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Mein XKR (2003) Tagebuch

Der TITEL des Blogs kann NICHT geändert werden: Ich berichte daher anfänglich von meinem XKR, aber später auch vom AMG C55 und jetzt einem TESLA Model S.

Thu Sep 20 07:03:26 CEST 2012    |    MariusLola    |    Kommentare (7)

Einmal im Jahr ist ganz (Automobil-) Südengland aus dem Häuschen: Am ersten Wochenende im September findet der (angeblich) grösste Autoteilemarkts diesseits des Atlantiks in Beaulieu, nahe Southhampton statt. Da wollte ich schon immer mal hin. Man hört von sagenhaften Angeboten an seltenen Teilen und von Menschen, die ohne besondere Absichten hingefahren sind und mit einem Aston Martin wieder zurückkamen. Außerdem wollte ich meinen Jaguar nach neun Jahren im Exil wieder auf die englische Insel bringen.

Ich lebe derzeit in Belgien und da bietet sich eine Überfahrt mit der Fahre ab Dünkirchen (Dunkerque) nach Dover an. Ich habe bereits im Sommer bequem per Internet ein Ticket und eine Nacht im Bed & Breakfast gebucht.

Um Urlaubstage zu sparen, ging es am Samstag um 6 Uhr ab Dunkerque los. Das hieß aber aufstehen um halb drei, was ich beim Buchen nicht ganz präsent hatte, als der Wecker klingelte jedoch um so mehr verfluchte...- im Halbschlaf und dank Tempomat ging es an die französiche Küste und im Hafen angekommen, zeigte sich ein gespenstisches Bild von riesigen Fähren aus denen zweispurig Lastwagen und PKW's herausfuhren (ich komme vom Bodensee und die Fähre zwischen Konstanz und Meersburg kann gerade mal 40 Autos aufnehmen, solche Kolosse fassen über 300)!

An diesem Morgen war die Fähre aber nur wenig gefüllt und nach zwei Stunden war Dover erreicht. Da die Sonne schien, habe ich das Dach heruntergelassen und die zwei Stunden auf englischer Autobahn offen zurückgelegt. An das Linksfahren gewöhnt man sich, finde ich, recht schnell. Es sind nur die Kreisverkehre und das rechts Abbiegen, wenn man echt aufpassen muss.

Das Spektakel liegt total auf dem Land und es gibt zahllose (kostenlose) Parkplätze. Man wird schnell auf den nächsten freien Platz dirigiert und muss dann ein paar Minuten laufen. Für umgerechnet ca. 20 Euro gelangt man auf das Gelände und bekommt damit auch Zutritt zum Museum mit der Sonderausstellung "Bond in motion" (viele original-007 Boliden, darunter der giftgrüne XKR des "Bösen" im "stirb an einem anderen Tag") und zum "Top Gear" Pavillion, das an viele Folgen der beliebten Serie erinnert.

Ich verbringe die erste halbe Stunde bei den privat angebotenen Fahrzeugen. Wer sich an einem Rechtslenker nicht stört, kann hier fündig werden: MGB's gab es offen und geschlossen im Dutzend, aber auch exotischere Modelle wie Lotus Eclat und BMW Isetta. Letztere hielt ich für 7'250 Pfund (ca. 10k Euro) angesichts des guten Zustands als angemessen, zumal das Thema "Rechtslenker" in diesem Fall ausscheidet...

Ein anderes Fahrzeug fand ich anfangs interessant, da die Papierform passabel klang: '98er XKR mit 79'000 Meilen für unter 8'000 Pfund. Der rote Lack kann aber über einige Schwächen nicht hinwegtäuschen: Selbst auf dem Foto sind Blasen am Scheibenrahmen klar zu erkennen. Der Wagen war daher am Abend im Gegensatz zum grünen Aston Martin DB7 Volante 3.2 auch nicht als "sold" gekennzeichnet.

Danach bin ich "auf die Wies'n" gegangen. Genau genommen sind es zwei grosse Felder mit sehr vielen Händlern, die insbesondere für englische Fabrikate alles anbieten. Teile für zentraleuropäische Hersteller sind absolut unterrepräsentiert. Das Verhältnis zwischen PKW- und Motorradangeboten liegt gefühlt bei 70:30. Die Bilder belegen, dass man seine Garage nicht voreilig entrümpeln sollte: selbst grobe Rostbrocken können noch ordentliche Preise erzielen.

Gekauft habe ich ein paar Original XK-Verkaufsprospekte und etliche Hefte des Jaguar Enthusiast Magazins (von einem deutschen Anbieter). Man kann einen angemessenen Preisvorschlag abgeben und in meinen Fällen wurde der immer angenommen.

Teile von Volumenmodellen wie dem MGB oder Triumph Spitfire gibt es ohne Ende, aber aufgrund der guten Ersatzteilversorgung ist der Griff ins Neuteileregal meist ratsamer. Wer hingegen einen seltenen Sunbeam oder Lagonda hat, der findet hier Ersatz für die undichte Wasserpumpe oder den dringend benötigten Scheibenrahmen.

Um fünf Uhr musste ich die Segel streichen und war froh, nur die Ein-Tages-Karte gelöst zu haben. Ein zweiter Tag hätte mir keine weitere Erhellung gebracht. So bin ich gemütlich via Brighton und Goodwood wieder Richtung Fähre gefahren.

Am frühen Abend war ich in Dover und konnte noch ein gutes Abendessen geniessen. Die Reederei zeigte sich flexibel und hat trotz Buchung auf eine spätere Fahrt jeden schon vorher mitgenommen (es war noch ausreichend Platz).

Mein Fazit lautet: Ich fahre gerne wieder mal nach Beaulieu, aber sicher nicht weil es "der grösste Automarkt in Europa" sei, sondern wegen der britischen gelassenen Atmosphäre. Grosse deutsche Oldtimerveranstaltungen müssen sich nicht verstecken, vor allem was die Markenvielfalt betrifft.


Thu Sep 20 13:15:00 CEST 2012    |    Multimeter47054

Sehr schön geschriebener Bericht und sehr interessant auch wenn ich zunächst verwundert Banlieue gelesen habe. Man liest halt manchmal, was das Hirn will. :p Bei dem letzten Bild, will ich direkt wieder auf die Insel.

 

Wie war eigentlich die Fähre ab Dünkirchen? Wollte diese Verbindung bei Gelegenheit auch mal testen, denn die ist ja verglichen mit dem Angebot ab Calais richtig günstig.

 

Viele Grüße

 

Simon

Thu Sep 20 22:18:20 CEST 2012    |    MariusLola

Hallo Simon,

Danke für Deine Zeilen.

Was soll ich sagen über die Fähre? Ich habe keinen Vergleich zu Calais oder dem Tunnel.

Es ist sicher kein Kreuzfahrtschiff und die Fahrt dauert ca. 2 Stunden. Es gibt ausreichend Platz, um diese Zeit mit Schlafen, Shoppen, Essen oder draussen Sitzen zu überbrücken. Die Abfertigung ist sehr schnell und professionell. Sie wollen jeden Kunden im Wettbewerb mit dem Kanaltunnel halten.

Gruss, Norbert

Fri Sep 21 08:40:08 CEST 2012    |    zosis

Hallo Nobert,

danke für deinen Bericht. Er hat mir sehr gefallen. Auch wenn hier ein Autoforum ist würde ich (und bestimmt auch Swallerius) gerne noch weiter Bilder sehen.

 

Ich hatte im Frühjahr ja damit geliebäugelt dich zu begleiten. Aber erstens, hatte ich es schon wieder vergessen, und zweitens waren wir sowieso grade am Mittelmeer.

 

Ich überlege noch, vom Navi auf Rundinstrumente zu wechseln. Gab es da Dashboards mit Rundinstrumenten zu kaufen?

 

In England habe ich immer extreme Probleme mich an das Linksfahren zu gewöhnen. Beim Abbiegen, oder einfach wenn ich von irgendeinem Parkplatz losrolle muß ich verflixt aufpassen. Ohne Beifahrer der mich erinnert, geht da nix.

 

Gruß,

Zosis

Sun Sep 23 09:00:22 CEST 2012    |    MariusLola

Hallo zosis,

Bilder folgen gerne.

Es gab leider weder Rundinstrumente noch die passenden dashboards. Wie schon an anderer Stelle erwähnt, hätte ich sie im Dutzend gekauft, weil ich davon ausgehe, dass viele Navi-Besitzer auf Rundinstrumente umrüsten werden. Mein Garmin ist zwar nicht stilecht, aber auf dem Stand der Zeit.

LG, Norbert

Mon Sep 24 11:07:52 CEST 2012    |    Multimeter47054

Ach so, ich dachte, du würdest häufiger die Fähre nach England nutzen. ;)

Gegen ein paar weitere Bilder hätte ich auch nichts einzuwenden. :)

Mon Sep 24 22:16:11 CEST 2012    |    MariusLola

...die Bilder habe ich gestern hochgeladen. Viel Spass!

Mon Sep 24 23:14:27 CEST 2012    |    Multimeter47054

Sehr schöne Bilder. :) Vielleicht sollte ich mir mal bei Gelegenheit die Kreidefelsen aus der Nähe anschauen, bisher waren sie für mich nichts mehr als eine Wegmarke.

 

Gruß

 

Simon

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