Batterievorsorge in kalten Zeiten ;-) - Einige Fragen
Hallo zusammen,
ich habe mich ja in letzter Zeit schon öfter mit Batteriefragen hier im Forum beschäftigt. Derzeit gehen mir Folgendes durch den Kopf:
Ausgangslage:
Elektronisches Standard-Erhaltungsladegerät vom Lidl (noch ohne Display von Anfang 2011); 100 Ah Batterie von einem Diesel mit 3 L Hubraum.
Ziel:
Aufgrund der kalten Temperaturen möchte ich während der Standzeit des Autos die Batterie jeden Tag bzw. in der Nacht laden, um so immer eine volle Batterie zu haben. - Vielleicht etwas paranoid, aber bei richtiger Anwendung sicher wirkungsvoll.
Fragen:
1. Es gibt ja die drei Lade-Modi für 12V: Zweirad; 14,4 V ("normal"😉; 14,7 V ("Kälte" und AGM o. ä Batterien). Welcher Modus wäre jetzt empfehlenswert, wenn man jeden Tag vorsorglich laden will. Das Auto steht in einer Garage ohne Tor (also von drei Seiten geschlossen aber trotzdem kalt). Es heißt immer, man soll so langsam wie möglich laden - das wäre dann ja der Zweirad-Modus. Da es sich um ein tägliches Nachladen handelt, sollte die "Ladegeschwindigkeit" ja ausreichen, oder? Andererseits heißt es dass man bei kalten Temperaturen mit 14,7 V laden soll, da ansonsten die Batterie nicht voll wird. - Welcher Lademodus ist in meiner Situation empfehlenswert?
2. Ich will die Batterie nicht vom Fahrzeug abklemmen, da das bei täglicher Ladung einfach zu aufwendig wäre. - Welcher Lademodus sollte dann unter Beachtung von der 1. Frage gewählt werden? Bzw. ändert das Nicht-Abklemmen die Antwort unter 1.)? Sind 14,7 V zu viel für eine ans Auto angeschlossene Batterie?
3. Es handelt sich hier noch um eine Batterie mit Schraubverschlüssen über den Säurekammern. Flüssigkeitsstand der Batteriesäure ist in Ordnung. Täglich Batterie aufschrauben will ich eigentlich auch nicht. Es handelt sich bei dem Lidl-Gerät ja um ein elektronisches Ladegerät mit Erhaltungsladung, was also bei einer vollen Batterie automatisch runterregelt. Damit dürfte dieses "Gasen" doch auch nicht eintreten, oder? - Muss ich die Schraubverschlüsse also trotzdem öffnen?
4. Kann die kalte Temperatur dem Ladegerät selbst eigentlich etwas anhaben? Sonst heißt es ja immer generell, dass Elektrogeräte nur in bestimmten Temperaturbereichen betrieben werden sollen, die deutlich über Null liegen. Jetzt wird das Gerät ja bei Minusgraden verwendet. Manchmal habe ich das Ladegerät auch bei einem draußen in der Kälte stehenden Auto trocken in den Motorraum für die Erhaltungsladung gelegt (Stromkabel ist extra Stark isoliert). Ich frage mich, ob z. B. -10 Grad (Minus!) für das Ladegerät selbst schädlich sind und ich da Gefahr laufe, eine Kettenreaktion auszulösen? 😕 In der Anleitung steht dazu übrigens nichts (auch nicht unter "Technische Daten"😉.
Freue mich wie immer auf die zahlreichen qualifizierten Antworten!
Beste Antwort im Thema
Das Kälteprogramm mit 14,7V würde (wenn nicht jetzt, wann dann?) schon Sinn machen.
Hintergrund ist folgender: die Dichte der Säure ist abhängig vom Ladestand (darum kann man ja auch mit einem Aärometer über die Dichte den Ladezustand messen)
Die Säure hoher Dichte sackt bei Kälte in der Zelle nach unten. Durch die bei Kälte verringerte Brownsche Bewegung (Eigenbewegung der Teilchen in Flüssigkeiten und Gasen) kommt es zu fast keiner Durchmischung mehr.
Der Wirkungsgrad der Batterie nimmt bei Kälte ab (Innenwiderstand steigt, da sich die Ionen beim Laden und Entladen langsamer bewegen) Somit bricht die Spannung beim Start mehr ein und man muß mehr in die Batterie rein laden, als bei höheren Temperaturen.
Durch die höhere Ladespannung im Kälteprogramm setzt schon eine leichte Gasung an den Elektroden ein. Diese aufsteigenden Gasbläschen bewirken eine Durchmischung der Säure, wodurch die Säure mit hoher Dichte von unten hochgewirbelt wird.
Nun zur Haltbarkeit von Batterien, da jemand das Alter von Batterien angesprochen hat.
Ich habe mal vor einigen Jahren am Rückbau einer Autobatterieproduktionsstätte teilgenommen und mich dort mit ein paar Leuten unterhalten. Außerdem langen Zwischenprodukte aller Fertigungsstadien in den Hallen rum 😉
Früher die steinalten Batterien hatten nur ca. die 1/3 bis die Hälfte der heutigen Kapazitäten bei gleicher Baugröße. Diese Batterien waren für die Ewigkeit gebaut und hielten nicht selten 10 Jahre. Diese Batterien enthielten massive Bleiplatten als Elektroden, die zur Oberflächenvergrößerung (Oberfläche gleich Kapazität) wie eine Feile rauh waren. Kam es zu einem Zellschluss durch Bleischlamm am Boden, dann wurde die Batterie ausgebaut, die Säure ausgegossen und der Schlamm ausgespült. Für die Umwelt wars fatal, aber die Batterie war mit neuer Säure und aufladen wieder wie neu und hielt wieder ein paar Jährchen 😁
Heut zutage sind die Bleielektroden nicht mehr massiv, sondern bestehen nur noch aus einem Bleigitter. Der eine Hersteller gießt es, der andere walzt es und der nächste stanzt es. Jeder hat da so seine eigene Philosophie. Dieses Bleigitter steckt in einem Pressling aus Bleipulver und Korkmehl, der mit Glasfließ zu beden Seiten abgeschlossen ist. Dieses Bleipulver hat natürlich eine unglaublich große Oberfläche und dadurch haben die Batterien große Kapazitäten - die man durch Lebensdauer erkauft! Wenn hier die Elektroden anfangen zu schlammen, dann löst sich recht schnell der ganze Pressling in Wohlgefallen auf. Und je nachdem, wie gut nun der Hersteller die Fertigung der Presslinge und deren Haltbarkeit im Griff hat, verreckt die Batterie eben nach 2-5 Jahren.
83 Antworten
@AllesBesetztHier
Vielen Dank für Deine Ausführung über die Batterien heute.
Ich kenne nicht Dein Alter, denke aber Du kennst die Akkus noch, die oben mit Bitumen vergossen waren.
Diese Bitumenschicht ist offtmals oben gerissen und die Säure ist in Form von häßlichen weißen Schwamm ausgetreten. Da wo ich KFZ Elektriker gelernt hatte, hat man (statt dem Kunden eine neue Batterie zu verkaufen) die Bitumenschicht mit dem Spachtel abgetragen und eine neue Schicht vergossen. Danach sah die Batterie wieder wie aus dem Laden aus.
Und das reinigen von den Bleischlamm stimmt auch.
Deshalb wird wohl heute das anders herum laufen, Batterie tiefentladen, dann neue Batterie kaufen (ohne zu überprüfen, ob eine Aufladung möglich ist und ob nicht der Fehler an anderer Stelle zu suchen ist).
Mal eine laienhafte Zwischenfrage:
Ich habe heute Abend das Ladegerät wieder mit 14,4 V an die Batterie angeschlossen (nicht abgeklemmt) und als ich nach ca. 10 Minuten wieder auf das Ladegerät geschaut habe, war die Batterie bereits wieder voll.
Nachdem ich hier den Beitrag vernommen hatte, dass 14,7 V nichts ausmachen, habe ich dann das angeschlossene Ladegerät auf 14,7 V umgestellt. Die Batterie war jedoch weiterhin voll. Also nach der Umstellung auf 14,7 V war das Ladegerät weiterhin im Erhaltungsladungsmodus. Auch nach dem ich probeweise den Netzstecker vom Ladegerät gezogen und kurz gewartet habe, hat sich nichts geändert. Nach dem Einstecken des Netzsteckers und nachdem erneuten Einstellen des Wintermodus - 14,7 V (muss man ja beim Lidl-Gerät immer neu machen) hat das Ladegerät sofort wieder "voll" angezeigt und war damit im Erhaltungsladungsmodus.
Weshalb war die Batterie nach dem Umstellen von 14,4 V auf 14,7 V sofort weiterhin voll? Warum hat es nicht erst eine Zeit gedauert, bis die Batterie dann voll war? 😕
Bermerkung: Ich weiß nicht, ob in diesem Zusammenhang "voll" das falsche Wort ist. Vielleicht geht es auch nur um eine Endspannung o. ä. - Mich wundert es auf jeden Fall, dass nach dem Umstellen auf 14,7 V die Batterie sofort weiterhin "voll" angezeigt hat; also "fertig geladen" war.
Als vor dreieinhalb Jahren meine letzte Batterie verreckt ist, habe ich die mal probeweise ausgebaut und an mein selbstgebautes Ladegerät gehängt, wo ich Spannung und Strom an Digitalanzeigen ablesen kann. Über den Daumen gepeilt hatte die 42Ah Batterie real noch 7-8 Ah! Niemand würde sich darüber wundern, wenn er versuchen würde den Motor mit einem Mopedakku anzulassen, wenn es sehr schlecht, bis garnicht funktioniert 😛
Zitat:
Ich kenne nicht Dein Alter, denke aber Du kennst die Akkus noch, die oben mit Bitumen vergossen waren.
Ich bin 43
Unsere alten DDR-Batterien waren so, wie du sie beschreibst. Schwarz und oben die Bleibrücken. Die Dinger
mußteneinfach 10 Jahre halten, weil kein Ersatz aufzutreiben war 😉
Und wenn, dann bekam man die Neue Batterie nur mit einem Bleischein, der bescheinigte, das man die alte Batterie zum Recycling abgegeben hatte. Alte Erdkabel waren begehrt, da deren Mäntel aus Blei bestanden und man so an den Bleischein ohne Batterie kam 😁
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@AllesBesetztHier
lach, na gut, war eben damals so in der DDR.
Zu Deinem 14,7 V, wenn in der Batterie nichts mehr rein geht, egal ob 14,7 oder 15,2 V, ist die Batterie gesättigt.
Da geht ja auch keine Spannung (V) rein, sondern Ampere (A) (Elektronen), die Spannung fungiert nur als Treibmittel des Elektronenflusses.
Kannst Du testen, schalte mal 2 Min. das große Licht ein (ohne das der Motor läuft), dann wird das Ladegerät auch wieder laden, weil die Batterie wieder A braucht.
Zitat:
Zu Deinem 14,7 V, wenn in der Batterie nichts mehr rein geht, egal ob 14,7 oder 15,2 V, ist die Batterie gesättigt.
Da geht ja auch keine Spannung (V) rein, sondern Ampere (A) (Elektronen), die Spannung fungiert nur als Treibmittel des Elektronenflusses.
Ist mir bekannt 😉
Ich habe schon gebastelt, ehe ich lesen lernte. Mit einer elektrischen Eisenbahn und einem Holzbrett mit Flachbatterie, Klingel und Lämpchen fing alles an. Als ich ca. 8 war, kamen dann die erste Transistoren dazu, mit 12 dann IC's...
Ist leider alles ein bisschen eingeschlafen. Meistens beschränke ich mich auf Fehlersuche und Reparaturen. Da ist mir allerdings nichts heilig. Egal, ob PC, Fernseher oder Waschmaschine, meist ist es nur Pfennigkram, der da kaputt ist 😎
Also so langsam habe ich das Gefühl, mein Golf IV verarscht mich. Gestern abend wollte ich nach der Arbeit zur Werkstatt fahren, um die Sache mit dem Blinker klären zu lassen (siehe mein Text auf Seite 1 dieses Threads). Aber da ging der Blinker wieder! Temperatur war -9 Grad (gestern morgen: -17). Ich bin dann gestern abend über eine Stunde gefahren, um die Batterie mal wieder richtig aufzuladen. Heute morgen steige ich ins Auto ein (-11,5°C), es kämpft wieder etwas mit mir beim Anlassen (allerdings nicht so sehr wie gestern), geht dann an, aber wieder ist der Blinker funktionslos und blieb es auch die ganze Fahrt über! Scheibenwischer übrigens auch, habe ich aus Neugier ausprobiert.
Ich wette, wenn ich heute abend einsteige, dann geht wieder alles. Wie kommt denn sowas? Dass die Batterie trotz ihres geringen Alters bei der Kälte etwas schwach ist, kann ich ja noch nachvollziehen, und immerhin war sie am Ende ja auch noch stark genug, den kalten Dieselmotor anzulassen, da kann sie ja so fertig doch noch nicht sein. Aber warum versagen Blinker und Scheibenwischer bei laufendem Motor? Auf Seite 1 dieses Threads hatte ich gemutmaßt, dass sich da eine Sicherung verabschiedet hätte, aber nachdem es gestern abend von alleine wieder funktioniert hat, kann das nicht angehen. Was also ist der Grund für letzteres Problem? Ich wette, wenn ich heute abend damit zur Werkstatt fahre, dann geht wieder alles. Aber so ist das natürlich nicht zufriedenstellend. Es liegen ja noch ein paar kalte Tage vor uns, und jeden Morgen ohne Blinker zur Arbeit fahren - da habe ich schon ein komisches Gefühl im Bauch.
@DAP
Ich kenne mich nicht so mit VW aus, könnte es sein, dass beide Verbraucher über eine Sicherung laufen ?
Wenn ja, könnte es auch sein, dass sie ausgeglüht ist (nicht kaputt).
Bei hohen fließenden Strom (Wischermotor im Winter, klamme Antriebmechanik), der gerade so viel Ampere hoch ist, wie die Sicherung noch vertragen kann, dass das Sicherungsplättchen (und die Kontakte) an zu glühen fangen, aber nicht entgültig durchschmort.
Diese Sicherungen werden als intakt erkannt, haben aber einen hohen Widerstand.
Sicherung mal auswechseln.
Was aber letztendlich bei Dir für ein Fehler sonst noch vorliegen könnte, kann ich mir i.M. nicht erklären.
Vielen Dank für den Tipp, aber der Blinker ist ja genauso betroffen, und das der einen hohen Strom zieht glaube ich nun doch weniger.
Zitat:
Original geschrieben von DeathAndPain
Vielen Dank für den Tipp, aber der Blinker ist ja genauso betroffen, und das der einen hohen Strom zieht glaube ich nun doch weniger.
Hatte oben gepostet, wenn beide (Blinker + Schweibenwischer) über eine Sicherung laufen sollten.
Ja, aber den Scheibenwischer habe ich doch erst viel später aus Neugier mal ausprobiert! Bei der derzeitigen Witterung brauche ich den doch gar nicht. Also habe ich nur mit dem Blinker hantiert und hatte das Problem, dass er morgens nicht ging, abends jedoch schon.
Das mit den Blinker können einige Fehler sein, die nichts mit dem Scheibenwischer zu tun haben (Blinkerschalter, Blinkrelais, Warnblinkschalter).
Mögliche Scheibenwischer Fehler = Wischermotor, Wischerblöcke fast fest gefressen, Scheibenwischer Gestängeantrieb lose.
Wäre jetzt reiner Zufall, dass beide Sachen einen eigenen Fehler haben.
Schwer zu sagen, was tatsächlich der Fehler ist.
Fällt mir nur noch das Zündschloßkontaktteil ein, aber dann würde das KFZ ja gar nicht fahren, davon wären ja alle über Klemme 15 laufenden Verbraucher betroffen.
Zitat:
Original geschrieben von DeathAndPain
Vielen Dank für den Tipp, aber der Blinker ist ja genauso betroffen, und das der einen hohen Strom zieht glaube ich nun doch weniger.
Hallo,
ich glaube der Kollege hat Recht. Sieh doch mal im Belegungsplan nach, welche Sicherung für Blinker/Scheibenwischer zuständig ist.
Dann ziehst du diese, (wenn es zwei verschiedene sind), dann eben diese beiden. Tausche sie aus, wie er geraten hat und sprühe die Kontaktfähnchen mit WD 40 oder Kontakspray ein.
Oft korridieren die Kontakte bei so großer Kälte extrem, es entstehen hohe Übergangswiderstände - und das war´s dann, "das Ding funktioniert nicht mehr!", Hab ich selbst schon mehrmals erfolgreich angewendet, diese Methode.
Gutes Gelingen
citro1.816
Also nichts für ungut, aber dass es zwei verschiedene Fehler seine sollen ist absurd. 2 Tage lang haben morgens Blinker und Scheibenwischer gleichzeitig nicht funktioniert, und abends liefen sie beide wieder. Das ist ganz offensichtlich derselbe Fehler, wenngleich mir nicht klar ist, wo genau er angesiedelt ist. Mein KfZ-Meister scheint was in Richtung der Lenkstöcker zu vermuten, schließlich werden beide Einheiten über Lenkstöcker geschaltet. Er meinte, ich soll nächstes Mal doch mal antesten, ob die Warnblinkanlage geht - die läuft schließlich über einen Taster, der ganz woanders liegt.
Zitat:
Original geschrieben von citro1.816
Oft korridieren die Kontakte bei so großer Kälte extrem
Und bei Erwärmung löst sich der Rost dann wieder auf oder wie? Sorry, aber was Du da sagst, macht keinen Sinn.
Viel wahrscheinlicher erscheint mir eine Erklärung über Feuchtigkeit. Die Kiste war tagelang innen so nass, dass es am Kondensieren war. Da wird irgendwo Feuchtigkeit sein, wo sie nicht hingehört, aber an den Sicherungskasten glaube ich dabei nicht. Mein KfZ-Mechaniker hat mir versprochen, der Sache nachzugehen, aber das kann er nur, während der Fehler auftritt. Also werde ich am Montag mal richtig früh aufstehen und ihm den Wagen hinbringen in der Hoffnung, dass der Fehler dann wieder da ist. Dann soll er mal suchen.
Zitat:
Original geschrieben von DeathAndPain
Dann soll er mal suchen.
Von der Werkstatt suchen lassen kann aber schnell eine teure Angelegenheit werden... 🙄