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Kopfüber in Down Under

Ein Leben am anderen Ende der Welt

Tue Jun 22 21:53:42 CEST 2010    |    MartinSHL    |    Kommentare (13)

Vorwort:

Für all diejenigen, die es eventuell nicht bemerkt haben, ich habe im letzten Artikel (Teil 6) unten in den Beiträgen noch 3 Videos eingefügt von selbst gefilmten Streckenabschnitten, welche mir persönlich als interessant und insbesondere zum Thema passend erschienen. Im jetzt folgenden Artikel werde ich das Video direkt im Text mit einbinden, damit es nicht untergeht.

 

Das erste richtige Outbackabenteuer lag nun hinter uns...wir waren nach gut 2 Wochen ziemlich geplättet, aber durch und durch glücklich.

Insbesondere bei solch langen Zeiten fernab jeglicher Zivilisation, ohne Handyempfang, ohne Supermarkt um die Ecke und auch ansonsten beschränkt auf das absolut notwendigste, hat man sehr viel Zeit nachzudenken. Es kommen einem viele Fragen nach dem Warum? Weshalb? Wieso? ... man grübelt viel....und es verändert einen Menschen ein gutes Stück weit.

So erging es zumindest mir.

 

"Geflüchtet" aus meinem spiesigen Bankerdasein, wo es mir einst über die Maßen wichtig war, jedes zweite Jahr ein anderes Auto zu besitzen, 3x im Jahr in Urlaub zu fliegen und mich auch sonst auf andere materialistische Dinge zu stürzen.

Hier hatte ich jetzt jedoch einzig mein Zelt und einen uralten Geländewagen, lebte stellenweise von dem, was wir angelten, wusste nie, was am nächsten Tag passiert....und war der mit Abstand glücklichste Mensch auf Erden. Auch wenn ich heute wieder voll im "Businessleben" stehe, weiss ich nun, dass man auch auf ganz simple Art im Leben zufrieden sein kann.

 

Aber ok, wollen wir nicht zu sentimental werden... ;)

 

Nach einem kurzen Ausflug über endlich mal wieder geteerte Straßen, unterwegs von Kununurra, dem ersten Örtchen nach den Kimberleys, in Richtung Katherine, südlich von Darwin, bogen wir gleich ins nächste große Abenteuer ab.

Jetzt ging es in den weltbekannten Kakadu National Park und hier als erstes zu den "Twin Falls", einem doppelten Wasserfall, welcher nur mit Geländewagen, anschließend mit einem Boot und auf den letzten Metern nur noch zu Fuß erreichbar ist.

 

Hier in der Nähe sind übrigens auch die "Crocodile Dundee"-Filme gedreht worden, einige der Landschaftszenen sind 1:1 wiedererkennbar gewesen, nachdem ich mir letztes Jahr endlich mal die Filme angeschaut habe. :)

 

Der Weg dahin....wie sollte es anders sein...war mal wieder mehr als abenteuerlich.

Diesmal galt es den bisher für uns tiefsten Fluß zu durchqueren....dass es gerade hier im Kakadu NP nur so von Krokodilen wimmelt, brauche ich vermutlich nicht extra zu erwähnen. :D

 

Wir hatten Glück, der Fluß hatte trotz allem nur Niedrigwasser, an schlechteren Tagen steht der Wasserspiegel in etwa auf Dachhöhe des im Hintergrund zu erkennenden Jeep Wrangler. :eek:

 

Wie man im Video sieht, solch eine Flußdurchquerung ist nicht ganz ohne, denn leider sieht man keinerlei Hindernisse, welche am Grund vorhanden sind und man kann nur auf gut Glück blind durchfahren. Daher schaukelt es mich auch stellenweise recht kräftig durch, denn einige der als "Straße" dienenden Platten am Grund hatten sich im Laufe der Zeit gehoben und standen nun etwas ungünstig im Weg.

 

 

 

 

Der Kakadu NP selber ist auch ohne solche Flußdurchquerungen unbedingt einen Abstecher wert.

Es gibt überall versteckte Wasserfälle, an denen es sich herrlich baden lässt (insofern man mal darauf vertraut, dass Crocs lesen können und daher wissen, dass auf einigen Schildern steht, dass es in manchen Seen angeblich keine Artgenossen von ihnen gibt...) :D

Davon abgesehen, gibt es hier, insbesondere im als "Arnheim Land" bezeichneten Teil noch echte Aboriginies, welche auch heute noch genauso leben, wie sie es von jeher kennen, nämlich in Höhlen und selbstgebauten kleinen Hütten.

Wer also jemals die Gelegenheit hat, nach Nordaustralien zu kommen, sollte sich diese Region auf gar keinen Fall entgehen lassen.

 

Hier verbrachten wir eine weitere gute Woche, mal wieder gespickt mit Anekdoten von Daniel, der diesmal an einem Flußufer versuchte Krokodile zu angeln...( :D :rolleyes: ) bevor wir dann unser eigentliches Ziel Darwin erreichten.

 

Nachdem unsere Autos so viel Strapazen über sich ergehen lassen mussten, bekamen beide Landcruiser nun auch mal eine Wäsche.

 

Wie macht man das in Australien?

Richtig: Auto leer räumen....alle Türen öffnen...und einmal von vorne nach hinten mit dem Kärcher durchgehen, Armaturenwäsche inklusive.

Einfach nur genial, was diese robusten Fahrzeuge wegstecken. Ärger mich bis heute, dass ich von der Aktion weder Bilder noch Videoaufnahmen gemacht habe, das glaubt einem sonst kein Europäer.

Nachdem auch das uralte Kassettenradio etwas zu viel Staub geschluckt hatte und seinen Dienst quittierte, wurde hier einfach Abhilfe mit WD40 geschaffen, welches in ausreichenden Mengen durch den Kassettenschacht gesprüht wurde... :D

 

Jaja, man muss sich nur zu Helfen wissen. ^^

Da dreht sich jedem Auto- und Tuningfreund der Magen um.

 

Darwin selbst, hmmm...mal wieder so eine Stadt, zu der ich keine richtige Meinung habe.

Sie ist ganz OK, aber mehr als Zwischenstation für die "die aus dem Outback kamen" ist sie irgendwie nicht.

Schön mal hier gewesen zu sein, schön aber auch nach 5 Tagen weiterziehen zu können.

Also verschnauften wir kurz von den vielen kleinen Abenteuern, füllten unsere Proviantvorräte wieder auf und bestiegen erneut den Bock.

 

Nun ging es ins Landesinnere zum berühmtesten Wahrzeichen Australiens....dem Ayers Rock.

Hier sollte ich dann aber eine Begegnung der etwas anderen Art haben. Und damit meine ich nicht die auf dem Weg liegende Alien-Gedenkstätte "Wycliffe Well", ein kleines Örtchen, wo angeblich mehrere UFOs gesichtet wurden und nun Pilgerstätte für tausende Alienfans ist....nein, meine Begegnung der Dritten Art ist die australische Polizei. :eek:

 

Von Darwin nach Alice Springs führte die einzige Strecke Down Unders, auf welcher man damals kein Tempolimit hatte.

OK, konnte mir mit Lanny herzlich egal sein, denn der betagte Wagen fuhr selbst mit Anlauf bergab und Rückenwind nicht über 100km/h.

Irgendwann kamen dann Beschränkungen auf "110"..."100" ..."90"...da ging ich dann vom Gas und lies den Wagen rollen...es folgten "70" und "60"....die hatte ich aber schon längst erreicht, zumindest stand die Tachonadel beim passieren des letzten Schildes exakt eine Nadelbreite über der 60-Markierung.

 

Aber der Wagen war ja ohnehin schon im ausrollen und so tuckerte ich mit gemütlichen 50km/h dann durch eine 20-Seelen-Community (es gab exakt 4 Häuser, 2 links und 2 rechts der Straße), als plötzlich ein Polizist hinterm Busch hervorsprang und mich zum anhalten aufforderte.

 

Beim nun folgenden Gespräch stellte es mir die Haare zu Berge!

Polizist: "Sie wissen, warum wir sie anhalten?"

Ich: (keiner Schuld bewusst) "Ähm...Nein?!"

Polizist: "Because of Speeding!"

Ich in Gedanken: "Speeding....Raserei???? mit einem uralten Geländewagen oder wie?" WTF....?!?!?

Habe ich natürlich vehement abgestritten und war mir nach wie vor keiner Schuld bewusst.

Ja...blabla...ich sei mit 6km/h zu viel am letzten Schild vorbei....(Moment, sagte er nicht was von "Speeding"?!).

Das kostet nun 240Dollar und ich soll den Führerschein abgeben. Erwähnte ich bereits "WTF" ?!?!

 

In Australien kennt man bei sowas keinen Spaß und insbesondere Verkehrssünder werden teuer zu Kasse gebeten. :(

Wir haben dann Ewigkeiten auf ihn eingeredet, ich durfte meinen FS behalten und wir haben alle zusammengelegt, um die (zum Glück ebenfalls mittlerweile runtergehandelte Strafe) zu bezahlen. Schwein gehabt...so schnell wird man zum "Verbrecher"! :(

 

Der Rest der Strecke verlief zum Glück reibungslos und wir erreichten Alice Springs mitten im "Red Center" von Australien.

 

Und das ist dann mal wieder so eine Stadt, die einfach nur rundum Spaß macht.

Überall liegt noch der Flair längst vergangener Tage in der Luft, als hier noch der Diamanten- und Opalrausch herrschte.

Da gibt es noch echte Saloons und an jeder Ecke wird man auf die ein oder andere Art an die alte Zeit erinnert.

 

Aber auch etwas anderes einmaliges und bekanntes gibt es hier.

Wer Anfang der 90er Jahre mal die Serie "Flying Doctors" gesehen hat wird es kennen; die "School of Air" hat hier in Alice ihren Sendestandort.

Für all die, welche damit nichts anfangen können, die School of Air ist eine Schule über den CB-Funk.

In Alice sitzen die Lehrer am Microfon und geben auf diese Art Unterricht für all die quer durchs Outback verstreut wohnenden Familien.

Es gibt ganz normalen Unterricht, Hausaufgaben und Noten, alles eben nur ein bisschen anders als wir das aus der Schule kennen.

Die meisten Klassenkameraden haben sich bisher noch nie gesehen, dennoch gibt es Klassenfotos, zusammengesetzt aus einzelnen Passbildern der jeweiligen Schüler.

Wer also in der Nähe ist, sollte sich dies auf gar keinen Fall entgehen lassen, das Sendehaus ist tagsüber für Besichtigungen freigegeben und man kann solch einer Unterrichtsstunde beiwohnen.

 

 

 

Von Alice aus haben wir uns nun auf den Weg zum großen roten Felsen gemacht, welcher jedoch auch nochmal weitere 500km entfernt ist.

Entlang der Strecke liegen noch die "Devils Marbles" (des Teufels Murmeln), eine Steinformation, welche so, wie sie da steht, rein physikalisch gar nicht mehr stehen, sondern schon längst umgefallen sein müsste. Zum Glück wissen das die Steine nicht. :D

Um einen Größenvergleich zu bekommen: Ein aufrecht stehender Mensch erreicht, wenn er auf dem ersten unteren Stein steht, gerade so die erste Rundung des Steins links im Bild.

 

 

 

 

 

 

Aber dann hatten wir es endlich erreicht...Ayers Rock...oder "Uluru" wie ihn die Einheimischen nennen.

Der Moment, wo man dieses imposante Gebilde das erste Mal sieht, ist einfach unbeschreiblich.

Es strahlt eine absolut majestätische und fesselnde Macht aus, kein Wunder, dass es für die Aboriginies das größte Heiligtum überhaupt ist.

Man kann es mit Worten eigentlich gar nicht beschreiben, nein, man muss es wirklich erlebt haben.

 

Hier blieben wir 2 Nächte und 3 Tage um "the Rock" sowohl bei Tag als auch bei Nacht einmal erleben zu können.

Die Naturschauspiele, insbesondere die Farbspiele, welche sich hier bei Sonnenaufgang darbieten, sind einfach nur atemberaubend, wenn der gesamte Ayers Rock plötzlich in einem grellen rot erstrahlt.

Aber auch die Ansicht bei Nacht steht dem in nichts nach...egal wann und wie, dieses australische Wahrzeichen ist nicht umsonst DAS Symbol Down Unders schlechthin.

 

Aber auch hier wird man einmal mehr an die australischen Extreme herangeführt; während tagsüber die Temperaturen locker deutlich über 40Grad erreichen, sinken sie nachts bis kurz vor den Gefrierpunkt.

Hier habe ich dann auch die kältesten Nächte meines Lebens verbracht, eingelullt in dicke Socken, 2 Paar Hosen und 3 T-Shirts. *brrrr*

 

Am zweiten Tag machten wir uns auf, um Ayers Rock zu besteigen. Dies sollte best-off in den frühen Morgenstunden erfolgen, da der Weg nach oben extrem beschwehrlich und zur Mittagszeit aufgrund der schon erwähnten Temperaturen dann kaum noch durchführbar ist.

Der Weg zur oberen Kante erfolgt über eine Eisenkette, es ist verdammt steil und im oberen Streckenabschnitt geht es stellenweise fast senkrecht bergauf. So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass man gute 2h bis nach oben benötigt.

Leider gibt es hier jedes Jahr wieder Tote beim Besteigen, da sie den Halt verlieren und abstürzen. :(

 

Auch wir haben unterwegs viele Menschen überholt, welche völlig verzweifelt den Aufstieg aufgegeben hatten und nun verkrampft und mitunter sogar hysterisch dasaßen und sich keinen Schritt mehr vor noch zurück trauten.

 

Aber einmal oben angekommen, entschädigt einen die phänomenale Sicht über die Landschaft. Auch hier wieder einfach nur atemberaubend.

 

Und natürlich auch der Handyempfang. :D

Im Umkreis von 500km in jede Richtung ist absolutes Niemandsland und es gibt weit und breit kein Mobilfunknetz....aber hier oben hat man vollen Empfang, herrlich. ^^

Das hab ich dann natürlich auch gleich mal genutzt, um meine Eltern gegen 3Uhr nachts deutscher Zeit aus dem Bett zu klingeln um mitzuteilen, wo ich mich denn gerade befinde. :D

Jaja...für irgendwas muss der Handyempfang doch gut sein.

 

Daniel hatte übrigens mal wieder seine ganz eigene Art, um den Gipfelstieg zu "begießen"... :D

 

Von hier aus ging es nun wieder weiter, denn wir wollten rüber zur Ostküste ziehen.

So machten wir uns aus dem Red Center auf, um den nordöstlichsten Teil Australiens, Cairns, zu erreichen.

 

Um mal wieder artgerecht zu reisen, bogen wir kurz überhalb von Alice nach rechts von der Teerstraße ab und begaben uns für weitere 3 Tage auf einen Outbacktrail.

Da es hier jedoch nicht allzuviel zu sehen und zu erleben gab, fuhren wir meist von früh bis abends durch.

So auch am zweiten Abend, wo wir bis nach Sonnenuntergang unterwegs waren, um möglichst viele Kilometer zu schaffen.

 

Als wir uns dann endlich entschieden, direkt neben der Strecke unser Nachtlager aufzuschlagen, war es bereits zappenduster.

Die dann folgende Nacht hat jedoch selbst mir, mittlerweile "abenteuer-erprobten" ordentlich die Angst in die Knochen gejagt.

Bereits die ganze Nacht über waren direkt in unmittelbarer Nähe herumlaufende und jaulende Tiere zu hören.

 

Als wir am nächsten Morgen das Zelt öffneten, wurde uns auch ganz schnell klar, welchen fatalen Fehler wir am Vorabend beim Zeltaufbau begangen hatten: wir campten mitten auf einem Tierpfad, welcher unter anderem auch einer großen Herde wild lebender Bullen als Weg zu ihrem morgendlichen Wasserloch diente. :eek:

 

Speedy Gonzales mäßig sprang ich aus dem Zelt und mit einem Satz aufs Autodach, wo ich erstmal sitzen blieb. Sicher ist sicher. :D

Jedoch schienen die Tiere genauso verwirrt zu sein wie wir, denn sie beobachteten uns aus einiger Entfernung recht neugierig.

 

Nachdem wir in Windeseile zusammengepackt hatten, konnten wir unseren Weg nun unbeschadet fortsetzen, ebenso die Tierherde... :)

 

Ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir dann Cairns im Bundesstaat Queensland, welcher auch als "Bananenrepublik Australiens" bezeichnet wird.

Hier fühlte ich mich als Ossi natürlich gleich pudelwohl...überall gabs das begehrte "unter-dem-Ladentisch-Gut"...:D

 

... aber das ist eine andere Geschichte und wird erst beim nächsten Mal erzählt. ;)


Wed Jun 16 15:08:45 CEST 2010    |    MartinSHL    |    Kommentare (36)

Jedes herrliche Strandleben hat irgendwann mal ein Ende...und so begaben wir uns Ende August nun auf den Weg in den Norden Australiens, nach Darwin.

Der Weg dorthin erfolgte wiedermal "fahrzeugspezifisch" nicht über Teerstraßen, sondern über die "Gibb River Road" (GRR) quer durch die Kimberleys, welche einst, vor Jahrmillionen mal ein Unterwasserriff gewesen waren.

Eine Strecke, fast 700km lang und größtenteils ungeteert, optisch einer Waschbrettpiste ähnlich (sog. "Corrugations").

Sie gilt als eine der gefährlichsten und vor allem Mensch- und Materialzehrendsten Offroadstrecken der Welt. Was auch wir nach einiger Zeit leider feststellen mussten.

 

In der Regenzeit ist sie über viele Monate hinweg gesperrt und auch bei Trockenheit nur mit äußerster Vorsicht zu befahren. Der Untergrund ist stellenweise so schlecht, dass liegengebliebene Geländefahrzeuge mit gebrochenen Achsen oder gar auf dem Dach liegend, entlang dieser Strecke die Gefährlichkeit einen direkt vor Augen führen. :eek:

Wer hier liegen bleibt, kann Dank nicht vorhandenem Mobilfunknetz recht lange auf den ADAC warten.... :D

 

Damit Daniel und ich diese Tour nicht ganz allein machen müssen, haben wir uns als Begleitung Paul aus Holland gesucht, ein Typ, der aussah, als hätte er die letzten 20 Jahre im tiefsten australischen Busch gelebt. Eine optische Mischung aus Indiana Jones und Crocodile Dundee. :D

Jaja....er wusste stets, sich figurbetont in Szene zu setzen....*lol* :D :D :D

 

Paul hatte bereits einen Geländewagen zerschrottet und war nun mit neuem fahrbaren Untersatz ebenfalls auf der Suche nach Leuten, die sich die GRR antun wollten. Gesagt, getan und los ging es!

 

Nun mag man denken: "warum ist diese Strecke so gefährlich? Soll man doch einfach langsamer und vorsichtiger fahren!" Wäre schön, wenn das möglich wäre...leider machen die zuvor schon erwähnten Corrugations ein normales gemütliches fahren nicht möglich, erst ab Geschwindigkeiten von ca. 80-100km/h kommt man einigermaßen rüttelfrei voran. Alles andere ist schlichtweg nicht fahrbar.

 

So war also jeder Kilometer ein echtes Abenteuer, denn es ist nicht ganz ohne, ein rund 3,5t-Geschoss bei solchen Geschwindigkeiten auf so einem miserablen Untergrund zu steuern. So konnten wir uns ganz glücklich schätzen, dass neben einem völlig zerfetzten Reifen uns nichts weiter passiert ist.

 

Betonung auf "uns"....denn Lanny hat es auf dieser Tour extrem stark mitgenommen und nach ca. der Hälfte der Strecke hatten die unwegsame Straße sowie der schwer beladene Dachträger plus ein bisschen Rost ihr übriges getan, und ich konnte den Wagen quasi als "Pseudo-Cabrio" benutzen, denn das Dach ließ sich dann von vorne bis fast zur Hälfte des Wagens anheben. :eek:

 

Aber nungut....auch dies war Teil des großen Abenteuers und ansonsten hielt Lanny absolut zuverlässig durch.

 

Wir machten auf der Tour Stopp an bekannten Stellen wie der "Windjana Gorge" oder auch "Tunnels Creek", einem begehbaren Unterwasserhöhlensystem.

Um das Abenteuer jedoch ein bisschen zu erhöhen, bogen wir dann von der Gibb River Road nochmals nach Norden ab, um zu den "Mitchell Falls" zu gelangen.

 

An der letzten "Petrol Station" nochmals - zu horrenden Outback-Preisen - unsere Vorräte aufgefüllt, und dann verschwanden wir in einer großen Staubwolke. Wenn man bereits die GRR nicht als Straße bezeichnen kann, dann die nun folgende Strecke erstrecht nicht mehr. Der Weg wurde zunehmend enger, geröllhaltiger, und stellenweise unbefahrbarer.

Am meisten Spaß machten jedoch die nun immer wieder anstehenden Flußdurchquerungen. Getreu der Devise "Wer stecken bleibt, wird von Crocs verspeist" galt es Augen zu und durch, stellenweise mit Wasser so hoch, dass es bereits unten zu den Türen hineinlief. (Dank Rostlöcher im Boden konnte es jedoch ungehindert wieder ablaufen.... :D)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ebenso wie die Straßenqualität nahm auch der Komfort unserer Nachtschlafplätze ab, aber nunja, was will man mitten im Nirgendwo auch groß erwarten. Oft wurden einfach nur die Schlafsäcke vorm Auto platziert und das Moskitonetz drübergehangen...seltsame Geräusche nachts mehr oder weniger ausgeblendet. ;)

 

Die Mitchell Falls selber sind ein kaskadenartiges Wasserfallsystem, völlig abgeschieden jeglicher Zivilisation. Das Schauspiel ist jedoch nur kurz nach der Regenzeit zu erleben, da in der Trockenperiode nicht mehr genug Wasser vorhanden ist. Baden ist hier übrigens auch nach Möglichkeit zu unterlassen....SchniSchnaSchnappi lässt grüßen... ;)

Aber das sollten wir bald selber herausfinden...

 

 

 

 

 

Nachdem uns der Weg hierher noch immer nicht genug war, beschlossen wir, bis ganz nach Norden zur Küste durchzufahren.

Eine ausgeschilderte Strecke gab es nun gar nicht mehr, selbst in unserem 4WD-Routenatlas war außer einer hauchdünn gestrichelten Linie nix mehr eingezeichnet.

Je näher wir der Küste kamen, desto unwegsamer wurde das Gelände, oftmals war ein Vorwärtskommen nur noch im Schritttempo und mit Geländeuntersetzung möglich.

Aber das war nun endlich genau das, was ich all die Monate zuvor geträumt hatte: richtiges Abenteuer!

 

Wir erreichten die Küste und hier sah es aus, als wenn noch nie im Leben ein Mensch gewesen wäre.

Erinnerungen an Dinosaurierfilme aus meiner Kindheit kamen mir bei diesem Anblick in den Sinn.

Am nächsten Tag trafen noch 3 Einheimische ein, die meinten, dass sie so weit draußen noch nie Backpacker gesehen hätten und normalerweise sie die einzigen sind, die hier 2x im Jahr campen.

Eigentlich auch kein Wunder, denn diese Stelle lag 1.200km von der nächsten Ortschaft entfernt!

Wir verweilten hier insgesamt 2 Nächte und ließen so fernab jeglicher Zivilisation einfach mal die Seele baumeln.

 

Wie dem ein oder anderen eventuell aufgefallen ist, haben wir bisher nur "mitten im Nirgendwo" gecampt....gewisse alltägliche Dinge des normalen Lebens blieben da notgedrungen auf der Strecke, so gab es zum Beispiel seit Tagen bereits keine Dusche (wenn ich mal das waschen in einem umgekippten Tümpel voll mit Blutekeln außer acht lasse....) und wir waren daher heilfroh, endlich sauberes Wasser erreicht zu haben.

Dass es sich hierbei um Salzwasser handelt, welches nach dem trocknen herrlich auf der Haut klebt, haben wir mal gekonnt verdrängt. Hauptsache erfrischendes Nass.

 

Was wir jedoch ebenfalls verdrängten war die Tatsache, dass die Gewässer hier oben im Norden Australiens sowohl Krokodil- als auch Haibevölkert sind. Die frischen Kroko-spuren am Strand, die der Größe nach zu urteilen auf ein besonders stattliches Exemplar hinwiesen, haben wir genauso ignoriert. :rolleyes:

 

Um jedoch auf "Nummer sicher" zu gehen, stellten sich jeweils 2 Mann knietief ins Wasser und hielten nach Gefahren Ausschau, während der Dritte sich in der Zeit gewaschen hat. Völliger Nonsens im Nachhinein betrachtet, wenn man bedenkt, wie extrem schnell Krokodile sind....aber zu dem Zeitpunkt fanden wir das eine spitzen Idee.

 

 

Um den ganzen eins draufzusetzen...Daniel wäre nicht Daniel, wenn er nicht mal wieder aus der Reihe tanzen müsste.

Gelangweilt vom rumsitzen begab er sich mit seiner Angelausrüstung zum Strand und war für die nächsten Stunden nicht mehr zu sehen.

Bis auf einmal er völlig aufgelöst ankam, er hätte einen Hai geangelt.

 

Jaja, schon gut Daniel, Deine Geschichten kennen wir ja mittlerweile zu gut. *gäääähn*

Frustriert zog er wieder ab....um 10min später wieder mit dem selben Satz auf der Matte zu stehen.

Das Spiel wiederholte sich noch dreimal und irgendwann gaben wir nach, um uns das mal näher anzuschauen.

Und Potz-Blitz, tatsächlich....der Freak hatte wirklich recht und einen 2,5m langen Hai an der Angel.

Nicht riesig....aber für so eine Life-Erfahrung mehr als ausreichend.

Das gute Tier sah aus, als stehe es auf Piercings, denn es hatte bereits 5 von Daniels Angelhaken im Maul stecken, bei den ersten 4 hatte er den Köder abgebissen und die Angelschnur zerrissen, beim fünften hatte Daniel stärkere Leine genommen und so den Hai ans Ufer gezogen. Jetzt war das Abenteuer wirklich perfekt!

 

Nachdem wir uns gegen die Tötung entschieden, wollten wir den Fang von seinen Haken befreien und zurück ins Wasser schieben.

Einzig der Hai wusste das nicht und war daher recht angriffslustig. :D

 

Wer diese Geschichte nicht so recht glauben mag....ich hab irgendwo noch die Fotos und ein Video dazu gibt es ebenfalls. ;)

 

 

Langsam machten wir uns auf den Rückweg und so verließen wir nach fast 2 Wochen die Kimberleys.

Nunja....fast....denn unsere letzte Nachtstation wäre dann eventuell womöglich wirklich unsere allerletzte geworden.

 

Da wir wiedermal seit unserem letzten Duschen nun schon erneut mehrere Tage im Outbackstaub unterwegs waren, sprangen wir gleich nach unserer Ankunft auf einem kleinen Rastplatz in den angrenzenden Fluß, um ein herrliches sauberes Bad zu nehmen.

Der Fluß war weniger Fluß als vielmehr ein fast stehendes Gewässer, Wassertemperatur super angenehm....so hielten wir es eine ganze Weile aus bevor es abends gemütlich ans Lagerfeuer ging.

 

Mit einer Taschenlampe bewaffnet ging ich nochmals zum Fluß zurück um ein abendliches Bad zu nehmen, als ich meinen Augen vor Schreck kaum traute:

Im Wasser...aufm Wasser...im Gebüsch...am Ufer....einfach überall leuchteten mir im Schein der Taschenlampe kleine grüne Punkte entgegen. Hier wimmelte es einfach nur so von Krokodilen! :eek: :eek: :eek:

Ok, das wars dann wohl mit meinem erhofften Bad und ich nahm die Beine in die Hand...


Fri Jun 11 16:10:25 CEST 2010    |    MartinSHL    |    Kommentare (9)

Nachdem wir nun in Teil 4 die ersten "Offroad-Erfahrungen" sammeln konnten, geht es jetzt erstmal wieder auf geteerten Straßen - dennoch mindestens genauso menschenleer - weiter Richtung Norden nach Broome. Erneut über 3.000km.

Warum auch immer, rückblickend leicht ärgerlich, haben wir einen Teil der Strecke leider im Schnellflug abgewickelt. Dadurch gingen uns einige interessante Nationalparks abseits der Strecke durch die Lappen, so z.B. der Kalbarri NP.

Dennoch gab es auch so viel zu sehen und zu erleben.

 

 

 

 

An Board sind wir nun zu Dritt, neben Daniel und mir begleitet uns Fiona aus London.

Nach der letzten größeren Stadt Geraldton ging es nun erstmal Richtung Monkey Mia, einem Resort, wo man vom Strand aus Delphine beobachten konnte. Auf dem Weg dahin lag noch "Shell Beach", wie der Name schon sagt ein Strand, der nur aus Muscheln besteht. Nicht nur ein paar, sondern Milliarden davon, im Laufe der Evolution fast zu Sand zerwaschen, aber so blendend weiß, dass es schon fast unerträglich ist. :cool:

 

 

 

 

 

Ebenfalls ein Highlight auf dem Weg waren die Stromatolithen ....die allererste Lebensform auf unserem Planeten. Hat schon etwas, seinen Ururururururur....vorfahren zu begegenen. ;)

Überall stiegen Luftblasen aus dem Wasser auf, da diese Lebensform Sauerstoff produziert.

 

Ein weiterer Stopp führte uns dann zu den sogenannten Blowholes....nein, das ist nichts unanständiges.... :D dafür aber etwas extrem faszinierendes.

Hier mal ein Video, damit man einen Eindruck bekommt, wie sowas in etwa ausschaut. (Ist nicht mein eigenes, sondern nur ein auf youtube gefundenes).

 

 

Hierbei wird durch unter der Wasseroberfläche liegende Höhlensysteme Meerwasser hereingedrückt und dann trichterförmig durch eine sich immer weiter verengende Öffnung wieder herausgepresst.

Unglaubliches Spektakal und sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen.

Unter günstigen Bedingungen sind hier Fontänen mit bis zu 60m Höhe möglich! :eek:

 

Weiter ging es nach Coral Bay und Exmouth, von wo man perfekte Tauch- und Schnorchelausflüge entlang des Ningaloo Reef machen kann. Dies ist quasi das Gegenstück zum Great Barrier Reef an der Ostküste Australiens, jedoch nicht ganz so überlaufen.

Und einmalig hier ist die hohe Dichte an Walen, die jedes Frühjahr vorbeizieht. Solch einen atemberaubenden Tauchgang mit einem Wal habe ich dann auf meiner zweiten Australienreise gemacht, daher werde ich später nochmal auf das Thema eingehen.

 

Wie immer gab es unterwegs auch skurille - zumindest für uns Europäer seltsame - Dinge zu sehen wie den hier gezeigten "kleinen" Minen-LKW. Ein ausgewachsener Mensch reicht übrigens in etwa bis auf Höhe Unterkante Felge.

 

Ebenso sicher wie ein Uhrwerk kam auch Daniel mal wieder auf eine haarsträubende Idee....als leidenschaftlicher Angler und Möchtegern-Abenteurer bestand er darauf kurz nach Port Hedland am "80 Mile Beach" ausgesetzt zu werden. Entfernung von hier aus rund 350km bis zu unserem Zielort Broome.... :D

Den Rest der Strecke wollte er trampen und sich unterwegs von gefangenem Fisch ernähren.

Nunja, wenn er es denn so will, von mir aus. Hatte ich endlich mal ein paar Tage Ruhe.

Nach seiner Ankunft, die er für ca. 3 Tage später geplant hatte, wollte er sich per Handy wieder bei mir melden, damit ich ihn am Ortseingang abholen kann.

 

Es kam jedoch wie es kommen musste; nach rund 200km merkte ich, dass sein Handy bei mir im Auto lag.

Der Kerl war anstrengender als ein Kleinkind, ständig musste man aufpassen, dass er nicht in neue Schwierigkeiten geriet.

Nungut, also noch ein paar Tage mehr Ruhe vor ihm. :D

Nach 5 Tagen fing ich dann an, systematisch alle Pubs in Broome nach Daniel abzugrasen und siehe da, ich wurde auch recht schnell fündig. *hicks*

Stark torkelnd holte ich ihn gegen 11Uhr in der früh dort raus und erfuhr, dass er die Nacht auf dem Rasen einer Tankstelle verbracht hatte, bis er gegen 5Uhr morgens nass bis auf die Knochen Dank Rasensprängler erwachte und sich daraufhin in den Pub begab. *ohne Worte*

 

 

 

Broome ist "the Holiday-Town of Australia". Die Strände zählen zu den schönsten weltweit, das Wasser hat Badewannentemperatur und ist absolut sauber. Hier lässt es sich auf jeden Fall aushalten, daher folgten 6 traumhaft schöne Wochen unter Palmen.

Auch mein 25. Geburtstag wurde ausgiebig am Strand gefeiert. Ein Ort, an den ich jederzeit wieder zurückkehren würde.

 

 

 

 

 

Quartier bezogen wir auf einem Campingplatz direkt gegenüber des berühmten "Cable Beach" und somit auch in unmittelbarer Nähe unseres neuen Arbeitgebers, dem teuersten Hotel am Platze, wo wir nun angestellt waren.

Ja ich hatte es endlich geschafft....den Traum, den jeder in seinem Leben hat: vom Banker zum Tellerwäscher....! :D (oder war der Spruch doch irgendwie leicht anders? :confused: )

 

 

 

Sorgloser konnte das Leben echt nicht sein....früh um 10 Uhr ausm Zelt kriechen....direkt an Strand und bis 16 Uhr in der Sonne gebraten, dann direkt vom Strand ins Hotel und die Spätschicht bis nachts 1Uhr gemacht, zurück ins Zelt, 10Uhr wieder Strand.... tagein-tagaus.

Im Radio lief "SchnieSchnaSchnappi"....ein vollkommen verblödeter deutscher Song, der es in Australien auf Platz 1 der Charts schaffte.....vermutlich dachten die Aussies, als sie im Lied etwas von "Krokodil" hörten, dass es sich um einen neuen Nationalsong handeln würde. :p

 

Aber wie bereits im vorherigen Teil angekündigt, Sicherheitsstandards sind nicht immer die höchsten und ich stellte meinen Körper erneut "freiwillig" auf die Probe mit einer Reinigungschemikalie.

Zum säubern der Küche wurde eine grüne Flüssigkeit mit der Beschriftung "Acid" (=Säure) genommen, hiervon reichten wenige Tropfen auf einen 20L Eimer aus, um eine mehr als ausreichende Reinigungskraft zu erzielen.

Dummerweise verkippte ich solch eine Flasche und der Inhalt ergoss sich mir über den rechten Unterschenkel, an welchem ich zu diesem Zeitpunkt mehrere Mückenstiche hatte. Diese lösten sich in Null-komma-Nix auf....und hinterließen fingernagelkopfgroße Löcher in der Haut. :eek:

In den folgenden Tagen brannte sich das immer weiter durchs Fleisch. Ob das baden im salzhaltigen Meerwasser nun positiv oder negativ wirkte, kann ich als Nichtmediziner nicht beurteilen, die Schmerzen waren riesig, aber nach ca. einer Woche stoppte es, seither habe ich am rechten Fuß an den Stellen noch immer deutlich sichtbare Narben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Achja....und jetzt weiss ich auch, was der Spruch "Wer anderen eine Grube gräbt..." bedeutet. :D

Daniel fand es ganz witzig - um Eindruck bei den vielen englischen Damen zu schinden - ein riesen Loch am Strand zu graben, in welches ich mich dann hineinstellen sollte um wieder zugeschüttet zu werden.

Nunja, nachdem man mir dann eine Grube grub, wollten plötzlich alle mit mir ein Foto und Daniel zog schmollend ab.^^

Auf dem ersten Foto nachstehend links unten bin ich der braungebrannte Typ ganz hinten auf der sandbank, da war ich gerade mal 2 Wochen am Strand....es folgten noch weitere rund 5 Wochen...man kann sich also vorstellen, wie herrlich braun ich anschließend war. :cool:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

An einem freien Wochenende machten wir uns dann auf Richtung Norden entlang der Halbinsel "Cape Leveque", um mal wieder dem "Großstadtleben" zu entfliehen. ;)

War mal wieder ein klein bisschen Outbackfeeling und ich habe ein paar Lektionen hinsichtlich Fahren+Outback+Daniel gelernt.

Zum Einen ist es wichtig, keine weißen Klamotten zu tragen, denn die wurden nie wieder so richtig weiß, egal wie oft ich die danach noch gewaschen habe.

Zum anderen.....friedlich den Heimweg angetreten und nichts schlimmes ahnend...schrie Daniel plötzlich wie am Spieß "Stopp!!! Unbedingt anhalten!!!". Nach meiner heldenhaften Bremsung auf losem Untergrund sprang er ausm Auto, lief zum Kofferraum, packte sich ein Sixpack Bier und setzte sich wieder ins Auto, ich könne jetzt weiterfahren. Ähm....ja....WTF?!?!?! :rolleyes:

 

 

 

 

Auch traf ich direkt am Strand einen alten Bekannten von mir: Dorie stand da plötzlich....der Zustand war noch ein bisschen schlimmer im Vergleich zu dem, wie ich den Wagen vorher verkauft hatte.

Ich knipste ein letztmaliges Abschiedsfoto und war froh, wieder in meinen Lanny einsteigen zu können um den nächsten aufregenden Abenteuer entgegenzufahren...


Sun Jun 06 00:13:11 CEST 2010    |    MartinSHL    |    Kommentare (13)    |   Stichworte: Australien, Dünen, Landcruiser, Outback, Perth, Toyota

Nach fast einer Woche Fahrt - weg vom für mich mehr als langweiligen Adelaide - war es nun endlich so weit.

Die Sonne ging mittlerweile goldgelb unter und am Horizont zeichnete sich glitzernd die Skyline von Perth ab, umsäumt von Palmen und einem See. Wer die Geschichte vom "Zauberer von Oz" und dort die Beschreibung der Smaragdstadt kennt, wird in etwa wissen, wie ich mich bei diesem Anblick gefühlt habe.

Zu Beginn ein kleiner Info-Exkurs in die unendlichen weiten von Perth und Umgebung, an denen jetzt wieder mal so deutlich wie bisher nie gezeigt wird, was für Extreme in Australien herrschen.

 

Perth, als Hauptstadt des australischen Bundeslandes "West Australia" (WA) gilt als "the most isolated Capital City in the World", also die abseits gelegenste Stadt der Welt, und zwar in Bezug auf die Entfernung zur nächsten Hauptstadt.

Nach Süden kommt nichts außer der Antarktis, nach Westen nur der Indische Ozean bis rüber nach Afrika, im Norden liegt die nächste Hauptstadt erst in Indonesien, einzig Richtung Osten liegt Adelaide in rund 3.000km Entfernung.

 

Von vielen Australienreisenden habe ich im Vorfeld gehört "in den Westen zu fahren lohnt sich nicht....ist zu weit weg und nix los".

Nunja, wer lieber an die Ostküste und damit stellenweise zu fast Ballermann-ähnlichen Verhältnissen will, sollte in der Tat nicht nach WA reisen.

Ich für meinen Teil kann jedoch rückblickend sagen, wer nicht in WA war, hat das wahre Australien nicht gesehen.

Nirgends auf der Welt kann man noch solche Wildnis, Einöde, unvorstellbare geografische/landschaftliche Erscheinungsbilder und vor allem Abenteuer erleben.

 

Das dieses Vorurteil vieler jedoch nicht von ungefähr kommt, liegt wohl auch in den folgenden Fakten begründet:

WA hat die 8-fache Fläche von Deutschland, jedoch leben nur rund 2Mio Menschen hier, davon allein 1,6Mio nur in Perth!

Weitere rund 200.000 Menschen leben in den recht fruchtbaren Regionen südlich davon...verbleibt ein minimaler Rest von weiteren rund 200.000 Menschen, welche sich auf eine Fläche 7mal so groß wie Deutschland verteilen.

Gnade dem, der da mal eben schnell eine Tüte Zucker beim Nachbarn borgen will.... ;)

 

Aber genau das machte für mich "das wahre Abenteuer" aus....hier endlich sollte es losgehen und die bisherigen Erfahrungen in den Schatten stellen. Das ich mich hier nahezu "wie zuhause" gefühlt habe wird auch daran ersichtlich, dass ich in Perth fast das nächste viertel Jahr, und in WA selber ein gutes halbes Jahr zugebracht habe. Auch auf meiner späteren Australienreise kehrte ich erneut für mehrere Monate nach Perth zurück.

 

Jedoch stand ganz am Anfang wieder erstmal das Arbeiten auf einer Obstplantage. Den Job hatte ich aber Dank miesen Wetters und schlechter Bezahlung nach einer Woche bereits satt. Es folgte ein Versuch als "Hochseefischer"....Bezahlung bis zu 1.000AU$ pro Woche (!!!), leider fütterte ich recht unfreiwillig bereits an meinem ersten Probetag auf See mehr Fische als ich herausholte, sodass dieser lukrative Job leider auch nicht in Frage kam.

 

Dann aber sollte ich meinen Traumjob finden!

Fässer in einer Wiederaufbereitungsanlage für landwirtschaftliche Düngemittel stapeln.

Hierbei handelte es sich um große Plastikfässer, welche - nun leer - vorher Pestizite, Herbizite u.ä. Pflanzenschutz-, -wachstums- und -vernichtungsmittel enthielten. Diese wurden in riesigen Roadtrains täglich hundertfach angeliefert, mussten farblich sortiert und anschließend innen und außen für die spätere Wiederbefüllung gereinigt werden.

Auch hier zeigte sich mal wieder die herzliche Art des Australier bei meinem ersten Tag in der Firma. ;)

Auf die Frage, woher ich komme und ich dies mit "Deutschland" beantwortete, zeigte man mir umgehend schwarz markierte Fässer und erklärte "Das ist das Zeugs, was ihr im ersten Weltkrieg gegen die Franzosen eingesetzt habt".

Super....das war dann wohl auch geklärt. Wie immer offen und direkt die Aussies. :D

 

Nichtsdestotrotz sollte ich hier Dank meiner "deutschen Gründlichkeit" zu Höchstformen auflaufen. Übrigens eine Sache, welche alle Australier an den deutschen Arbeitern sehr schätzen.

Ich konnte mich nun nach Herzenslust beim Fässer stapeln austoben und wurde so recht schnell zum "Lord of the Drums". Witzigerweise befand sich gleichzeitig in den australischen Charts ein Song "Sound of Drums" auf Platz 1 und wurde permanent gespielt. :)

 

Hier sortierte ich nun tagein, tagaus und wenn sich die Gelegenheit bot auch samstags meine mittlerweile heißgeliebten Fässer.

Offensichtlich machte ich meine Arbeit so gut, dass man mir hier sogar eine dauerhafte Stelle anbot, also nicht nur auf beschränkte Zeit, sondern so richtig mit allem drum und dran, sprich fester Arbeitsvertrag inkl. mehrjähriger Aufenthaltsgenehmigung.

 

Definitiv eine Versuchung wert, aber mein Ziel, den Kontinent einmal komplett zu umrunden war noch nicht beendet, so musste ich leider, aber dankend ablehnen.

 

Nach einer Weile kam, was kommen musste.....beim öffnen eines der berühmt-berüchtigten schwarzen Fässer spritzte eine gute Ladung heraus (in allen Fässern war i.d.R. noch 2-3L Neige drin) und ich bekam das Zeugs in die Nase.

Erst konnte ich ganz wunderbar frei durchatmen, dann dauerte es natürlich nur wenige Minuten bis mir das Blut strömte...Sicherheitsstandards sind nicht so relevant wie hier in Deutschland... ;)

Nunja, aber ein echter Indianer kennt keinen Schmerz, also weiter gearbeitet. Leider blutete das ganze noch mehrere Tage, jedoch irgendwann hörte auch das auf. Seither schnarche ich angeblich wie ein alter Sack. :D

Über manche Dinge die einem passieren darf man glaub ich einfach nicht nachdenken...die ganze Sache hätte wohl auch verdammt gut ins Auge gehen können...an dieser Stelle sogar im wahrsten Sinne.

Ich habs überlebt, das ist die Hauptsache. :)

 

Ähnlich grenzwertige Sachen sollten ab sofort ohnehin öfters an der Tagesordnung stehen....einzig ich wusste es noch nicht. :D

 

Um dem ganzen Arbeitsalltag zu entfliehen (hatte nun schon fast 2 Monate Fässer gestapelt) gönnte ich mir quasi einen "Urlaub im Urlaub" und flog für 2 Wochen nach Bali. Jaja, wer hat, der kann... :cool:

War dann aber auch sehr froh, wieder in meinem geliebten Perth zurückzusein um meine Tour fortsetzen zu können.

 

Durch die Geschichten eines anderen Backpackerpärchens heiß gemacht, entschloss ich mich nun, "Dorie" gegen was großes handfestes und vor allem outbacktaugliches zu tauschen.

Dorie verkaufte ich daher an 3 Kanadierinnen, natürlich für den selben Preis, wie ich die alte Kiste bereits 20TKM vorher gekauft hatte, nur mit ein paar Schäden mehr. Sie waren überglücklich und meinten, sie hätten bisher kein einziges Auto angeboten bekommen, was so gut in Schuss sei. Ähm....nunja....Frauen?! Kanadier?! :D *duck und weg*

 

Angeschafft wurde nun "Lanny" der Landcrusier , ein Toyota der Serie 60H, BJ1982, 6Zylinder mit 4.2L Hubraum und diesmal wirklich werksfrisch mit nur 210TKM auf der Uhr.

Ein Fahrzeug, welches bereits beim puren Anblick Abenteuer vermittelt.

Enorme Bodenfreiheit, riesiger Kuhfänger, Klappspaten und mehrere Reservekanister, umgebaut, sodass man die hinteren Reihen als Doppelliege nutzen konnte und vollgestopft mit allem nur erdenklichen Outback-Campingszubehör.

Ein "Wüstenschiff" mit fast 3,5t Lebensgewicht, robust, einfache Technik und wohl nahezu unverwüstlich.

 

 

 

Um diesen nun deutlich teureren Wagen nicht ganz allein unterhalten zu müssen, habe ich Daniel kontaktiert und gefragt, ob er mit einsteigen möchte. So kam es dann, dass wir die nächsten Monate gemeinsam unterwegs waren. Das jetzt fahrtlich anvisierte Ziel hies Broome ganz im Norden von WA, mal wieder nur läppische 3.000km entfernt.

 

Das erste Abenteuer wartete dafür gleich außerhalb von Perth auf uns.

In den Sanddünen von Lancelin durfte Lanny gleich mal unter Beweis stellen, wie gut seine Geländetauglichkeit ist.

Dieser Weg Richtung Norden führt direkt an der Küste durch ein riesiges Sahara-ähnliches Gebiet. Nur mit dem Unterschied, dass hier der Sand nahezu schneeweiß ist und einen perfekten Kontrast zu dem wie immer strahlend blauen Himmel bietet.

So ging es Dünauf, Dünab los durch eine uns bis dahin völlig fremde und neue Welt abseit geteerter Straßen.

Eine Fahrprüfung, die Lanny mit absoluter Bravour meisterte und uns nun zu den "Pinnacles" führte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hatten wir gerade eben erst eine neue Welt verlassen, tauchten wir sofort ein in die nächste, recht außerirdisch anmutende Landschaft.

Ähnlich den "12 Aposteln" (siehe Blog Teil 3 ) an der Great Ocean Road waren auch hier durch Verwitterung weichere Sandschichten herausgeschwemmt und nur die härteren Segmente übrig gelassen worden.

Dies führte dann zu einer Science-Fiction-gleichen Formation von wahllos herumstehenden Gesteinsspitzen.

Soweit mir bekannt, wurde diese Landschaft auch in diversen Sci-Fi-Filmen als Grundlage für "außerirdischere Planeten" eingesetzt.

 

Mit diesen außergewöhnlichen Landschaften verabschiede ich mich für heute und hoffe, Euch mal wieder etwas interessanten Lesestoff gebracht zu haben.


Blogempfehlung

Mein Blog hat am 27.08.2010 die Auszeichnung "Blogempfehlung" erhalten.

Blogautor(en)

MartinSHL MartinSHL

Xenon-Blender :-)


Jahrgang 1980, schon von klein auf eine Leidenschaft für alles mit Rädern entwickelt. Erst wurde das Fahrrad gepimpt, später die Autos. :D

Auch beruflich voll dem Automobil verschrieben.

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