Händlerkollegen, wie macht ihr das mit der Gewährleistung?

VinFast

Moin hätte da mal eine Frage die mich schon länger interessiert.

Wie das wohl andere Händler mit der Gewährleistung machen?

Da es ja das „neue“ Gewährleistungsrecht seit 2020 gibt haben wir unseren Käuferkreis stark eingeschränkt.

Wir verkaufen nur noch an Privatpersonen, die im 100km Radius um unseren Standort wohnhaft sind, um bei einem Gewährleistungsfall das Fahrzeug bei uns in der Nähe zu haben.

Alles was außerhalb von 100km liegt wird ausschließlich an Gewerbe (günstiger) verkauft, gibt bei uns in der Nähe 2 Händler die das auch so machen.

Die Behebung von Mängeln zahlen wir komplett aus eigener Tasche, wenn’s zu teuer wird dann nehmen wir das Fahrzeug zurück.

Gewährleistungsversicherung haben wir nicht wirklich Erfahrung damit.

Bei Garantien auch wenig und da kann sich ja, soweit ich weiß, der Käufer aussuchen ob Garantie oder Gewährleistung haftet. Also wenn Garantie nicht haftet dann müssten ja wir auch wieder den Kopf hinhalten.

Ich mein die Gewährleistung an sich ist ja gut aber das it einfach übertrieben, da es ja leider gefühlt immer mehr Betrüger und Leute die alles auf Gewährleistung abgerechnet haben wollen gibt.

Die Autos werden bei uns auch selektiert und von uns selbst tagelange Probe gefahren, bei VK gibts neuen Service + HU.
Mehr geht ja eigentlich unsererseits nicht aber die Leute sind oft unausstehlich, wenn es mal zu einem Gewährleistungsfall kommt.

Wie handhabt ihr das ganze? Das würde mich wirklich brennend interessieren.

Wir sind zudem ein kleinerer Familienbetrieb mit ca. 30-50 Fahrzeugen.

Wir verkaufen auch ältere Fahrzeuge (z.B. EZ 2005) an Privatpersonen.
Bei Verkauf an Privatpersonen achten wir darauf, dass die Fahrzeuge unter 200.000km, meistens bis max. 160.000km haben und technisch einwandfrei laufen.

27 Antworten

Darum sind viele "Private" ja auch nicht mehr privat, sondern Bekannte und Anverwandte. Da wird das Auto dann nach kurzer Haltedauer mit irgendwelchen vorgeschobenen Geschichten verkauft und dann hat sich das mit der Gewährleistung.

Normal kann man beweisen, das die Lima am Anfang funktionierte. Ob der Dichtring des Lagers bereits defekt war läßt sich nicht beweisen. Der Folgeschaden Limalager defekt, laut, fest aufgrund von Wassereintritt durch die defekte Dichtung ist dann ein Folgeschaden eines Mangels, welcher von Anfang an vorgelegen hat. Also zahlt der Händler. War die Dichtung i.O. und ist nach 2 Wochen kaputtgegangen, zahlt der Kunde, da Fahrzeug bei Übergabe i.O.. keiner kann es beweisen, wie es war. Da in D gilt : Im Zweifel für den Angeklagten, hat der Händler den schwarzen Peter und damit das Risiko.
2 Möglichkeiten
Gleich ins Ausland und Ruhe.

Sich damit zurechtfinden, das es den Gewinn von mehreren Verkäufen auffrisst.
Die meisten wählen ersteres, kein Stress, aus dem Auge aus dem Sinn, Null Risiko.

Zitat:

@85mz85 schrieb am 4. September 2024 um 14:48:24 Uhr:


Normal kann man beweisen, das die Lima am Anfang funktionierte. Ob der Dichtring des Lagers bereits defekt war läßt sich nicht beweisen. Der Folgeschaden Limalager defekt, laut, fest aufgrund von Wassereintritt durch die defekte Dichtung ist dann ein Folgeschaden eines Mangels, welcher von Anfang an vorgelegen hat. Also zahlt der Händler. War die Dichtung i.O. und ist nach 2 Wochen kaputtgegangen, zahlt der Kunde, da Fahrzeug bei Übergabe i.O.. keiner kann es beweisen, wie es war. Da in D gilt : Im Zweifel für den Angeklagten, hat der Händler den schwarzen Peter und damit das Risiko.
2 Möglichkeiten
Gleich ins Ausland und Ruhe.

Sich damit zurechtfinden, das es den Gewinn von mehreren Verkäufen auffrisst.
Die meisten wählen ersteres, kein Stress, aus dem Auge aus dem Sinn, Null Risiko.

Ganz genau, ins Ausland oder Gewerbe und die Sache hat sich erledigt.

Macht keinen Spaß mehr an privat zu verkaufen.
& meistens sind die, die sich Autos bis 3.000€ suchen die schlimmsten.

Nichts ausgeben wollen aber Neuwagen erwarten.

Zitat:

@mk4x schrieb am 4. September 2024 um 14:48:11 Uhr:


Darum sind viele "Private" ja auch nicht mehr privat, sondern Bekannte und Anverwandte. Da wird das Auto dann nach kurzer Haltedauer mit irgendwelchen vorgeschobenen Geschichten verkauft und dann hat sich das mit der Gewährleistung.

Sowas kann ein kleiner dubioser Händler machen, aber kein Händler mit 30+ Fahrzeugen am Hof.

Wobei es bei uns in der Nähe einen gibt mit ca. 60-70 Fahrzeugen, bei dem ca. 80% „im Kundenauftrag“ verkauft werden. Das eine gehört einer seiner 5 Omas, das andere dem Onkel und das wiederum dem Kumpel.

Ist am Anfang bestimmt witzig, aber auf Dauer kommt sicherlich Onkel Finanzamt dahinter, ist nichts anderes als Steuerbetrug.

Ist kein Steuerbetrug, wenn es tatsächlich im Auftrag des verkaufenden Kunden bleibt. Ich finde es schade, wenn eine eigentlich konstruktive Diskussion von vornherein mit aggressiver Wortwahl und einem Schwall "es gibt so viele Probleme" erschlagen wird. Dann gibt es halt keine Diskussion mehr! Ich fände es schöner, wenn hier mal Raum für die Lösungsfindung bleibt.

Ich stelle mich auf die Seite des Kunden und erwarte, dass ein Auto einwandfrei ist. Kannst Du das nicht garantieren, dann kaufe ich halt nicht bei dir. Ist doch einfach, oder?

Ein 10 Jahre altes Auto mit 250000km ist halt nicht mehr 100% neu. Der Kunde will ja auch nicht mehr den Neupreis bezahlen. Will aber keinerlei Einschränkung in der Nutzbarkeit.
Praktikable Lösung wäre die Gewährleistung für ältere, Kilometerhohe Gebrauchtwagen zu beschränken.
Ist auch rechtlich eigentlich so. Gewährleistung heißt dem Kunden seinen Schaden zu ersetzen. Auto 300000km Motorschaden. Schaden des Kunden 0 Euro, da Lebensdauer des Motors 250000km, dann ist der Restwert des Motors 0 Euro.
Heißt, der Händler zahlt dem Kunden 0 Euro aus. Ob da jeder Richter mitgeht, darf angezweifelt werden.
Oder Kunde fährt 8000km bis zum Motorschaden. Die Nutzung wird vom Kaufpreis abgezogen, Fahrzeug zurückgenommen.
Schätze für die Nutzung werden 400 Euro abgezogen.
Aber alles doof und mit Stress verbunden. Das will keiner, zumindest keiner, der morgens mit einem Bein im Gefängnis stehen will und abends mit einer Klage am Hals ins Bett gehen will.

Zitat:

@85mz85 schrieb am 4. September 2024 um 18:33:03 Uhr:


Ein 10 Jahre altes Auto mit 250000km ist halt nicht mehr 100% neu. Der Kunde will ja auch nicht mehr den Neupreis bezahlen. Will aber keinerlei Einschränkung in der Nutzbarkeit.
Praktikable Lösung wäre die Gewährleistung für ältere, Kilometerhohe Gebrauchtwagen zu beschränken.
Ist auch rechtlich eigentlich so. Gewährleistung heißt dem Kunden seinen Schaden zu ersetzen. Auto 300000km Motorschaden. Schaden des Kunden 0 Euro, da Lebensdauer des Motors 250000km, dann ist der Restwert des Motors 0 Euro.
Heißt, der Händler zahlt dem Kunden 0 Euro aus. Ob da jeder Richter mitgeht, darf angezweifelt werden.
Oder Kunde fährt 8000km bis zum Motorschaden. Die Nutzung wird vom Kaufpreis abgezogen, Fahrzeug zurückgenommen.
Schätze für die Nutzung werden 400 Euro abgezogen.
Aber alles doof und mit Stress verbunden. Das will keiner, zumindest keiner, der morgens mit einem Bein im Gefängnis stehen will und abends mit einer Klage am Hals ins Bett gehen will.

Ganz genau so siehts aus.

400€ nutzungsentschädigung musst der erstmal einfordern und bekommen, was mit stress verbunden ist, da die meisten privaten Käufer ganz anders werden bei einem Gewährleistungsfall.

Den Schaden des Käufers sieht jeder, den finanziellen Schaden des Händlers niemand.

Wie gesagt nichtmehr lange und die ganzen Fahrzeugen die paar Jahre älter sind werden überhaupt nichtmehr an Privatpersonen verkauft.

Das Fahrzeug wird ja auch in einem einwandfreien Zustand übergeben, nur kann man nicht so vieles gewährleisten, das ist schlichtweg unmöglich.

Bei einem jungen oder bis 5-10 Jahre alten gebrauchten lass ich mir das noch eingehen aber die volle Gewährleistung auf einem Auto das locker 20 Jahre alt ist und 4-5 mal die Welt umrundet hat ist ein Witz.

Vorallem 1 Jahr, wenn man es schafft mit einem Auto 8 Monate und sagen wir 10.000km zu fahren, dann lag da sicherlich kein Defekt beim Kauf vor.

Man sieht ja auch wie sich das seit 2020 querbeet bei den Händlern geändert hat.

Zitat:

@StefanLi schrieb am 4. September 2024 um 17:09:03 Uhr:



Ich stelle mich auf die Seite des Kunden und erwarte, dass ein Auto einwandfrei ist. Kannst Du das nicht garantieren, dann kaufe ich halt nicht bei dir. Ist doch einfach, oder?

Das kannst Du bei einem gebrauchten Wagen eben nicht garantieren. Und deshalb verkauft kaum noch einer Gebrauchte ab einem gewissen Alter an Endkunden. In meiner Jugend gab es an jeder Tanke und bei jedem Markenhändler preiswerte ältere Gebrauchtwagen - alles weg, weil es unter den gegebenen Umständen kaum mehr einer machen will.

Zitat:

@Anonymous97 schrieb am 4. September 2024 um 15:48:34 Uhr:



Ganz genau, ins Ausland oder Gewerbe und die Sache hat sich erledigt.

Macht keinen Spaß mehr an privat zu verkaufen.
& meistens sind die, die sich Autos bis 3.000€ suchen die schlimmsten.

Ich verkaufe auch die 30000€ Autos aus dem Betrieb nicht mehr an jeden. Nicht an private, nicht mehr an Kunden, nicht mehr an Mitarbeiter. Weil ich als Betrieb der NICHTS mit KFZ zu tun hat ebenso Gewährleistung geben müsste, und das Risiko noch weniger abschätzen kann als ein KFZ-Händler mit Werkstatt. Ab zu WkdA und feddich

Zitat:

@CivicTourer schrieb am 5. September 2024 um 11:44:52 Uhr:



Zitat:

@StefanLi schrieb am 4. September 2024 um 17:09:03 Uhr:



Ich stelle mich auf die Seite des Kunden und erwarte, dass ein Auto einwandfrei ist. Kannst Du das nicht garantieren, dann kaufe ich halt nicht bei dir. Ist doch einfach, oder?

Das kannst Du bei einem gebrauchten Wagen eben nicht garantieren. Und deshalb verkauft kaum noch einer Gebrauchte ab einem gewissen Alter an Endkunden. In meiner Jugend gab es an jeder Tanke und bei jedem Markenhändler preiswerte ältere Gebrauchtwagen - alles weg, weil es unter den gegebenen Umständen kaum mehr einer machen will.

Zitat:

@CivicTourer schrieb am 5. September 2024 um 11:44:52 Uhr:



Zitat:

@Anonymous97 schrieb am 4. September 2024 um 15:48:34 Uhr:



Ganz genau, ins Ausland oder Gewerbe und die Sache hat sich erledigt.

Macht keinen Spaß mehr an privat zu verkaufen.
& meistens sind die, die sich Autos bis 3.000€ suchen die schlimmsten.

Ich verkaufe auch die 30000€ Autos aus dem Betrieb nicht mehr an jeden. Nicht an private, nicht mehr an Kunden, nicht mehr an Mitarbeiter. Weil ich als Betrieb der NICHTS mit KFZ zu tun hat ebenso Gewährleistung geben müsste, und das Risiko noch weniger abschätzen kann als ein KFZ-Händler mit Werkstatt. Ab zu WkdA und feddich

Das kommt ja dank des neuen Gesetzes hinzu, selbst der Metzger oder Modedesigner muss Gewährleistung geben auf PKW, weil Gewerbe - absoluter Schwachsinn.

Wir verkaufen grundsätzlich nicht alles an jeden, zu viele Betrüger und nervensägen unterwegs.

Haben Autos die teilweise 5.000€ unter Marktwert sind, weil ohne Gewährleistung, und es wird trotzdem gefragt ob man wohl doch nicht an privat verkaufen könnte oder man schreibt einfach Teilespender oder ohne Gewährleistung - nö machen wir nicht.

Gewerbe oder Export oder garnicht oder bestimmte Fahrzeuge die hier bleiben, aber nur in einem gewissen Umkreis.

Habe den Betrieb übernommen, vor dem Gesetz war es besser und Anfang der 2000er/ Ende 90er war es ganz anders - im positiven Sinne.

Wer eine alte abgerockte Kiste kauft, kennt eigentlich das Risiko. Deshalb wäre eine Staffelung der Gewährleistung bei GW die richtige Lösung. Sonst verschwinden die günstigen GWs halt im Ausland und der Mopedfahrer findet halt keine Winterrutsche mehr für flau.
Das macht am unteren Rand die Mobilität teurer oder halt ganz ohne Gewährleistung Kauf von Privat. Der Endkunde wird also deutlich schlechter gestellt, als ein Kauf beim Fachhandel mit 3 Monaten Gewährleistung für ein 15 Jahre altes Fahrzeug mit 170000km.

Zitat:

@85mz85 schrieb am 5. September 2024 um 18:16:05 Uhr:


Wer eine alte abgerockte Kiste kauft, kennt eigentlich das Risiko. Deshalb wäre eine Staffelung der Gewährleistung bei GW die richtige Lösung. Sonst verschwinden die günstigen GWs halt im Ausland und der Mopedfahrer findet halt keine Winterrutsche mehr für flau.
Das macht am unteren Rand die Mobilität teurer oder halt ganz ohne Gewährleistung Kauf von Privat. Der Endkunde wird also deutlich schlechter gestellt, als ein Kauf beim Fachhandel mit 3 Monaten Gewährleistung für ein 15 Jahre altes Fahrzeug mit 170000km.

Genau so sehe ich das auch, oder von mir aus sogar 6 Monate aber doch nicht volle 12 Monate & das ganze ohne richtige Staffelungen wie z.B. bei einer GW-Garantie.

Es ist halt auch ein wachsweiches Gesetz und setzt keine rechtlich klaren Grenzen. Der eine Richter sagt nach 5000km ist der jetzige Schaden nicht auf einen Schaden zurückzuführen, welcher bei Übergabe schon minimalst vorhanden war. Der andere Richter geht nach 20000km immer noch von einem Vorschaden aus.
Streit wird es immer geben, aber bei entsprechenden Leitlinien, kann sich eigentlich jeder ausrechnen, ob ein Rechtsstreit einen messbaren Erfolg haben kann. Das führt dann im Regelfall auch zur Ablehnung der Kostenerstattung durch eine Rechtschutzversicherung. Wird der Geldbeutel einer Partei womöglich belastet, ist meist die Kompromisbereitschaft außergerichtliche deutlich höher.

Zitat:

@85mz85 schrieb am 5. September 2024 um 22:25:53 Uhr:


Es ist halt auch ein wachsweiches Gesetz und setzt keine rechtlich klaren Grenzen. Der eine Richter sagt nach 5000km ist der jetzige Schaden nicht auf einen Schaden zurückzuführen, welcher bei Übergabe schon minimalst vorhanden war. Der andere Richter geht nach 20000km immer noch von einem Vorschaden aus.
Streit wird es immer geben, aber bei entsprechenden Leitlinien, kann sich eigentlich jeder ausrechnen, ob ein Rechtsstreit einen messbaren Erfolg haben kann. Das führt dann im Regelfall auch zur Ablehnung der Kostenerstattung durch eine Rechtschutzversicherung. Wird der Geldbeutel einer Partei womöglich belastet, ist meist die Kompromisbereitschaft außergerichtliche deutlich höher.

Das Problem ist hauptsächlich, dass es nicht klar geregelt ist.

Es wird auch einfach die „du bist Händler dementsprechend Profi und hättest das wissen müssen“ Karte gespielt, was absoluter Nonsense ist.

Wenn ein Defekt auftritt, tritt er auf, der kommt wann er kommt.

Klar wenn man ihn verschweigt dann eventuell früher aber das kann auch einfach so aus dem nichts auftreten.

Da gehört sich einiges geändert, wird aber nicht passieren. Sehe da leider schwarz.

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