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Granada75

Blog vonGranada75

Fri Aug 28 08:35:51 CEST 2015    |    Granada75    |    Kommentare (41)

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Jetzt ist er doch endlich auf die Zielgerade eingebogen, der blaue Granada '75 als 2,3 GL Automatik. Apropos Automatik: auf den '72er-Modellen konnte man noch oft genug den stolzen Schriftzug "Automatic" (mit c) auf der rechten Seite des Kofferraumdeckels lesen, beim '75er ist das dann entfallen. Nach der Ölkrise war es wohl nicht mehr so hip, mit einer zwar komfortabel schaltenden, aber trägen und den Spritverbrauch in die Höhe treibenden Automatik unterwegs zu sein und das auch noch zu zeigen. Nein, Understatement war angesagt und so beraubte der neue Chef bei Ford den Granada auch gleich mal von jeder Menge Chrom und anderer verspielter Details. Neue kühle Sachlichkeit war angesagt, mattes Schwarz anstelle glänzenden Chroms, sachliche in einem großen Kombiinstrument zusammengefaßte Anzeigen anstelle einzelner tiefer Röhren, die von einem Holzimitatrahmen eingefaßt waren. Das letzte verbliebene Zugeständnis an den verblassenden Geist der späten 1960er-Jahre blieb das Vinyldach und natürlich konnte auch ein Bob Lutz den Granada nicht seines gesamten Chroms berauben, es war noch immer reichlich davon vorhanden.

 

In den vorelektronischen Zeiten der 1970er, in denen Plüsch im Innenraum und grelle Außenfarben dominierten, war die Liste der Extras, die ein Autokäufer ankreuzen konnte, noch recht überschaubar. Mein Blauer muß ein Weihnachtsgeschenk des Familienvaters an sich selbst gewesen sein, darauf deutet die Erstzulassung am 24.12.1975 hin. Allzuviele Geschenke machte er sich über die serienmäßige GL-Ausstattung hinaus allerdings nicht. Er gönnte sch das Vinyldach, eine Anhängerkupplung und die Metallic-Lackierung - das war's. Man kann aber auch verstehen, daß er nichts weiter brauchte, denn die serienmäßige Ausstattung des Granada GL war äußerst umfangreich (Auszug):

 

- Bilstein Gasdruckstoßdämpfer

- Servolenkung

- H4-Halogen-Hauptscheinwerfer

- Halogen Nebelscheinwerfer

- Einzelliegesitze vorn

- Handschuhkastenbeleuchtung

- Innenleuchte hinten

- Kofferraumbeleuchtung

- Teppich im Kofferraum

- Lenkrad mit Lederbezug

- Quarz-Uhr und Zigarettenanzünder in der Mittelkonsole, beleuchtet

- linker Außenspiegel von innen einstellbar

- Stahlkurbeldach, hinten hochstellbar

- Heckscheibenheizung

- elektrische Scheibenwischwaschanlage mit zwei Wischgeschwindigkeiten

 

Und der Granada bietet Dinge, die heute nicht mehr selbstverständlich sind, Aufpreis kosten oder gar nicht mehr zu haben sind:

 

- Aschenbecher und Zigarettenanzünder vorne und zusätzlich hinten Aschenbecher in den Türen

- ein vollwertiges Ersatzrad inklusive Werkzeug zum Wechseln

- große Fensterflächen und viel Sicht nach draußen (auch wenn die Karosserie des Granada von den Testern damals als vergleichsweise unübersichtlich eingestuft worden war)

- viel Platz im Innenraum bei vergleichsweise kleinen Außenmaßen (der Granada als Limousine ist "nur" 4,59m kurz und 1,8m breit).

 

Der Granada GL als Limousine kostete 1975 17050,- DM, zum Vergleich: dafür bekam man bei Volkswagen schon zwei Golf. Und wenn man das vor Augen hat, dann stellt man plötzlich auch fest, daß 1022,- DM Aufpreis für das automatische Getriebe ganz schön viel Geld waren. Und man kann erst recht verstehen, warum kaum jemand damals die Klimaanlage im Granada angekreuzt hatte, sie hätte den Kaufpreis um satte 2235,- DM erhöht. Dagegen war der Wunsch nach der mittleren Motorisierung, nämlich dem insgesamt äußerst beliebten 2,3l V6-Motor mit 108PS, für weitere 315,- DM recht günstig zu erfüllen.

 

Das wertvollste Extra des Granada stand damals jedoch auf keiner Aufpreisliste, den Chefs in den Entwicklungs- und Finanzabteilungen bei Ford war zum Glück auch gar nicht bewußt, daß sie den Wagen damit ausstatteten, sonst hätten sie dafür sicher Unmengen an Geld verlangt. Der Granada ist ab Werk mit einer riesigen Portion Flair der Siebziger Jahre ausgestattet worden, wie es kaum ein anderes Auto aus dieser Zeit besitzt. Klar, der Mercedes 123 ist auch ein schöner Wagen, aber viel zu sachlich, die Opel aus jener Zeit sind ebenfalls viel zu sachlich und von den Fahrzeugen aus Wolfsburg will ich gar nicht erst reden. Aber die Formen des Granada sind für mich ganz persönlich einfach zum Zungeschnalzen. Hatte je ein Auto aus deutscher Produktion einen geileren Hintern? Wo sonst als am Granada kann man vor Übermut strotzende schwülstige Formen aus jedem beliebigen Blickwinkel erleben? Wo sonst wenn nicht am Granada wurde noch Chromzierrat mit soviel Stolz präsentiert und war nicht nur Beiwerk, sondern stil- und formgebendes Element?

 

Jede Pore der Kunststoffoberlächen an Sitzen, Armaturenbrett, Dachhimmel und Türverkleidungen atmet den Geist der Siebziger Jahre. Ich bin Jahrgang 1970 und find das einfach nur geil!

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Mon Apr 06 11:58:36 CEST 2020    |    tomalien

Wie die Zeit doch vergeht!

Mein erster Wagen war ein Ford Taunus (Knudsen) 1,6 l Motor, Bj 74.

Danach kamen drei Granada: XL Fastback Bj. 74,

Dann ein hellblauer GXL mit der 2,3 l Maschine, die ich mit einem Freund gegen einen 289cui V8 von Ford tauschte. Der Umbau ging das einfach. Nur erlaubt war es natürlich nicht.

Der letzte Granda war ein 1979er zweitüriger Ghia Limousine mit 2,8 l Einspritzer V6 Motor. Heute trauere ich den Wagen hinterher. Ich hätte den Fastback behalten sollen.

Fri Dec 15 07:33:56 CET 2023    |    Frankyboy379

Du hattest 3 XL Granada?

Das halte ich für enorm denn die XL Variante gab es nur für kurze Zeit in 1974.

Deine Antwort auf "Restaurierter Ford Granada 2,3GL '75"

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