Besonders Innovativ ?
Moin,
Mich würde mal interessieren, welche Autos Ihr technisch besonders innovativ fandet in der Vergangenheit ? Oder welche Lösungen werden heute als besonders innovative Erfindungen dargestellt, sind aber eigentlich schon wesentlich älter ?
Mir fällt dazu z.B. der NSU Wankelspider ein ... oder das Multitronic-Getriebe von Audi, wo das Prinzip schon in DAF's zu haben war.
Lasst mal hören, was euch dazu einfällt.
MFG Kester
13 Antworten
Re: Besonders Innovativ ?
Zitat:
Original geschrieben von Rotherbach
Moin,
Mich würde mal interessieren, welche Autos Ihr technisch besonders innovativ fandet in der Vergangenheit ? Oder welche Lösungen werden heute als besonders innovative Erfindungen dargestellt, sind aber eigentlich schon wesentlich älter ?
Da fällt mir auf Anhieb einiges ein. Das Metall-Faltdach beispielsweise (statt der Stoffmütze), das Mercedes beim SLK und beim aktuellen SL verbaut, ist eine Erfindung von Peugeot aus den 30er Jahren.
Über den Lichtsensor, den Mercedes heute als besonders innovatives Zubehör preist (schaltet das Fahrlicht automatisch an, sobald man beispielsweise in einen Tunnel fährt), können Freunde amerikanischer Dickschiffe nur müde lächeln; die kennen das seit über 30 Jahren.
Als besonders innovativ fällt mir (neben vielen anderen features) auch das hydro-pneumatische Fahrwerk ein, das Citroen seit 1955 zunächst im Traction Avant, ab 1957 dann in der DS, ab 1974 (?) im CX, ab 1989 im XM und seit kurzem im C5 verbaut (ja, auch in GS, SM, BX und Xantia war's drin). Leider ist Citroen der Konkurrenz heute längst nicht mehr so weit voraus wie damals, sondern versucht, mainstream-Autos zu bauen - mit mässigem Verkaufserfolg.
Meisterleistungen der Ingenieurskunst waren übrigens auch die Methoden, die der selige Bugatti schon in den 30er Jahren einsetzte, um seine Autos leichter zu machen - die Erfolge auf der Rennstrecke zeigten, dass man nicht nur PS haben muss, sondern auch mit Intelligenz Rennen gewinnen kann.
Man sieht: Vieles ist längst nicht so neu, wie es scheint...
Grüssles aus'm Wilden Süden
brille007
das kurvenlicht ist auch keine erfindung der neuzeit...
gabs ebenfalls schon im citroen-ds
Wie wär's mit dem permanenten Allradantrieb und dem ABS im Jensen F(erguson)F(ormula) im Jahre 66?
Ein schönes Auto...
Oder, die Knautschzone im w110/1/2er?
Oder schon ab ich meine 1914 der Elektromotor im Detroit Electric.
Oder dieses Ding, das die Amaturenanzeigen auf die Windschutzscheibe projiziert. Von BMW als super innovative Weltneuheit gepriesen. Gibt es seit ca. 10 Jahren in allen Corvettes serienmäßig.
Von Motoren mal ganz abgesehen. Mein Chrysler hat 7200ccm und verbraucht so um die 25 liter. Gut, wenn ich immer Vollgas gebe werden das auch mal 35 Liter. Das hört sich viel an, ist ja auch viel. Aber vergleicht das mal mit einem Cayenne Turbo von Porsche. Hat nicht mal 5000ccm und schluckt genauso viel. Autobild schreibt sogar, das man bei Vollgasfahrten keine 200km weit kommt. Bei einem 100 Litrer Tank!!!! Super Fortschritt! Und noch besser finde ich die Leichtbauweisen mit Alukarosse. Ein Audi RS6 Kombi wiegt über 1950kg. Meiner wiegt 1820kg. Hat eine Stahlkarosse, ist 5.71m lang und 2.01m breit. Sicher, Audi hat bestimmt mehr Komfort, aber trotzdem. Meine Meinung: Nicht überall wo Fortschritt draufsteht ist auch wirklich Fortschritt drin!
So long
Dennis
Zitat:
Original geschrieben von Fotzirobotzi
Meine Meinung: Nicht überall wo Fortschritt draufsteht ist auch wirklich Fortschritt drin!
Ich habe vor einigen Jahren eine Reportage gesehen, in der die Entwicklung von Automobilen mit der Innovationsgeschwindigkeit von Computern verglichen wurde. Sinngemäss hiess es da, dass - wenn die Automobilindustrie sich gleich schnell entwickelt hätte wie die Computerindustrie - ein Mittelklassewagen heute weniger als 1.000 Mark kosten würde und mit einer Tankfüllung aus von Europa bis nach Indien fahren können müsste...
In einer anderen Reportage wurde ein DKW 2-Takter aus den frühen 60er Jahren mit einem Audi A4 verglichen. Natürlich ist letzterer sicherer, schneller und komfortabler, aber bei reinen Alltagsgegebenheiten wie dem Spritverbrauch oder der Anzahl der Kupplungsbetätigungen bei einer identischen Fahrstrecke waren bald 40 Jahre automobiltechnischer Fortschritt wohl kaum zu spüren.
Der Vorsprung durch Technik ist halt tatsächlich auch eine Glaubensfrage...;-)
Grüssles aus'm Wilden Süden
brille007
Cadillac - The Standard of the World
Da fallen mir so einige Sachen ein, hauptsächlich von der Marke, mit der ich mich literaturmäßig am meisten beschäftige:
1908 - Autos mit austauschbaren Ersatzteilen
Bis dahin wurden Fahrzeuge mehr oder weniger zusammengehudelt, so dass bei einer Reparatur die Teile aneinander angepasst werden mussten. Henry Leland, der Gründer von Cadillac, hatte aber in der Waffenindustrie gelernt, dass man länger lebt, wenn man Teile einfach austrauschen kann und nicht erst meilenweit zum nächsten Waffenschmied laufen muss. Mit diesem Anspruch ging er dann an die Produktion von Automobilen heran und überwarf sich unter anderem deswegen mit Henry Ford, weil er dessen schlampige Arbeitsweise nicht ausstehen konnte. 1908 gewann Cadillac die "Dewar Trophy": Drei Fahrzeuge wurden komplett zerlegt, die Teile wurden gemischt und dann wurden hieraus wieder drei Fahrzeuge gebaut. Diese absolvierten jeweils 500 Meilen unter Vollgas - ohne technische Probleme.
1912 - der erste elektrische Anlasser
Auf einer Brücke über den Detroit River hatte eine Frau im Winter 1910 ihren Cadillac abgewürgt. Ein Freund von Henry Leland kan zufällig vorbei und half ihr, das Fahrzeug mit der Kurbel wieder anzuwerfen - leider hatte sie vergessen, die Zündung auf "spät" zurückzustellen, die Kurbel schlug zurück und verletzte den Mann so schwer, dass er einige Wochen später seinen Verletzungen erlag. Leland war hierdurch so erschüttert, dass er auf eine bessere Lösung drängte. 1912 hatte Charles Kettering diese mit dem elektrischen Anlasser gefunden.
1957 - Sitze mit Memory-Funktion
Nicht nur, dass die Sitze im Eldorado Brougham elektrisch verstellbar waren - nein, sie konnten sich auch zwei Positionen für unterschiedliche Fahrer merken.
1959 - Cruise Control
Wie ich finde, schon damals geschickter gelöst als bei vielen Autos heute: Mittels eines Rades am Armaturenbrett mit einer Geschwindigkeitsskala wird die gewünschte Geschwindigkeit gewählt.
1960 - automatisch lösende Parkbremse
Hielt ich eigentlich immer für selbstverständlich, eben weil mein Auto aus 1960 dieses Feature hat (es wurde dann irgendwann in den 90ern auch in Deutschland "erfunden"😉: Beim Einlegen einer Fahrstufe der Automatik wird die Parkbremse pneumatisch gelöst.
Soviel mal fürs erste. Wenn das überhaupt jemanden interessiert, dann suche ich mal die Einführungsdaten der anderen Cadillac-Erfindungen raus ("autronic eye" Abblend- und Gegenverkehr-Warnautomatik, Zentralverriegelung etc.).
Have fun,
Marcus
Moin,
Ich glaube ... Du solltest auch nicht unterschlagen, das bereits vorm 2. Weltkrieg die erste Klimaanlage in einem Caddi verbaut wurde. Soweit Ich weiß, sogar Serienmäßig ???
Bis etwa 1960 darf man wohl davon ausgehen, das die zentralen Erfindungen im Serien-PKW-Bau aus den USA kamen.
Danach schlief die Sache ein, da seitens der Regierung durch Tempolimits etc. quasi eine Innovationsbremse erlassen wurde, die weitere Erfindungen (soweit sie nicht den reinen Komfort betrafen) deutlich verlangsamte (Soll nicht heißen, das gar nichts mehr kam).
Aber Ich hätte auch was ...
Der erste VR-Motor, Von Lancia entwickelt Anfang der 20er Jahre, Hemispäre Brennräume, ebenfalls Mitte der 20er Jahre durch Lancia und noch viele Dinge mehr.
MFG Kester
Zitat:
Original geschrieben von Rotherbach
Ich glaube ... Du solltest auch nicht unterschlagen, das bereits vorm 2. Weltkrieg die erste Klimaanlage in einem Caddi verbaut wurde. Soweit Ich weiß, sogar Serienmäßig ???
Das ist eine der wenigen bedeutsamen Luxus-Ausstattungen, die nicht auf das Konto von Cadillac gehen. Die Klimaanlage selbst war ja schon 1911 erfunden worden, der erste Autohersteller, der so etwas liefern konnte, war meines Wissens Packard. Dafür ist aber Cadillac der erste Hersteller gewesen, der ab 1954 alle Fahrzeuge serienmäßig mit Servolenkung ausstattete.
Und um mal richtig in die Luxuskiste zu greifen: Der 57/58er Eldorado Brougham hatte nicht nur jeden damals erdenklichen technischen Luxus, sondern kam auch serienmäßig mit sechs silbernen Trinkbechern im Handschuhfach, einem Kosmektikset (auf Wunsch wurde dessen Lederbeschlag der Innenausstattung angepasst), einem silbernen Behälter für Kosmetiktücher, einem Zigarettenetui und und und - siehe hier:
http://www.car-nection.com/cadillacdatabase/Dbas_txt/brg08.htm
Schon abgefahren aus der heutigen Sicht 🙂
Have fun,
Marcus
Und bitte die Schweden (SAAB) nicht vergessen:
Sicherheitsgurte Serie (1975)
Scheinwerferwaschanlage
Seitenaufprallschutz
Turbomotor mit APC (1982)
ABS +3
DirektIgnition
SAAB? Das sind doch auch Amis!
(Sorry, could not resist 😉)
Und eigentlich finde ich es auch tragisch, was GM im Moment aus dieser ehemals sehr innovativen und vor allem sehr individualistisch geprägten Marke macht...
Have fun,
Marcus
Hallo
Mir scheint das im laufe der Jahrzehnte vieles immer wieder neu erfunden wird.
An Komfortzubehör ist eigentlich alles schon einmal da gewesen.
Ob E-Sitze mit Memoriefunktion,Klimautomatik,automatische Scheinwerferabblendung usw.
Lediglich die ganzen fahrdynamischen Beformundungen die man uns heute verkaufen will ,um uns in dem Glauben zu bestärken, dass der Mensch doch die Physik austricksen kann sind neu.
Für mich ist immer noch der Renault 4 das fortschrittlichste Auto aller Zeiten.
Ein Auto welches sich über alle modischen Erscheinugen hinweggesetzt hat.
Konsequent nur nützlich sein wollte und tatsächlich "Reduce to the Max."ist.
Einfach um den Inneraum herumkostruiert ohne so primitiv zu wirken wie ein Citroen 2 CV.
Teure und luxuriöse Autos kann und konnte eigentlich jeder bauen aber für so ein "Ding" brauchte man schon fähige Konstrukteure.
Gruß Supersoul
1955, Mercedes Benz W198 -erster Serien-PKW mit mech. Direkteinspritzung (da hatten Andere noch Zweitakter)
und was auch noch cool war: Porsche Formelwagen von 1947 (!) mit 1,5l Mittelmotor V12 und Allrad!
Hallo!
Das ist glatt ein Thema, für das es lohnt sich anzumelden'.
Mein Spezialgebiet sind die Franzosen, die ja selten vor unkonventionellen Lösungen zurückgeschreckt sind :-)
Der Citroen 11 (auch "traction avant" genannt, ab 1934 gebaut) hat - laut einem Werbeplakat der 30er Jahre - 900 kg gewogen, ist 100 km/h gefahren und hat 9 Liter verbraucht. Von seiner Größe her wäre er heute ein Mittelklassewagen.
Wo bleibt heute, exakt 70 Jahre später, der Fortschritt?
Kaum ein aktuelles Auto wiegt heute noch unter 900 kg und 9 Liter Verbrauch sind heute noch problemlos zu toppen.
Klar sind die Autos heute schneller (schneller als 100 konnte man damals ohnehin nicht fahren) und sicherer geworden, aber ist das wirklich noch eine große Leistung gewesen?
Es hat schließlich in diesen 70 Jahren irre Verbesserungen an allen Ecken gegeben, von der Motortechnik (von Strömungsmechanik hatte man damals so gut wie keine Ahnung) über die Werkstoffe (Leichtbau) bis hin zu der Reifentechnologie hat sich eine Menge getan.
Man sollte sich fragen, ob es - das ganze Fahrzeug betrachtet - danach überhaupt noch Innovationen gab, die den Namen verdienen - o.k., ich übertreibe, aber das Wort "Innovation" entspringt mittlerweile eher dem Marketing als der Kostruktion :-(
Mir fällt als Innovation noch der Katalysator ein, dessen Grunsprinzip zwei Franzosen um das Jahr 1909 herum entdeckt haben. Scheinbar hat damals noch kein Bedarf dafür bestanden... :-)
Ciao,
Till