Moto Morini 3 1/2 Vergaser läuft über
Guten Tag,
ich habe ein relativ altes Motorrad und bin dabei es wieder fit zu machen. Ich bekomme es jedoch seit längerer Zeit nicht mehr ans laufen.
Das Motorrad hat lediglich einen Kickstarter.
Verbaut ist ein Dellorto VHBZ 25 B S Vergaser.
Der Vergaser wurde generalüberholt.
Beim Starten kommt jedoch aus dem goldenen Entlüftungsröhrchen in der Luftansaugung ( Bild folgt) Benzin herausgespritzt. Ich gehe davon aus, dass der Vergaser überläuft, da auch die Zündkerzen immer Nass sind. Ich habe bereits versucht die Gemischschraube für die Benzinzufuhr ganz zu zu drehen, doch selbst dann spritzte Benzin aus dem Röhrchen.
Hat da jemand einen Tipp ?
Danke sehr!
Ergänzung: Das Ganze tritt übrigens nur bei einem Vergaser an einem Zylinder auf.
24 Antworten
Wenn der O-Ring Nr. 34 seinen Geist aufgegeben hat, kann das Schwimmernadelventil so dicht sein, wie es will, der Sprit läuft dann "aussen herum". D.h. es gibt einen bypass vom Schwimmernadelventil.
Es spritzt aus dem Messingröhrchen, welches in Richtung Luftansaugseite gerichtet ist.
Der TS spricht von einem „Entüftungsröhrchen”, wobei mir bis dato noch nie eine sogenannte Innenbelüftung der Schwimmerkammer bei Zweiradvergasern begegnet ist; sowas war früher bei Drosselklappenvergasern mit Festlufttrichter im Pkw-Bereich üblich, um die Gemischanfettung bei verstopftem oder verschmutztem Luftfilterelement wirksam zu verhindern.
Bei Zweirad-Schiebervergasern wird der Kraftstoffspiegel in der Schwimmerkammer mit dem atmosphärischen Luftdruck (sog. Außenbelüftung) beaufschlagt, weshalb dann bspw. ein Wechsel des originalen Filterelements gegen eine Tuningfiltermatte meist nicht ohne Anpassung der Bedüsung ordentlich funktioniert.
Lange Rede, kurzer Sinn: Für mich bleibt es fraglich, ob es sich bei dem besagten Messingröhrchen überhaupt um die Belüftung der Schwimmerkammer handelt.
Bei einem überlaufenden Vergaser spritzt der Kraftstoff nie und nimmer derart raus, wie es auf dem beigefügten Foto des TS klar erkennbar ist. Das ist zerstäubter Kraftstoff und keinesfalls überlaufendes Benzin.
Gruß Wolfi
Zitat:
@TK07 schrieb am 10. Februar 2025 um 14:59:26 Uhr:
Nein, die Vergaser haben keine Beschleunigerpumpe, sie sind ja auch von 1974
Du solltest dir bei Gelegenheit das 25-seitige Dell'Orto Vergaserhandbuch von 'Stein/Dinse' aufmerksam durchlesen, welches sich als schwarz-weiße Kopie in der Version 1.2 hier herunterladen läßt. 🙂
Verlinktes Handbuch 'Kapitel 3.7 Beschleunigung', Zitat: »Aus diesem Grund ist bei Vergasern mit grossem Durchmesser für 4-Takt-Motoren eine Beschleunigerpumpe vorhanden.«
Gruß Wolfi
PS: Als überarbeitete Version 2.1 gibt es das Vergaserhandbuch mit 62 Seiten für 18,90 € zzgl. Versandkosten. -> Klick!
@Alex1911 Das Foto hatte ich tatsächlich noch nicht gesehen. Neee auch wenn der Druck eines vollen Tanks am Schwimmernadelventil vorbei geht, kann es nicht sooo spritzen. Auch div. Chokeeinrichtungen veranstalten so etwas nicht. So einen Strahl im Vergaser kenne ich eigentlich ausschließlich von Beschleunigerpumpen.
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Zitat:
@isaucheinname schrieb am 12. Feb. 2025 um 15:52:18 Uhr:
So einen Strahl im Vergaser kenne ich eigentlich ausschließlich von Beschleunigerpumpen.
Hehe, hatte ich weiter oben auch schon mal nachgefragt. Passiert dann aber nur beim "Hahn aufreißen", aber solch ein Strahl?
Mfg
Ich habe mir heute mal die Zeit genommen um dem Problem nochmal intensiv nachzugehen und habe Folgendes herausgefunden:
Das Röhrchen ist, anders wie anfangs angenommen, keine „Entlüftung“ sondern ein Bypass der die Luft im Leerlauf bereitstellt.
Aus dem Röhrchen kommt wie auf dem Foto zu sehen bereits ein Kraftstoff Luft Gemisch, weshalb der Fehler nicht am Vergaser liegt. Ich habe dazu mit einem Endoskop und mit Blick auf die Ventile die Position des oberen Tod Punktes vom vorderen (1) Zylinder gesucht. Dabei habe ich festgestellt, dass das Einlassventil noch geöffnet ist, wenn der Kolben schon wieder komprimiert, daher wird das Kraftstoff Luft Gemisch direkt wieder aus dem Einlassventil durch den Vergaser aus dem goldenen Röhrchen gedrückt. Ich muss also die Steuer Zeit ändern. Ich habe mir jetzt das nötige Spezialwerkzeug bestellt und werde in den nächsten Tagen diesen Lösungsansatz verfolgen.
Wenn jemand zu dieser Idee Tipps oder Vorschläge hat, kann er sich hier gerne melden.
Danke und einen schönen Abend .
VG
Tom
Hallo Tom,
du weißt aber schon, daß es den »Zünd-OT« und den »Überschneidungs-OT« gibt, weil ein komplettes Arbeitsspiel aus den vier Takten 'Ansaugen – Verdichten – Arbeiten – Ausstoßen' besteht und dafür zwei Kurbelwellenumdrehungen benötigt werden, während die Nockenwelle in dieser Zeit nur eine Umdrehung vollzieht. Gegen Ende des Ausstoßtaktes ist das Einlaßventil bereits geöffnet. 😉
Gruß Wolfi
Ja, das ist mir bewusst, doch bereits im 1. Takt schließt das Einlassventil erst, wenn der Kolben schon am Verdichten ( im 2. Takt) ist.
Zitat:
@TK07 schrieb am 12. Februar 2025 um 21:28:04 Uhr:
Ja, das ist mir bewusst, doch bereits im 1. Takt schließt das Einlassventil erst, wenn der Kolben schon am Verdichten ( im 2. Takt) ist.
'Einlaßventil schließt nach UT' ist doch nicht ungewöhnlich.
Die Steuerzeiten des Zweizylinder V-Motors findest du auf dem angehängten Screenshot. 🙂
Gruß Wolfi
PS: Das 119-seitige Werkstatthandbuch ist 34 MB groß und kann daher nicht als Anhang (max. 10 MB) beigefügt werden. Zum Download -> Klick!
Dann könnten die Steuerzeiten doch richtig sein. Ich wunderte mich nur, weil die Markierung des Polrads für den OT auch um ca 10° verschoben ist. (Die Markierung hat der Vorbesitzer gemacht, die Markierung vom Werk ist nochmal woanders)
Mit freundlichen Grüßen
Tom