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Wed Jul 09 12:16:45 CEST 2014    |    cookie.666    |    Kommentare (33)

Auch für Car Hifi Freunde eventuell mal interessant und ein Denkanstoss.

 

 

Kritische Betrachtungen zu Thema Hi-Fi, Tests und Zeitschriften und warum High End lieber High Price heißen sollte.

 

Ich gebe es zu – auch ich habe viel, viel zu lange den Märchenstunden renommierter Hi-Fi-Test und Hi-Fi-Selbstbauzeitschriften gelauscht. Und viel zu spät wurde mir klar: Geld verdient nur, wer Teures gut verkauft. Und jeder Hersteller, Tester, Händler und Verkäufer möchte bezahlt werden - vom treuseeligen Kunden.

 

Nehmen wir zum Beispiel die diversen Selbstbau-Zeitschriften, die einen Großteil ihrer Einnahmen von den Herstellern und Händlern beziehen, die Anzeigen in der Zeitschrift schalten.

 

Jedes, aber verdammt nochmal wirklich jedes, Projekt was diese angehen klingt – nach deren Aussage – gut, außergewöhnlich, einzigartig (was ja im Auge des Erbauers liegt und von daher nicht einmal falsch sein muss).

Nicht ein einziges Mal steht da zu lesen: okay, Idee war gut, Umsetzung auch, klingt aber nicht so doll, empfehlen den Nachbau nicht.

Aber der Zeigefinger wird ständig erhoben: Mache dieses nicht so, sondern nur so und wehe dem, der anderes tut. Lustigerweise findet man dann im nächsten Heft einen Bauvorschlag, bei dem es eben genau so ‚falsch‘ getan wird und es ist dann ein Geniestreich, der nur just bei diesem Projekt geglückt ist – was natürlich genau so geplant war. Ähem… ja…

 

Weiter in den Ungereimtheiten: Erst ist guter Klang die perfekt ebene Frequenzganglinie von 20 bis 20000Hz mit superschnellen Ausschwingverhalten. Dann wird ein ‚High End Monitor‘ Lautsprecher mit katastrophalem Frequenzgebirge (teilweise 12dB Spitzen und Täler wo dann darunter zu lesen steht: ‚im Mittel sehr ausgewogen‘) und üblen Resonanzen (da liest man dann, dass diese sich nicht störend bemerkbar machen) vorgestellt, der einen unvergleichlich neutralen, fein auflösenden und direkten Klang hat. Mööp – der denkende Mensch fühlt sich jetzt irgendwie verarscht.

 

 

Es geht munter weiter:

Es werden munter verschiedenste Chassis kombiniert, die selbst für den unbedarften Laien so nicht zusammengehören können. Ein 10 Zoll PA-Bass mit einem 1 Zoll HiFi-Hörnchen, getrennt bei 3kHz (für den Bass zu hoch, für das Mini-Horn zu tief). Fertig ist die audiophile High-End-Partybox!

15 Zoll Bass in ein loses Brett geschraubt und ohne Gehäuse? Klar, ein High End Dipol Subwoofer! Ein was??? Aber… Frequenzauslöschung durch Druckausgleich… Und… Ach was! Geht alles – man muss nur wollen. Oder besser: man muss nur glauben.

 

Also ich glaube mittlerweile, man will da Sch… für Gold verkaufen. Hauptsache man kann dem Leser und potentiellen Kunden der Anzeigenschalter etwas Neues vorsetzten, was den Will-haben-Effekt auslöst. So dass man dann, von schönen Worten und blumigen Phrasen angespitzt, bald bei einem der Anzeige-Kunden einen Bausatz oder ein paar überteuerte Chassis ordert.

 

 

Eine weitere, nicht tot zu bekommende Mär: die Frequenzweichenbauteile… Ich gebe es ja zu. Ich persönlich höre keinen – absolut keinen – Unterschied zwischen einem bipolaren Billistg-Elko für 40 Cent und einem High-End-Supreme-Gold-Gedöns-MKP für 10 Euro, benutze aber trotzdem Folien-Kondensatoren. Einfach weil Elkos altern, ihre Werte mit der Zeit ändern, Verluste haben und irgendwann hinüber sind. Ein Folien-C hält fast ewig, ist robust und die Werte bleiben fast konstant. Aber ich denke ein günstiger MKT oder meinetwegen MKP reicht selbst für übelste Klangfetischisten allemal. Und bitte, wozu einen 600 oder gar 800Volt Kondensator für teuer Geld einbauen, wenn der Verstärker dann eh kaum 50 Volt bringen kann? Weil die Tester einer Zeitschrift meinen dass das so besser ist? Das ist reine Geldmacherei!

 

 

Nächstes Thema: die Testzeitschriften – wie sie da alle heißen mögen! Ob Home-, Surround- oder Car-Hifi.

 

Natürlich klingt die sündhaft teure Standbox aus erlesenem, mehrschichtigem Mahagoni-Wurzelholz mit resonanzminderndem Edelbitumen aus geheimen indischen Erdölquellen, mit einem 30 Zoll Magnesium-Druckguss Bass-Chassis mit handgeschöpfter Papiermembran aus seltenstem Pergament, vergoldeter 200mm Schwingspule und Magnetpillen aus feinstem Neodym-Alnico-Ferrit-Hybrid-Material, sowie dem Diamant-Kalotten-Hochtöner mit Titaniumbeschichteter Berylliumaufhängung und den Weichenbauteilen, die jedem Umspannwerk zur Ehre gereichen würden, unglaublich feinsinnig, plastisch, durchzeichnend und detailreich. So detailreich, dass man Details aus der Musikkonserve hört, die wohl nicht mal der Abmischmeister bei der Aufnahme erahnt hat.

Komischerweise klingt aber für 99,9 Prozent der Menschheit die ein dutzend Preisklassen günstigere Sperrholzbox mit ihrem Pappe-Gummi-Blechkorb-Ferrit-Woofer und dem 0815 Gewebehochtöner nicht hörbar schlechter.

 

Aber wahrscheinlich nur deswegen, weil diese geistigen Gratins die Boxenkabel nicht in der richtigen Stromflussrichtung angeschlossen haben. Ironiealarm!

 

 

Der nächste Witz bei den Verstärkern. Ja, es gibt in den Testredaktionen tatsächlich Leute die hören deutliche Unterschiede zwischen einem Pioneer-Vollverstärker und einem Kenwood-Vollverstärker der gleichen Preisklasse (die wahrscheinlich auch noch vom selben Band purzeln und dann entsprechend gelabelt werden). Unterschiede, die kein Messgerät erkennt. Unterschiede im Milli-dB Bereich. Im ns-Bereich. Respekt!

Die gleichen Späße bei aller Art von Signal-Quellen. Ja, nicht nur, dass diese Maestros des Gehörs bei Chinchkabeln hörbare Unterschiede vernehmen, nein, sogar die Stromkabel machen den entscheidenden Unterschied zwischen dumpfen und spritzigem Klang. Selbst wie der Stecker in die Dose kommt ist von entscheidender Wichtigkeit – elementar sozusagen. Weniger wichtig scheinen die Schweinereien zu sein, die unabdingbar im normalen Stromnetz rumgeistern und die einen solchen Test von Vornherein zum Humbug verdammen würden.

 

 

Nicht unerwähnt bleiben soll auch, dass die Testergebnisse gleicher Produkte regional sehr weit auseinanderliegen können. Ein hochgelobtes, deutsches High-End-Produkt kann in Amerika gern mal schlecht getestet werden und umgekehrt. Natürlich nur weil die jeweiligen Hörgewohnheiten abweichen. Wessen Hörgewohnheiten eigentlich genau? Meine? Die der Deutschen? Der Amerikaner? Oder die, der Tester? Oder geht es doch nur darum den regionalen Anzeigen Kunden, der die Zeitschrift mitfinanziert bei Laune zu halten?

Ich zitiere meinen ehemaligen Professor: Glaube nur den Tests, die du selber manipuliert hast.

 

 

Daher mein Fazit:

Natürlich gibt es Unterschiede. Die kleine 10-Euro-Chinakracher-Box aus dünnem Plastik wird einfach schlechter klingen als die ordentlich verarbeitete Holz-Standbox mit gut entwickelten Chassis und vernünftiger Weiche. Das ist prinzipbedingt, physikalisch logisch und für jeden nachvollziehbar. Qualität hat eben einfach einen gewissen Preis. Aber mit weiter steigendem Preis, steigt nicht automatisch die Klangqualität. Nur mit wachem Verstand und etwas Know How findet man schnell optimalen Klang für schmales Geld!

Darum: nicht von der HiFi-Mafia und auch sonst jemandem blenden lassen! Den die leben meist nach dem Motto: Wess' Brot ich ess, dess' Lied ich sing.

 

 

 

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