich erinnern kann (auch jetzt, nach Jahren) ist, dass er auf einer gut bekannten Strecke unterwegs war. Die nächste Erinnerung ist, dass er mit ziemlich lädierten Klamotten an einer Bushaltestelle im Nirgendwo sitzt, wo ihn eine Frau anspricht.
Das Motorrad wurde dann etliche 100m weiter im Wald an einem Parkplatz gefunden. Was passiert ist, ob er die Kurve nicht bekommen hat und auf den Schotter des Parkplatzes gekommen ist oder ob ihm ein Auto kurvenschnibbelnd entgegen oder vom Parkplatz ohne zu gucken die Vorfahrt genommen hat, wird sich wohl nie klären lassen.
Gottseidank ist es relativ glimpflich ohne schwerere Verletzungen abgegangen.
Jedenfalls nochmals gute Besserung! Auf dass das alles hinterher wieder so funktioniert wie vorher.
Von mir auch gute Besserung.
Mein Unfall hat sich am 16. gejährt und ich weiß vom Flug auch nichts mehr, nur der Aufprall und dann wie ich wieder aufstehe.
Aber noch etwas zum anhalten oder beschleunigen bei gelb. Das lernt man schon in der Fahrschule, dass man keine Vollbremsung hinlegen soll wenn 10m vor einem die Ampel auf gelb springt, um Auffahrunfälle zu vermeiden.
Sollte jetzt nicht dem TE gelten, aber das Thema gabs ja einige postings vorher.
Korrekt heißt es wohl, daß man halten muß, wenn man gefahrlos halten kann. Ich kenne es aus meiner Fahrschulzeit (mehrere Fahrschulen und Klassen), daß man hält, wenn dies ohne übermäßig scharfes Bremsen geht und man durchfährt, wenn man ohne zu beschleunigen noch bei Gelb durchkommt. Das wäre in meinem Falle nicht möglich gewesen.
Ich denke mal, daß die mangelnde Ortskenntnis des Autofahrers einen nicht unerheblichen Teil zum Unfall beigetragen hat. Wer nicht weiß, daß dort eine Ampel kommt, erwartet dort keine. Und auch kein haltendes Fahrzeug. Dort verläuft die Strecke in einem Bogen und hat Gefälle - ortsunkundig kann einen das schon heftig überraschen.
Gruß Michael