• Online: 1.790

Fri Aug 23 08:44:15 CEST 2019    |    Tobner    |    Kommentare (27)

Nach langer Zeit geht es am BMW E30 weiter. Also es geht schon seit Anfang des Jahres weiter, nur wurde die ganze Motorgeschichte ungewöhnlich in die Länge gezogen. Dazu später mehr.

[bild=3]Den Motor selbst habe ich schon vor 3 Jahren mit dem Wintersubaru aus der Bremer Region gekauft. Damals war er günstig und vorallem mit allen Anbauteilen und dem Steuergerät. Der Motor sei bis zum Ausbau wunderbar gelaufen, aber solche fadenscheinigen Aussagen zählen bei mir nichts. Leider ist man bei solchen Dingen dem Verkäufer ausgeliefert... Ich habe vor Ort nur gecheckt, ob der Motor dreht und ob er halbwegs Kompression hat und habe ihn dann mitgenommen. Damals lief der Wintersubaru die 800km am Tag problemlos, ich vermisse den kleinen, hässlichen Trümmer von Zeit zu Zeit 😁

Der Motor ist ein M62B44S1, also ein 4.4 Liter Benziner vor TU (TU=technische Überarbeitung), was bedeutet, dass der Motor noch keine variable Nockenwellenverstellung ("Vanos"😉 und noch eine alte Version der Wegfahrsperre besitzt. Das größere Problem ist die wassergekühlte Lichtmaschine des TU-Motors, die etwas größer baut und somit kaum noch Platz im E30 hat. Außerdem hat der TU-Motor keinen Gasbowdenzug mehr, was die Anbindung an den E30 schwierig macht. Aus diesen Gründen sollte man für so einen Umbau den "vorTU" hernehmen. Leider wurden diese vorTU-Motoren nur 2 Jahre gebaut, was sie recht selten macht. Außerdem ist der "große" 4.4 Liter seltener und gefragter als der "kleine" Bruder mit 3.5Liter. Das alles schmählert die Auswahl und treibt den Preis in die Höhe. Mein Motor hat 850€+100€Sprit gekostet, war also schon günstig, weshalb ich auch so weit gefahren bin.

Doch, wie sieht der Motor innen aus? Es hätte auch sein können, dass ich mir einen ziemlich teuren Briefbeschwerer gekauft habe. Aufschluss sollte die Regenerierung des Aggregates bringen. Klar hätte ich den Motor auch einfach so einbauen können, aber das ist nicht meine Art. Zumal die Motoren nicht die robustesten sind und keiner weiß, wie viel der Motor tatsächlich erlebt hat. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, als Motor öffnen. Schwachpunkt des Motors ist der Kettentrieb. Die Ketten längen sich und die Laufschienen laufen stark ein, was über kurz oder lang zum Tot des Aggregates führt. Deshalb war der anfängliche Plan: Motor auf und nur den Kettentrieb und einige Dichtungen, wie die ohnehin undichte Ölwannendichtung austauschen.

[bild=1]

[bild=4]

[bild=5]

[bild=9]

[bild=10]

[bild=11]

[bild=12]

Durch Zufall kam ich aber mit einem Motortuner in Kontakt, der mir anbot die Nockenwellen schleifen zu lassen. Damit würde der Motor spürbar besser gehen und ich käme mit etwas Anpassung von Hardware und Software auf ca. 350PS. Der gute Mann hat echt was auf dem Kasten, also war der Deal klar. Ich fing an, den Motor zu zerlegen. Dabei wurde ich immer glücklicher, denn der Motor macht innen wirklich einen sehr guten Eindruck. Kein schlimmer Kettentrieb, keine gelängten oder eingelaufenen Ketten von den Nockenwellen oder Ölpumpe, keine eingelaufenen Nockenwellen oder kaputte Zylinder. Ja, Zylinder. Ich beschloss, nachdem ich nun die Nockenwellen ausbauen musste, gleich noch die paar Zylinderkopfschrauben zu lösen und die Köpfe ebenfalls zu überarbeiten.

[bild=13]

[bild=6]

[bild=7]

[bild=8]

[bild=14]

[bild=15]

[bild=16]

[bild=18]

[bild=19]

[bild=20]

Mit den Nockenwellen fuhr ich zum Motorenmann. Da es hier später Dissonanzen gab, verzichte ich darauf, den Mann persönlich zu nennen. Letztendlich konnte er nicht viel für meinen Ärger, er hat die Arbeit auch outgesourced und stande zwischen den Stühlen. Deal war einfach. Ordentlich straffes Nockenwellenprofil, um die 250grad Öffnungswinkel und knapp über 10mm Ventilhub. Das ist schon amtlich für so einen großen V8. Kosten sollte es knapp 1000€ und der Ventilspielausgleich sollte mit im Preis sein. Beim Abgeben der Wellen war von Lashcaps die Rede. Das sind Kappen, über die Ventile gestülpt werden und damit den Schaft verlängern (s.Bilder). Ohne diesen Ausgleich kann es passieren, dass die Hydrostößel das Spiel nicht mehr ausgleichen können und kaputt gehen. Dauern sollte der Spaß 3 Wochen.

In der Zwischenzeit zerlegte ich den Motor weiter. Ich wollte mir die Pleuellager anschauen, denn diese sterben auch früher oder später und nach der ganzen Arbeit "obenrum" am Motor wollte ich das Risiko eines kapitalen Motorschadens durch Pleuelschaden nicht eingehen. Auch "untenrum" war der Motor zwar gut gelaufen, aber keinesfalls schlimm verschlissen. Die Pleuellagerschalen war mit knapp 50€ relativ günstig, doch die Schrauben der Pleuel sind mit 8€/Stk nicht ganz so billig. Davon braucht man auch noch 16 Stück!

[bild=17]

[bild=2]Ich hatte auch die kompletten Dichtungen am Block bestellt, alle Wellendichtringe, 2xKettenspanner Nockenwelle, 1x Kettenspanner Hauptkette, alle Ketten (auch die der Ölpumpe) und alle Kettenschienen, neue Dichtsätze der Köpfe samt Ventilschaftdichtungen und Kopfschrauben und sämtliche O-Ringe am Motor. Da waren gleich mal 1300€ weg. Und ich habe nichts bei BMW gekauft, sondern nur im Zubehör. Da natürlich von Namenhaften Herstellern (Viktor Reinz, Elring, Kettenkit von Febi, Lagerschalen von Glyco). Tja, billig ist das Verknügen nicht...

Dann habe ich mir die Köpfe angeschaut. Die sahen auch super aus. Also baute ich die Ventile heraus und fuhr damit wieder zum Motormann. Der reinigte die Köpfe, fräßte die Ventilsitze nach, checkte die Ventilführungen und passte die Ventil an. 2 Wochen später konnte ich die Köpfe abholen. Die Arbeit war hervorragend und kostete 650€ für beide Köpfe. So muss das!

[bild=21]

[bild=22]

[bild=23]

[bild=24]

[bild=25]

[bild=26]

[bild=27]

[bild=28]

[bild=29]

Aber wo blieben die Nockenwellen? 3 Wochen waren ausgemacht, nach 5 Wochen fragte ich an. Es hieß, in der folgenden Woche werden sie fertig. 2 Wochen später rief ich wieder an, ich wurde wieder auf die folgende Woche vertröstet. Nach über 3 Monaten ging meine Geduld zur Neige. Es hieß dann, der eine Zerspaner wäre mit dem Fuß umgeknickt und der andere hätte einen Todesfall in der Familie gehabt, aber nächste Woche wird es fertig. Ganz ehrlich. Mit den ganzen Ausreden wurde es leider nicht besser. Da ich den Motormann aber persönlich mag und seine Expertise wertschätze, übte ich mich weiter in Geduld. Nach 4 Monaten klingelte das Telefon. Die Nockenwellen wären auf der Maschine, aber eine der Wellen sei irreparabel eingelaufen. Prima. Der Motormann kümmerte sich und beschaffte günstig einen Ersatz. Eine Woche später konnte ich die Wellen abholen. Bei der Abholung fragte ich nach dem Ventilspielausgleich. Egal ob Shim oder Lashcap. Die waren nicht da, werden aber nachbestellt und kämen (Achtung!) in der kommenden Woche. Wie es der Zufall wollte kamen die Lashcaps nicht. Aber der Motormann hätte noch einen Satz liegen, die könnte ich haben. Noch bevor die Caps ankamen, kam eine Rechnung vom Motormann über 250€ für die Lashcaps. Ich fragte, was das solle, er meinte, es war nie ausgemacht, dass sie im Preis inbegriffen seien. Was solls denn, mündliche Absprachen sind halt schwierig... Also zahlte ich zähneknirschend die Rechnung und eine Woche später hielt ich die Caps in der Hand. Ein Traum. Die ganze Aktion hat 5 Monate gedauert, was mich persönlich rasend vor Zorn macht. Egal. Akzeptiere, was du nicht ändern kannst.

[bild=30]

[bild=31]

[bild=32]

Dann ging es ans einbauen. Köpfe waren mit Ventilen und Federn bestückt, also installierte ich die Lashcaps und baute die Nockenwellen ein. Ich sollte, laut Motormann am ersten Termin, die Nockenwellen einmessen. Durch das Schleifen müssen die Nockenwellen anders eingestellt werden als Serie. Also kaufte ich für 80€ 2 Messuhren samt Stativ. Die Einstellwerte blieb er mir bis zum Versand der Lashcaps schuldig, am Ende hieß es, ich solle das auf Originalwerte stellen und gut. Also lieh ich mir das Arretierwerkzeug für die Nockenwellen aus,stellte die Kurbelwelle mit einer Messuhr auf OT und montierte die Kette. Der Rest war unspektakulär. Ich musste natürlich nach der ewigen Standzeit viel Zeit mit Puzzlen und herumgesuchen zubringen, aber am Ende war der Motor zusammen und ich glücklich wie Bolle! Dann Motierte ich noch das Einmassenschwungrad von CCC-Motorsport. Der Zweimassenschwung von BMW wiegt um die 18kg und macht den Motor doch recht träge. Durch Zufall kam ich günstig (400€) an ein gebrauchtes EMS. Dazu kaufte ich die passende Kupplung, neue Zündkerzen und einen neuen Riementrieb samt Umlenk und Spannrolle und montierte das 5Gang-Getriebe.

[bild=33] [bild=34]

[bild=35] [bild=36]

[bild=37] [bild=38]

[bild=39] [bild=40]

[bild=41] [bild=42]

[bild=43] [bild=44]

Dann kam der Einbau. Ich dachte, es wäre ein gute Idee, den Motor samt Getriebe einzubauen. War es nicht, es ging nicht. In meinen Vorbildern, den amerikanischen Sendungen wie Fast&Loud ist es immer einfach, einen V8 samt Getriebe einzubauen. Mit einem E30 geht sowas nicht. Das Getriebe taucht von oben in den Getriebetunnel, dann verkanntet der Motor an den Ventildeckeln an der Stehwand und mit der Ölwanne am Schlossträger. Also dachte ich, es wäre eine bessere Idee, die Achse aus dem Auto zu bauen, den Motor darauf zu Montieren und dann die Karosse von oben auf den Fahrschemel zu setzen. Blöde Idee, der Motor war schlicht zu breit für die Längsträger vom E30. Der Motor ist 4cm zu breit anden Ventildeckeln. Also Montierte ich wieder den Motor von der Achse und baute die Achse wieder ans Auto. Der Motor musste auf herkömmliche Art eingebaut werden. Erst Motor, dann Getriebe.

Ich flanschte das Getriebe wieder ab, setzte den Motor ins Auto (direkt auf die Motorhalter) und wir fädelten von unten das Getriebe an. Die Getriebeglocke verklemmte sich im Getriebetunnel, der Motor saß zu weit hinten, sodass wir mit der Getriebeglocke nicht an der Kupplung vorbeikamen. Als hoben wir den Motor von den Motorhaltern und ließen ihn im Motorraum am Kran hängen. Der Motor war soweit nach vorne geschoben, dass er am Schlossträger und am Kühlerhalter anlag. Dann ging das Getriebe dran. Was ein Affenzirkus...

[bild=45]

[bild=46]

[bild=47]

[bild=48]

Ich übe mich ja auch im Filmen und der Filmbearbeitung. Ich habe mir nach den ersten Versuchen mit der Canon Spiegelreflexkamera und Schusstimer jetzt eine günstige Aktioncam gekauft, die direkt Zeitraffer aufnehmen kann. Ich habe die komplette Arbeit am Motor gefilmt und möchte sie euch auch nicht vorenthalten. Leider ist die Helligkeit in der Halle nicht perfekt für die Kamera, eine GoPro wäre da bedeutend besser, aber was nicht ist, kann ja noch werden 🙂

<iframe class="video youtube-player" width="425" height="355" type="text/html" src="https://www.youtube.com/embed/swHpXAofQmE" allowfullscreen="1" frameborder="0"></iframe>

Kosten

Gestern kam ein Hallennachbar und fragte, was so ein Umbau so kostet. Als ich sagte, mit 10k wirste nicht weit kommen, bekam er große Augen. Die Kosten sind sicher auch interessant für euch, deshalb schreibe ich mal einen groben Überblick.

d37d4f5c-33c2-436c-9a32-5cc0c357797e

Natürlich wird die Liste noch länger. Da fehlen noch die Elektrik, Anpassung des Steuergerätes, die komplette AGA, Eintragung, Spezielle Dinge für die Anpassung der Servolenkungshydraulik, Kühler samt E-Lüfter und sowas....

Ich muss gestehen, ich hätte nicht gedacht, dass der Umbau SO teuer wird. Aber man macht es ja einmal richtig...

So denn, demnächst gehts weiter 🙂

Beschreibung

Kosten

Umbauset von 300mm.de

1000,-

Bremssättel & Halter VA + HA

400,-

Bremskraftverstärker + HBZ

200,-

Hinterachse Scheibenbremse gebraucht

100,-

Tonnen- und Schwingenlager + neuer Lack

150,-

Handbremse mit Seilen und Kleinteilen

100,-

Differential + passender Deckel

250,-

Radlager VA+HA

100,-

Bremscheiben & Beläge VA+HA

350,-

Z4 Radnaben

100,-

Tank

235,-

Kleinteile (Schläuche, Leitungen, Dichtungen, Schrauben...)

300,-

Motor

900,-

Getriebe 5 Gang

650,-

Ersatzteile Motor komplett samt Kupplungssatz

1700,-

Einmassenschwungrad samt Schrauben

460,-

Nockenwellen schleifen + Lashcaps

1250,-

Köpfe überholen

650,-

Werkzeug extra gekauft

150,-

Umbauset Automatik-Schaltgetriebe komplett (Pedale, Geber- &Nehmerzylinder,...)

200,-

Batterie im Kofferrraum samt Batteriepol, Batteriefach, Kabel

200,-

Batterie

100,-

Felgen+Pulvern+Reifen+Aufziehen

550,-

Lenkgetriebe + Spurstange

130,-

Gesamt bis hier

10.230,-

Hat Dir der Artikel gefallen? 2 von 2 fanden den Artikel lesenswert.