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Kopfüber in Down Under

Ein Leben am anderen Ende der Welt

Mon May 31 14:46:40 CEST 2010    |    MartinSHL    |    Kommentare (9)    |   Stichworte: Formel 1, Outback, Roadtrain, Verkehrszeichen

 

 

 

Nach meinem ersten Ausflug in die Arbeitswelt und zu einheimischen (Trink-)Gewohnheiten, kehrte ich nun zurück in die Großstadt Melbourne und quartierte mich direkt am Strand in einem Hostel ein. Die meisten Tage verbrachte ich ziemlich "lazy", hing Sushi-essend in der Stadt rum, feierte das chinesische Neujahrsfest und wartete auf das große Spektakel, welches seine Schatten bereits voraus warf: Das Formel1-Auftaktrennen im Albert Park!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier wird wieder jeder Mann zum Kinde und egal ob man sportbegeistert ist oder nicht, aber diese Show reisst einen einfach mit.

Bei einem Eintrittspreis von nur 99AU$ (rund 60€ damals) auch nicht verwunderlich, echt ein unschlagbarer Preis für die freien Trainingsläufe am Donnerstag sowie für das Rennen am Sonntag, welches durch verschiedene andere Rennen wie z.B. der V8-Serie oder auch dem Oldtimerrennen eingeläutet wurde.

Bereits am Mittwoch vor dem Rennen wurde die gesamte City gesperrt und es gab ein Showfahren quasi "zum anfassen" der F1-Boliden mitten durch die Innenstadt.

Einfach nur spektakulär.

 

Meine riesige BMW-Williams-Fahne schwingend stand ich natürlich in der allerersten Reihe und erweckte dadurch die Aufmerksamkeit eines australischen TV-Senders. Nachdem mir die Reporterin 5x die selbe Frage stellte, ich diese jedoch aufgrund des Motorenlärms nicht verstehen konnte (oder lag es noch immer an meinem grottenschlechten Englisch...?! :confused: :D) gelangte dieser Mitschnitt leider nie ins öffentliche TV und meine steile Leinwandkarriere war vorbei, bevor sie begonnen hatte... :D

 

 

Das Rennen selber war natürlich auch eine umwerfende Erfahrung, wahnsinns Stimmung, zig Tausende Menschen auf einem Haufen und gute Laune soweit das Auge reicht.

OK, man sieht, es gab doch zumindest einen Menschen, der sich davon nicht beeindrucken lies. :D

Sei ihm der Schlaf gegönnt.

 

 

 

2 Tage später brach ich aber auf, um meinen unbekannten Weg um den Kontinent herum fortzusetzen.

Meine Mitfahrbesatzung hatte ich gegen ein deutsch-irisches Pärchen getauscht, wodurch ich nun endlich gezwungen war, permanent englisch zu sprechen. (Kann man irisches englisch eigentlich überhaupt als "englisch" bezeichnen?!) :D :D :D

Übrigens ein Vergleich, welcher mich später auf meiner Reise noch öfters in kleinere Schwierigkeiten brachte.

Was müssen die Iren das auch so verdammt genau nehmen, wenn man sie als "Engländer" bezeichnet...^^

 

Von Melbourne aus ging es los Richtung Adelaide, entlang der "Great Ocean Road", einem Streckenabschnitt, auf welchem sich die Straße wunderschön entlang einer atemberaubenden Küste schlängelt. Hauptattraktion sind die "12 Apostels", eine Säulenformation, welche sich bildete, aufgrund der starken Brandung die weichere Erdteile weggeschwemmt und nur die versteinerten Bereiche stehen lies. Der Name sagt es, es waren mal 12, zu meiner Zeit standen davon noch 8, wenige Tage später ereilte einen Apostel das gleiche Schicksal, welchem auch die anderen vorher schon erlegen waren; er gab der Brandung nach und versank im Meer.

 

Adelaide selbst...nunja, wie soll ich es sagen...für mich wohl eine Art "Schicksalstadt"...langweilig ohne Ende, zumindest für mich persönlich. Nicht viel los, spätestens 18Uhr werden die Gehwege hochgeklappt, einzig zum Saint Patricksday (dem irischen Nationalfeiertag) war die Hölle los. Zumindest in den Pubs. Meinen irischen Begleiter konnte man mehrere Tage lang nicht mehr ansprechen. *hicks* :p

 

Erneut nahm ich Arbeit auf einer Apfelplantage an...und begrub damit mein Schicksal, denn ich traf den nervigsten, großmauligsten, unkoordinierdesten und vor allem chaotischten Typen: Daniel! Ein Typ, der alles schon erlebt haben will, alles natürlich 3x besser, und wenn nicht selber erlebt, dann aber jemanden kannte, dessen Onkel einen Bruder hatte, der beim Schwager mal gehört haben will...

Ein Typ, bei dem man echt permanent nur den Kopf schütteln konnte.

 

Tja, was soll ich sagen...wir wurden sofort "Best Mates"...vermutlich, weil wir absolut gegensätzlich waren. Konnte ja keiner ahnen, dass wir dann noch zufällig die nächsten 7 Monate auf gemeinsamer Tour verbringen. :D

 

4 Wochen gingen hier in Adelaide recht unspektakulär, dafür mit vielen Äpfeln ins Land. Unterbrochen nur durch immer wiederkehrende Anekdoten aus Daniels bewegtem Leben sowie 2 Französinnen, welche ebenfalls auf der Farm arbeiteten und bei jedem Frosch der in den Bäumen saß irgendwas von "déjeuner" (Mittagessen) riefen. :D

Ebenso stellte ich erneut mein perfektes Englisch unter Beweis, als ich nach der Bedeutung von "Good onion" ("gute Zwiebeln") fragte. Ein Ausdruck, welchen ich nun mehrfach gehört hatte, wenn jemand etwas positives erzählte. Einzig der Zusammenhang zu den Zwiebeln blieb mir schleierhaft. Also fragte ich....und erntete nur fragende und verständnislose Gesichter, nein war man sich einig, sowas habe man hier garantiert noch nie gesagt.

Irgendwann stellte sich heraus, dass der Spruch "good on you" lautet, was soviel wie "gut für dich" bedeutet. Nunja, ich hatte die Lacher zumindest mal wieder auf meiner Seite. :D

 

Erneut wechselte ich meine Mitfahrer, ab jetzt waren Daniel und Mika aus Finnland mit dabei. Ein Kerl wie ein Wikinger....und mindestestens genauso viele Abenteuer hatte er auch schon erlebt.

Unser Ziel war Perth, die Hauptstadt ganz im Westen Australiens. Und von Adelaide auch nur lächerliche 3.500km entfernt.

 

Wer nun denkt "das sitzt man doch in 2 Tagen ab", der irrt gewaltig. Denn wir benötigten eine geschlagene Woche um unser Ziel zu erreichen.

 

 

Man darf hier als Europäer nicht den Fehler machen und in "deutschen Autobahnen" denken, wo man mühelos 1.000km in ein paar Stunden abspulen kann. Nein, ganz das Gegenteil ist hier der Fall.

Wenn es gut läuft, sind am Tag zwischen 300 und max. 500km drin, letzteres aber nur, wenn man nicht all zu viele Stopps einlegt.

Das liegt zum einen daran, dass in Australien ein Tempolimit von max. 100km/h (manchmal auch nur 90km/h) herrscht und man verdammt gut beraten ist, dieses auch einzuhalten.

Zum anderen ist es extrem anstrengend den ganzen Tag nur stur geradeaus zu fahren.

Keine Kurve, kein Hügel, keine Bäume, kein Gegenverkehr. (die meisten Verkehrstoten in Australien sind auf einschlafen am Steuer zurückzuführen! :eek:)

 

Und da kommen wir zur "Longest straight Road". Ein Streckenabschnitt, so lang und kerzengerade, dass man ihn angeblich auch aus dem Weltall sehen kann. Und wenn man denkt, es ist nach fast 150km endlich mal Abwechslung in Aussicht, ja dann hat man sich getäuscht.

Es wird zwar kurz vor Ende der 90 Mile Road durch mehrfache Verkehrsschilder darauf hingeweisen, dass man nun mit erhöhter Vorsicht weiterfahren soll, da eine Kurve kommt....ähm...nunja....lassen wir australische Straßenbauer einfach mal in dem Glauben, sie hätten da wirklich eine Kurve hingebaut. ;)

Mehr als eine Abweichung von nur wenigen Grad ist das, was da kommt, nicht wirklich, nur um danach auf weiteren knapp 100km absolut kerzengeradeaus zu verlaufen.

Alle hier gezeigten Straßenbilder wurden übrigens im Abstand von mehreren hundert Kilometern aufgenommen. Aber wie man sieht, sieht man nix, was dann auch die Eintönigkeit beim Fahren erklärt.

 

Dies führte dann sogar so weit, dass ich während der Fahrt glaubte, Häuser auf der Straße sich bewegen zu sehen.

Von meinen beiden auf der Rückbank dösenden Mitfahrern erhielt ich nur ein "Jaja Martin, ist gut...". Aber nun hatte ich endlich mal recht. Was man eben nicht so alles mitten im Nirgendwo zu sehen bekommt.

Übrigens, auch dies ein gewaltiger Unterschied zu europäischen Straßenverhältnissen: das Überholen eines solchen rechts zu sehenden Roadtrains beansprucht bis zu 2km, um daran vorbei zu ziehen. Auch eine Sache, an die man sich erstmal gewöhnen muss. (Vielleicht haben die deshalb so elend lange gerade Straßen^^)

 

Und wenn wir nun schon bei skurillen Dingen im Outback sind, anschließend mal ein paar mehr als merkwürdige Hinweisschilder, welche mir so vor die Linse gekommen sind.

Da wird zum einen 500km (!!!) vorher auf eine Grenze hingewiesen, oder dass man sich mitten in der Wüste Wale anschauen soll.

Ebenso geben die Entfernungen auf den Schildern einen ersten Vorgeschmack darauf, welche unvorstellbaren Weiten auf diesem Kontinent herrschen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Damit verabschiede ich mich erstmal mit meinem dritten Teil auf dem Weg nach Perth, von wo aus dann das Abenteuer erst so richtig losgehen sollte! Seid also gespannt, es wird hier in Kürze ausgiebig weitergehen. :)


Thu May 20 13:40:44 CEST 2010    |    MartinSHL    |    Kommentare (20)    |   Stichworte: Australien, Auto, Campen, Camping, Ford, Melbourne, Sydney, Zelt

Nachdem es im ersten Teil meines Blogs um das ganze "vorher" ging, habe ich nun mein Traumziel erreicht.

Ab jetzt werde ich hier von meinen ereignisreichen, spannenden, teils skurilen Erfahrungen und Erlebnissen Down Under berichten.

 

Ein fast nicht endend wollender 24h-Flug liegt hinter mir...kurzer Zwischenstopp in Singapoore, dann weiter Richtung Sydney, direkt hinweg über das wenige Tage vorher durch den Tsunami völlig zerstörte Indonesien, welches selbst aus luftiger Höhe einen Anblick des Grauens bietet.

 

Aber dann habe ich es endlich geschafft, ich setze zum ersten mal im Leben Fuß auf die andere Seite der Erde.

Hier liegt sie also, meine ungewisse Zukunft. Jedoch bin ich im Moment viel zu erschlagen, um mir viele Gedanken machen zu können, schließlich hatte ich bereits die letzten 2 Nächte in Deutschland vor Aufregung kaum geschlafen, dann bereits einen vollen Tag noch in Frankfurt hinter mir und während des Fluges war auch nicht wirklich an viel Schlaf zu denken, daher war ich nun fast 48h nonstop wach, aber dank Zeitverschiebung von 12h zwischen Australien und Deutschland war es nun später Vormittag, dazu 35Grad und strahlender Sonnenschein. *Herrlich*

 

 

 

Daher war es dann auch nicht verwunderlich, dass ich kurz nach meinem Check-in im Hostel wie ein Stein ins Bett fiel und erst am nächsten Tag wieder erwachte...nur um dann festzustellen, dass man mir bereits das Handy geklaut hatte. Prima, das ging ja gut los... :(

 

Aber was solls, ich war hier, und das allein zählte.

Die nächsten Tage gingen mit viel Sightseeing (Sydney Harbour Bridge/Opera/Sydney Zoo/...), Sonnenbaden am berühmten Bondi Beach und einigen noch zu klärenden Behördengängen ins Land. Schließlich musste man sich ja auch um ein Konto, eine Steuernummer und diverse andere Sachen kümmern. Unter anderem ja auch um ein neues Telefon... :rolleyes:

 

Wenngleich ich sagen muss, dass Sydney eine gigantische Superlative ist im Vergleich zu allem, was ich bisher erlebt hatte, so packend, fesselnd, spannend und abwechslungsreich, dass man wohl Monate hier verbringen hätte können, packte mich dennoch nach nicht ganz 2 Wochen die eigentliche Abenteuerlust, schließlich war ich ja den weiten Weg gekommen, um etwas zu erleben, um das große unbekannte Land zu entdecken.

 

Nur wie stellt man das am Besten an?

Richtig, mit einem eigenen Auto....das war auch schnell gefunden, schließlich gibt es die gerade in den Backpackerhochburgen wie Sand am Meer, jeder hat was zu verkaufen. So kam es dann, dass ich nach wenigen Tagen stolzer Besitzer meines ersten eigenen australischen Fahrzeugs war:

 

Ein Ford Falcon Stationwagon, mit seinen knapp 320.000km die er gerade runter hatte war er also für austral. Verhältnisse quasi erst eingefahren. :D

3,9L Hubraum, Automatik und Platz ohne Ende! Ach ja, und natürlich eine Klimaanlage, welche nicht funktionierte...^^

Wie man auf dem Bild links erkennen kann, befand sich der Wagen auch sonst in einem fast perfekten Neuzustand. :D

(In good old Germany hätte es vermutlich hierfür keinen TÜV mehr gegeben...aber hier war eben alles ein bisschen anders)

Getauft wurde das gute Stück "Dorie" in Anlehnung an "Findet Nemo", der ja auch in Australien spielte.

 

 

 

Nun konnte es endlich losgehen ins lang ersehnte Abenteuer....ähm...wobei...nein...auch hier hatte ich mal wieder etwas vergessen:

Es ist ein mir bis dato unbekanntes Auto, mit einem Lenkrad auf der falschen Seite, Automatik (welche ich bis dahin noch nie im Leben gefahren bin), Blinker und Scheibenwischer seitenverkehrt zu europ. Modellen....und am allerschlimmsten; es war Freitag Mittag Rush-Hour in einer mir völlig fremden Großstadt mit Linksverkehr...*aaaargh* :eek: :eek: :eek:

Nungut, Augen zu und durch! :cool:

 

Mit Verpflegung und Campingausrüstung vollgepackt bis unter die Dachkante machte ich mich mit 2 weiteren Mitfahrern auf den Weg Richtung Süden und die Skyline von Sydney wurde alsbald immer kleiner im Rückspiegel. Ich konnte es innerlich fast nicht glauben, aber jetzt ging es endlich los. Vor mir lag das ehrgeizige Ziel, den Kontinent einmal komplett auf eigene Faust zu umrunden...rund 50.000km pures Abenteuer!

 

 

Aber halt...da gab es ein Problem... ich HASSTE Camping (shit...hätt ich mir das nicht vorher überlegen sollen?! *grübel*). :D

Egal, was solls, das gehörte nun eben auch dazu. Aber als Autoeigentümer nahm ich mir erstmal das Recht raus, meine beiden Begleitungen im Zelt pennen zu lassen, während ich im Kofferraum schlief....der Ford war ja zum Glück groß genug für 2 Leute. :)

 

Unser erstes großes Ziel hies Melbourne, jedoch liesen wir uns sehr viel Zeit bis dahin, bogen immer mal wieder links oder rechts von der Strecke ab, blieben hier und da mal ein paar Tage länger, verweilten in traumhaft schönen Ortschaften wie Eden oder auch Lakes Entrance.

Gestört wurden solche idyllischen Momente immer nur durch wild hupende Verkehrsteilnehmer, die mir mehrfach zu verstehen gaben, dass ich auf der falschen Seite unterwegs bin. Tja, die Macht der Gewohnheit war wohl offensichtlich anfangs doch recht stark... :D

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

...bis kam, was kommen musste....mitten in der Pampa fing "Dorie" aufgrund eines gerissenen Keilriemens an zu kochen...somit tat sie es dem Wetter gleich, es herrschten stickige an die 40Grad, die Sonne brandte gnadenlos vom Himmel und das einzige, was sich durch diese Bedingungen nicht abhalten lies, waren unzählige Fliegen, die sich auf einen stürmten, sobald man das Auto verließ.

So ergab es sich jedoch, dass ich den ersten echten Kontakt zu einem waschechten Australier bekam, als er mit seinem Geländewagen die Straße entlang kam und mit einem freundlichen "G´day! " sofort seine Hilfe anbot. Auf gute alte Art nahm er einen alten Stofflappen und ersetzte den Riemen...hielt bloß leider nicht ^^.

Also fuhr er mich in die nächste Stadt, wo ich in einer Werkstatt Ersatz besorgte, fuhr mich auch wieder zurück zu meinem Wagen und reparierte mir alles. Danach verabschiedete er sich mit einem freundschaftlichen Händedruck.

Dies ist eine Sache, wie man sie in nahezu jedem Einheimischen findet....super freundlich, super hilfsbereit...man muss sie einfach lieben, die "Ozzis". :)

 

 

Nun konnte es weiter Richtung Melbourne gehen, Australiens zweitgrößte Millionenmetropole, welche Sydney in nichts nachstehen, jedoch nicht ganz so "businesslike", dafür aber mehr kulturell sein sollte.

Selbstverständlich gab es auch hier erstmal ein bisschen Sightseeing wie den Federation Square, Flinders Street Station oder auch St.Kilda, einer der bekanntesten Strandregionen von Melbourne. Hierzu dann im nächsten Blogartikel mehr, denn nach Melbourne bin ich ein zweites mal gekommen, da ich unbedingt das Auftaktrennen der Formel 1 live erleben wollte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach nun über 3 Wochen, einem Autokauf und vielen Ausflügen neigte sich mein erstes Erspartes dem Ende entgegen. es gab zwar noch eine Reserve, aber das Visum nennt sich ja Work&Holiday, also warum nicht auch mal nach einer Finanzaufbesserung Ausschau halten. So ergab es sich, dass ich einen Job in der rund 200km nördlich gelegenen Stadt Shepparton auf einer Obstplantage erhielt.

Ja...richtig gelesen: der Banker fängt mit Obstpflücken an. :D

Endlich werden die Finger beim Arbeiten auch mal schmutzig. *lol*

 

 

 

Der Job selber ist leicht erklärt: Pflücke soviel du kannst in so wenig wie möglich Zeit. Sogenannte "Bins" (Kisten) müssen gefüllt werden, Bezahlung erfolgt pro Kiste, wer also schnell ist und die meisten Bins füllt, verdient am meisten.

Aufstehen 5Uhr früh, spätestens 6Uhr aufm Feld, um nicht in der vollen Mittagssonne arbeiten zu müssen...*ächz*

(wo waren nur meine schönen Bürozeiten 8-16uhr?)

Zu ernten gab es fast alles; Äpfel, Birnen, Pflaumen, Orangen, ...

 

Da ich bisher nur mit Deutschen gereist war, ergab sich für mich leider nicht viel Gelegenheit, mein Schulenglisch einzusetzen, bzw. sogar aufzubessern.

Hier jedoch war alles Multi-Kulti, angefangen von uns Deutschen, über Engländer, Iren, Franzosen, Finnen, Holländern ... und eben auch Einheimischen arbeitete alles und jeder auf solch einer Plantage.

Nun konnte ich auch endlich englisch sprechen....dachte ich....jedoch wurde jegliche Art von Konversation bereits im Keim erstickt, da ich, um Antworten hätte zu können, überhaupt erstmal das Gesagte verstehen hätte müssen.

Wie dem geneigten Leser auffällt, gibt es hier ein paar zu viele Variablen in Form von "hätte, wäre, wenn"... :D :D :D

 

Nachdem ich dann meinen Gesprächspartner fragte, aus welchem Land er denn käme, und die Antwort, soweit ich das interpretieren konnte, etwas mit "Australia" enthielt, glaubte ich zuerst noch daran, dass er mich auf den Arm nimmt. Denn das, was ich hörte, war von meinem Schulenglisch so weit entfernt, wie der Pluto von der Erde. (Jedoch hätte mir spätestens dann, als er zwischendurch vom billigen australischen Bier bereits leicht schwankend aufstand, um ein Fahrrad zu fahren, welches mittels Umlenkrollen immer genau das Gegenteil von dem machte, wohin man eigentlich lenkte, klar sein müssen: das kann nur ein Australier sein! :D )

Jaja, die haben aufm Land offensichtlich nicht allzuviel zu tun, daher kommt man wohl auf solch skurilen Erfindungen...

 

Mittels Wörterbuch verliefen die dann folgenden Gespräche zum Glück einigermaßen verständlich, wenngleich ich ihm immer mal wieder das Wort "mumbling" in meinem Dictionary zeigen musste, was "nuscheln" bedeutet. :p

 

So hatte ich nun also endlich mein erstes kleines Stück von Australien erkundet, Einheimische kennengelernt und das Arbeitsleben erfahren.

Jedoch hielt es mich hier nicht lange und nach rund 2 Wochen kehrte ich zurück nach Melbourne und zur Formel 1, und anschließend in die ersten richtig unbewohnten Regionen. So langsam lernte ich, in einem fremden Land auf eigenen Füßen zu stehen...

 

Fassen wir zusammen:

- Englisch ist nicht immer Englisch

- Wenn es heisst "Linksverkehr", dann ist damit auch LINKS gemeint! ^^

- Polen gibt es auch in Australien (*scherz*) ;)

 

To be continued...


Mon May 17 18:36:08 CEST 2010    |    MartinSHL    |    Kommentare (29)    |   Stichworte: Australien, Down Under, Meer, Palmen, Qantas, Sonne, Strand, Umzug, Urlaub

Hallo MT´ler, Abenteurer, Auswanderer, Neugierige, "Möchtegern-Crocodile-Hunters", usw., dies wird mein Blog über mein Leben am anderen Ende der Welt. Im ersten Artikel werde ich über die Anfänge, Hintergründe und Gedanken, welche mich seinerzeit beschäftigten, schreiben.

Folgen werden dann weitere Artikel über meine abenteuerliche Zeit in Down Under, wo ich die besten 1,5 Jahre meines Lebens bisher verbringen durfte.....ich hoffe, dass es viele interessierte Leser geben wird, spannend ist und wird es auf alle Fälle. ;)

 

 

Wo fängt man solch eine Geschichte an? Am besten gaaaaaaanz bis vorne:

Es war einmal, in einem kleinen Städtchen mitten im Thüringer Wald ein junger Kerl Anfang 20, nennen wir ihn einfach "Martin".

Er hatte Träume von der großen weiten Welt....von aufregenden Abenteuern...gefährlichen Kämpfen....nunja, das übliche "Männergespinne" eben. :D

 

 

Was will man groß erzählen, das Leben in einer (aus meiner damaligen Sicht) langweiligen Kleinstadt, wo man jeden Freitag abend zur selben Uhrzeit die selben Menschen in Begleitung stets der selben Personen am selben Ort sieht, kommt schnell Langeweile auf.

Beruflich war zwar der Job in einer Bank recht sicher, aber auch da übertönte das alltägliche Einerlei. :(

 

So entstand tief im Inneren der Gedanke, etwas "großes und aufregendes im Leben zu machen, wovon man noch seinen Urenkeln erzählen konnte".

Nur was tun?

  • In den Nachbarort ziehen? Nein, nicht aufregend genug...
  • Lichter auf der Autobahn fangen? Ähm...nein, auch keine gute Idee...
  • Flugzeugentführung? zu illegal...
  • Martin for President? Dafür bin ich nicht korrupt genug...

 

So kamen und gingen einige mehr oder weniger sinnvolle Ideen, bis für mich klar war, was ich will:

Es muss im Ausland, einen Hauch von Abenteuer vermitteln, am besten Englischsprachig sollte es sein und wenn ich schon Wünsche habe, dann bitte auch Sonne, Strand und Meer.

 

 

 

Was blieb also übrig:

  • England: Sonne, Strand und Meer? Nee, da passte irgendwas nicht.
  • Amerika: Schöne Idee, leider unter regulären Bedingungen nur für 6 Wochen möglich.
  • Australien: Weit weg = Ja! / Abenteuer = Ja! / Englischsprachig = Ja! (Ok, hier sollte ich kurz nach meiner Ankunft eines besseren belehrt werden... :D) / Sonne, Strand und Meer = Jaaaaaaaa!

 

Nun galt es also, sich um die Vorbereitungen zu kümmern....es war Frühling 2004...also am besten mal all seine ungeordneten Verhältnisse bis Jahresende auf die Reihe bringen und mit dem großen Abenteuer dann 2005 loslegen.

 

Als erstes: die Eltern! :eek:

Ich wusste, ich hatte irgendwas wichtiges an der Planung vergessen...^^

Von anfänglichen Schockreaktionen wie "Das kommt überhaupt nicht in Frage!"....über "Das ist nicht dein ernst!"....blieb Ihnen nach einer Weile nichts anderes übrig als zu akzeptieren, dass es mir sehr ernst mit dem Thema war. Ein letzter verzweifelter Versuch kam von meiner Mutter mit dem Satz "Kann es nicht wenigstens die Schweiz sein?"

Nette Idee, aber irgendwie mangelt es diesem Bergvolk an Palmen+Meer...kam also nicht in Frage. :D

 

So kam es also, dass ich kurz nach diesem Entschluß meine Wohnung auflöste. Jedes einzelne Möbelstück wurde verkauft, alles was auch ansonsten nicht niet und nagelfest war wurde zu Geld gemacht, damit ich zumindest ein bisschen Taschengeld auf die große Reise nehmen konnte. Ich zog für das nächste halbe Jahr ins Gartenhaus meiner Eltern, wechselte um Geld anzusparen vom Auto aufs Fahrrad und verbrachte einen Sommer, welcher gedanklich bereits vom großen Abenteuer geprägt war.

 

Der Sommer ging, der Herbst kam, und damit auch die Entscheidung, die ich bisher immer vor mir hergeschoben hatte, weil sie das ganze auf eine gewisse Art endgültig machte: Die Kündigung bei meinem Arbeitgeber...

 

Nachdem das jedoch erledigt war, vergingen die letzten paar Wochen wie im Flug und das Abreisedatum rückte immer näher.

Flugticket war bereits gebucht, die paar wenigen Habseeligkeiten, welche ich nicht zu Geld gemacht hatte waren in einem großen Rucksack verstaut, die Abschiedsfeier war eine riesen Party...wenngleich einem da bewusst wird, dass man all diese Menschen für sehr lange Zeit nicht mehr sehen wird.

 

Und dann war er da: der 11. Januar 2005....23.55 Uhr Abflug von Frankfurt/Main mit einer Boing 747-400 von Qantas. Ein Flugzeug so riesig, wie ich es bis dahin noch nicht gesehen hatte.

Unter tränenreichen Abschied hieß es dann "Boarding complete" und ich startete mein persönliches großes Abenteuer, hinein in ein neues, aufregendes, und vor allem unbekanntes Leben. Ungewiss dessen, was da vor mir liegt, was alles auf mich zukommt und wie es dort sein wird.

 

24 Stunden Flug mit viel Zeit zum nachdenken....viel Zeit zum 5xmaligen Anschauen aller Boardfilme...und viel Zeit um sich den Gang zum Board-WC zu verkneifen, da man dummerweise bei der Sitzverteilung einen der mittleren Plätze in einer Viererreihe erwischt hatte.... :D

 

Im nächsten Artikel erfahrt ihr dann, welche Startschwierigkeiten man so alles in einem fremden Land hat, warum eben doch kein englisch in Down Under gesprochen wird...und vor allem, wie schön es ist, auf der verkehrten Seite Auto zu fahren...insbesondere dann, wenn man der einzige ist, der auf der verkehrten Seite fährt... :D

 

 

To be continued...

 

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Blogempfehlung

Mein Blog hat am 27.08.2010 die Auszeichnung "Blogempfehlung" erhalten.

Blogautor(en)

MartinSHL MartinSHL

Xenon-Blender :-)


Jahrgang 1980, schon von klein auf eine Leidenschaft für alles mit Rädern entwickelt. Erst wurde das Fahrrad gepimpt, später die Autos. :D

Auch beruflich voll dem Automobil verschrieben.

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