Gelegentlich Batterie auf 100% SoC laden?
Ich meine, ich habe irgendwo gelesen, dass man gelegentlich (z.B. alle 15t km oder 1x pro Jahr) seine Batterie auf 100% SoC laden solle. Begründet wurde das damit, dass die ggf. unterschiedlichen Zellspannungen durch das BMS wieder ausgeglichen werden können.
Weiß dazu jemand mehr?
Im Netz habe ich bisher nichts gefunden; nur das Übliche wie "nur kurz vor Abfahrt auf 100%", "Schnellladen schadet dem Akku", usw.
7 Antworten
die Empfehlung den Akku öfter mal auf 100% zu laden, wird man meist bei LFP-Akkus finden. Das sient weniger dem Balancing (auch, wenn das trotzdem dann passiert), sondern der Kalibrierung der Reichweitenberechnung.
Ansonsten gilt bei allen Lithium-Akkus, dass Ladezustände nahe am Maximum oder Minimum die Alterung beschleungigen. Daher auch die Empfehlung nur kurz vor Abreise auf 100% zu laden.
Ich halte das pragmatisch und Lade nur auf 100%, wenn ihc am nächsten Tag längere Strecken fahren muss. Das passiert aber maximal 10 mal im Jahr bei mir. Ansonsten steht der Wagen mit 80% bereit, und geht beim Pendeln auf 50 bis 60% runter (Je nach Wetter und Fahrweise). Tiefer runter gehe ich nur auf längeren Strecken. Theoretisch könnte ich 2 mal Pendeln ohne zu laden. Da ich zu Hause lade, ist mir das öftere einstöpseln aber egal.
Die Erfahrungen und Untersuchungen von Akkus im Betrieb laufen aber erst zusammen, da erst die letzten paar Jahre wirklich Massen mit Elektroautos unterwegs sind. Es gibt auch Empfehlungen ab und an mal höhere Ströme durch den Akku zu jagen (Schnellladen, Vollgas), da das wohl inaktive checmische Substanzen im Akku wieder aktivieren kann.
Das Thema wird leider durch verschiedene Akku-Technologien und weitere Entwicklungen nicht einfacher werden.
Mein Akku ist jetzt 4 Jahre/60.000km "alt". Einen wirklich merklichen Unterschied zum Neuzustand kann ich nicht sehen. Er wird da sein, eventuell aber noch vom Puffer der Herstellers versteckt, oder durch Software-Optimierungen (OTA-Updates) sogar überkompensiert.
Bei NMC zweimal im Jahr sollte schon sein.
Große unterschiedliche Zellspannungen zwischen den einzelnen Zellen sollte es bei einem E-Auto nie geben.
In der Regel sind die Zellen immer gebalanced zu jederzeit. Es ist falsch, dass Zellen sich nur bei 100% balancen.
Um die Hintergründe zu verstehen muss man wissen wie das BMS den SoC bestimmt.
Hierzu gibt es meist mehrere Methoden.
1. Coulomb-Zählung
2. Prozentstand wird einer Spannung zugeordnet.
Bei herkömmlichen NMC Akkus funktioniert 2. ganz gut. 1. Ist auch mit dabei.
Bei LFP Akkus gibt es bei 2. aber Probleme.
Die Spannung einer LFP Zelle ändert sich mit abnehmender Kapazität nämlich kaum, sondern bleibt sehr stabil. Nur am Anfang Richtung 100% ist sie etwas höher und zum Ende fällt sie sehr stark.
Lädt man eine LFP Zellen zur Schonung z.b. nur zwischen 30-80% hat sie immer ähnliche Zellspannung.
Nur durch die Coulomb-Zählung wird dann der SoC bestimmt. Die Coulomb Zählung ist aber sehr ungenau, da sie interne Wärmeverluste der Zelle gar nicht messen kann.
Dann kann das BMS irgendwann nur schätzen, welchen SoC man hat, deshalb ist es notwendig ab und zu auf Ladeschlussspannung, also 100% zu laden, damit das BMS sich wieder auf die Zellspannung kalibrieren kann.
Wichtig ist, dass das nur ein Ding bei LFP Zellen ist.
NMC Zellen fallen bei sinkender Kapazität mit der Zellspannung.
Somit kann man einer Zellspannung immer einem Prozentstand zuordnen.
Abseits der gelegentlichen 100% Ladung zur Kalibrierung: Wie ist denn der aktuelle Wissensstand zum LFP Akku, wenn ich diesen immer auf 90% lade? Es wird ihn wohl mehr stressen als auf 80%. Aber wird der LFP Akku dabei immernoch zyklenfester sein als ein NMC Akku mit strikten 80% im Alltag?
Grund der Überlegung ist der Gedanke um einen Nachfolger für meinen Explorer. Der Dicke hat einen 79er Akku. Im 10-80% Fenster ergibt sich draus etwa 55 kWh nutzbare Energie im Alltag. Schaue ich mir den kommenden Mazda 6e an, mit dem 66 kWh LFP Akku, würde ich bei einem 10-90% Ladefenster knapp über 52 kWh nutzbare Energie im Alltag haben und durch den geringeren Verbrauch dank der bessere Aerodynamik im Alltag wohl sogar effektiv mehr Reichweite haben.
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Vor 4 Wochen hatte ich bei BMW nach 31 Monaten und 50kkm beim Räderwechsel mal den Akku checken lassen. Die Kapazität schien mit niedriger zu werden. Gerade im Winter kam es ab und zu vor, dass ich zeitiger als geplant stoppen musste - z.B. von 100 auf 6% in 250km, die App sagte mit aber, ich hätte nur 68kWh verbraucht. Was einem 100% Wert von 72 und nicht 81kWh entspräche...
Der Test ergab 94 oder 96% und den Hinweis, ich sollte zur Kalibrierung ab und zu bis <10% fahren und dann aber nicht zum HPC sondern zum AC. Das kann es aber auch nicht sein, weil das schon ab und zu vorkommt, mit 8..9..10% von der Langstrecke und erst am nächsten morgen am Büro zum Laden.
Zitat:
@Steffen_i4 schrieb am 15. April 2025 um 09:07:42 Uhr:
[...]
Die Kapazität schien mit niedriger zu werden. Gerade im Winter kam es ab und zu vor, dass ich zeitiger als geplant stoppen musste - z.B. von 100 auf 6% in 250km, die App sagte mit aber, ich hätte nur 68kWh verbraucht. Was einem 100% Wert von 72 und nicht 81kWh entspräche...
Der Test ergab 94 oder 96% und den Hinweis, [...]
Kurz gegoogelt: "Der Standardwert für Batterien liegt bei einer Temperatur von 25°C. Bei Temperaturen um 0°C sinkt die Kapazität von Batterien um 20%."
Das erklärt u.a. die geringe Reichweite im Winter, die ich auch schon beobachtet habe.
Im täglichen Betrieb kann man m.E. die Batteriekapazität nur auswürfeln. Also keine Sorge...
Zitat:
@Locorella schrieb am 15. April 2025 um 07:33:26 Uhr:
Abseits der gelegentlichen 100% Ladung zur Kalibrierung: Wie ist denn der aktuelle Wissensstand zum LFP Akku, wenn ich diesen immer auf 90% lade? Es wird ihn wohl mehr stressen als auf 80%. Aber wird der LFP Akku dabei immernoch zyklenfester sein als ein NMC Akku mit strikten 80% im Alltag?
Kurz gesagt: Ja.
Denn ob man einen LFP-Akku auf 90% oder 80% lädt, macht für die Spannung (und die ist für den "Stresszustand" eines Akku zuständig) kaum einen Unterschied. Der Anstieg ist erst im Bereich 95% oder darüber signifikant - Beispiel einer üblichen LFP-Spannungskurve im Anhang. Natürlich kommt es immer noch ein bisschen darauf an, wie das jeweilige BMS programmiert ist und welche "unsichtbaren" Puffer vorhanden sind, aber grundsätzlich wird sich das nicht merkbar auswirken ob nun 80% oder 90% für's übliche Ladeverhalten gewählt wird.
Ich lade mit LFP in der Regel auf 90-95% und alle paar Wochen (damit das BMS kalibriert wird und weiß was Sache ist) kurz vor Abfahrt auf 100%.