Kühlwasserwechsel V70ii, Bj. 2006, 2.4D
Weil ich zu dem Vorgehen bei Kühlmittelwechsel bei meinem V70ii, 2.4D, Bj. 2006 nichts Brauchbares gefunden hatte, schreibe ich hier ein paar Zeilen zu dem Thema. Zunächst eine Zusammenfassung von dem, was geschildert wird: Man liest von einer Ablassschraube am Kühler vor dem Motor stehend rechts unten (Fahrerseite) und einer weiteren oberhalb des Ölkühlers (hinten am Motorblock Beifahrerseite, erreichbar nach Entfernung der Motorabdeckung unten). Beide sind bei abgeschraubtem Deckel des Ausgleichsbehälters zu öffnen, so dass die alte Flüssigkeit ablaufen kann (mit Behältern auffangen, weil Umweltgift rauskommt!). Nach mehrfacher Spülung (Ablassschrauben schließen, mit sauberem Wasser befüllen, wieder ablassen usw. bis das Spülwasser klar aus dem Motor kommt. Dann über den Ausgleichsbehälter gaaaanz langsam mit dem neuen Kühlmittel (-gemisch; vorher mischen oder Fertiggemisch verwenden) befüllen. Die Luft muss raus, das Kühlmittel gleichzeitig rein; gießt man zu viel auf einmal, kann die Luft nicht mehr entweichen, die Lufteinschlüsse stören oder verhindern gar den Umlauf des Kühlmittels, was man daran merkt, dass die Heizung ausfällt. Soweit die von mir gefundenen Schilderungen zur Vorgehensweise.
Kein Wort von dem Zuheizer, bzw. - wenn mit entsprechender Software aufgerüstet-, der Standheizung. Das ist nämlich das Bauteil, indem erstens alte Kühlflüssigkeit steht, zweitens sich dann die Lufteinschlüsse befinden, so dass der Kreislauf zum Heizungswärmetauscher im Fahrgastraum gestört ist, die Heizung also nicht oder kaum heizt. Der Zuheizer kann dabei überhitzten und Schaden nehmen. Ist der Zuheizer nicht zur Standheizung aufgerüstet, rate ich vom Selbermachen des Kühlwasserwechsels ab. Der Zuheizer startet automatisch bei Außentemperaturen unter sechs Grad, kann nicht von Hand aktiviert werden. Den Austausch des Kühlwassers bei Außentemperaturen unter sechs Grad durchzuführen, dürfte aber nicht gerade Vergnügen bereiten… Hier erfolgt die Neubefüllung unter Herstellung eines Unterdrucks im Kühlsystem. Geht man dazu nicht in die Markenwerkstatt, kann man den Durchführenden auf das Problem mit dem Zuheizer aufmerksam machen.
Mit folgendem Vorgehen klappt der Kühlflüssigkeitswechsel, wenn eine Standheizung vorhanden ist:
Den Wagen auf die Hebebühne oder - wie ich - durch Benutzen von Auffahrrampen unten zugänglich machen. Die untere Motorabdeckung und die Kühlerabdeckung unten abschrauben, um an den Ölkühler zu kommen und an die Plastikhohlschraube (Ablassschraube) vom Kühler und auch Zugang zum unteren Schlauch der Standheizung zu bekommen. Die beiden Heizungsdrehknöpfe im Fahrgastraum auf maximale Temperatur drehen. Den Deckel vom Ausgleichsbehälter entfernen, die Ablassschraube am Kühler lösen. Wenn die mit einem Imbusschlüssel gelöst wird, den Schlüssel rausziehen und mit der Hand weiterschrauben, weil sonst der Weg für das Kühlwasser durch den Imbusschlüssel versperrt ist. Auffanggefäss (Eimer) drunter, solange laufen lassen, bis nichts mehr kommt. Dann Schlauchschelle am unteren Schlauch der Standheizung lösen, Schlauch abziehen und entweichende Kühlflüssigkeit auffangen. Das gleiche dann am Ölkühler machen; die oberhalb des Ölkühlers liegende Ablassschraube habe ich nicht angerührt; reißt die ab, hat man ein größeres Problem… Auch hier natürlich die Kühlflüssigkeit auffangen; viel kommt da allerdings nicht mehr raus (ca. 200ml; bei der Standheizung etwa 500ml). Zum Befüllen für die Spülungen reicht es vollkommen aus, die Schläuche einfach - ohne die Schellen anzuziehen - auf den Stutzen aufzuschieben. Das Befüllen über den Ausgleichsbehälter kann man vergessen; vielleicht gelingt das tröpfchenweise über eine Infusion, würde aber Stunden dauern. Lösung: den zum Thermostat führenden Kühlerschlauch am Thermostat lösen und abziehen, umsichtig in eine senkrechte Position bringen, Trichter rein und zunächst mit dem Spülwasser, zum Schluss mit dem neuen Kühlmittel (-gemisch) soweit befüllen, bis das Kühlmittel im Ausgleichsbehälter auftaucht und die MAX-Markierung erreicht. Bei dem Vorgehen auch behutsam befüllen und bitte nicht im „Sturz“. Bei den Spülgängen genauso vorgehen wie beim ersten Ablassen. Die Schläuche brauchen jeweils nur noch abgezogen und nach den Ablaufen des Spülwassers wieder aufgesteckt werden. So oft den Spülvorgang wiederholen, bis klares Wasser rauskommt. Erst bei Neubefüllung mit Kühlflüssigkeit die Schellen am Schlauch des Ölkühlers und der Standheizung wieder festziehen. Das Hauptproblem ist die Entlüftung der Standheizung. Man füllt zunächst ca. 2,5 Liter (damit der Flüssigkeitsdruck nicht zu hoch ist) der neuen Kühlflüssigkeit ein, startet die Standheizung und drückt immer wieder den Schlauch zusammen, der vorher als Ablassschlauch fungierte; auf die heißen Abgase acht geben, Verbrennungsgefahr! Man merkt und hört es, wenn die Pumpe am Zuheizer endlich Flüssigkeit saugt, die Entlüftung also passiert ist. Auch wird der Schlauch merklich härter. Die Standheizung deaktivieren und weiter über den vom Thermostat abgezogenen Kühlerschlauch bis MAX im Ausgleichsbehälter befüllen. Nun auch diesen Schlauch wieder aufschieben und mit Schelle fixieren. Motor im Leerlauf laufen lassen, den oberen Kühlerschlauch und auch den Schlauch an der Standheizung öfter drücken, Kühlmittelstand im Ausgleichsbehälter im Auge behalten und ggf. nachfüllen. Kurzzeitig die Standheizung einschalten. Der Ausgleichsbehälter kann geöffnet bleiben. Sinkt der Kühlmittelstand nicht mehr ab, den Ausgleichsbehälter schließen. Nun die Verkleidungen am Unterboden wieder anbringen. Behälter mit Kühlflüssigkeit zum Nachfüllen mitnehmen, beim ersten Fahren immer wieder mal anhalten und den Kühlmittelstand kontrollieren. Wenn der Motor richtig heiß wird, öffnet das Thermostat, die Luft im oberen Kühlerschlauch, der als Einfüllschlauch diente, kann entweichen, der Kühlmittelstand sinkt nochmal merkbar ab. Stellt man den Wagen dann ab, vorsichtig mit Handschuh den Deckel des Ausgleichsbehälters lösen (heißes Kühlmittel kann entweichen!), komplett entfernt werden muss der Deckel nicht. Ggf. den Motor etwas abkühlen lassen. Ist der Motor komplett abgekühlt, sinkt der Kühlmittelspiegel bis MIN oder sogar darunter. Wieder bis MAX mit Kühlmittel auffüllen. Kühlmittel zum Nachgießen weiterhin im Auto mitführen, damit man handlungsfähig bleibt.
Man kann auch einen Kühlersystemreiniger zu Beginn des Kühlwasserwechsels je nach Vorschrift zur Anwendung bringen. Dabei ist darauf zu achten, dass nicht aggressive Säuren benutzt werden, sondern ein systemschonendes Mittel zum Einsatz kommt.
Alles in allem ist der selbstdurchgeführte Wechsel des Kühlwassers nur etwas für geübte Schrauber mit ausreichend Gelassenheit.