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Ist Chiptuning große Abzocke der Unwissenden? Erklärt mir mal.

Themenstarteram 22. Oktober 2014 um 9:35

Ein schönes Chiptuning kann ja bis zu 1.000€ kosten. Nur frage ich mich, was wirklich dahinter steckt.

Die Webseiten einiger, offenbar größerer Chiptuner wie Wetterauer oder SKN Tuning bieten Softwareoptimierung für nahezu jedes Turbofahrzeug an. Die angegebene Leistungssteigerung scheint sich hierbei häufig durch einfache Mathematik zu ergeben - wir pappen einfach mal 15% bis 20% mehr auf die ursprünglichen Leistungsangaben.

Woraus aber besteht das eigentliche Chiptuning. Wird über die OBD-Schnittstelle eine modifizierte Datei ins Motormanagement gespielt, die dann lediglich leicht erhöhte Einspritzwerte, Ladedruck etc. enthält oder erzwingt? Gleichbedeutend mit 10 Minuten Arbeit kosten, überspitzt, 1.000 €?

Des Weiteren gibt es ja noch die Boxen. Die Gattung der eBay-Boxen ist verrufen, denn die gaukeln durch Widerstände ja nur niedrigere oder höhere Parameter vor, oder? Eine Powerbox von DTE o.ä. führt hingegen eine echte Kennfeldoptimierung (Gibt's hier in der Begrifflichkeit einen Unterschied zum Chiptuning?), mit dem Unterschied, dass sich die entspr. File in der Box befindet.

Aber auch hier: Man google einfach mal die CPU oder Controller, die so eine Box, egal welchen Preisniveaus, enthält. Ich bin über 3€ Verkaufspreis noch nicht gekommen, ein gesamtes Entwicklungsplattform kostet häufig nicht mehr als 15€.

Somit bleibt der einzig, vermeintlich zeitintesivere Arbeitsschritt die Erstellung einer entsprechenden Tuningfile. Nur vermute ich, dass es auch hierfür entsprechende Software gibt.

Danke schonmal für Antworten und Erläuterungen.

Gruß

Beste Antwort im Thema

Seriöse Tuner werden dir ein Abgasgutachten nach §19(2) STVZO mitgeben, damit kannst und musst du du die geänderte Leistung in die Fahrzeugpapiere eintragen lassen.

In §19 STVZO steht wörtlich

Zitat:

Die Betriebserlaubnis [...] erlischt, wenn Änderungen vorgenommen werden, durch die ... das Abgas- oder Geräuschverhalten verschlechtert wird.

Es wird dir schwerfallen, bei einem Chiptung KEIN potenziell(!) verschlechtertes Abgas- und Geräuschverhalten zwingend auszuschließen. Du änderst den Serienzustand, also bist du als Halter in der Beweispflicht dass ein Fahrzeug die jeweiligen Emissionsnormen einhält. Eine AU bzw. nicht brennende OBD Leuchte ist kein Nachweis.

Diese Abgasgutachten kosten ein Heidengeld, alleine ein einziger Lauf auf einem Prüfstand geht in die tausende. Ebay-Anbieter 'sparen' sich die Arbeit natürlich, verarschen im Sinne eines "10 cent Tunings" (Intake Air Temperature Sensor zum Beispiel) einfach das Steuergerät auf dass dieses nachfettet oder spielen einfach ein Kennfeld auf, das mehr Ladedruck/Leistung hat. Sieht keiner, merkt keiner, fertig. Gerade beim Diesel ist das simpel, die sind beim Drehmoment in der Mitte abgeregelt (es gibt technisch keinen horizontalen Drehmomentverlauf) und diese Regelung wird einfach nach oben gesetzt.

Weniger Verbrauch durch mehr Leistung bei gleichen Abgaswerten ist übrigens auch Bullshit. Man kann beim Diesel auf innermotorische NOx Reduktion durch Mehrfacheinspritzung verzichten. Kostet etwas Laufkultur, erhöht aber den Wirkungsgrad und senkt den Spritverbrauch. Und die Stickoxid-Emissionen nebst Rußbildung deutlich, womit wir wieder bei §19(2) STVZO sind. Wenns ganz dumm läuft brennt dir eine längere Einspritzdauer des Hockdruck-Injektors auch ein Loch in den Kolben. Oder das Drehmoment killt dir dein Getriebe, denn das reagiert auf Kräfte "allergisch", nicht auf Drehzahlen. Leistung ist nunmal Drehmoment mal Drehzahl.

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Zitat:

@Plumsi65 schrieb am 26. Mai 2021 um 09:55:11 Uhr:

Kenne einen Tuner der meine Fahrgeugdatenbereits hat, diese werden noch auf mein Fahrzeug angepasst, dauert ca 2 Stunden und dann wäre das Chiptuning fertig.

Ist sowas normal? Dachte es dauert meistens länger, dann wird eine Probefahrt gemacht und wenn alles passt, war es das.

Ist das so üblich?

Kommt ja drauf an, ob er überhaupt irgendwas anpasst. In der Regel werden die fertigen Kennfelder aufgespielt, danach Checksummen berechnet, eventuell noch die Wegfahrsperre angelernt und dann läuft der Wagen wieder. Sind halt Stangenkennfelder, die bei mehreren Fahrzeugen laufen.

Er meinte es Dauert ca 2 Stunden die ganze Prozedur.

Also das gleiche wie bei DREAMSCIENCE oder andere Handgeräte, Fertig Software und gut ist oder? Wer weiss was er da noch 2 Stunden macht?

Wenns keine Arbeit ist - warum spielt er das nicht gleich für 20er in die Kaffeekasse auf?

Die meisten werden nicht mal merken, wenn das ganze Chiptuning einzig aus einer schärferen Gaspedalkennlinie besteht.

Fahre seit fast 5 Jahren mit Bluefin und das funzt tadellos,ich lese mit dem Flasher mein Auto aus,schick die Daten zu Superchips und bekomme eine optimierte angepasste Software zurück.

Bei 182PS sind es 25 mehr und 63NM laut Angabe,liegt einiges unter dem möglichen und damit sollte es weniger Probleme geben.

Alle PKW davor waren Diesel und auch optimiert, alles problemlos.

Allerdings darf man das Märchen von Minderverbrauch nicht glauben,dies ist bisher nie passiert.

Zitat:

@GaryK schrieb am 26. Mai 2021 um 13:29:24 Uhr:

Wenns keine Arbeit ist - warum spielt er das nicht gleich für 20er in die Kaffeekasse auf?

Kann man machen, wenn man das Zeug nicht einkaufen und entwickeln muss. Siehe die Chips bei ebay für 70 Euro für ältere Motoren.

Gerade bei den alten TDI ist der "Chip" nichts anderes als eine "keinen Euro teure Logik", die die Dauer des Einspritzsignals verlängert. Da ist meist nicht mal ein Prozessor drin. Und selbst wenn - Arduino nano reicht. Weil mehr als "Signal Einspritzung Eingang und einen Schaltausgang mit dem manipulierten / verlängerten Signal" brauchts nicht. Die sind keine 7 Euro wert, etwas mit der Dauer übertrieben und die Teile brennen dir Löcher in den Kolben.

Dachte eigentlich mehr an sowas, gut, kostet 110: https://www.ebay.de/itm/162102616302

Bei mir hat er von einem anderen Kunden der das gleiche Fahrzeug fährt wie ich die Kennfelder kopiert und Dan in meine Software eingefügt.

Also Copy and Paste.

Danach Probefahrt mit Laptop der am ODB2 hing um alle Werte zu prüfen Kat Hitze, Einspritzung sowie ob Fehler hinterlegt wurden.

Ja laut Ladedruck hab ich ca 0,2 bar mehr Druck. Davor waren es ca 1,5 und nun 1,7.

1,8 Bar ist der maximale Druck beim ST MK3.

Ob das nun die bekannten Firmen auch so machen, denke ich schon. Wenn ein Fahrzeug schonmal da war nehmen sie ihre Daten davon und spielen es auf, fertig.

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