Maschinenbaustudium oder Zweiradmechanikermeister
Hallöle 😉,
ich will einfach mal nach Eurer Meinung fragen:
Ich bin nun 23 Jahre alt und habe meine Schul-"Karriere" (Noten waren nicht wirklich der Brüller) mit dem Abitur beendet. Nach dem Abitur habe ich mich für eine Ausbildung zum Schiffsmechaniker entschieden, die in ca. 2 Monaten endet. In der Theorie und Praxis wurde ich während der Ausbildung stets gut bewertet.
Langsam muss ich mich entscheiden, was ich nach der Ausbildung machen will. Von der Seefahrt habe ich genug, war eine interessante Zeit und ich habe gemerkt, dass das Arbeiten mit und an Maschinen für mich einfach das Tollste ist! 😛
Somit ist mir klar, dass für mich ausschließlich technische Berufe in Frage kommen, wo wir zu meinem inneren Konflikt kommen:
Ich möchte einen Beruf erlernen, in dem ich selber an und mit Maschinen arbeite, möchte mir die Hände schmutzig machen und Spaß an meinem Beruf haben. Ich möchte nicht ständig Präsentationen halten und im Büro verschimmeln. Zudem ist mir eine gute Bezahlung wichtig (klingt bescheuert, ich weiß).
Der perfekte Beruf - so denke ich es mir zumindest - wäre der Beruf des Zweiradmechanikers/-meisters, da dies meine Präferenzen und mein Hobby vereint (schraube selber viel an meinem Motorrad, macht mir tierisch Spaß). Ich habe jedoch bedenken, dass ich selbst als Meister nicht genug verdiene, um finanziell wirklich "frei" zu sein.
Die andere Möglichkeit wäre das Studium Maschinenbau. Die Beschreibung des Studiums klingt verlockend, jedoch befürchte ich, dass man Büro endet und nie Werkzeug in der Hand hat. Fächer wie "Präsentationstechnik", "Projektmanagement" und trockene Mathematik erzeugen dann aber eher eine Würgereiz bei mir.
Drum frage ich nach eurer Meinung - was meint Ihr?
Beste Antwort im Thema
Das mit dem Hobby als Hobby ist auch sehr wichtig...
Ich habe früher sehr viel programmiert in meiner Freizeit, mich mit Computern beschäftigt und auch gerne an ihnen gebastelt. Das war für mich immer eine entspannende Sache, man konnte je nach Lust und Laune auch eine Menge Herausforderungen haben (Reverse Engineering, Malware Analysis, Scripting, ...) und es hat einfach Spaß gemacht, immer bessere und effizientere Lösungen zu finden/entwickeln.
Jetzt nach Studium und fast abgeschlossener Promotion kann ich es gar nicht erwarten, Abends den Computer nicht mehr zu sehen und will in meiner Freizeit so wenig wie möglich damit zu tun haben. Am Anfang war das ziemlich frustrierend, weil ich mich ja extrem auf den Mix Beruf+Hobby gefreut hatte. Jetzt würde ich selbst z.B. liebend gerne richtig all das lernen, was man braucht, um Motorräder zu warten, zu restaurieren, auseinander und neu zusammen zu bauen... leider habe ich weder eine Garage, noch eine Werkstatt, noch Leute, die über entsprechend fundiertes Wissen verfügen und die Zeit haben, ein solches Projekt mit einem kompletten Amateur durchzuziehen. Und eine Lehre jetzt noch aus Spaß zu machen - da hustet mir meine Frau was 😁
Was ich damit sagen will: Das Hobby zum Beruf zu machen klingt zwar immer wie ein Traum, aber man kann sich damit auch leicht sein Hobby zerstören..
34 Antworten
Der Punkt mit dem Würgereiz ist aber nicht unerheblich..
Bei uns an der Uni waren die MaschBau-Studis nicht gerade als hellster Stern am Mathematik-Himmel bekannt. Da es aber keinen NC gab, wurde insbesondere über die Mathe-Veranstaltungen ordentlich gesiebt. Je nach Uni wird die Methode auch jetzt im Bachelor noch sehr erfolgreich verwendet...
Wäre der Studiengang an der Uni oder an der FH? FH klingt für dich eigentlich sinnvoller, wenn es ein Studium sein soll. Ansonsten gibt es duale Studiengänge u.a. bei Autoherstellern, vielleicht schaust du da einmal nach? Ich kenne das aus Niedersachsen von VW, das gibt es aber bestimmt auch woanders. Je nach Studium ist das entweder gemischt (Woche = x Tage Theorie an FH/Uni/etc, y Tage Praxis in der Firma) oder gestaffelt (z.B. 3 Monate Theorie, 3 Monate Praxis immer im Wechsel). Letzteres ist dabei eigentlich sinnvoller, weil man in der Praxis mehr (sinnvolle) Aufgaben bekommt.
Falls du dich fürs Maschbau Studium entscheiden solltest, heißt es nicht automatisch iwo im Büro sitzen. Natürlich wirst du um die ein oder andere Präsentation oder um das einlesen in neue Themengebiete nicht herumkommen.
Da ich selbst Maschinenbau studiere und im Moment ans Werksstudent tätig bin, habe ich die Erfahrung gemacht, dass man vorallem in kleineren Firmen noch viel am "basteln" und selber machen ist. Vorallem in der Forschung und Entwicklung wo es nunmal viel ums ausprobieren und testen geht ohne gleich allzugroßen Aufwand betreiben zu müssen.
Außerdem gibt es mit abgeschlossenem Studium auch Berufe in denem man wirklich wenig im Büro sitzt. Denk mal an TÜV Prüfer.
Wie schon erwähnt wurde ist Mathe allerdings wirklich ein K.O.-Fach. Da solltest du wirklich fit sein, oder dich dafür begeistern können, sonst wirds schwer.
Ein Duales Studium ist ne feine Sache. Einige meiner Freunde machen sowas (z.B. bei Siemens). Die sagen aber auch dass es wirklich Stessig ist. Die sind während des Semesters ganz normal in der Uni/FH und in den Semesterferien arbeiten sie dann im Betrieb. Die haben also immer was zu tun. Bekommen aber auch nicht schlecht Geld dafür.
Ich hab damals Maschinenbau aus Überzeugung studiert; wenn ich aber gewußt hätte, daß der Matheanteil so erschlagend hoch gelegen hätte, würde ichs im Nachhinein betrachtet nochmal überlegen 😁
An Deiner Stelle würde ich über den Studiengang des Wirtschaftsingenieurs nachdenken, der vereinigt einen großen Teil Maschinenbau und auch den BWL'er.
Meister ist ja fast nicht mehr zeitgemäß, eher eine Art Leidenschaftsausbildung, würde ich sagen.
Ich muss mich teilweise meinen Vorrednern anschliessen. Ein Studium an der Uni ist sehr theoretisch und das Meiste wird rein mathematisch hergeleitet und erklärt. Gute Mathekenntnisse sind absolut erforderlich. Um einen Vorgeschmack zu haben:
Solltest Du Mathe im Abi gehabt haben, vielleicht sogar als Leistungskurs, dann ist das vorteilhaft, aber Du wirst schnell merken, dass die Abi-Mathematik erst der Anfang ist und da noch sehr viel mehr kommen wird.
Solltest Du mehr Wert auf Praxis legen, dann wäre ein FH-Studiengang deutlich geeigneter. Ausserdem geht das FH-Studium deutlich schneller.
Wirtschaftsingenieure (wie von Dang3r vorgeschlagen) werden später eher nicht Maschinen entwickeln oder gar daran herumschrauben, sondern mehr im Vertrieb oder der Qualitätssicherung eingesetzt. Also typische "Schreibtischtäter".
Als ausgebildeter Elektroingenieur und Programmierer von Steuerungsprogrammen arbeite ich übrigens deutlich mehr direkt an und mit den Maschinen als die Konstrukteure (Maschbauer), die die Teile grösstenteils im Büro am Computer entwickeln und selten vor Ort anzutreffen sind. Ist zumindest bei uns in der Firma so.
Erstmal vielen Dank für die Antworten.
Zitat:
Original geschrieben von mmitchell
m Bachelor noch sehr erfolgreich verwendet...Wäre der Studiengang an der Uni oder an der FH?
Der Studiengang wäre an der FH.
Zitat:
Original geschrieben von Dang3r
Ich hab damals Maschinenbau aus Überzeugung studiert; wenn ich aber gewußt hätte, daß der Matheanteil so erschlagend hoch gelegen hätte, würde ichs im Nachhinein betrachtet nochmal überlegen
Hast du an der FH oder an der Uni studiert?
Zitat:
Meister ist ja fast nicht mehr zeitgemäß, eher eine Art Leidenschaftsausbildung, würde ich sagen.
Na, Motorräder müssen doch auch weiterhin gewartet und instandgesetzt werden, oder? Und einen Betrieb als Meister leiten kann ich mir echt gut vorstellen...
Mit 23 solltest Du eigentlich ein Diplom haben, nicht Abitur. 😉
Zweiradmechaniker ist eine enge Nische. Wenn diese Fortbewegungsart unattraktiver wird, sieht es schlecht aus.
Und Saisonarbeit ist es sowieso. Im Sommer brummt das Geschäft und Du kommst nicht selbst zum fahren. Im Winter hättest Du Zeit, aber das hiesige Wetter reizt nicht besonders und das Geld reicht nicht für Expeditionen, Reisen oder Rallyes in warmen Gefilden.
Das Studium dürfte (viel) mehr Engagement fordern, aber der Absolvent flexibler in der Arbeitsplatzwahl sein. Mein Vater hat nach seiner Pilotenausbildung (Luftwaffe) noch studieren dürfen (Dipl-Ing) und kam dann in der Rüstungsindustrie unter (Tornado komplettes Programm, Eurofighter bis kurz vor Truppeneinführung). Von deren Schräglagenfreiheit und Auspuffsound können Motorradfahrer nur träumen.
Sichere Arbeitsplätze mit Schmutzfingergarantie je nach Talent z.B. auch bei der Polizei (Sachverständiger, insb. für Lkw) oder als Bordingenieur (Luftfahrt).
Kann man unmöglich pauschal sagen, aber fürs Geld würde ich nicht unbedingt studieren. Und zwar vor allem wegen der unverschämten Regelungen hier, die einem die bessere Bezahlung zum guten Teil wieder wegnehmen. Du arbeitest jahrelang quasi für Lau beim Studium, der Mehrwert wird aber von der Steuerprogression erfasst und es wird somit schwierig, das hinterher wieder reinzukriegen.
Bei mir (Dipl. Inf.(FH)) stellte sich die Frage nicht, da ich von Natur aus Theoretiker bin.
Als guter Praktiker kannst du jedenfalls sicher ähnlich verdienen und fängst schon früher an zu arbeiten. Persönlicher Einsatz ist da wahrscheinlich wichtiger; die Ausbildung ist halt im Gegensatz zum Studium fast keine Hürde.
Ich würde immer zum Studium raten. Solange Du noch jung und aufnahmefähig bist, sollte das für einen Abiturienten auch kein Problem sein. Je älter man wird, desto schwerer fällt es einem später, irgendeine verpasste Chance nachzuholen. Mein Sohn ist auch Dipl. Ing Maschinenbau und hat bei Daimler einen wirklich tollen Job. Dein Hobby, am Motorrad zu schrauben, sollte Hobby bleiben.
Zitat:
Original geschrieben von Piderman00
Hallöle 😉,.... Zudem ist mir eine gute Bezahlung wichtig (klingt bescheuert, ich weiß).
...
Drum frage ich nach eurer Meinung - was meint Ihr?
Vergiss die Zweiradbranche.
Mit den Löhnen/Gehältern in dieser Branche kannst Du existieren, aber nicht "leben". 😉
Viele Grüsse,
Arne
Ich werf mal "Bundeswehr" in die Diskussion.
Da gibts viel zu schrauben, vom Zweirad bis zum Jet und man kann an den Bundeswehrhochschulen studieren (bezahlt) und wenn man nach 12 Jahren mit durch ist, hat die Bundeswehr noch jedem eine passende "Anschlussverwendung" in den öffentlichen Dienst oder die freie Wirtschaft vermittelt.
Man sollte natürlich eine gewisse Affinität zu dem Laden haben. Als bekennder Pazifist und Veganer wirds schwierig.
Zitat:
Original geschrieben von kandidatnr2
Ich würde immer zum Studium raten. Solange Du noch jung und aufnahmefähig bist, sollte das für einen Abiturienten auch kein Problem sein. Je älter man wird, desto schwerer fällt es einem später, irgendeine verpasste Chance nachzuholen. Mein Sohn ist auch Dipl. Ing Maschinenbau und hat bei Daimler einen wirklich tollen Job. Dein Hobby, am Motorrad zu schrauben, sollte Hobby bleiben.
Dem würde ich mich anschliessen. Auf Dauer dürfte der Ing.-Job spannender und deutlich besser bezahlt sein.
Lediglich beim Einstiegsgehalt kann es eine Enttäuschung geben. Das Gehalt steigt aber später deutlich stärker als bei einem Handwerker.
Ausserdem bleibt dir das Schrauben als Hobby erhalten.
Das mit dem Hobby als Hobby ist auch sehr wichtig...
Ich habe früher sehr viel programmiert in meiner Freizeit, mich mit Computern beschäftigt und auch gerne an ihnen gebastelt. Das war für mich immer eine entspannende Sache, man konnte je nach Lust und Laune auch eine Menge Herausforderungen haben (Reverse Engineering, Malware Analysis, Scripting, ...) und es hat einfach Spaß gemacht, immer bessere und effizientere Lösungen zu finden/entwickeln.
Jetzt nach Studium und fast abgeschlossener Promotion kann ich es gar nicht erwarten, Abends den Computer nicht mehr zu sehen und will in meiner Freizeit so wenig wie möglich damit zu tun haben. Am Anfang war das ziemlich frustrierend, weil ich mich ja extrem auf den Mix Beruf+Hobby gefreut hatte. Jetzt würde ich selbst z.B. liebend gerne richtig all das lernen, was man braucht, um Motorräder zu warten, zu restaurieren, auseinander und neu zusammen zu bauen... leider habe ich weder eine Garage, noch eine Werkstatt, noch Leute, die über entsprechend fundiertes Wissen verfügen und die Zeit haben, ein solches Projekt mit einem kompletten Amateur durchzuziehen. Und eine Lehre jetzt noch aus Spaß zu machen - da hustet mir meine Frau was 😁
Was ich damit sagen will: Das Hobby zum Beruf zu machen klingt zwar immer wie ein Traum, aber man kann sich damit auch leicht sein Hobby zerstören..
Ich schließe mich der Mehrzahl der Vorredner hier an, wenn Studium, dann jetzt! Sich in nem Beruf nochmal für ein (Maschinenbau) Studium zu entscheiden bedeutet entweder enorm viel Stress, vor allem an renommierten Unis und FH's oder aber einen herben finanziellen Rückschritt in der Zeit des Studiums. Sowas ist immer schwer.
Dazu noch meine Erfahrung als Masterstudent Maschinenbau:
Das Maschinenbaustudium ist sehr sehr theoretisch und mathematisch, auch in der Fachrichtung Kraftfahrzeugtechnik bekommste in der Regel nur Anschauungsobjekte gezeigt, von Finger schmutzig machen kann da keine Rede mehr sein. Das ist bei den Unis ausgeprägter als bei den FH's, aber auch an den meisten FH's nimmste wohl keinen Schraubenschlüssel mehr in die Hand.
Meiner Erfahrung nach machste dir als Ingenieur keine Finger mehr schmutzig, dafür gibts ja in Unternehmen die handwerklich ausgebildeten Leute. Je nachdem wo du landest entwirfst du eher Dinge am Computer, löst Problemstellungen oder hast Personalverantwortung.
Zitat:
Original geschrieben von Piderman00
Hast du an der FH oder an der Uni studiert?
FH
@tomS: Den Bordingenieur gibts in der zivilen Luftfahrt nicht mehr, bzw. bei den Airlines, die den noch haben, würde ich niemals freiwillig fliegen wollen 😁😉
Bei der Bundeswehr werden keine BT's mehr nachgebildet, da auch dort mit Wegfall der C-160 dieser Arbeitsplatz sterben wird. Über 707 und UH-1D wollen wir ja gar nicht erst reden.