Gebrauchter Allradler als Zweitwagen
Hallo zusammen,
ich beabsichtige mir einen gebrauchten Allradler als Zweitwagen zuzulegen. Hier der gesteckte Rahmen:
- Benziner ab Baujahr 96
- max. 4000,- €
- max. 150.000 km
- Allrad
- AHK
- halbwegs erträgliche Steuer und Versicherung
Bei den einschlägigen Autobörsen bekomme ich dabei hauptsächlich folgende Modelle angezeigt:
- Landrover Freelander
- KIA Sportage
- Ford Maverick
- Nissan Terrano II
- Daihatsu Feroza
- Suzuki Vitara
- Opel Frontera
- Mitsubishi Pajero Pinin
- Lada Niva
Welches der Modelle ist in Summe der Eigenschaften (Zuverlässigkeit, Geländegängigkeit, Verschleiß bzw. Wartungskosten) am ehesten zu empfehlen?
Das Fahrzeug selber soll als reines Freizeitfahrzeug (u.a. leichter Geländeseinsatz) genutzt werden.
Gruss
RD
Beste Antwort im Thema
Moin,
hatte letztes Jahr eine ähnliche Suche - und bin bei einem Fahrzeug gelandet, das nicht auf Deiner Liste steht: Renault RX4 😉
Allerdings taugt dieser weder als Zugfahrzeug noch für Geländefahrten - man bekommt "nur" viel Ausstattung für's Geld, und mehr als ausreichende Winterfahreigenschaften.
Zu den einzelnen Fahrzeugen:
- Landrover Freelander
Wäre ein grundsätzlich interessantes Fahrzeug, wären nicht die elektrischen Schwächen (u.A. Hecktürausfall vorprogrammiert) und diverse Eigenheiten, welche im Alter hohe Reparaturkosten nach sich ziehen können. Sei es ein Defekt der Viskokupplung, welcher bei Nichtbeachtung das Verteilergetriebe mit in den Tod reißt, oder auch die chronisch defektanfällige Zylinderkopfdichtung des 1.8er Benziners. Der V6 ist recht trinkfreudig, und der Wechsel des Zahnriemens ist extrem teuer - was auch die meisten günstigen Preise erklärt, denn bei 90000 km steht dieser an. Die Geländeeigenschaften reichen nicht an die genannte Konkurrenz heran, es fehlt einfach die Untersetzung.
- KIA Sportage
Ganz ehrlich: Dafür spricht mittlerweile nicht mal mehr der Preis. Im Prinzip eine Vitara-Kopie, nur gibt es wirklich nichts was er besser könnte. Dazu gesellt sich eine erheblich schlechtere Ersatzteilversorgung sowie ein katastrophal langer Bremsweg.
- Ford Maverick
Kommt drauf an, welche Generation gemeint ist. Die zweite Version ist baugleich mit dem Mazda Tribute - dürfte so gerade eben im Preisrahmen liegen, und ist grundsätzlich keine schlechte Wahl, gerade wenn man etwas Platz braucht. Manche Ersatzteile sind allerdings ungünstig kombiniert und daher teuer. Die Geländeeigenschaften können mit denen des Freelander mithalten, die anderen Alternativen können mehr.
- Nissan Terrano II
ist baugleich mit dem Maverick I und basiert technisch auf dem Terrano I / Nissan King Cab. Vor- und Nachteil zugleich: Es sind mehr LKW als PKW, die Zuladung ist enorm, die Geländefähigkeiten sind überdurchschnittlich. Leider werden sie auch fast nur noch entsprechend eingesetzt, der Erhaltungszustand ist daher oft kläglich. Der 2.4er möchte mit 12-14 Litern gefüttert werden, ist aber ein extrem haltbarer Motor, der höchstens zuweilen mit tackernden Hydrostößeln nervt. Insgesamt sind die jährlichen Fixkosten höher als bei den anderen Alternativen, mit Ausnahme des Frontera - alleine durch die Hubraumgröße, aber auch die sehr hohen Versicherungsklassen. Terrano/Maverick/Frontera bedienen die mittlerweile fast ausgestorbene Mittelklasse bei den Geländewagen, Vitara & co. sind spürbar kleiner.
- Daihatsu Feroza
Wurde leider nur bis 1997 gebaut, und ausgerechnet die letzten Modelle hatten die schlechteste Ausstattung. Ansonsten ist es der bessere Vitara, alleine dadurch dass die Karosserie größtenteils verzinkt ist. Die Suche nach einem brauchbaren Exemplar dürfte jedoch recht langwierig werden - es gibt einfach kaum noch welche.
- Suzuki Vitara
Der Golf unter den kleinen Geländewagen - vergleichsweise günstig in Anschaffung und Unterhalt, gibt es nur genau zwei Möglichkeiten in die Tonne zu greifen: Entweder, er wurde bei Santana gebaut (und hat dementsprechend eine unterirdische Verarbeitungsqualität), oder aber man greift zur Topversion (2.0 V6) und hört eines Morgens ein rasselndes Motorgeräusch - die Achillesferse des eigentlich besten Motors ist sein oftmals kurzlebiger Steuerkettentrieb, der eine vierstellige Reparatursumme nach sich ziehen kann. Die 1.6er und 2.0er Vierzylinder aus japanischer oder kanadischer Fertigung sind technisch anspruchslose Dauerläufer, das größte Problem ist der Rost. Gute Aussichten auf ein gut erhaltenes Exemplar hat man beim X-90, dort wird nur langsam das Angebot an Karosserieteilen knapp - also besser keine Delle 'reinfahren... 😉
- Opel Frontera
Qualitativ dem Terrano/Maverick unterlegen, aber höher verbreitet und billiger. Leider bedingt der niedrige Kaufpreis auch, dass nur wenige Käufer viel investiert haben, insofern trifft man auch sehr viele Ruinen. Für den Preis sollte es mindestens das Facelift vom Fronti A sein (Schraubenfedern hinten und Airbags).
- Mitsubishi Pajero Pinin
Technisch aufwendig, aber das macht den Unterhalt teuer. Die GDI-Motoren sind nicht so sparsam wie die damalige Werbung versprach, gerade bei sparsamer Fahrweise neigen sie zum Verkoken der Drosselklappe, was deren regelmäßige Reinigung nach sich zieht, oder zuweilen auch den Tausch. Beim einzigen nicht-GDI-Motor muss man leider auf die Untersetzung verzichten. Die Geländefähigkeiten reichen ansonsten nicht ganz an die des Vitara heran, dafür fährt er sich im Winter mit dem permanenten Allrad sicherer. Leider ist er auch nicht rostbeständiger als ein vergleichbar alter (Grand) Vitara.
- Lada Niva
Billig - aber ansonsten in diesem Vergleich nur interessant, wenn die Geländetauglichkeit das höchste Kriterium darstellt. Die Rostvorsorge hängt vom Investitionswillen des Vorbesitzers ab, Fahrkomfort ist nicht vorhanden, der Verbrauch war für die gebotenen Leistung noch nie zeitgemäß, und die Fahrzeugsicherheit ist auf dem Stand von 1979. Man sollte ihn als komfortablen Traktor-Ersatz verstehen, die Versicherung ist konkurrenzlos billig, und es gibt eine Menge Werkzeug serienmäßig dazu.
Das Problem ist nun: Aus den allgemeinen Aussagen zu den einzelnen Fahrzeugen lassen sich nur schwer Empfehlungen ableiten. Jedes Fahrzeug hat seine eigenen Schwachpunkte, welche eine Suche in den entsprechenden Unterforen zu Tage fördert - aber angesichts des Fahrzeugalters ist der Erhaltungszustand m.E. das wichtigste Kriterium. Mein Renault hat auch überall vernichtende Kritiken bekommen, in der TÜV-Statistik belegt er die hinteren Plätze. Dennoch fährt er bisher bei mir problemlos, und ich habe keinen Grund zur Klage.
Nach persönlicher Vorliebe sortiert, würde ich nach Feroza oder Vitara suchen, vermutlich bevorzugt nach einem Vitara V6 (mit nachweislich gewechseltem Steuerkettenspanner) oder Grand Vitara (besser rostgeschützt als die Vorgänger) - da Frontera, Maverick und Terrano teurer im Unterhalt, und Niva, Sportage und Freelander anfälliger für Reparaturen sind. Statistisch gesehen, falls sich der eine oder andere zufriedene Freelander-Fahrer auf den Schlips getreten fühlt 😉.
Gruß
Derk
2 Antworten
Moin,
hatte letztes Jahr eine ähnliche Suche - und bin bei einem Fahrzeug gelandet, das nicht auf Deiner Liste steht: Renault RX4 😉
Allerdings taugt dieser weder als Zugfahrzeug noch für Geländefahrten - man bekommt "nur" viel Ausstattung für's Geld, und mehr als ausreichende Winterfahreigenschaften.
Zu den einzelnen Fahrzeugen:
- Landrover Freelander
Wäre ein grundsätzlich interessantes Fahrzeug, wären nicht die elektrischen Schwächen (u.A. Hecktürausfall vorprogrammiert) und diverse Eigenheiten, welche im Alter hohe Reparaturkosten nach sich ziehen können. Sei es ein Defekt der Viskokupplung, welcher bei Nichtbeachtung das Verteilergetriebe mit in den Tod reißt, oder auch die chronisch defektanfällige Zylinderkopfdichtung des 1.8er Benziners. Der V6 ist recht trinkfreudig, und der Wechsel des Zahnriemens ist extrem teuer - was auch die meisten günstigen Preise erklärt, denn bei 90000 km steht dieser an. Die Geländeeigenschaften reichen nicht an die genannte Konkurrenz heran, es fehlt einfach die Untersetzung.
- KIA Sportage
Ganz ehrlich: Dafür spricht mittlerweile nicht mal mehr der Preis. Im Prinzip eine Vitara-Kopie, nur gibt es wirklich nichts was er besser könnte. Dazu gesellt sich eine erheblich schlechtere Ersatzteilversorgung sowie ein katastrophal langer Bremsweg.
- Ford Maverick
Kommt drauf an, welche Generation gemeint ist. Die zweite Version ist baugleich mit dem Mazda Tribute - dürfte so gerade eben im Preisrahmen liegen, und ist grundsätzlich keine schlechte Wahl, gerade wenn man etwas Platz braucht. Manche Ersatzteile sind allerdings ungünstig kombiniert und daher teuer. Die Geländeeigenschaften können mit denen des Freelander mithalten, die anderen Alternativen können mehr.
- Nissan Terrano II
ist baugleich mit dem Maverick I und basiert technisch auf dem Terrano I / Nissan King Cab. Vor- und Nachteil zugleich: Es sind mehr LKW als PKW, die Zuladung ist enorm, die Geländefähigkeiten sind überdurchschnittlich. Leider werden sie auch fast nur noch entsprechend eingesetzt, der Erhaltungszustand ist daher oft kläglich. Der 2.4er möchte mit 12-14 Litern gefüttert werden, ist aber ein extrem haltbarer Motor, der höchstens zuweilen mit tackernden Hydrostößeln nervt. Insgesamt sind die jährlichen Fixkosten höher als bei den anderen Alternativen, mit Ausnahme des Frontera - alleine durch die Hubraumgröße, aber auch die sehr hohen Versicherungsklassen. Terrano/Maverick/Frontera bedienen die mittlerweile fast ausgestorbene Mittelklasse bei den Geländewagen, Vitara & co. sind spürbar kleiner.
- Daihatsu Feroza
Wurde leider nur bis 1997 gebaut, und ausgerechnet die letzten Modelle hatten die schlechteste Ausstattung. Ansonsten ist es der bessere Vitara, alleine dadurch dass die Karosserie größtenteils verzinkt ist. Die Suche nach einem brauchbaren Exemplar dürfte jedoch recht langwierig werden - es gibt einfach kaum noch welche.
- Suzuki Vitara
Der Golf unter den kleinen Geländewagen - vergleichsweise günstig in Anschaffung und Unterhalt, gibt es nur genau zwei Möglichkeiten in die Tonne zu greifen: Entweder, er wurde bei Santana gebaut (und hat dementsprechend eine unterirdische Verarbeitungsqualität), oder aber man greift zur Topversion (2.0 V6) und hört eines Morgens ein rasselndes Motorgeräusch - die Achillesferse des eigentlich besten Motors ist sein oftmals kurzlebiger Steuerkettentrieb, der eine vierstellige Reparatursumme nach sich ziehen kann. Die 1.6er und 2.0er Vierzylinder aus japanischer oder kanadischer Fertigung sind technisch anspruchslose Dauerläufer, das größte Problem ist der Rost. Gute Aussichten auf ein gut erhaltenes Exemplar hat man beim X-90, dort wird nur langsam das Angebot an Karosserieteilen knapp - also besser keine Delle 'reinfahren... 😉
- Opel Frontera
Qualitativ dem Terrano/Maverick unterlegen, aber höher verbreitet und billiger. Leider bedingt der niedrige Kaufpreis auch, dass nur wenige Käufer viel investiert haben, insofern trifft man auch sehr viele Ruinen. Für den Preis sollte es mindestens das Facelift vom Fronti A sein (Schraubenfedern hinten und Airbags).
- Mitsubishi Pajero Pinin
Technisch aufwendig, aber das macht den Unterhalt teuer. Die GDI-Motoren sind nicht so sparsam wie die damalige Werbung versprach, gerade bei sparsamer Fahrweise neigen sie zum Verkoken der Drosselklappe, was deren regelmäßige Reinigung nach sich zieht, oder zuweilen auch den Tausch. Beim einzigen nicht-GDI-Motor muss man leider auf die Untersetzung verzichten. Die Geländefähigkeiten reichen ansonsten nicht ganz an die des Vitara heran, dafür fährt er sich im Winter mit dem permanenten Allrad sicherer. Leider ist er auch nicht rostbeständiger als ein vergleichbar alter (Grand) Vitara.
- Lada Niva
Billig - aber ansonsten in diesem Vergleich nur interessant, wenn die Geländetauglichkeit das höchste Kriterium darstellt. Die Rostvorsorge hängt vom Investitionswillen des Vorbesitzers ab, Fahrkomfort ist nicht vorhanden, der Verbrauch war für die gebotenen Leistung noch nie zeitgemäß, und die Fahrzeugsicherheit ist auf dem Stand von 1979. Man sollte ihn als komfortablen Traktor-Ersatz verstehen, die Versicherung ist konkurrenzlos billig, und es gibt eine Menge Werkzeug serienmäßig dazu.
Das Problem ist nun: Aus den allgemeinen Aussagen zu den einzelnen Fahrzeugen lassen sich nur schwer Empfehlungen ableiten. Jedes Fahrzeug hat seine eigenen Schwachpunkte, welche eine Suche in den entsprechenden Unterforen zu Tage fördert - aber angesichts des Fahrzeugalters ist der Erhaltungszustand m.E. das wichtigste Kriterium. Mein Renault hat auch überall vernichtende Kritiken bekommen, in der TÜV-Statistik belegt er die hinteren Plätze. Dennoch fährt er bisher bei mir problemlos, und ich habe keinen Grund zur Klage.
Nach persönlicher Vorliebe sortiert, würde ich nach Feroza oder Vitara suchen, vermutlich bevorzugt nach einem Vitara V6 (mit nachweislich gewechseltem Steuerkettenspanner) oder Grand Vitara (besser rostgeschützt als die Vorgänger) - da Frontera, Maverick und Terrano teurer im Unterhalt, und Niva, Sportage und Freelander anfälliger für Reparaturen sind. Statistisch gesehen, falls sich der eine oder andere zufriedene Freelander-Fahrer auf den Schlips getreten fühlt 😉.
Gruß
Derk
Super, das sind ja eine ganze Reihe guter Informationen.
Ich hatte einen ganz guten Daihatsu Feroza im Auge, der ist mir aber leider quasi vor der Nase weggeschnappt worden. Maverick, Terrano und Frontera werden wohl wegen der höheren Unterhaltskosten ausscheiden. Der Lada ist eine ziemliche Rostbude und Sportage und Pinin überzeugen mich irgendwie nicht wirklich. Dem Freelander hätte ich eigentlich etwas mehr zugetraut.
Egal, ich hab keine Eile und hoffe die nächste Zeit was Brauchbares zu finden.
Gruss
RD